Scheller | Becky und der geheimnisvolle Bonbonkocher | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Scheller Becky und der geheimnisvolle Bonbonkocher


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0137-2
Verlag: Baumhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-7517-0137-2
Verlag: Baumhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine Mutprobe in einer verlassenen Fabrik führt die 12-jährige Becky unversehens in die verborgene Bonbonküche von Dr. Mellis. Der freundliche alte Herr erklärt sich bereit, sie in die Geheimnisse seiner Kunst einzuführen. Aber er warnt Becky auch: Zwischen süßen Düften und bunten Leckereien lauern die verbotenen Bonbons. Diese sind nicht nur für Becky und ihren Zwilling Lotta eine Gefahr. Bei all dem wird Becky das Gefühl nicht los, dass Dr. Mellis selbst ein finsteres Geheimnis hütet ...

Anne Scheller wurde seit ihrer Geburt 1980 quer durch Niedersachsen, länger nach Bayern und immer wieder nach England verweht, bevor sie schließlich wieder in der Lüneburger Heide landete, wo sie mit ihrer Familie zwischen Heide und Kiefernwald lebt. Seit zehn Jahren schreibt sie Kinderbücher.

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Bonbonkocher in vierter
Generation
Es war, als wäre Becky eingeschlafen und im schönsten, buntesten und wohligsten Traum gelandet. Staunend sah sie sich um. Vor den porzellanweiß gekachelten Wänden standen reihenweise auf Hochglanz polierte Kupferkessel. Dampf stieg auf, und Becky vernahm das leise Geräusch von trägem Brodeln und fröhlichem Blubbern. Langsam ging sie zwischen den Kesseln umher. Im ersten sah sie eine gelbe Masse. Ihre Oberfläche schimmerte wie Goldstaub, und über ihr lag ein wunderbarer Duft nach Honig, Zimt und etwas Herbem, das Becky sogleich in Festtagsstimmung versetzte. Sie atmete tief ein, dann erkannte sie es: Die Honigschimmermasse duftete wie der Weihnachtsbaum zu Hause nach Bienenwachskerzen und Fichtennadeln. Der nächste Kessel enthielt eine dunklere Flüssigkeit, so blau wie das Meer. Der aufsteigende Duft war frisch und salzig wie die Luft am Strand, mit einem Hauch von Gras und einer Prise Lakritze. Im dritten blubberte es rosa mit gelben Punkten, und der Geruch dieser Masse erinnerte Becky sofort an ihren Lieblingsbastelladen, an Luftballons, Wackelpudding und bunte Schokolinsen. Sie musste unwillkürlich lächeln. Über einem vierten Kessel hing eine so dichte Dampfwolke, dass Becky die Oberfläche nicht sehen konnte. Vorsichtig steckte sie ihre Nase hinein. Sie erwartete, dass sich der Dampf heiß und feucht anfühlen würde, so ähnlich wie wenn Mama einen großen Topf Nudeln auf dem Herd köcheln ließ. Aber dieser Dampf war anders. Er war angenehm warm und streichelte ihre Wangen. Kaum hatte Becky ein wenig davon eingeatmet, hatte sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie sah alle Farben des Regenbogens durcheinanderwirbeln und wie Seifenblasen zerplatzen. Es fühlte sich an, als wäre sie völlig schwerelos. Dazu duftete es nach allem, was sie jemals gerochen hatte, und nach nichts, was sie beschreiben konnte. Sie schwebte selig in dieser Mischung aus himmlischen Düften und Farben – schöner als ihre Perlen und Klebebänder. Und dabei fiel es ihr wieder ein: Sie war Becky, Rebecca Marta Steffens, 12 Jahre alt und Zwilling von Karlotta Barbara, leidenschaftliche Bastlerin und nicht besonders mutige Mutprobenteilnehmerin, und schnupperte in der alten Fabrik an Kupferkesseln voll duftender Gebräue. Mit aller Kraft zog sie den Kopf aus der Dampfwolke und