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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 400 Seiten

Reihe: Simon Tanner ermittelt

Schaub Der Salamander

Ein Tanner-Kriminalroman
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-85791-904-6
Verlag: Limmat Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Tanner-Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 4, 400 Seiten

Reihe: Simon Tanner ermittelt

ISBN: 978-3-85791-904-6
Verlag: Limmat Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach einem glücklichen Jahr im Norden kehrt der charismatische Ermittler Simon Tanner in sein Dorf zurück. Auf dem Bahnhof macht er Bekanntschaft mit einem etwas gehetzten jungen Mann in einem zu leichten Anzug, der in Spanien unschuldig im Gefängnis gesessen haben will. Eine Drogengeschichte. Sein Freund Serge Michel, Abteilung Leib und Leben, nimmt gleichzeitig einen Mordfall wieder auf, der seit dreissig Jahren ungelöst blieb. Die attraktive und ehrgeizige Lara Wille soll ihn übernehmen, er hofft, sie über den absehbaren Misserfolg loszuwerden. Schon bald kommt vieles in Bewegung. Der junge Mann und Lara Willes Fall scheinen auf rätselhafte Weise mit der seltsamen Sekte verstrickt, die in der Gegend ein ganzes Dorf bewohnt. Simon Tanner beginnt in seiner unnachahmlichen Art zu ermitteln ohne das erotische Abenteuer aus den Augen zu verlieren und stößt auf dunkle Vergangenheiten, die bis heute weiterleben.

Urs Schaub, geboren 1951, arbeitete lange als Schauspielregisseur und war Schauspieldirektor in Darmstadt und Bern. Als Dozent arbeitete er an Theater hochschulen in Zürich, Berlin und Salzburg. 2003-2008 leitete er das Theater- und Musikhaus Kaserne in Basel, 2006-2010 war er Kritiker im "Literaturclub" des Schweizer Fernsehens. Nach "Tanner", "Das Gesetz des Wassers" und "Wintertauber Tod" ist "Der Salamander" der vierte Kriminalroman mit dem Ermittler Simon Tanner. Urs Schaub lebt in Basel.

