E-Book, Deutsch, Band 28, 199 Seiten
Reihe: Sky-Navy
Schenk Sky-Navy 28 - Feindliche Übernahme
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7549-9424-5
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 28, 199 Seiten
Reihe: Sky-Navy
ISBN: 978-3-7549-9424-5
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael Schenk, Jahrgang 1955, schreibt Fantasy, Science Fiction, Horror und historische Romane. Speziell für seine Serien 'Sky-Navy', 'Sky-Troopers' und 'Die Pferdesoldaten' wurde unter www.sky-navy.de eine eigene Homepage angelegt, die eine Vielzahl zusätzlicher Informationen beinhaltet.
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Kapitel 3 Vertrauensbildende Maßnahme
High-Command der Sky-Navy, Sky-Base Arcturus, Hauptliegeplatz der Sky-Navy
Es waren gut zwei Dutzend Angehörige der verschiedensten Fachbereiche, die soeben das geräumige Büro des Hoch-Admirals verließen. Nur John Redfeather, Hoch-General Omar ibn Fahed und Commodore Faso blieben zurück.
John Redfeather, ein reinblütiger Sioux vom Volk der Lakota, trat an die große Panoramascheibe, von der aus man drei der großen Andockpylone der Basis im Blickfeld hatte. Fast alle Liegeplätze an den zehn Auslegern waren von Kreuzern und Trägerschlachtschiffen belegt. An nahezu jedem Schiff waren Arbeitsbühnen, Kräne und Arbeitertrupps in Raumanzügen zu erkennen. Immer wieder blitzten die grellen Lichter von Schweißgeräten auf, kleine Ein-Mann-Raumfahrzeuge huschten zwischen den Pylonen und den Schiffen der Sky-Navy hin und her.
„Der schlimmste Feind des Menschen ist der Mensch“, murmelte John. Wie es seiner Gewohnheit entsprach, umschloss er die Finger der einen Hand auf dem Rücken mit denen der anderen und wippte unmerklich auf den Fersen.
Omar blickte von seiner Tasse mit stark gesüßtem Tee auf. „John?“
Der Hoch-Admiral wandte sich seinen Vertrauten und Freunden zu. „Ach, nichts Besonderes, alter Freund. Ich meinte nur, dass der Mensch eine Spezies ist, die ein besonderes Talent dafür hat, sich gegenseitig umzubringen.“
Commodore Faso, Adjutant des militärischen Oberbefehlshabers der Streitkräfte des Direktorats, schenkte Kaffee nach und erhob sich, um eine der Tassen an den Admiral zu geben. „Die Verluste sind bedrückend. Wir haben nur noch sechzig Kreuzer der APS-A- und APS-B-Klasse, die voll einsatzbereit sind. Weitere fünfzehn und sieben unserer zwölf Träger liegen an unseren Pylonen und fallen, wegen der Schwere ihrer Schäden, für Monate aus.“
Omars dunkles Gesicht mit der scharf geschnittenen Nase nahm einen abweisenden Ausdruck an. „Die Verluste der Rebellen sind deutlich höher.“
„Was uns kaum ein Trost ist!“ Redfeather wandte sich endgültig von der Panoramascheibe ab, warf einen kurzen Blick auf die mit Federn geschmückte Häuptlingshaube in einer der beleuchteten Vitrinen und nahm wieder Platz. „Im Gegensatz zu den Konföderierten müssen wir über die Sicherheit im Direktoratsgebiet wachen. Viele der erforderlichen Raumpatrouillen können wir inzwischen nur noch mit Long-Range-FLVs fliegen, da uns die Kreuzer fehlen.“
„Immerhin haben wir im Augenblick Frieden“, warf Faso ein.
„Waffenstillstand“, korrigierte John. „Waffenstillstand, so lange die Verhandlungen auf dem Mars andauern. Ein Funke genügt und die Feindseligkeiten brechen wieder aus.“
„Meinst du, die Rebellen werden erneut versuchen Shanyar zu besetzen?“, fragte Omar.