stand plötzlich wieder aufrecht in dem porzellanweiß gekachelten Raum. Becky schüttelte sich. Der letzte Kupferkessel hatte sie glücklich gemacht und einen leichten Schwindel hinterlassen. Sie trat zurück von den Töpfen und sah sich die verschnörkelten Holzregale an der Wand näher an. Im ersten standen bauchige Gläser mit Bonbons in allen Regenbogenfarben, einfarbige und bunte, kleine und große, mit Füllung und ohne, mit Buchstaben, Noten und sogar Tieren darin. Ein Glas enthielt rosa Bonbons mit gelben Punkten, und da begriff Becky auch, was in den Kesseln vor sich hin dampfte: süße, klebrige Bonbonmasse. Becky betrachtete die Bonbongläser genauer. Es gab eins mit meeresblauen Bonbons in Muschelform, die zu dem zweiten Kessel passten. Ein anderes Glas enthielt unregelmäßig geformte honigfarbene Goldstücke, unzweifelhaft die fertigen Bonbons aus der Masse im ersten Kessel. Und die Bonbons im größten Glas in der Mitte, die aussahen wie kleine Regenbögen, waren bestimmt die feste Form der regenbogenbunten Masse, die Becky so schwindelig und glücklich gemacht hatte. Schritt für Schritt bewegte Becky sich weiter durch den Raum. Sie ließ ihre Finger über glänzende Walzen mit Bonbonformen streichen und nahm bunte Tüten mit verzierten Etiketten in die Hand. Sie legte ein Gewicht auf eine alte Messingwaage und sah den Zeiger ausschlagen. Sie betrachtete Flaschen voll sprudelnder Bonbonbrause und strich mit der Hand über die kühle Oberfläche eines Arbeitstisches mit polierter Steinplatte. Dann entdeckte sie das Bücherregal. Es stand in einer Ecke am Ende des Raumes und war vollgestopft mit zerfledderten Bänden, deren Titel in Gold eingeprägt waren. Becky zog ein Buch nach dem anderen heraus. Honigmund und Zuckerschnauze, Rezepte für Schleckermäuler oder Die Kunst des Süßen stand da. Der längste Titel prangte auf einem Buch, das so dick war wie Beckys Oberarm: Bonbon, très bon – Ein Handbuch für den arbeitsamen Bonbonkocher, sorgfältig ausgewählt, gekocht, geformt, geschleckt und niedergeschrieben von einer erfahrenen Hausfrau und Dame. Becky musste kichern. »Das könnte etwas für dich sein, wertes junges Fräulein«, sagte da eine Stimme. Becky zuckte zusammen und ließ das Buch fallen. Eine kleine Staubwolke stieg von den weißen Kacheln auf. Rasch hob sie den Wälzer auf und schob ihn zurück ins Regal. Dann drehte sie sich langsam um. Becky konnte nicht erkennen, woher die Stimme gekommen war. Alles, was sie sah, waren die Kupferkessel mit den träge darüber wabernden Dampf- und Duftwolken, die Bonbongläser und Arbeitsgeräte. »Komm ruhig näher, du musst keine Angst haben«, sagte die Stimme nun. Becky hörte ein kräftiges Pusten. Der Nebel über dem Kessel mit der Regenbogenmasse lichtete sich, und sie sah einen alten Mann mit schneeweißem Kittel, schneeweißem Haar und einem ordentlich gestutzten Bart. Er hielt einen mannsgroßen Silberlöffel in beiden Händen und rührte damit in der Bonbonmasse. »Ich bekomme nur äußerst selten Besuch«, sagte der alte Mann. »Was für eine Freude!« Er lächelte, und die Runzeln und Falten in seinem Gesicht wurden dabei noch tiefer und zahlreicher, besonders um die Augen herum. Becky verlor einen Teil ihrer Scheu und trat näher. »Hallo«, sagte sie. »Ich bin Becky.« Der alte Mann neigte den Kopf. »Angenehm, Mellis«, sagte er. Er hatte eine richtige Märchenonkelstimme, tief und sanft. »Doktor Hans Mellis«, fuhr er fort. »Bonbonkocher in vierter Generation.