E-Book, Deutsch, Band 26, 277 Seiten
Reihe: Sky-Navy
Schenk Sky-Navy 26 - "Schlacht um Shanyar"
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7541-9902-2
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 26, 277 Seiten
Reihe: Sky-Navy
ISBN: 978-3-7541-9902-2
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael Schenk, Jahrgang 1955, schreibt Fantasy, Science Fiction, Horror und historische Romane. Speziell für seine Serien 'Sky-Navy', 'Sky-Troopers' und 'Die Pferdesoldaten' wurde unter www.sky-navy.de eine eigene Homepage angelegt, die eine Vielzahl zusätzlicher Informationen beinhaltet.
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Kapitel 3 Warnende Worte
Telamunt, Landsiedlung der Shanyar, Hauptkontinent Shanyar, westlicher Teil
Die Siedlung Telamunt lag im westlichen Teil des Hauptkontinents und bestand aus fünf Ringen von achteckigen Gebäuden, die von einer Kuppel aus Pflanzen überdacht wurden. Diese natürliche Tarnung schützte auch die nahen Felder vor einer Entdeckung aus der Luft, denn trotz der Zwischenräume zwischen den Pflanzenausläufern war aus der Luft nichts zu erkennen. Selbst die Erfassung mit Wärmetastern wurde durch die natürliche schwüle Hitze des umgebenden Dschungels nahezu unmöglich gemacht. Die hier lebenden Shanyar hatten Erfahrungen im Krieg gegen die Luftwagen des einstigen Blaubanners sammeln können und ihr Dorf, so gut es ging, gegen eine Entdeckung oder einen Angriff geschützt.
Der beste Schutz der Shanyar bestand sicher darin, unentdeckt zu bleiben. Dies war nun unwahrscheinlich geworden, denn Major Joana Redfeather war ein Fehler unterlaufen. Sie hatte den aus dem abgestürzten Kreuzer D.S. Camelot erbeuteten Cherkov-Sender in Telamunt aufbauen und in Betrieb nehmen lassen, und zu spät berücksichtigt, dass die kolonialen Kräfte die Sendung möglicherweise hatten anmessen können.
So fühlte sich Joana Redfeather für den Schutz der hier lebenden Shanyar verantwortlich, welche die überlebenden Sky-Troopers ohne Zögern bei sich aufgenommen hatten.
Die Bevölkerung von Telamunt war in den vergangenen Wochen auf fast 2.000 angestiegen, denn das Dorf schien sich zu einem Zentrum des Widerstands gegen die neuen Invasoren zu entwickeln. Während sich die großen Städte Shanyars, die allesamt an der Küste oder sogar unter Wasser lagen, bislang aus allen Kampfhandlungen herauszuhalten schienen, gab es in den Landsiedlungen Freiwillige, die nach Telamunt kamen, um sich dem Krieg gegen den Feind anzuschließen.
Joana Redfeather wusste von der einstigen enormen militärischen Mobilisierung des gesamten Planeten, als dessen Bevölkerung geschlossen gegen das Blaubanner von United Mining Industries in den Krieg gezogen war. Doch damals waren die Voraussetzungen andere gewesen. Die Angehörigen von UMI waren einst von jedem Nachschub abgeschnitten worden und ihr technisches Vermögen war dahin geschmolzen, während sich die Shanyar entwickelt hatten. Die Menschen hatten damals vor der endgültigen Vernichtung gestanden und waren nur davor bewahrt worden, weil der Kreuzer D.S. Lightning eine Notlandung auf Shanyar hatte durchführen müssen. Joana Redfeather war es gelungen, einen Frieden zu bewirken. Seit etlichen Jahren war die Präsenz der Menschheit seitdem auf eine kleine Station an der Südspitze des Kontinents beschränkt. Nun aber waren die kolonialen Selbstverteidigungskräfte auf dem Planeten eingefallen, ausgerüstet mit modernster Technik und reichlichem Nachschub. So war es verständlich, dass viele Shanyar eine erneute Konfrontation scheuten.
