Scherm | Einmal Leben und Zurück | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Scherm Einmal Leben und Zurück

Die Autobiografie des Gerd Scherm
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95765-834-0
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Autobiografie des Gerd Scherm

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-95765-834-0
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Über dieses Buch: »Lieber Gerd, heute während meiner schlaflosen Nacht war ich bei Dir, mit Dir, in Deinen Texten, die auch in mir einiges nach oben geschwemmt haben. Was für ein reiches, aber auch verwundetes Leben Du hast. Was Du alles ins Leben gebracht hast, durchgestanden und bewältigt hast. Ich liebe die Tiefe, die Differenziertheit Deiner Sprache. Ich assoziiere sie mit der Musik von Henry Purcell, warum auch immer. Ich könnte stundenlang über Deine Texte sprechen, aber ich belasse es beim Fazit: Du hast mir heute meine Nacht mit Deinen Worten gerettet.« Irmtraud Tarr Konzertorganistin, Autorin und Psychotherapeutin

1950 in Fürth geboren und aufgewachsen, lebt seit 1996 in einem alten Fachwerkgehöft in Binzwangen bei Colmberg. Gerd Scherm ist als Schriftsteller und Bildender Künstler tätig. Ab 1972 war er Mitarbeiter von Eugen Gomringer, dem Begründer der 'Konkreten Poesie', und Projekt-Assistent des ZERO-Künstlers Prof. Otto Piene (M.I.T., Cambridge, Mass., USA) für verschiedene Umweltkunst-Projekte und arbeitete als Kreativdirektor für die Rosenthal AG in Selb. Gerd Scherm hat eine Vielzahl von Einzelveröffentlichungen vorzuweisen, darunter Theaterstücke, Lyrikbände, Erzählungen, Satiren und Romane. Einer seiner Schwerpunkte liegt in der Lyrik, die er meist in künstlerisch-bibliophiler Ausstattung präsentiert, und die auch immer wieder zeitgenössische Komponisten zu Werken anregt (Werner Heider, Erwin Koch-Raphael, Ingo Bathow und Franck Adrian Holzkamp). Literarisch-künstlerische Editionen und Aktionen schuf Gerd Scherm gemeinsam mit Otmar Alt, Jean-Marie Bottequin, Ortwin Michl, Josef Obornik, Erich Reusch, Wilhelm Schramm und Brigitte Tast. Gerd Scherm war u.a. Gastdozent an der Universität St. Gallen und an der Freien Universität Berlin im Fachbereich Kultur- und Religionssoziologie.

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Autoren/Hrsg.


