E-Book, Deutsch, Band 5, 205 Seiten
Reihe: Sky-Navy
Schenk Sky-Navy 05 - Das schweigende Schiff
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7427-8038-6
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 5, 205 Seiten
Reihe: Sky-Navy
ISBN: 978-3-7427-8038-6
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael Schenk, Jahrgang 1955, schreibt Fantasy, Science Fiction, Horror und historische Romane. Auf seiner Homepage michael-h-schenk.de stellt er nicht nur seine Person und seine Romane vor, sondern bietet auch viele Hintergrundinformationen, Grafiken und ausführliche Leseproben. Seine Geschichten sollen uns aus unserer alltäglichen Welt entführen und auf spannende und auch humorvolle Weise unterhalten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger ...
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 2 Auf der Suche nach dem großen Fund
Fünfhundert Jahre später, C.S. Golden Hope, privates Prospektorenschiff
Seit über hundertfünfzig Jahren beherrschte die Menschheit die überlichtschnelle Raumfahrt. Doch selbst mit dem Cherkov-Antrieb benötigte ein Schiff noch immer Wochen, Monate oder sogar Jahre, um sein Ziel zu erreichen. Dann, vor rund fünfzehn Jahren, war durch Zufall der Hiromata-Antrieb entdeckt worden. Mithilfe der seltenen Hiromata-Kristalle konnte ein Schiff jede Entfernung in Nullzeit überwinden. Der sogenannte Nullzeit-Antrieb brachte der Menschheit eine ungeahnte Expansionswelle. Während man mit den Überlichtschiffen noch viele Jahre zu fernen Sternen unterwegs war, die man meist in Kryo-Kammern verschlief, benötigte ein Sturz-Schiff für dieselbe Entfernung nur noch rund sechzehn Stunden. Acht zum Beschleunigen und Aufladen des Hiromata und weitere acht Stunden, um am Ziel wieder abzubremsen. Da der Antrieb nur wenig Raum in Anspruch nahm, waren selbst kleine Raumfahrzeuge für interstellare Reisen geeignet. Man brauchte keine Kryo-Kammern mehr und auch keine umfangreichen Vorräte. Ein Aufenthaltsbereich und ein paar sanitäre Einrichtungen reichten aus, die Menschen nun relativ komfortabel zu den fernen Sternen zu bringen. Der Handel boomte ebenso wie die Besiedlung des Weltraums, denn jetzt stand es jeder Interessengruppe frei, ihr eigenes persönliches Glück zu suchen.
Die einzige Einschränkung bestand in den geringen Vorkommen des Hiromata-Kristalls. Trotz aller Versuche gelang es nicht, ihn künstlich zu erzeugen. So waren Scharen von Abenteurern sowie kommerziellen und privaten Prospektoren im Weltraum unterwegs, um ein Vorkommen der Kristalle auf einem Asteroiden oder einer fernen Welt zu entdecken. Selbst kleine Brocken des Hiromata versprachen schon großen Reichtum.
An Ressourcen herrschte kaum Mangel. In besonders lohnenden Fällen entsandten große Konzerne ihre Fabrikschiffe in die Asteroidenfelder, mit deren Hilfe man gefundene Metalle direkt in Rohstoffbarren einschmolz. In anderen Fällen entstanden Abbaukolonien auf fernen Planeten, wo man unter widrigsten Umständen arbeitete, um die Gier der Menschheit nach Ressourcen zu stillen. Es gab immer wieder große Funde und manches einst kostbare Material hatte seinen ursprünglichen Wert längst eingebüßt.
Die Besatzung des kommerziellen Raumschiffes C.S. Golden Hope gehörte zu jenen, die in den Tiefen des Weltraums auf den großen Fund hofften.
