E-Book, Deutsch, 184 Seiten
Scheppert / Rubio Reisegruppe Unjewiss
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-4158-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Von Haifa bis nach Amsterdam mit Union Berlin
E-Book, Deutsch, 184 Seiten
ISBN: 978-3-7578-4158-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Traum wird wahr. Union spielt in Europa! Seit drei Jahren (2021-2023) erleben die Fans des 1. FC Union Berlin die glorreichsten Momente der Vereinsgeschichte: Einzug in die Conference League, Erreichen des DFB-Pokal-Halbfinales, Vordringen in das Achtelfinale der Europa League, etliche Stadtmeisterschaften in Berlin, Spitzenreiter der 1. Fußball-Bundesliga, wichtige Tore in den letzten Minuten und schlussendlich ... Die trinkfeste "Reisegruppe Unjewiss" ist beim unglaublichen Siegeszug ihrer Mannschaft immer dabei. El Rubio erzählt in diesem Buch die emotionalsten und lustigsten Geschichten dieser krassen Tour. "Was für eine wilde Reise durch den rot-weißen Fußballkosmos! Der Autor schafft es, Auswärtsfahrten so lebendig darzustellen, als wäre man selbst dabei!" Mikis Wesensbitter, Buchautor
Mark Scheppert wurde 1971 geboren und lebt seither in Berlin-Friedrichshain. Er war Gärtner, Möbelträger, Student, Sachbearbeiter, Küchenhilfe, Erntehelfer, Forsthelfer, Fahrrad-Codierer, Vertreter, Postmitarbeiter, Anzeigenverkäufer und Marketingmanager. Doch all das fand er kein bisschen spannend. Deshalb begann er irgendwann, nebenher ein paar Zeilen zu schreiben und wurde 2009 Mitglied der Lesebühne "Die Unerhörten". Mit seinem Buch "Mauergewinner", welches monatelang die BoD-Bestsellerliste anführte, gelang ihm sofort ein beachtlicher Erfolg. Auch seine Fußballromane "90 Minuten Südamerika" und "113 Minuten Brasilien" erhielten gute Kritiken. In "Einheit Unnormal" drehte sich erstmals alles um den 1. FC Union Berlin und seine verrückten Fans. Mit "Reisegruppe Unjewiss" gibt es nun mehr davon, denn Union spielt in Europa und die trinkfeste Truppe ist auch international dabei. www.markscheppert.de
Autoren/Hrsg.
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Janz enge Kiste
Sehr schön: Am 19. März 2022 spielt der 1. FC Union Berlin beim FC Bayern in München. Die ersten beiden Bundesliga-Auswärtsspiele beim Rekordmeister hatte ich wegen Urlaubs und Corona (Geisterspiel) verpasst. Auch dieses Mal stehen die Vorzeichen schlecht, weil der FCU nur ein Kontingent von 1.250 Karten zur Verfügung gestellt bekommt. In München ist noch immer, wegen der Viruskacke, keine Vollauslastung des Stadions möglich. Letztendlich loggen sich am 14. März 2022 aber so viele Mitglieder der „Reisegruppe Unjewiss“ im „Zeughaus“ ein, dass wir immerhin vier Karten für zehn Interessenten abgreifen. Dann fallen nacheinander Marx, Kissi, Keule, WITZEL und Jaschin mit einer Corona-Infektion aus. Und Haue bekommt einen Nagel in den Zeh geschraubt, weshalb er ruhen muss. Die Tickets gehen somit an den Rührer, Stoni, Rambo und mich. Unser Chef bucht sofort Zimmer im „Europäischen Hof“ in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs und wird uns mit seinem Auto hin kutschieren. Am Samstagmorgen holt er mich um 7 : 45 Uhr ab, bevor wir Rambo und Stoni in Schweineöde einsacken. Wir Mitfahrer benehmen uns und greifen erst nach 12 Uhr auf die Batterie Berliner Pilsmöhren im Kofferraum zurück. Um 13 : 30 Uhr sind wir am Hotel und parken im Innenhof. Ein stark unterhopfter Rührer ext sofort zwei Biere. Ich staune, dass keine Flasche Becherovka oder Stonsdorfer kreist. Doch die Jungs mussten sich erstmal sammeln, denn wenig später macht ein Cognac namens „Ragnaud Sabourin“ die Runde. Bei den feinen Union-Herrschaften ist der Wohlstand ausgebrochen. Rambo murmelt: „Hipp, hopp, rinn in Kopp.