E-Book, Deutsch, Band 30, 175 Seiten
Reihe: Sky-Navy
Schenk Sky-Navy 30 - "Auf Ehre und Gewissen"
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7565-6532-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 30, 175 Seiten
Reihe: Sky-Navy
ISBN: 978-3-7565-6532-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael Schenk, Jahrgang 1955, schreibt Fantasy, Science Fiction, Horror und historische Romane. Speziell für seine Serien 'Sky-Navy', 'Sky-Troopers' und 'Die Pferdesoldaten' wurde unter www.sky-navy.de eine eigene Homepage angelegt, die eine Vielzahl zusätzlicher Informationen beinhaltet.
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Kapitel 2 Das Hilfeersuchen
D.S. Beaumont, Reg. Nr. 92, auf Raumpatrouille
Das Schiff war seit nunmehr sieben Tagen auf seiner vierwöchigen Raumpatrouille. Es war der erste Einsatz der D.S. Beaumont, die im Flottenregister der Sky-Navy die Identnummer 92 trug. Der nagelneue APS-Kreuzer gehörte zur B-Serie und ersetzte ein inzwischen ausgemustertes Schiff. Nach einigen Testflügen war er vor drei Wochen offiziell an die Navy übergeben worden und gehörte zum ständigen Kontingent der Sky-Base Rigel.
Für Captain Monica Peters war die Beaumont ihr zweites eigenständiges Kommando. Zuvor befehligte sie einen der letzten Kreuzer der alten Lightning-Serie. Man sagte Raumfahrern allgemein nach, dass die Liebe zu ihrem ersten Schiff niemals erlosch, gleich auf wie vielen sie ihren Dienst versahen, und tatsächlich dachte der Captain immer wieder an ihre alte D.S. Copenhagen zurück. Die zahlreichen Mängel der Copenhagen waren ihrem Alter geschuldet, die der Beaumont hingegen ihren Kinderkrankheiten.
„Nav an Command“, meldete sich Lieutenant Claudia Dexter von ihrer Navigations- und Ortungskonsole, „Ausfall des Langstrecken-Hiromata. Ist wieder der ‚Wackler‘, Ma´am.“
Die Beaumont verfügte über die neueste Technik. Hierzu gehörten ein Hiromata-Nullzeit-Scanner mit einer Reichweite von fünfzig Lichtjahren sowie ein schützender Wabenschirm, der auf der Technik der Norsun basierte und inzwischen deutlich verbessert worden war.
Monica Peters blickte zur seitlichen Konsole, an der Master-Chief Arne Fergusson über die Systeme des Kreuzers wachte. „Tech?“
„Ist notiert, Captain“, versicherte Arne seufzend. „Das wäre dann Punkt dreiundzwanzig auf unserer Mängelliste. Korrektur, Ma´am, soeben beginnt das rechte Gitter unseres Cherkov-Antriebs zu flackern. Punkt vierundzwanzig. Gitter stabilisiert sich wieder.“
Lieutenant Ben Brisbane, Eins-O des Schiffes, wandte sich leicht zu seinem Captain. „Wir sollten den Navy-Inspektoren, welche die Beaumont von der Werft übernahmen, ein paar kräftige Tritte in den Allerwertesten verpassen.“
Monica lächelte und senkte ihre Stimme ebenfalls zu einem Flüstern. „Ich halte die Burschen fest und Sie treten, Eins-O. Sie haben den festeren Tritt.“
Obwohl die Mannschaft und die Brückenbesatzung erst seit drei Wochen mit dem Kreuzer flogen, wuchs sie bereits zu einem perfekt eingespielten Team zusammen. Man lernte die Eigenheiten untereinander kennen und oft auch schätzen. In Ben Brisbane hatte Monica Peters fraglos eine verwandte Seele gefunden, die ebenso leidenschaftlich wie kompetent war.