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EINS Als er wieder aufwachte, fror er, und draußen war es bereits stockdunkel. Er tappte durch die Wohnung, schaltete die Heizung ein (das hatte er heute Morgen vergessen) und ging mit Todesverachtung unter die kalte Dusche, denn das warme Wasser hing mit der Heizung zusammen. Immerhin war ihm danach nicht mehr kalt. Nachdem er sich frische Kleider angezogen hatte, beschloss er, ins Restaurant zu gehen. Sein Kühlschrank war leer. Außerdem hatte er kein Brot im Haus, und ein Essen ohne Brot war kein Essen. Erst als er bereits auf der Straße war, gestand er sich ein, dass ihn in Wahrheit einzig und allein die Neugier nach dem Verbleib des jungen Mannes trieb, dem er heute Morgen den Rat gegeben hatte, sich ein Zimmer im Bahnhofsrestaurant zu nehmen. Er lächelte zufrieden und schritt kräftig aus. Diesmal war er nicht allein auf der Straße. Auf der Höhe von Friedhof und Kirche traf er sogar auf einige Grüppchen von Menschen, die offenbar alle der Kirche zustrebten. Er nickte höflich, obwohl er niemanden speziell kannte, oder wenn, dann nur vom Sehen. Aber schließlich herrschte hier auf dem Lande die schöne Sitte, sich zu grüßen, auch wenn man sich nicht kannte. Dann bemerkte er, dass auf dem ganzen Friedhof kleine Lichter brannten. Er begriff, dass heute Allerseelen war und dass die Leute ihrer Toten gedachten. Der Nebel verwandelte die Lichter in kleine Wölkchen, die in Bodennähe schwebten. Er vergrub fröstelnd seine Hände noch tiefer in seinem Mantel. Beim Bahnhof war der Nebel immer noch genauso dicht wie heute Morgen. Kein Wunder, denn die Bahngleise befanden sich praktisch auf Seeniveau. Die paar schiefen Straßenlichter, drei erleuchtete Weichenlaternen und einige farbige Eisenbahnsignallampen verwandel ten die Trostlosigkeit des Bahnhofs in ein surreales Bühnenbild von bestechender Schönheit. Tanner bestaunte eine Weile diese Komposition, dann betrat er das Restaurant. Kam man von der Straßenseite her, betrat der Gast zuerst eine dunkle, meist vollgequalmte Schankstube mit einigen altmodischen Wirtshaustischen auf schweren Eisenfüßen, mit robusten Stühlen, auf denen es sich gut stundenlang verweilen ließ. Die Stammgäste waren meist Arbeiter aus dem kleinen Gewerbequartier, das sich direkt hinter dem Bahnhof wie eine Flechte willkürlich wuchernd ausgebreitet hatte, und natürlich saß hier zu jeder Tages- oder Abendzeit eine Auswahl der obligaten Gelegenheitssäufer, meist Pensionierte, die endlose Stunden vor ihrem Wein oder ihrem Kaffee mit Schnaps verbrachten. Als Tanner eintrat, verstummte die Runde keineswegs, nur Bodmer, der Wirt, erhob sich sofort zur Begrüßung und wies ihm den Weg in den gepflegteren, helleren Teil des Restaurants, wo man üblicherweise aß. Überdurchschnittlich gut aß, denn Frau Bodmer war eine ausgezeichnete Köchin. Normalerweise war es in der Gegend umgekehrt: der Mann war der Chef in der Küche, und die Frau war für die Gaststube zuständig. Auch in dieser Hinsicht war dieses Restaurant eine Ausnahmeerscheinung. Im Sommer saß man draußen unter einem herrlich schattigen Birnenspalier. Um einen schöneren zu finden, müsste man weit in der Weltgeschichte herumreisen, pflegte Bodmer stolz zu sagen. Und er hatte recht. In der Gaststube saßen bereits zwei Männer, jeder für sich an einem Tisch. Den einen erkannte er sofort an seinen dichten blonden Haaren, obwohl er mit dem Rücken zum Eingang saß. Es war der junge Mann, der ihn heute Morgen nach einer Unterkunft gefragt hatte. Den anderen – offenkundig ein Geschäftsmann auf Durchreise –, mit schmalem Gesicht und in einen tadellos sitzenden Anzug gekleidet, kannte er nicht. Der Geschäftsmann hatte wohl schon gegessen, denn er saß vor einem Kaffee und zündete sich gerade eine Zigarre an. Der junge Mann, der am Fenster saß, wartete auf sein Essen und kaute eifrig an einem Stück Brot, was es in diesem Restaurant für jeden Gast reichlich gab. Bodmer führte Tanner zu einem Tisch in der Ecke. Er setzte sich so, dass er den jungen Mann im Blickfeld hatte und den genussvoll rauchenden Mann halb schräg in seinem Rücken. In diesem Moment bemerkte der junge Mann den neuen Gast, erkannte ihn, lächelte mit vollem Mund und hob seine Linke zum Gruß. Mit seiner Rechten hatte er sich gerade ein neues Stück Brot geangelt. Tanner grüßte zurück. Bodmer hielt ihm unterdessen die umfangreiche, in Leder gebundene