“ Immerhin sein erster Satz des Tages. In den Zimmern werden die Klamotten gewechselt. Alle tragen nun das rot-weiße T-Shirt der „Reisegruppe Unjewiss“. Siegesgewiss brechen wir auf. Inmitten einer menschenüberfluteten Fußgängerzone verspüren wir schon wieder einen kleinen Bierdurst und kehren ein. Das Augustiner-Stammhaus ist Münchens älteste Brauerei und die saalartigen Räume sind ein echter Hingucker. Wir geben uns der viel gerühmten bayerischen Gemütlichkeit hin und bestellen vier kleine Bier (0,5 Liter) und Schweinebraten mit Knödel zum Seniorenteller-Preis. Allmählich trudeln auch Bayern- und Unionfans im Gasthaus ein, die keinerlei Stress miteinander haben. Es ist ein angenehmer Ort zum amtlichen Vorglühen, und Nachglühen, denn der Rührer reserviert sofort einen Tisch für 21 : 30 Uhr. Bereits um 16 : 30 Uhr, nach nur drei Vollbieren, brechen wir auf. Ein paar Poser-Fotos mit Unionschal vor dem Münchner Rathaus müssen noch sein, bevor wir die U-Bahn am Marienplatz in Richtung Allianz-Arena entern. Die genehmigte Auslastung des Stadions ist heute mit 35.000 Zuschauern – für Münchner Verhältnisse – überschaubar, sodass wir in der Bahn sogar einen Sitzplatz bekommen. Es scheinen viele „Touri-Bayern-Fans“ Karten bekommen zu haben, da wir Zugereiste aus der Pfalz, Nürnberg und sogar Bulgarien kennenlernen, die ein Ticket haben. Die Ultras (Schickeria & Co.) boykottieren, wie die Union-Heißsporne, weiterhin die Spiele nach dem Motto: „Alle oder keiner“. Zumindest unsere Kurve wird dennoch kein Klatschpappen-Publikum sein, denn schon in der U-Bahn sind wir gesangstechnisch „die Kranken“. Um 17 Uhr haben wir in Fröttmaning das erste Etappenziel erreicht. Der Auswärtsmob soll den hinteren U-Bahn-Ausgang nutzen, um dann linkerhand an der „Waldseite“ zur Allianz-Arena zu laufen. Noch auf dem Bahnsteig wird der Rührer von einem Münchner gefragt: „Kannst du mir mal die zwei Bier öffnen?“ Wortlos entkront er sie mit seinem Ringfinger und läuft dann mit einem „Hellen“ einfach weiter. Der Bayer ist so überrascht, dass er nur: „Du deppater Saupreiß“, brüllt, aber nicht hinterherspurtet. So werden in München Geschäfte gemacht. Während Stoni seine Pionierblase entleert, koste ich einen kleinen Schluck. „Schmeckt scheiße?“, fragt Rambo. Ich nicke. Mir wurde berichtet, dass es beim letzten Mal (2019) gut gekühlten Gerstensaft im Stadion zu erwerben gab. Also muss ich jetzt auch kein lauwarmes „Not-Bier“ trinken. Bei 10 Grad in der Sonne, aber kühlem Gegenwind, erreichen wir um 17 : 20 Uhr den Einlass. Die Kontrollen sind entspannt, sodass wir bereits um 17 : 30 Uhr am Außenring der riesigen Wabenkonstruktion stehen und alsbald erneut Bierdurst verspüren. Doch die goldfarbenen Getränke scheint es nur im Innenbereich zu geben. Also laufen wir die steilen Treppen zu unserem Block 343 empor. Enddurstig angekommen: Leckarsch! Es gibt nur alkoholfreies Bier! Die Nachricht erreicht unsere geschrumpften Union-Hirne um 17 : 40 Uhr. Eine brutale Erfahrung rund 50 Minuten vor Spielbeginn. Wir wägen Vor- und Nachteile gegeneinander ab: Der Rührer ist nach sieben Bieren (wir anderen sechs) und zwei Cognac zwar noch nicht voll, wie ein Matrose auf Landgang, aber er schwankt schon. Eigentlich ist ein optimales Vorglüh-Niveau erreicht. Wir werden zudem die Münchner Nacht nicht im Wachkoma erleben. Marx hatte beim Spiel im Oktober 2019 eine Rechnung von 170 Euro auf seiner Kreditkarte gehabt – nur für alkoholische Kaltschalen. Großer Matrosenlandgang. Entscheidender Nachteil heute: Es gibt nur bleifreies Bier! Um 18 Uhr betreten wir den Block und nehmen in Reihe 5 unsere Plätze ein. Normalerweise fühlt sich fast nichts im Leben so gut an, wie gemeinsam mit Freunden ein Stadion zu entern. Hier nicht, denn sofort brüllt ein Ordner: „Setzt gefälligst eure Masken verdammt nochmal auf!