E-Book, Deutsch, 313 Seiten, eBook
Schäfter Die Beratungsbeziehung in der Sozialen Arbeit
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-531-91928-7
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Eine theoretische und empirische Annäherung
E-Book, Deutsch, 313 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-531-91928-7
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die professionelle Beziehung zwischen Fachkraft und Klientel hat im Rahmen der Sozialen Arbeit eine tragende Bedeutung für das Gelingen oder Scheitern der Hilfe. Diese Tatsache wird in der Fachliteratur von allen Seiten betont, Hinweise für die Praxis, für die methodische Gestaltung dieser Beziehung fehlen jedoch weitgehend. Ausgehend von dieser Tatsache entwickelt die Autorin auf der Grundlage soziologischer, psychologischer, pädagogischer und nicht zuletzt beraterischer Konzepte ein theoretisches Modell der professionellen Beziehung, das sie in einem zweiten Schritt auf drei Live-Beratungssitzungen anwendet, indem sie diese filmt, mit den Beteiligten Interviews führt und die Fachkräfte anschließend mit dem Filmmaterial konfrontiert, um deren Deutungen für die Interpretation zu nutzen.
Cornelia Schäfter unterrichtet an einer Fachschule für Sozialpädagogik, wo in Kooperation mit den zwei Hochschulen in Ludwigsburg die 'Integrierte Ausbildung Erzieher/Erzieherin und B.A. Frühkindliche Bildung und Erziehung' entwickelt wird.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Dank;5
2;Inhalt;6
3;Einführung;8
4;Teil A: Theoretische Grundlegung;12
4.1;1. Beratung als Kontext der Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit;13
4.1.1;1.1. Definitionen und Merkmale von Beratung;13
4.1.2;1.2. Beratung in der Sozialen Arbeit;17
4.2;2. Beziehung und Beziehungsgestaltung;21
4.2.1;2.1. Beziehung aus soziologischer Sicht;21
4.2.2;2.2. Beziehung aus psychologischer Sicht;24
4.2.3;2.3. Beziehung aus pädagogischer Sicht;30
4.2.3.1;emotionale Distanz, die diese Wechsel in den Bezugspersonen möglich mache;35
4.2.4;2.4. Beziehung aus sozialpädagogischer bzw. sozialarbeiterischer Sicht;36
4.2.4.1;2.4.1. Die helfende Beziehung in der Sozialen Arbeit;36
4.2.4.2;2.4.2. Die helfende Beziehung in der Beratung;39
4.3;3. Merkmale der professionellen Beziehung in der Sozialen Arbeit;45
4.3.1;3.1. Spezifische Verteilung der Rollen zwischen Fachkraft und KlientIn;45
4.3.2;3.2. Funktionale Asymmetrie als Voraussetzung und Konsequenz;52
4.3.3;3.3. Zweckgebundenheit und zeitliche Begrenzung als Rahmen;55
4.3.4;3.4. Freiwilligkeit als Aufgabe;57
4.3.5;3.5. Begrenzte emotionale Nähe als Chance und Gefahr;59
4.4;4. Die Entwicklung des Beziehungskonzepts;63
4.4.1;4.1. Die Grundlage: bekannte Beratungsansätze;63
4.4.1.1;4.1.1. Wurzeln von Beratung und Psychotherapie;64
4.4.1.2;4.1.2. Neuere Beratungsansätze;69
4.4.1.3;4.1.3. Integrative Beratungsansätze;75
4.4.2;4.2. Das Beziehungskonzept;83
4.4.2.1;4.2.1. Stellenwert von methodischem Vorgehen im Hinblick auf die Gestaltung der Beziehung;83
4.4.2.2;4.2.2. Arbeitsprinzipien;86
4.4.2.3;4.2.3. Erhoffte Wirkungen auf die Beziehung aus der Umsetzung der Arbeitsprinzipien;99
4.5;5. Die nonverbale Kommunikation in der Beratung;117
4.5.1;5.1. Kanäle nonverbalen Verhaltens;120
4.5.2;5.2. Die Bedeutung von nonverbaler Kommunikation für die Beratung;133
5;Teil B: Empirische Annäherung;139
5.1;6. Die vorliegende Untersuchung;140
5.1.1;6.1. Untersuchungsziel, Untersuchungsfragestellung und Felderschließung;140
5.1.2;6.2. Die Datenerhebung;142
5.1.2.1;6.2.1. Videographie;142
5.1.2.2;6.2.2. Interviews;145
5.1.3;6.3. Die Datenauswertung;150
5.1.3.1;6.3.1. Die Interpretation verbaler Daten;150
5.1.3.2;6.3.2. Die Interpretation nonverbaler Daten;153
5.1.3.3;6.3.3. Die kombinierte Interpretation von verbalen und nonverbalen Daten – bezogen auf das entwickelte Beziehungskonzept;157
5.2;7. Die Ergebnisse der Interpretation von drei Beratungsbeziehungen;162
5.2.1;7.1. Verlässliche, provokative Begleitung auf dem Lebensweg – Auswertung der ersten Beratungsbeziehung;162
5.2.2;7.2. Behutsame, beharrliche Einladung zur Selbstwahrnehmung –;195
5.2.3;7.3. Auserlesenes, flankierendes Angebot für Selbsterfahrung mit unklaren Grenzen – Auswertung der dritten Beratungsbeziehung;238
5.2.4;7.4. Quervergleich der drei ausgewerteten Beratungsbeziehungen;277
6;Zusammenfassung;290
7;Literaturverzeichnis;298
Einführung.- Einführung.- Theoretische Grundlegung.- Beratung als Kontext der Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit.- Beziehung und Beziehungsgestaltung.- Merkmale der professionellen Beziehung in der Sozialen Arbeit.- Die Entwicklung des Beziehungskonzepts.- Die nonverbale Kommunikation in der Beratung.- Empirische Annäherung.- Die vorliegende Untersuchung.- Die Ergebnisse der Interpretation von drei Beratungsbeziehungen.
