E-Book, Deutsch, Band 33, 234 Seiten
Reihe: Sky-Navy
Schenk Sky-Navy 33 - Die Gleichen
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7565-8356-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 33, 234 Seiten
Reihe: Sky-Navy
ISBN: 978-3-7565-8356-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael Schenk, Jahrgang 1955, schreibt Fantasy, Science Fiction, Horror und historische Romane. Speziell für seine Serien 'Sky-Navy', 'Sky-Troopers' und 'Die Pferdesoldaten' wurde unter www.sky-navy.de eine eigene Homepage angelegt, die eine Vielzahl zusätzlicher Informationen beinhaltet.
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Kapitel 2 Der Plan der Rache
Nerwa-System, Negaruyen-Werftbasis, vor fünfhundertsechsundsiebzig Jahren
Der Krieg mit den insektoiden Norsun dauerte nun schon rund vierhundertzwanzig Jahre und es stand nicht gut für das Sternenreich der Negaruyen. Obwohl die Technik der Humanoiden jener des Feindes überlegen war, erwies sich die gewaltige Übermacht der „Eierlinge“ als erdrückend. Ihre enorme Menge an Hantelschiffen und Kämpfern überrannte sieben der zwölf Sonnensysteme der Negaruyen, löschte deren Bevölkerung gnadenlos aus und verwandelte die erdähnlichen Welten in leblose Schlacke.
Die Negaruyen waren den irdischen Menschen sehr ähnlich und unterschieden sich äußerlich nur durch die Tatsache, dass die beim Erdmenschen vorstehende Nase durch zwei senkrechte muskulöse Schlitze ersetzt war. Neben der äußerlichen gab es auch die charakterliche Ähnlichkeit.
Auf den verbliebenen fünf Welten der Negaruyen wusste man, dass Kapitulation den Tod bedeutete. Man wusste ebenso, dass man letztlich der erdrückenden Übermacht unterliegen würde, wenn nicht ein Wunder geschah.
Das gemeinsame Primär-Kommando stand vor der Wahl, alle neuen Rekruten und Schiffsneubauten zu den verzweifelt kämpfenden Verteidigern zu schicken oder einen Teil der Ressourcen abzuzweigen und eine unabhängige Kampfflotte zu schaffen, die endlich in der Lage sein würde, den Krieg zum Feind zu tragen. Trotz der daraus resultierenden Probleme und Bedenken entschloss man sich zum Bau der „Flotte der Vergeltung“.
Vor dreiundfünfzig Jahren, im Jahr 473 des Krieges, fand man im Nerwa-System die ideale Basis. Hier gab es drei Planeten und eine extrem hohe Zahl an Asteroiden, die alles an Ressourcen boten, die für den Bau einer großen Flotte erforderlich waren. Einer der größten Asteroiden wurde zur Werft ausgebaut. Roboter, Drohnen und eine kleine Zahl Negaruyen erschufen die erforderliche Industrie und jene Anlagen, um in einem engen Zeitrahmen eine Flotte von eintausend neuartigen Kampfschiffen zu bauen. Auf der entfernten Welt Dal-Hondar entstanden zeitgleich und ebenso geheim, eine Armee von Soldaten und die Besatzungen für die Schiffe.
So stützte sich der Geheimplan des gemeinsamen Oberkommandos auf den Bau der Flotte der Vergeltung und die Rekrutierung der „Armee der Gleichen“. Diese neuen Soldaten und Besatzungen wurden ausgebildet und anschließend in Kälteschlaf versetzt, aus dem sie geweckt werden sollten, wenn die Schiffe bereit waren. Auf diese Weise sollten sie topfit erwachen und in den Krieg ziehen.
Als der Bau der Flotte abgeschlossen sein sollte, flog eines der neuen Scout-Schiffe von Dal-Hondar ins Nerwa-System.