John schüttelte den Kopf. „Natürlich ist das prinzipiell möglich, aber ich glaube nicht daran. Du hast recht, da die Verluste der Confederate Stars noch deutlich schmerzhafter waren als die unseren. Dennoch glaube ich nicht, dass die Verhandlungen zu einem dauerhaften Frieden und guten Handelsbeziehungen mit den unabhängigen Siedlungswelten des konföderierten Bundes führen.“
„Das Direktorat hat die Finger auf den beiden einzigen Welten, auf denen wir größere Hiromata-Vorkommen entdeckt haben.“ Faso nippte an seinem Kaffee. „Die Konföderierten sind also von guten Beziehungen zu uns abhängig, wollen sie an Hiromata für ihre Schiffe gelangen.“
Omar wiegte den Kopf. „Es gelang den Rebellen, einige Transporte mit Hiromata von Shanyar in ihr Gebiet zu bringen. Wir wissen nicht, wie groß ihre Vorräte damit sind, doch wir wissen, dass es sich um Tonnen des Kristalls handelte und wie wenig man von ihm benötigt, um ein Kampfschiff nullzeittauglich zu machen.“
„Davon abgesehen versuchen sie ohnehin, nicht mehr auf Hiromata angewiesen zu sein“, fügte Faso hinzu.
„Genau das ist der Punkt, Faso. Denk an das neuartige Schiff, welches im Orbit von Barnheim entsteht“, gab John zu bedenken. „Alles deutet darauf hin, dass sich die Konföderation der norsunschen Technologie bedienen will, um sich von Hiromata unabhängig zumachen. Sollte das gelingen, so müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen, denn der Überfall auf Shanyar zeigt, dass man sich nicht an die Direktive gebunden fühlt, welche die Unterdrückung und Ausbeutung intelligenter Völker untersagt.“
„Zugegeben, die Aufnahmen von dem neuartigen Schiff über Barnheim deuten auf den Einbau eines Schwingungsantriebs der Norsun hin, doch die Frage ist, wie die Rebellen in dessen Besitz gekommen sind.“ Ibn Fahed schenkte sich nach und gab sechs Stück Kandiszucker hinzu. „Bist du sicher, dass die Norsun keinen heimlichen Handel mit den Rebellen treiben?“
„Ich habe unsere Kontakte bei den Norsun gefragt und diese sind sich sicher, dass es keinerlei Handel oder Austausch zwischen den Völkern der großen Mutter und der Konföderation gibt“, versicherte John ohne Zögern. „Wir wissen vielleicht nicht viel von den Norsun, doch was wir wissen ist, dass sie stets die Wahrheit sagen. Und bei den Norsun gibt es keine Völker oder Gruppen, die nach Unabhängigkeit von der großen Mutter streben.“
„Deine Tochter hat den Verdacht geäußert, die Confederate Stars könnten sich aus Wracks der Norsun bedienen.“ Der Commodore beugte sich vor, aktivierte die Steuerung des Tisches und rief die dreidimensionale Projektion jenes Schiffes auf, von dem man im Orbit von Barnheim Aufnahmen gemacht hatte. „Wir sehen hier ein Schiff, dessen Konstruktion im Grunde einem unserer APS-B-Kreuzer entspricht. Aber die obere Railgunkuppel ist modifiziert, sie ist auf eine Weise verändert, welche den Verdacht nahelegt, dass man sie speziell für die Aufnahme eines Norsun-Antriebs umgestaltet hat. Ich lehne mich einmal ein Stück aus dem Fenster und stelle folgende Behauptung auf: Würden die Konföderierten neue Antriebe von den Norsun erhalten, dann wären diese doch eher an die menschliche Bauweise angepasst. Hier passt man hingegen das Schiff an, was für mich auf ein Triebwerk hinweist, welches ursprünglich nicht für menschliche Konstruktion gedacht war. Für mich deutet dies auf den Ausbau eines alten Schwingungs-Antriebs aus dem Wrack einer Norsun-Hantel hin. Und von denen gibt es Zigtausende.“