Niemand wusste, ob es außer Telamunt noch andere Landsiedlungen gab, die gegen die Colonial Forces kämpften. Bislang war es nur von diesem Dorf bekannt und die Menschen registrierten dies mit durchaus gemischten Gefühlen. Die Freiwilligen, die sich hier versammelten, mochten willig sein, doch kaum einer von ihnen zeigte militärische Erfahrung. Bedauerlicherweise galt dies vor allem für ihren Befehlshaber, den Lanzenführer Lirad. Seinem Übereifer und seiner schlechten Führung war es geschuldet, dass der Überfall auf einen geschützten Hiromata-Konvoi beinahe zum völligen Desaster geworden wäre. Ein Großteil der Lanzer war den modernen Waffen zum Opfer gefallen und es war nur den begleitenden Troopern unter Captain Custer zu verdanken, dass man letztlich als Sieger aus dem Überfall hervorgegangen war. Lirad schienen die Verluste kaum zu kümmern und mit den zahlreichen neuen Freiwilligen, die er mittlerweile wieder um sich scharte, war ein erneutes Debakel zu befürchten.
Joana Redfeather befehligte eine bunt gemischte Schar an Überlebenden der einstigen Direktorats-Station und des vernichteten Brückenkopfes Camp Shadowhand. Ihr standen der komplette C-Troop des fünften Regiments der Raumkavallerie unter Captain Jerome Kelly zur Verfügung sowie zwei Platoons des E-Troops des siebten Regiments unter Captain Peter Custer und einer Abteilung des G-Troops des zweiten Regiments unter Captain Bill Puttnam. Lieutenant-Colonel Weyler hatte einen höheren Rang inne, stand aber neidlos hinter Joana zurück, da sie Erfahrung im Bezug auf Shanyar und seine Bewohner besaß und einst auch den Friedensvertrag mit ihnen ausgehandelt hatte. Das Militärpersonal wurde noch durch zwei der neuen Kampfroboter des Modells MADS ergänzt.
Die zweite Gruppe der Menschen bestand aus rund siebzig Forschern verschiedener Fachgebiete unter Leitung des Archäologen Doktor Kasim.
An diesem Morgen hatte Joana die Leiter der verschiedenen Gruppen in das Haus des Olud, des Bürgermeisters von Telamunt, gebeten. Dieses diente als provisorisches Hauptquartier dessen, was man vielleicht als Widerstandsbewegung bezeichnen konnte. Neben Derem-Olud-Telamunt nahmen auch dessen Gefährtin Jisara-Oludi-Telamunt und Lanzenführer Lirad an der Versammlung teil. Es war die übliche Morgenbesprechung, bei der Joana jedoch erneut auf ihre Bedenken zurückkam.
Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass Offenheit bei den Shanyar am ehesten zum Ziel führte und so nahm sie auch diesmal kein Blatt vor den Mund.
„Derem-Olud-Telamunt, deine Siedlung ist durch meine Nachlässigkeit in Gefahr geraten und ich beschwöre dich, Telamunt mit deinen Leuten zu verlassen. Ihr seid hier nicht mehr sicher“, sagte Joana eindringlich, „und ich und meine Panzerleute sind nicht in der Lage, diesen Ort wirksam gegen einen größeren Angriff zu verteidigen. Es tut mir leid.“
Lieutenant-Colonel Weyler schwieg und beobachtete den Major und seine Gegenüber. Es gab nicht allzu viele Offiziere, denen das Eingeständnis eines Fehlers so leicht über die Lippen kam. Er fragte sich unwillkürlich, ob er ein eigenes Versäumnis ebenso freimütig eingestehen würde. Immerhin stand zu befürchten, dass Joanas Fehler Leben kostete. Die von Shanyar und die von Menschen.