Dieses war bereits nach den neuen Plänen erbaut und unterschied sich in einigen Punkten von den bis dahin typischen Kampfschiffen der Negaruyen. Der walzenförmige Körper mit dem stumpfen Bug verjüngte sich zum Heck hin, wo er in eine bauchige Form überging, in der sich die Hauptenergieerzeuger und kraftvollen Triebwerke befanden. Letztere lagen am Ende der vier Heckausleger und konnten sowohl in Richtung Heck als auch Bug arbeiten, was ein Wenden des Schiffes zum Abbremsen überflüssig machte. Der bis dahin dafür genutzte Bug blieb nun für Waffen frei. Der bei den bisherigen Schiffen aufragende Kommandoturm fehlte. Im mittleren Bereich des Schiffes lief ein breiter roter Farbstreifen, einer Bauchbinde durchaus ähnlich, rund um den Schiffskörper und zeigte dessen Zugehörigkeit zur Flotte der Vergeltung an.
Der größte Unterschied lag jedoch in der fortgeschrittenen Automatisierung und der teils neuartigen Bewaffnung.
Rund vierhundertzwanzig Jahre hindurch hatten sich Norsun und Negaruyen mit Energiewaffen bekämpft. Dann entwickelten die Insektoiden die „goldene Energie“: eine formbare Energie, die ihnen nicht nur ermöglichte, die Walzenschiffe mit golden schimmernden Energietentakeln anzugreifen, sondern ihre Hantelschiffe zugleich mit einem golden schimmernden Schutzfeld zu umgeben, welches die Energie feindlicher Angriffswaffen förmlich aufsaugte und den eigenen Waffen zuführte.
Fast fünfzig Jahre hatten die Negaruyen keine Antwort auf die formbare Energie gefunden und die Verluste ihrer Flotte waren deutlich angestiegen. Schließlich wurde die neue Überladungswaffe entwickelt. Geheime Versuche bewiesen, dass diese Waffe das goldene Schirmfeld überlasten und dessen Schiff für kurze Zeit wehrlos machen konnte. Diese Zeitspanne sollten verbesserte Projektilwaffen ausnutzen, um den Gegner zu vernichten.
Die längst vergessen geglaubten Projektilwaffen aus der langen Vergangenheit der Negaruyen erwiesen sich als sehr effektiv und die „neue Erfindung“ wurde den kämpfenden Verbänden bewusst vorenthalten, da sie der Flotte der Vergeltung zu einem wesentlichen Überraschungseffekt verhelfen sollten.
An Bord des neuen Scout-Schiffes befanden sich drei Personen, die aus dem Kälteschlaf geweckt worden waren, um sich von der Bereitschaft der Flotte zu überzeugen.
Das Oberkommando lag in Händen des adligen Primär-Kommandanten Rosos-dal-Hargon. Er wurde von den Kommandeuren der einzelnen Streitkräfte unterstützt. Hoch-Kommandant Ran-dal-Brag als Befehlshaber der Schiffe und Hoch-Kommandantin Erisara-dal-Dragag als Oberste der „Gleichen“.
Die drei trugen ihre Borduniform: einen Einteiler, in den die Handschuhe eingearbeitet waren und dessen starrer Halsring die Verbindung mit einem Raum- oder Kampfhelm ermöglichte. Die Uniform von dal-Hargon war grünweiß, die von dal-Brag im Grün der Flotte und die von dal-Dragag in der Tarnfarbe der Gleichen gehalten. Alle Uniformen wiesen einen roten Streifen entlang der Außenseite der Ärmel und Beine auf, die sie als Angehörige der Flotte der Vergeltung auswiesen.
Alle drei Negaruyen hatten vierzig Jahre Kälteschlaf hinter sich und kämpften noch immer gegen die Nachwirkungen an. Für sie eine wichtige Erkenntnis, da dies auch für die noch schlafenden Angehörigen der neuen Streitkräfte galt.
Beim Flug durch die Asteroiden des Nerwa-Systems schien die Masse der dort liegenden neuen Raumschiffe erdrückend. Der größte Teil waren Schlachtkreuzer der 500-Meter-Klasse, aber es gab auch viele Schlachtschiffe und Träger der 800-Meter-Baureihe. An zahlreichen Schwebegerüsten waren noch immer Schiffe im Bau, doch der größte Teil der neuen Flotte schien einsatzbereit.