Die Golden Hope war eines der ersten Überlichtschiffe gewesen und hatte lange Zeit als interstellarer Frachter gedient. Sie gehörte der Conestoga-Klasse an, deren Schiffe in Modultechnik gebaut wurden. Im Bugteil befanden sich die Steuereinrichtungen, Lebenserhaltungssysteme, Mannschaftsquartiere und Depots sowie ein kleines Nottriebwerk, im Heck der Impuls- und Überlichtantrieb. Beide Module wiesen zusammen eine Länge von knapp hundertzwanzig Metern auf. Dass ein Conestoga die stattliche Länge von über zwei Kilometern erreichen konnte lag daran, dass zwischen Bug und Heck ein Gerüst aus Tri-Stahl-Trägern verlief, in dem zehntausende der genormten Frachtcontainer verankert werden konnten. Derartige Frachter flogen von einem Sternensystem zum anderen, gingen am Ziel in den Orbit und wurden von Shuttles be- und entladen.
Inzwischen war auch die Golden Hope mit einem Hiromata-Antrieb versehen worden. Der ursprüngliche Eigner hatte sie zum Kauf angeboten, doch es gab weit modernere und günstigere Raumschiffe. Als sich kein Interessent fand, stand das fast 180 Jahre alte Schiff zur Verschrottung an. Kurz bevor es in den Parkorbit zum Ausschlachten ging, rettete die „Malloy Mining Corporation“ das Schiff vor seinem unrühmlichen Ende.
Die „Malloy Mining Corporation“ bestand aus der hübschen und eigensinnigen Patty Malloy sowie einer Handvoll von Abenteurern, die ihr Erspartes und ein paar Kredite investierten, um mit der Golden Hope ihre Träume von Unabhängigkeit und Reichtum zu erfüllen.
Der frühere Besitzer hatte dem Schiff seinen Namen gegeben, da es dem Konzern durch die Beförderung interstellarer Frachten hohe Gewinne bringen sollte. Die neuen Besitzer hielten am Namen fest, auch weil es angeblich Unglück brachte, ein Schiff umzutaufen. Mit den ihnen verfügbaren Mitteln ließen sie den alten Frachter umbauen. Die Träger zwischen Bug und Heck wurden bis auf ein Segment von vierzig Metern Länge entfernt. Ein gutes Dutzend Frachtcontainer nahm drei der Seiten ein. An der unteren vierten war ein kleines Shuttle in seinen Ankerklammern angedockt, inklusive einer kleinen Luftschleuse zum Zentralgang, der durch das gesamte Schiff führte. Insgesamt wirkte die Konstruktion, als habe man einen kleinen Backstein zwischen zwei größere geklemmt. Da die Golden Hope niemals für eine planetare Landung bestimmt gewesen war, hatte man auf jede aerodynamische und gefällige Form verzichtet.
Die Malloy Mining Corporation verschwendete kein Geld für die äußere Verschönerung des Schiffes. Der kantige Rumpf war verschrammt und an einigen Stellen ausgebessert. Während seiner Existenz war das Schiff dreimal von kosmischen Geschossen getroffen worden, die den Rumpf perforierten. Es hatte keine Verluste unter den Besatzungen gegeben, weswegen die neuen Besitzer dies als gutes Omen sahen. Das alte Firmenlogo des Vorbesitzers wurde durch das der neuen Eigentümer überlackiert. Es zeigte einen Goldgräber mit riesigem Schlapphut und mächtigem Schnauzbart, der mit einer Schaufel in der Hand auf einem großen Goldberg tanzte.
Patty „Pat“ Malloy besaß die meisten Anteile an der Golden Hope und war nicht nur ihr Captain, sondern unbestreitbar auch der „Boss“ ihrer kleinen Crew. Sie war klein, zierlich und ein Bündel an Energie, mit roten Haaren und grünen Augen. Ihre Elan und ihr Optimismus waren es, welche die Mannschaft auch dann vorantrieben, wenn diese einmal nahe daran war, aufzugeben und es gab viele Momente, in denen sie an der Erfüllung ihrer Träume zweifelte.