5. Die nonverbale Kommunikation in der Beratung (S. 119-120)
Jede Kommunikation wird überwiegend nonverbal gestaltet. Im Zuge der Diskussion der Begriffe Interaktion und Kommunikation wurde erläutert, dass diese auf den Austausch von Zeichen, Signalen und Symbolen zwischen InteraktionspartnerInnen gegründet sind. Insbesondere mit dem Begriff der Kommunikation wird zunächst der Austausch von verbalen Botschaften assoziiert. Die überragende Bedeutung der Sprache für die Kommunikation hat lange zur Unterschätzung des Austauschs von nonverbalen Zeichen in der Interaktion geführt (Scherer 1984: 358).
Heute besteht darüber Konsens, dass interpersonale Kommunikation nur zu einem kleinen Teil aus verbalen Botschaften besteht (Forgas 1992: 126, Scherer 1984: 359). In der Kommunikation wird eine Fülle von nonverbalen Zeichen ausgetauscht, die bedeutsam für die Kommunikation sind. Sprache wird von nonverbaler Kommunikation ergänzt, unterstützt oder gar ersetzt und es gibt Vieles, „was sich in Worten nicht angemessen ausdrücken lässt“ (Argyle 1985: 14, vgl. Argyle 1975: 71).
Insbesondere aufgrund der von Watzlawick et al. (1996) formulierten Axiome, nach denen der Beziehungsaspekt überwiegend analog (d.h. nonverbal) übermittelt werde und der Beziehungsaspekt einer Kommunikation den Inhaltsaspekt bestimme (ebd.: 62ff, vgl. auch Geißler/Hege 2001: 133, Retter 2000: 179, Wulf/Groddeck 1977: 226), muss der nonverbale Anteil der Kommunikation im Hinblick auf die professionelle Beziehung in der Beratung an dieser Stelle ausführlich diskutiert werden – was in der pädagogischen Literatur bisher kaum geschieht.
Die nonverbalen Signale sind für die Beziehung u.a. deshalb bedeutsam, weil diese Zeichen in der Regel unvermittelter, automatischer und schneller gesendet bzw. decodiert und auch unvermittelter, automatischer und schneller analysiert bzw. encodiert werden. Es zeigen sich auf diese Weise beziehungsrelevante Gefühle und Einstellungen, die verbal möglicherweise gar nicht ausgedrückt werden. Nonverbale Botschaften sind in der Regel überzeugender als verbale, sie zeigen eine unmittelbare, stärkere Wirkung, können vom Sender weniger gut kontrolliert werden und vermitteln damit echtere, validere Informationen, sind jedoch häufig ungenauer und schwieriger zu interpretieren (Argyle 1985: 341ff, Bauer 2008: 13, Ekman et al. 1974/1979, Ellgring 1986: 8ff, Ellsworth/ Ludwig 1979: 84, Forgas 1992: 127f, Nabrings 1981, Scherer 1984: 358ff, Watzlawick et al. 1996: 68).
Die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation wird auch in der Beratungsliteratur an einigen Stellen in den Blick genommen. Belardi et al. (1999) weisen darauf hin, dass eine bewusste Wahrnehmung der Körpersprache in der Beratung immer wieder vernachlässigt werde, dass nonverbale Signale jedoch aufschlussreicher sein könnten als der reine Gesprächsinhalt, weshalb die körpersprachlichen Signale beachtet werden müssten (ebd.: 65, vgl. Sickendiek et al. 1999: 127). Auch Schulz von Thun (1981) unterscheidet in seiner Kommunikationstheorie explizite (was durch Worte gesagt wird) und implizite (was nicht direkt gesagt wird) Botschaften in der Interaktion, wobei die „eigentliche“ (A.i.O.) Hauptbotschaft häufig implizit gesendet werde.