Mit sichtlicher Anspannung verfolgten die drei Kommandeure den Einflug in den Hauptasteroiden, wo sie der verantwortliche Bauleiter erwartete. Das Scout-Schiff landete neben einem riesigen Trägerschiff, an dessen Außenhülle noch gearbeitet wurde. Gerade trug man die Identifikationsnummer des Schiffes auf. Wurde sie in einem speziellen Spektralbereich angestrahlt, so hob sie sich in grellem Weiß von der schwarzen Außenhülle und dem Rot der sichtbaren Farbmarkierung ab.
Nachdem die drei hochgeborenen Kommandanten ihr Schiff verließen, gaben sie sich alle Mühe, ihre Überraschung über die hier geleistete Arbeit nicht zu deutlich zu zeigen. Das Nerwa-System und die dortige Werft war ihnen fremd, ihre Zeit hatten sie bisher auf der Garnisonswelt und mit deren Schulungsanlagen verbracht.
In dem gewaltigen Hangar bemerkten sie eine umlaufende Galerie, die sich um drei Seiten des Raumes herumzog. In ihrer Mitte, gegenüber den gewaltigen Hangartoren, gab es einen großen Balkon. Von dort aus konnte der Bauleiter Ansprachen an seine Mitarbeiter richten. Vom Balkon hingen große Banner mit dem Emblem des Negaruyen-Reiches herab.
„Willkommen, Hochgeborene, willkommen. Ich bin Gord-dal-Regon und der Leiter unserer Werft.“ Ein hoch gewachsener und schlanker Mann trat aus einer Seitentür. Er trug den weißen Einteiler der Wissenden, verzichtete jedoch auf die Abzeichen seines hohen Ranges. „Es ist mir eine Ehre, Sie begrüßen zu dürfen. Sicher wollen Sie die Fortschritte der Arbeiten erfahren. Kommen Sie, Hochgeborene, kommen Sie.“
Primär-Kommandant Rosos-dal-Hargon wandte sich dem Scout-Schiff zu, betätigte ein Funksignal von seiner Fernbedienung und versiegelte damit das Schiff. Erst dann erwiderte er den Gruß des Bauleiters. „Wir grüßen den Hochgeborenen und Leiter der Werft. In der Tat sind wir begierig, die Fortschritte zu erfahren. Unsere Mannschaften und Truppen sind bereit.“
Gord-dal-Regon nickte lächelnd und deutete zur Seitentür.
Die kleine Gruppe wartete, bis ein Trupp der rot gekleideten Arbeiter die Halle betreten hatte, begleitet von einem Schwarm der neuen Arbeitsdrohnen, dann erreichte sie den dahinter liegenden Korridor und einen kleinen Elektrowagen. Während der kurzen Fahrt schwieg der Werft- und Bauleiter, bis die vier Negaruyen an der Zentrale der Werft ankamen und das Fahrzeug verließen.
In der überdimensioniert wirkenden Zentrale wurde auf zwei Ebenen gearbeitet. Wissende, Techniker und Arbeiter hielten die zahllosen Arbeitsstationen besetzt und beobachteten oder steuerten von hier aus alle Vorgänge in der Werft und bei den umliegenden Asteroiden.
Der Werftleiter führte seine drei Besucher in einen angrenzenden Raum, der für kleinere Konferenzen eingerichtet war. Eine transparente Wand erlaubte dabei den Blick in den geschäftigen Kontrollraum.
Hoch-Wissender Gord-dal-Regon versorgte seine Gäste persönlich mit Getränken und kleinen Snacks aus der automatischen Küche. Nur der Primär-Kommandant schien dabei die zunehmende Nervosität des Hochgeborenen zu bemerken.
Gord-dal-Regon bevorzugte einen Vitalsaft und setzte sich dann an die Stirnseite des ovalen Tisches. „Sie sagten vorhin, alle Besatzungen und Truppen seien bereit,...