“ Wir verziehen uns angepisst in Reihe 15, fast unters Dach, um in Ruhe eine Zigarette zu paffen. Doch auch dort sind wir nicht sicher vor der Security, denn ständig kommt ein völlig übermotivierter Kerl angerannt und schreit: „Masken auf!“ Er schlägt uns die Kippe fast aus dem Mund und keift dann mit einer Nichtraucher-Fresse: „Rauchverbot im Stadion!“ Ich huste so heftig, dass ich beinahe nicht mehr in der Lage bin, an meiner Zigarette zu ziehen. Aber wie gesagt, nur beinahe. „Zu den Kack-Bayern fahre ich nie wieder!“, kreischt Stoni, der gleich zu explodieren scheint. Er war 2019, wie ich, bei der entspannten Partie nicht anwesend. Rambo murmelt: „Scheiße heute“, und der Rührer seufzt: „Ein kühles Bierchen wäre jetzt schön.“ Ich gehe die vielen Treppen nochmal hinunter, um in Ruhe eine Kippe zu rauchen. Draußen versinkt die Sonne hinter der beeindruckenden Arena gerade in einem grandiosen Licht. Alles könnte so schön sein. Als ich wieder oben bin, sind unserer Blöcke und Reihen gut gefüllt. Von 1.500 Gästefans wird später die Rede sein. Das Spiel beginnt. Union gehört die erste Chance! Nach Flanke von Ryerson köpft Becker in der 6. Minute knapp vorbei. Glitter schreibt im Chat: „Wie viele Chancen braucht Union eigentlich noch?“ Ich liebe seine Kommentare! Zehn Minuten später läuft Coman unserem Jaeckel auf und davon. Der Franzose zieht aus 18 Metern ab und trifft in den Winkel, wobei Luthe ihn vielleicht hätte haben können. Der Rührer brüllt: „Na wattn?“, hinüber zum brav applaudierenden Bayern-Publikum. Auf der anderen Seite macht es Neuer besser. Der Bayern-Keeper hält sensationell und reflexartig bei Knoches Schuss. Wenige Minuten später die nächste Möglichkeit für Union: Becker bedient von rechts Awoniyi im Strafraum, aber auch sein Versuch streift äußerst knapp am Pfosten vorbei. Der Support in unseren Reihen ist gut, allerdings ist auch Verzweiflung zu spüren, denn eigentlich müsste es 1 : 3 stehen. Doch nach 45 Minuten steht es 3 : 0 für die Bayern, da ein Spieler namens Nianzou und ein gewisser Robert Lewandowski, per umstrittenen Elfmeter, für einen ernüchternden Halbzeitstand sorgen. Es war ein ausgeglichenes Match und lediglich in einer Spielerposition waren die Bayern besser besetzt. Luthe wird es mir verzeihen: Manuel Neuer ist Weltklasse! Die Erkenntnis ist nicht neu, doch im Stadion sieht man sein grandioses Stellungsspiel und seine unglaublichen Paraden eben dreidimensional. In der Halbzeitpause schreibt Keule in den Chat: „Ich bin angepisst. Total kacke, wie einfach wir Tore fangen. Wir haben einen klar haltbaren Ball in der 16. Minute reingelassen, in der 24. eine Ecke schlecht verteidigt und in der 45. Minute einen Kopfball von Jäckel auf Luthe so kurz gespielt, dass er zum Elfer führte. Und bescheuert, dass wir uns für gutes Kombinieren und Umschalten bei drei klaren Chancen nicht belohnen.“ Stoni explodiert. Er schreibt nicht zurück, aber brüllt: „Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr lesen. Der Meckerkopp liegt rauchend, mit roter Unionbuchse, auf seiner Couch und hat schon vier Berliner vor seinem 86-Zoller getrunken. Und wir sind in dem bekackten Stadion, brüllen uns, mit Maske auf dem Maul, die Seele aus dem Leib und dürfen weder rauchen...