Patty Malloy war im Augenblick das einzige Mannschaftsmitglied, welches sich in der Zentrale des Schiffes aufhielt. Diese erstreckte sich über die gesamte Breite des mittleren Hauptdecks der Bugsektion und glich mit ihren fünfundzwanzig Metern Breite und nur fünf Metern Tiefe einem schmalen Schlauch. Die hier installierten fünf Arbeitsplätze wirkten trotz der breiten Konsolen ein wenig verloren, doch die eher ungewöhnliche Form der Zentrale bot einen großen Vorteil. Durch die hohe Panoramaverglasung bot sie freien Blick nach vorne und man besaß auch zu den Seiten einen bemerkenswerten Ausblick in den Weltraum. Diese „Peilbrücke“ hatte einst das Andocken an Orbitalstationen erleichtert und war nun für die neue Besatzung ein unschätzbarer Vorteil, denn die Golden Hope schwebte nur wenige hundert Meter vor einem kilometergroßen Asteroiden. Das Schiff lag in einem riesigen Feld aus Objekten unterschiedlichster Größe. Jene, die vor dem Hintergrund der Sterne lagen, waren sogar mit dem Auge gut zu erkennen, andere blieben in Finsternis verborgen und wurden nur durch die Scanner angezeigt.
Patty Malloy achtete mit Argusaugen darauf, dass keiner von ihnen dem Schiff gefährlich werden konnte. Aus diesem Grund hatte sie die Zentrale bis auf die Konsolenlichter abgedunkelt. Geschwindigkeit und Kurs waren dem Asteroidenfeld angeglichen, doch sie war bereit die Position im Notfall mithilfe der Korrekturtriebwerke zu ändern. Die zierliche Frau hatte eine Hand locker neben dem Joystick liegen, mit dem die Lagekorrekturtriebwerke gesteuert wurden und blickte immer wieder auf den kreisenden Finger des Nahbereich-Scanners. Seine Tetronik war darauf eingestellt jede Bewegungsänderung der umgebenden Planetentrümmer oder die Annäherung eines anderen Objektes anzuzeigen sowie optisch und akustisch zu warnen.
Patty trug einen schlichten blauen Bordoverall, der schon ein wenig abgetragen wirkte und an dessen rechter Brustseite das Logo der Malloy Mining Corporation aufgenäht war. Über die kurzgeschnittenen roten Haare hatte sie ein Headset geschoben und lauschte den Atemzügen und Stimmen, die es übertrug.
Außer ihr befand sich nur noch der Sanitäter Sid Barrows an Bord. Er trug einen offenen Raumanzug und langweilte sich im Schleusenraum. Er war für jene Sitzbereitschaft eingeteilt, welche in Kreisen der Schürfer und Prospektoren als „Rettungsleine“ bezeichnet wurde. Dies traf seine Funktion ziemlich genau. Geriet einer der anderen in Not, dann würde es Sid´s Aufgabe sein, ihm Beistand zu leisten und ihn an Bord zurückzuholen. Hierfür stand ein spezieller Raketenschlitten zur Verfügung, eines der wenigen neuwertigen Geräte an Bord.
Sid Barrows trug ebenfalls ein Headset. Während er sich mit seinem Mini-Comp die Zeit vertrieb, lauschte auch er den Atemgeräuschen und gelegentlichen Stimmen der Crew.
„Wie sieht es aus, Steven?“
Auf Patty´s Frage hin herrschte einen Moment Schweigen, bis sich Steven Braker über seinen Helmfunk meldete. „Bin noch nicht so weit. Hab mal ein bisschen Geduld, okay?“
„Sorry, Steven, ich wollte nicht hetzen“, kam ihre Entschuldigung.
Steven Braker war ein blonder Hüne, der sich geologische Grundkenntnisse angeeignet hatte und der Co-Pilot des Schiffes war. Neben Patty gehörten ihm die meisten Anteile an der Golden Hope. Er war gutmütig und auch ein wenig dickfellig, denn er war so ziemlich der Einzige an Bord, der niemals die Ruhe verlor. Er schwebte in seinem Raumanzug knapp fünfzig Meter vor der Oberfläche eines großen und unregelmäßig geformten Asteroiden und bremste nun mit seinem Fluggestell ab. Er hatte die...