Vor wenigen Stunden startete die Beaumont von der Siedlungswelt Mayford. Dort waren Vorräte ergänzt worden, überwiegend als Vorwand, in Kontakt mit den Verantwortlichen der Stadt zu kommen und „Flagge“ zu zeigen. Gerade für planetare Constables war es hilfreich, wenn ein Schiff der Navy den Menschen einer Welt zeigte, dass zwischen den Sternen keine Gesetzlosigkeit herrschte und die Direktiven des Direktorats überall ihre Gültigkeit besaßen.
Im Gegensatz zu den Schiffen der A-Serie, die immerhin einhundertsiebenundzwanzig Besatzungsmitglieder benötigten, kam die B-Serie mit deren siebenundzwanzig aus. Dies war dem hohen Stand der Technik und Automatisierung zu verdanken.
Als Einheit der Raumpatrouille hatte die Beaumont üblicherweise ein Platoon der Sky-Cavalry an Bord. Dieses war nicht nur für die Sicherheit zuständig, sondern auch für die Überprüfung anderer Schiffe, wenn sich der Captain zu deren Kontrolle entschied. Normalerweise führte die Navy als Militär keine zivilen polizeilichen Aufgaben durch, aber dies galt nicht für den interstellaren Raum, in dem planetare Constables keine Befugnis mehr besaßen. Statt siebenundzwanzig Raumkavalleristen unter Führung eines Offiziers befanden sich derzeit nur acht an Bord, unter dem Befehl eines Sergeants. Die fehlenden Sky-Trooper wurden durch acht Roboter der MADS-Serie ersetzt. Diese „Mobile Auto Defense Systems“ verfügten über ein spezielles Programm, welches die Anwendung tödlicher Gewalt ermöglichte. Normalerweise wurde das durch die Basisprogramme und die asimovschen Robotergesetze verhindert.
Lieutenant Rainer Holsten saß mit skeptischem Gesichtsausdruck hinter seiner Waffensteuerung. Die zahlreichen bislang entdeckten Fehler oder Fehlfunktionen stimmten ihn zunehmend misstrauisch, was die Steuerung seiner Waffen betraf. Die Beaumont verfügte über eine im Bug eingebaute Railgun und eine zweite in der Oberdeckskuppel. Hinzu kamen zehn ausfahrbare Waffentürme, in denen sich jeweils ein Raketenwerfer, ein HE-Laser und eine 40-Millimeter-Gatlingkanone befanden.
Der Waffenoffizier musste akzeptieren, dass Energiewaffen nur eine sehr begrenzte Reichweite aufwiesen, obwohl dies in den von ihm so geliebten Science-Fiction-Holos ganz anders war. Projektile und Geschosse wiederum verfügten über die gefährliche Eigenschaft, bis ins Unendliche fliegen zu können, es sei denn, sie prallten gegen ein Objekt oder wurden von einem Schwerefeld angezogen. Vor vielen Jahren war ein Frachtschiff auf Höhe der Jupiterbahn zerstört worden, da es zufällig in die Flugbahn eines Übungstorpedos geriet, der Jahre zuvor auf Höhe der Marsbahn abgefeuert worden war. Seitdem enthielt jedes Geschoss oder Projektil einen Zerfallszünder oder Selbstzerstörungsmechanismus, der es nach einer vorbestimmten Laufstrecke vernichtete.
„Zeit für einen Kaffee“, meinte Monica mit einem Blick auf den Zeitmesser. „Eins-O, übernimm die Brücke, bis ich unser Weckmittel geholt habe.“
„Eins-O hat die Brücke!“, verkündete Ben lautstark.
Monica war sich keineswegs zu schade, die Heißgetränke für die Brückencrew zu holen. Sie alle wechselten sich darin ab und der Weg war ohnehin nicht weit. Direkt neben dem Zugang der Brücke stand ein Automat, an dem man Erfrischungs- und Heißgetränke sowie kleine Snacks erhielt.
Die Brücke lag an der Oberseite des Schiffes, am Ende des sanft ansteigenden vorderen Drittels des Rumpfes. Sie konnte im Gefecht eingefahren werden. Im normalen Flugmodus ragte sie über die Panzerung hinaus und bot an drei Seiten freien Ausblick ins Weltall.