Der Hoch-General seufzte. „Die Verluste im Krieg zwischen den Norsun und den Negaruyen müssen immens gewesen sein. Allein im Rylon-System findet man Tausende von Wracks und niemand kann sagen, wie viele sonst noch durchs All treiben. Dann ist da zudem dieser Wrackplanet, den wir nicht außer Acht lassen dürfen.“
„Den können wir wohl eher vernachlässigen, alter Freund.“ John änderte den Blickwinkel der Projektion, so dass man von oben in die offene Kuppel des neuartigen Schiffes sehen konnte. „Die Norsun bringen jene Schiffe auf den Wrackplaneten, die mit dieser biologischen Zersetzungswaffe der Negaruyen in Berührung kamen. Die Rümpfe der Schiffe zerfallen unheimlich schnell. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Konföderierten dort verwertbare Maschinen vorfänden. Ich vermute daher ebenfalls, dass sie sich im Rylon-System umsehen.“
„Falls sie nicht ein anderes altes Schlachtfeld vorfanden“, schränkte Faso ein.
John sah seinen Freund resigniert an. „Leider durchaus möglich. Wir können nur hoffen, dass das Rylon-System die Quelle ihre Beutetechnologie ist.“
„Jedenfalls müssen wir etwas gegen dieses neue Schiff und die Verwendung von Norsun-Technologie unternehmen.“ Omar stellte seine leere Tasse zurück und sah John auffordernd an. „Was gedenkst du also zu tun, John? Denn wir müssen etwas tun. Die Rebellen warten sicher nur auf die Gelegenheit, sich für Shanyar zu revanchieren.“
„Dem stimme ich zu“, meinte Faso. „Mir wäre es lieber, die Verhandlungen führten zu einem echten Frieden, doch die Vorgänge auf Barnheim und anderen Siedlungswelten zeigen, dass die Konföderierten im Augenblick alles unternehmen, um weitere Welten zum Austritt aus dem Bund des Direktorats zu bewegen. Wobei doch allen bewusst sein sollte, dass da draußen so viele unbekannte Gefahren lauern, denen nur eine geeinte Menschheit wird widerstehen können.“
„Wenn überhaupt.“ Omar zählte an seinen Fingern auf. „Wir sind inzwischen auf eine Reihe von nichtmenschlichen Intelligenzen gestoßen. Hanari, Shanyar, die Norsun, die Negaruyen des Sandvolkes und dann die Negaruyen der verborgenen Welt. Die Hanari sind fraglos unsere Freunde, die Shanyar eher neutral und die Norsun weiß man kaum einzuschätzen. Solange wir mit ihnen gemeinsam gegen die Negaruyen der verborgenen Welt kämpften, konnten wir sie als Verbündete betrachten. Doch die Insektoiden haben eine gewaltsame Expansion in den Weltraum betrieben. So weit wir wissen, haben sie vier Fremdvölker versklavt oder ausgelöscht. Nur an den Negaruyen haben sie sich die Zähne ausgebissen. Jetzt sind die Negaruyen besiegt und ich bin mir nicht sicher, wie sich die Norsun künftig uns gegenüber verhalten werden.“
Faso lächelte versonnen. Sie alle drei gehörten zu jenen wenigen Menschen, die wussten, dass die Vernichtung der verborgenen Welt nur eine geschickte Täuschung war. Trotz schrecklicher Verluste existierten die Negaruyen weiterhin auf ihrem getarnten Planeten. Sie hatten John Redfeather zugesichert, von nun an tatsächlich verborgen zu bleiben und glaubten dem Hoch-Admiral, dass er im anderen Fall nicht zögern werde, den Norsun die Wahrheit mitzuteilen, ungeachtet der Folgen, welche dies für John Redfeather haben mochte.
Faso fühlte ein...