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Indian Summer. Die Seele der Dinge
  1992 war das »Kolumbus-Jahr« und man feierte »500 Jahre Entdeckung Amerikas«. Obwohl dies keineswegs die Erstentdeckung dieses Kontinents war und für die dort unfreiwillig entdeckten Bewohner dieses historische Ereignis sicherlich keinerlei Anlass zum Feiern bot. Die Arbeitsgemeinschaft »Kultur im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach« bat die Künstler der Region um Konzepte für FACING AMERICA und lockte mit großzügigen Projektzuschüssen. Wir bewarben uns mit dem Konzept »Indian Summer. Die Seele der Dinge« und wurden angenommen.   Gezeigt wurden die Arbeiten dann in einer Einzelausstellung auf siebenhundert Quadratmetern (!) in der »Galerie zur Zeit« im City Center Fürth.     Aus dem Vorwort meines Ausstellungskatalogs: »Bei meiner Ausstellung INDIAN SUMMER ging es mir keineswegs darum, indianische Kunst zu imitieren oder ihre Ausdrucksformen zu adaptieren, vielmehr ist mein Ansatzpunkt indianisch, d. h. dass auch ich eine emotional-spirituelle Auffassung von Welt habe und mich zur Kategorie der non-indian-indians zähle. [.] Die Seele der Dinge meint die Lebendigkeit aller Erscheinungsformen, egal ob Mensch oder Stein, Wind oder Baum, Tier oder Platz. Aus diesem Verständnis resultiert ein partnerschaftlicher Umgang mit der Welt. Schon zu lange hat die Zivilisationsmaxime ›Macht euch die Erde untertan!‹ zur Naturverachtung und letzten Endes zur Menschenverachtung geführt. Selbst der Begriff ›Natur‹ hat sich bei uns verengt, wird zu eingeschränkt aufgefasst. Sie ist da draußen, außerhalb unserer selbst, wir ›fahren in die Natur‹, als wäre sie etwas Fremdes, von uns Entferntes, und das ist sie wohl auch meistens in unseren Breitengraden. Dabei ist sie in uns und wir immer in ihr. Wenn wir erkennen, dass die Welt keine betriebswirtschaftliche Manövriermasse ist, über die wir nach Belieben verfügen können, sondern die Heimat aller Wesen, dann haben wir auch eine Chance unsere Probleme zu lösen.«   Objekt »Mentales Altarbild 500 n. K.« 183 x 82 x 5 cm. Foto privat.   Natürlich gab es in meiner Ausstellung auch kritische Bezüge zur Situation der Indianer speziell in den USA. Eine sechsundsechzigteilige Wandinstallation mit Tafeln (Tusche auf Holz & Stempel, 280 x 800 cm) visualisiert, dass die indigenen Völker durch permanenten Vertragsbruch betrogen wurden und werden.   »Wand der gebrochenen Verträge – Wall of Broken Treaties«. Ausstellung »Indian Summer. Die Seele der Dinge«. Foto privat.   Bei der Lektüre der Zeitung begegnen uns immer wieder Meldungen, dass anlässlich eines Staudammprojektes, eines Pipelinebaus oder dem Fund von Bodenschätzen Verträge mit den dort ansässigen Indianerstämmen für hinfällig erklärt werden. Jene Verträge, die oft mit der vollmundigen Klausel über ihre Gültigkeitsdauer schließen: »So lange die Wasser fließen und die Wolken ziehen.« Dies brachte mich dazu, mich intensiver mit der Vergangenheit und Gegenwart der Vertragspolitik mit den Indianern Nordamerikas zu beschäftigen. Ich erinnerte mich meiner Kontakte Mitte der 1970er-Jahre mit der Zeitschrift AKWESASNE NOTES, die von der Mohawk Nation an der Grenze USA-Kanada herausgegeben wird. Dort fand ich auch sehr schnell Unterstützung und mein Anliegen wurde an das INDIAN LAW RESOURCE CENTER in Washington D.C. weitergeleitet, das mir umfangreiches Material zuschickte. Dazu muss gesagt werden, dass es keine vollständige Liste der gebrochenen Verträge gibt (»Compiling such a list would be a difficult task because so many treaties have been violated«, Curtis Berkey, ILRC). Immerhin bekam ich eine viele Seiten umfassende Liste von Vertragsbrüchen, die erfasst worden waren. Mir ging es nun darum, eine Auswahl von Verträgen jeweils mit Stammesnamen und Jahreszahl auf »Gedenktafeln« zu bringen, um so die ungeheure Menge an Missachtung zu verdeutlichen. Hinter jeder Tafel meiner Installation stehen unzählige Opfer, stehen Landraub, Unterdrückung, Vergewaltigungen, Mord und Totschlag.     Ausstellung »entARTet«