Die Mimik eines Shanyar war für ihre Verbündeten schwer zu deuten. Auch wenn ihre Anatomie überraschend jener der Menschen glich, so unterschieden sie doch die blasse, bläuliche und teigig wirkende Hautfarbe, die absolute Haarlosigkeit und das Gesicht sehr eindeutig. Auch wenn die Augen wiederum menschlich wirkten, der schmale Mundschlitz und der handlange und muskulöse Nasenrüssel waren es sicher nicht. Die feinen Schwimmhäute, die sich beim Spreizen zwischen den Fingern und Zehen spannten, waren ein Zeichen dafür, dass diese Wesen auch im Element Wasser heimisch waren. Nicht umsonst lagen ihre wichtigen Städte unter dem Meeresspiegel, wo sie seit jeher vor den Angriffen der Luftwagen des Blaubanners geschützt waren.
Auch Joana fiel es schwer, die Gemütsbewegung eines Shanyar zu erkennen. Der Nasenrüssel von Derem-Olud-Telamunt schien nervös zu zucken, was allgemein als Zeichen der Erregung gedeutet wurde.
Plötzlich knickte der Kopf des Olud auf eine Weise nach vorne auf die Brust, dass die umstehenden Menschen einen Genickbruch befürchteten, obwohl sie diese Geste nun schon einige Male beobachtet hatten. Sie signalisierte die Zustimmung des Shanyar, der nun an den Kartentisch trat, der von Bewohnern der Siedlung angefertigt worden war. Dieser zeigte das plastische und farbige Modell des Hauptkontinents. Menschen und Dorfbewohner trugen auf diesem alles Wissen zusammen und markierten alle ihnen bekannten Orte, an denen sich Siedlungen oder Anlagen der Einheimischen und der Menschen befanden. Inzwischen war festgestellt worden, dass der Feind fast alle ehemaligen Abbauanlagen von UMI reaktiviert hatte und fleißig Hiromata-Kristalle abbaute. Die gesäuberten und noch nicht bearbeiteten Kristalle wurden dann auf Straßen zu Landefeldern gebracht, wo sie von FLVs übernommen wurden. So konnte man die Zahl der Lufttransporte minimieren, die stets von den elektrischen Stürmen bedroht waren.
„Olud verstehen gepanzerte Menschenfrau Redfeather“, versicherte Derem. „Redfeather schon oft beschworen Gefahr. Olud verstehen, aber Redfeather Panzerleute wissen, Telamunt nie bedroht.“ Der Olud deutete über sich. „Dach aus … Pflanzen … guter Schutz. Luftwagen niemals sehen Telamunt. Telamunt sicher.“
Captain Jerome Kelly räusperte sich. Er war Joanas Vertrauter und Freund und es gab gelegentlich Anzeichen, dass er sich durchaus mehr wünschte, doch Joana war seit ihrem Erlebnis auf dem Kreuzfahrtschiff Star-Liner liiert. Das Paar ging allerdings Tätigkeiten nach, die gemeinsame Zeit zur Seltenheit machten. Jerome hoffte insgeheim, die Beziehung würde einschlafen. „Derem, der Major hat absolut recht. Ihr Shanyar könnt die Fähigkeiten der völlig veralteten Flugwagen von UMI nicht mit denen der neuen Modelle oder gar der Kampfjäger vergleichen. Außerdem haben die Colonials Schiffe und Satelliten im Orbit. Alle verfügen über sehr empfindliche Scanner und Sensoren.“
„Sehr empfindliche, nicht lebende Augen und Ohren“, fügte Joana hinzu, da sie bemerkte, dass die Shanyar mit rein technischen Begriffen oftmals nichts anzufangen wussten.
Erneut knickte der Kopf auf so bedenkliche Weise nach vorne. Der Mundschlitz formte sich zum Äquivalent eines Lächelns. „Olud wissen von fernen Augen und Ohren. Aber Telamunt sicher. Telamunt unser Heim. Telamunt lange bestanden und noch lange bestehen.“
Joana seufzte und sah die Oludi an. Jisara-Oludi-Telamunt war nicht nur die Gefährtin des Bürgermeisters, sondern zugleich auch eine Art...