Karte hin. Tanner lehnte lächelnd ab. Ich esse das, was auf den Tisch kommt. Richten Sie Ihrer Frau einen lieben Gruß aus. Sie können ja sagen, Tanner sei zurück, und er habe großen Hunger. Bodmer lachte. Wie groß? Bärenmäßig. Ich habe praktisch zwei Tage lang nichts Anständiges gegessen. Gut. Ich verstehe. Und zum Trinken? Tanner gab seine Bestellung auf, und Bodmer verschwand in Richtung Küche. Der Mann hinter ihm räusperte sich. Ja, so was kann man hier machen. Ich meine, essen, was auf den Tisch kommt. Er wiegte seinen Oberkörper nach vorn, lachte kurz auf und wurde von einem heftigen Hustenanfall gepackt. Die brennende Zigarre fiel ihm aus der Hand. Als er sich nach ihr bückte, entwickelte sich der Husten zu einem Erstickungsanfall. Der junge Mann sprang auf, hob die Zigarre vom Boden auf und legte sie in den Aschenbecher. Der Hustende dankte gestikulierend und rettete sich, in dem er die halbe Karaffe Wasser austrank, die auf seinem Tisch stand. Danke. Danke, junger Mann. Das war sehr aufmerksam. Oje, oje! Er schnäuzte sich kräftig und wandte sich dann wieder Tanner zu. Gestatten Sie, mein Name ist Stauber. René Stauber. Das nenne ich persönliche Kundenbindung. In der Stadt können Sie das ja vergessen. Da lob ich mir die Landbeiz. Da haben Sie ganz Recht, Herr Stauber. Ich heiße Tanner. Stauber erhob sich kurz. Sehr angenehm, Herr Tanner. Tanner wandte sich dem jungen Mann zu. Ich hoffe, Sie sind zufrieden mit ihrer Unterkunft. Ja, ja. Sehr. Ich bedanke mich noch einmal für, hm … die gute Auskunft. Stauber stutzte. Aha. Man kennt sich? Tanner wandte sich um. Wir sind uns bloß heute Morgen auf dem Bahnhof begegnet. In diesem Augenblick trat Bodmer ein und brachte das Essen für den jungen Mann. Er hatte Rösti mit Bauernbratwurst und brauner Zwiebelsauce bestellt. Der junge Mann packte sofort Gabel und Messer und stürzte sich heißhungrig auf sein Essen. Auch Tanner lief das Wasser im Mund zusammen. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit. Danke sehr. Der junge Mann lächelte zwar, aber seine dunklen Augen blieben ernst und bedrückt. Tanner überlegte, wie er mit ihm ins Gespräch kommen konnte. Vorerst wollte er ihn aber in Ruhe essen lassen und schaute durch das Fenster in die dunkle Nacht. Der Nebel hatte sich offenbar etwas gelichtet, und man konnte immerhin bis zum Bahnhof sehen. Der junge Mann räusperte sich, wischte sich den Mund ab und trank Wasser. Tanner blickte zu ihm hin. Dabei bemerkte er erst jetzt, dass er auch hier den etwas schäbigen Koffer mit dabei hatte, den er am Bahnhof mit seinen Armen so innig umklam mert hatte. Jetzt hielt er den Koffer unter dem Tisch zwischen seinen Beinen eingeklemmt. War es eine Art zwanghafte Marotte (schonendes Anhalten …?) oder enthielt der Koffer tatsächlich etwas so Wertvolles, dass der junge Mann ihn keinen Augenblick allein lassen wollte? Nicht einmal in seinem Zimmer, das man abschließen konnte? Der Zimmerschlüssel lag sichtbar auf dem Tisch. In diesem Augenblick erhob sich der Mann, der sich als René Stauber vorgestellt hatte, und ging in Richtung Toilette. Tanner guckte ihm nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann traf sich sein Blick mit demjenigen des jungen Mannes. Haben Sie eine weite Reise hinter sich? Sie haben mir am Bahnhof angedeutet, dass Sie direkt aus dem Ausland angereist waren, wo es offenbar weniger kalt war als hier. Ja, ja. Das stimmt. Er trank einen Schluck aus seinem Wasserglas. Ich komme, äh … direkt aus dem Süden, hm … Spanien. Da war es natürlich auch nicht, äh … Sommer, aber bedeutend wärmer als hier war es schon. Ja, äh … wärmer. Und äh … Bodmer kam mit Wein und Wasser, einem dampfenden Teller und einem großen Korb Brot. Er balancierte lachend das schwere Tablett zu Tanners Tisch. Der junge Mann wandte seine Aufmerksamkeit sofort wieder seinem Teller zu. So. Schöne Grüße von der Chefin. Zufällig gibt es heute gerade Linsensuppe, und damit sollen Sie herzlich begrüßt sein. Er lachte spitzbübisch. Sie wissen ja … der verlorene Sohn und so. Sie waren ja eine Ewigkeit nicht mehr hier. Tanner bedankte sich und sog den köstlichen Duft der Suppe ein. Oh, die riecht fantastisch. Sagen Sie Ihrer Frau vielen Dank für die kluge Wahl. Tanner sah, dass der junge Mann mit seiner Portion eben fertig wurde – was erstaunlich war, denn die Portionen waren hier...



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