  Nach der Wiedervereinigung kam es in Deutschland zu einer Häufung von rechtsradikalen Übergriffen, die bis zu Morden führten. Dagegen wollten Friederike und ich 1993 mit einigen Künstlerinnen und Künstlern regional ein Zeichen setzen. Bereits zum Reichsparteitag 1935 hatten die Nazis in Nürnberg eine Schau »Entartete Kunst« gezeigt, übrigens zwei Jahre vor der legendären Münchner Ausstellung. Mit unserer Intention besetzten wir den Begriff »entARTet« quasi nunmehr als Qualitätsmerkmal als Gegenpol und kehrten an den Schauplatz des Geschehens in der Nazizeit zurück. Das inzwischen dort ansässige selbstverwaltete KOMM (Kommunikationszentrum) zählte in der öffentlichen Wahrnehmung seit den Massenverhaftungen von 1981 zum linken Spektrum, doch das entsprach nicht den Tatsachen. Über vierzig unterschiedlichste Gruppen nutzten die Arbeitsräume für ihre Zwecke – von der Keramikwerkstatt über Film- und Fotogruppen bis zu selbstverwalteter Gastronomie. Unsere Ausstellung in der dort doch sehr wachen Szene wäre allerdings ein »Eulen nach Athen tragen« gewesen, wenn nicht eine überraschend große Zahl von Interessenten aus nicht KOMM-affinen Gesellschaftsschichten die Ausstellung besucht hätte. Gänzlich anders zeigten sich die Voraussetzungen im ehemaligen Fürther Schlachthof, der sich in jener Zeit im Übergang vom realen Schlachthof zu einem Kulturforum gleichen Namens befand. Zwar sicherte uns das Kulturreferat technische Unterstützung zu, doch vor Ort sah es ganz anders aus. Einem oder einigen Menschen der dortigen Verwaltung schien das Thema unserer Ausstellung nicht zu behagen, was sogar die Fürther Nachrichten in ihrer Berichterstattung aufgriffen: »Allen Schwierigkeiten zum Trotz – die große Halle war nicht wie vereinbart freigeräumt worden, die zugesicherten Scheinwerfer wurden einfach abgezogen und die vorhandenen Mehrfachsteckdosen weggeschlossen – haben die Teilnehmer in Nachfolge der ›entARTet‹-Schau im Nürnberger Komm eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die aufrüttelt.«   Gerd Scherm: Installation »Deutscher Raum – Ordnung & Verletzung«, Schlachthof Fürth, ehemalige Rinderschlachthalle. Foto privat.   ***       Die Freimaurerei
  Logenhaus Fürth. Foto Wolfgang Klar.   Im Spätsommer 1990 las ich in der Lokalzeitung von der Ausschreibung eines Essay-Wettbewerbs der Fürther Freimaurerloge anlässlich der 100-Jahr-Feier ihres Logenhauses. Das Thema: »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Toleranz – was bedeutet das den Menschen heute?« Da wir kurz vorher im Waldviertel die Ausstellung »Kult & Magie« besucht und zufällig nebenbei auch das österreichische Freimaurermuseum im nahe gelegenen Schloss Rosenau besichtigt hatten, sah ich dies als Zeichen und beteiligte mich an dem Wettbewerb. Was ich zuerst nur als Chance auf ein gutes Preisgeld gesehen hatte, erwies sich als entscheidende Weichenstellung für mein weiteres Leben. Mehr als ein Jahr besuchte ich die Gästeabende der Fürther Loge, lernte etliche der Brüder näher kennen und eines Tages fragte man mich, ob ich mich der Loge anschließen möchte. Ich wollte es gerne und wurde im Juni 1992 aufgenommen. Im Lauf meines Lebens bin ich einigen Vereinigungen beigetreten – vom Sportverein über den Verband Deutscher Schriftsteller bis zum Obst- und Gartenbauverein. Aber keine war für mich so wichtig und prägend wie die Freimaurerei. Sie wurde zur Struktur meiner diversen freiberuflichen Tätigkeiten, sie war mir Ruhepol und Inspiration zugleich. Was mich von Anfang an faszinierte, war die Vielfalt der Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen, Berufen, Lebenserfahrungen. In meiner Loge »Zur Wahrheit und Freundschaft«, gegründet 1803, trafen sich Männer aus mehr als einem Dutzend Nationen. Das Spektrum umfasste Christen unterschiedlicher Konfessionen, Juden, Muslime, Buddhisten und Agnostiker. Hier saß der Arzt neben dem Kesselwart, der Unternehmer neben dem Musiker, der Manager neben dem Künstler, der Bankdirektor neben dem Fußpfleger, der Buchhalter neben dem Metzgermeister, der Lehrer neben dem Bäcker, der Apotheker neben dem Beamten, der Modellbauer neben dem Rechtsanwalt, der Diplomphysiker neben dem Heilpädagogen, der Kaufmann neben dem Architekten und so weiter, und so fort. Es war diese Vielfalt, diese besondere Atmosphäre, die mich diesem Bund beitreten ließ, das gegenseitige Zuhören, die Akzeptanz anderer Meinungen, die Sicht auf das Leben aus anderen Perspektiven. Seinen Horizont kann man nur schwer als Solist erweitern, aber sehr wohl mit der Hilfe anderer. Das Lessing-Motto »laut denken mit einem Freunde« ist noch nach fast dreißig Jahren immens wichtig für mich. Meine freimaurerische Biografie hier abzuhandeln, würde den Rahmen dieses Buchs sprengen, deshalb möchte ich nur einige wenige für mich wichtige Stationen erwähnen. Auf Initiative von Roland Hanke und mir fand in unserer Galerie im November 1995 die Gründungsversammlung von »PEGASUS – freimaurerischer Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation« statt. Zu den Mitgliedern der ersten Stunde zählten die Schriftsteller Marcel Valmy und Rolf Appel, die Künstler Otmar Alt, Mamadou Diakhaté und Josef Obornik, der Fotokünstler Jean-Marie Bottequin, der Pianist Manuel Quesada, der Sänger Antony Ransome, die Komponisten Helmut Vogel und Franck A....



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