« Becky nickte. Mehr und mehr verstand sie diesen Ort, und gleichzeitig explodierten die Fragen in ihrem Kopf geradezu. Mitten in der alten Fabrik verbarg sich eine Bonbonküche, und der alte Dr. Mellis war der Bonbonkoch. Ob Lotta gewusst hatte, dass sie ihn hier finden würde? Sicher nicht, schließlich stand am Tor sehr deutlich: »Betreten verboten!« Alle in der Stadt hielten die Fabrik für verlassen. Aber was tat Dr. Mellis hier ganz allein? Der Bonbonkocher rührte weiter in seiner regenbogenfarbenen Masse. Ab und zu sah er zu Becky hinüber und lächelte sie an. Sie überlegte, was sie sagen konnte. »Das riecht aber gut«, war das Erste, was ihr einfiel. Dr. Mellis nickte nur. »Diese Bonbonsoße hier besonders«, sagte Becky mit einer Handbewegung zum Kessel. »Mir ist davon richtig schwindelig geworden. Was ist das?« »Ah, gleich deine erste Frage ist die allerschwerste«, sagte Dr. Mellis. »Warum fragst du mich nicht, was ich hier tue? Oder was in den anderen Kesseln dampft?« Becky stutzte. »Na gut«, sagte sie dann. »Was ist in den anderen Kesseln?« Dr. Mellis legte den Löffel beiseite. »Folge mir, junge Dame«, sagte er und trat zum ersten Kessel mit der Honigschimmermasse. »Diese Sorte hier heißt Goldene Weihnachtsgefühle«, sagte er. »Es ist eine Komposition aus Fichtennadeln, Bienenhonig, Zimt und Weihnachtsstimmung. Schenkt Wärme selbst an den kältesten Tagen.« Dr. Mellis ging weiter zu dem Kessel mit der rosa-gelb gepunkteten Zuckermasse. »Ki-ko-konfetti, eines meiner Lieblingsrezepte. Bunte Schokolinsen, Zuckerperlen, Erdbeeren mit Schlagsahne und ein Hauch Wackelpudding machen diese Bonbons zu wahren Stimmungswundern.« Becky sah den Bonbonkocher staunend an. Sie konnte kaum glauben, was sie hier entdeckt hatte! »Und das?«, fragte sie und trat zu dem Kessel mit der blauen Flüssigkeit. »Dabei handelt es sich um die Rohmasse für mein Meeresrauschen«, erklärte Dr. Mellis. »Hast du den Duft von Salz und Meerwasser wahrgenommen?« Becky atmete noch einmal tief ein und aus, dann schloss sie die Augen, um die Düfte besser unterscheiden zu können. »Urlaub in Dänemark«, flüsterte sie, denn da war sie mit ihrer Familie in den letzten Sommerferien gewesen. »Salziges Wasser und salzige Luft. Feuchter Sand und Strandgras. Lakritzstreusel auf Softeis.« »Ha!« Dr. Mellis lachte auf. Becky öffnete die Augen und sah, wie der alte Herr die Hände zusammenschlug. Hatte sie etwas sehr Dummes gesagt? »’tschuldigung«, murmelte sie. »Entschuldigung?«, gluckste Dr. Mellis. »Aber nein, meine Liebe. Du musst dich nicht entschuldigen. Du liegst genau richtig! Du hast die Duftnoten meiner Meeresrauschen-Bonbons bis auf die letzte Woge erkannt. Ganz hervorragend, ganz hervorragend …« Dr. Mellis’ Stimme wurde leiser, als ob er in Gedanken abschweifte. Becky strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht. »Und dieser Kessel?«, fragte sie. »Was ist da drin?« Sie ging zu dem Kessel, in dem Dr. Mellis zuerst gerührt hatte, der mit der schwindelerregenden, kunterbunten Masse. »Womit wir wieder bei deiner ersten und allerschwersten Frage wären«, sagte Dr. Mellis. »Dies ist die Rohmasse für meine Kunterbunten Regenbögen. Ihr Duft ist nicht zu beschreiben. Egal, wer daran riecht, alle sagen nur Wörter wie himmlisch, traumhaft oder zauberschön. Es ist mein Geheimrezept, das vielleicht wichtigste Bonbonrezept meines ganzen langen Lebens.« Becky starrte auf die grün, blau, lila, rot und gelb wirbelnden Nebelschwaden über dem Kessel. Solange sie nicht zu nah heranging, hielt sich der Schwindel in Grenzen, doch schon der Anblick der Bonbonmasse raubte ihr den...



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