Auf der Brücke gab es niemanden, der diese Aussicht nicht geschätzt hätte. Die großen Scheiben aus Klarstahl konnten sich verschiedenen Lichtverhältnissen anpassen und so gesteuert werden, dass sie als Monitore dienten oder einen gewünschten Bildausschnitt vergrößerten.
„Äh, Captain, ich habe hier eine Sendung über Hiromata.“
Ben lächelte, als er die ein wenig unsichere Stimme von Kommunikationsspezialist Ensign Sam Borden vernahm. „Ensign, korrekt heißt das ‚RO an Command‘ und im Übrigen haben Sie doch sicherlich gehört, dass ich derzeit die Brücke habe, nicht wahr? Also, Ensign, noch mal und richtig.“
Sam Borden errötete. „RO an Command, empfange Hiromata-Sendung von Mayford auf der allgemeinen Frequenz.“
„Danke, RO, Sendung in Klartext auf den Kommandomonitor.“
„Aye, Sir, setze in Klartext um und übermittle an Kommandomonitor“, bestätigte Sam, dessen Finger, zunächst zögernd, doch dann immer sicherer, über die Eingabe seiner Konsole huschten.
Monica hatte den kurzen Wortwechsel gehört. Sie ging rasch mit dem Tablett auf der Brücke umher und verteilte die Getränke, bevor sie sich wieder neben Ben in den Kommandosessel setzte.
„Captain hat die Brücke!“, verkündete Ben und wartete auf das Erscheinen des Textes.
Neben dem lichtschnellen Normalfunk nutzte man die Wellen des Cherkov für dreißigfach lichtschnellen Antrieb und Funk. In den Funkvarianten war die Übermittlung von Bild und Ton möglich. Der ohne Zeitverlust erfolgende Hiromata-Funk konnte jedoch nur kurze und lange Impulse übermitteln, die man nach dem Prinzip des Morse-Alphabets einsetzte. Sam hatte eine solche Nachricht in Form von Impulsen empfangen, die nun von der Tetronik in Worte übersetzt wurde. Rasch erschien der Klartext der kurzen Sendung auf dem Monitor vor dem Kommandosessel, in dessen beiden separaten Polstern Captain und Eins-O saßen.
„Constabulary Mayford an alle Schiffe der Raumpatrouille und des Sky-Marshal-Service … Stopp… Frachtschiff Amazon mit wertvoller gestohlener Fracht gestartet … Stopp … Constabulary Mayford ersucht um Amtshilfe … Stopp … Handelsschiff Amazon, Trade Registry 127A14, aufbringen und nach Mayford überführen … Stopp … Voraussichtlicher Kurs Amazon wie folgt“, las Ben vom holografischen Schirm ab. Eine Reihe von Koordinaten und Daten folgte.
„RO, sind die Daten aufgezeichnet?“, hakte der Eins-O nach.
„Aye, Sir. Selbstverständlich, Sir“, kam die leicht pikierte Antwort von Sam.
Monica Peters bemerkte die verstohlenen Blicke, welche ihr die gesamte Flight-Crew der Beaumont zuwarf. Innerlich lächelnd tat sie, als müsse sie den Text nochmals aufmerksam studieren.
Das Ersuchen der Polizei von Mayford ließ keinen Zweifel daran, dass man sich erhoffte, die Sky-Navy könne das flüchtige Frachtschiff verfolgen und stellen. Doch dieses Unterfangen war keineswegs leicht.
„Nun, Eins-O, was halten Sie von der Sache?“
Auch Ben beschäftigte sich schon mit dem anstehenden Problem. „Wird schwierig, Captain. Mayford hat uns zwar jene Flugdaten übermittelt, unter denen sich diese Amazon entfernt hat, aber das heißt nicht, dass der Frachter seinen Kurs und seine Geschwindigkeit beibehält.“
„Sehe ich genauso.“...