E-Book, Deutsch, 367 Seiten, eBook
Schäfers Lebensqualität aus Nutzersicht
2008
ISBN: 978-3-531-91015-4
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Wie Menschen mit geistiger Behinderung ihre Lebenssituation beurteilen
E-Book, Deutsch, 367 Seiten, eBook
Reihe: Gesundheitsförderung - Rehabilitation - Teilhabe
ISBN: 978-3-531-91015-4
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Das Konzept Lebensqualität bietet einen Betrachtungsrahmen zur Analyse der Lebenslagen von Menschen mit Behinderung und zur Weiterentwicklung des Rehabilitationssystems. Ausgehend von sozialwissenschaftlichen Ansätzen der Lebensqualitätsforschung erarbeitet Markus Schäfers die Grundlagen für eine Lebensqualitätserhebung bei Menschen mit Behinderung zur nutzerorientierten Evaluation von Wohn- und Unterstützungsangeboten.
Dr. Markus Schäfers promovierte bei Prof. Dr. Elisabeth Wacker am Lehrstuhl für Rehabilitationssoziologie der Technischen Universität Dortmund. Er ist dort als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Geleitwort;6
2;Vorwort;8
3;Inhaltsverzeichnis;10
4;Abbildungsverzeichnis;13
5;Tabellenverzeichnis;15
6;Einleitung;21
7;1 Das Konzept Lebensqualität;25
7.1;1.1 Ansätze der Lebensqualitätsforschung;26
7.2;1.2 Kerndimensionen und konzeptuelle Prinzipien von Lebensqualität;34
7.3;1.3 Subjektives Wohlbefinden;37
8;2 Lebensqualität als Leitbegriff sozialer Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung;59
8.1;2.1 Von der institutionellen zur personenbezogenen Orientierung;60
8.2;2.2 Diskussion um die Qualität sozialer Dienstleistungen;69
8.3;2.3 Nutzerorientierte Evaluation und Wirkungsbeurteilung;73
9;3 Methodologische und methodische Aspekte der Erhebung von Lebensqualität;80
9.1;3.1 Methodologische Grundorientierungen und Zugangswege der Lebensqualitätsforschung;81
9.2;3.2 Befragungsinstrumente zur Erhebung von Lebensqualität bei Menschen mit geistiger Behinderung;95
9.3;3.3 Ergebnisse der Methodenforschung zur Befragung von Menschen mit geistiger Behinderung;144
9.4;3.4 Grenzen der Befragung von Menschen mit geistiger Behinderung und methodische Alternativen;173
9.5;3.5 Zusammenfassung und Empfehlungen;177
10;4 Konzeption der empirischen Studie und Instrumententwicklung;182
10.1;4.1 Zielsetzungen und Untersuchungsbereich;182
10.2;4.2 Untersuchungsansatz;185
10.3;4.3 Stichprobenauswahl;187
10.4;4.4 Konstruktion des Erhebungsinstruments;191
10.5;4.5 Weitere Datenquellen;209
10.6;4.6 Untersuchungsdurchführung und Auswertungsverfahren;211
11;5 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse;214
11.1;5.1 Grundstrukturen der Wohneinrichtungen und Charakteristika der Stichprobe;214
11.2;5.2 Indexbildung und empirische Überprüfung;222
11.3;5.3 Lebensqualität aus Nutzersicht;243
11.4;5.4 Methodenkritische Analyse der Befragung;300
12;6 Diskussion der Ergebnisse;321
12.1;6.1 Zur Güte des Befragungsinstruments;321
12.2;6.2 Zur Lebensqualität von Menschen mit geistiger Behinderung in Wohneinrichtungen;324
12.3;6.3 Zur Anwendbarkeit der Interviewmethodik bei Menschen mit geistiger Behinderung;333
13;7 Resümee und Ausblick;339
14;Literaturverzeichnis;345
Das Konzept Lebensqualität.- Lebensqualität als Leitbegriff sozialer Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung.- Methodologische und methodische Aspekte der Erhebung von Lebensqualität.- Konzeption der empirischen Studie und Instrumententwicklung.- Darstellung und Interpretation der Ergebnisse.- Diskussion der Ergebnisse.- Resümee und Ausblick.
3 Methodologische und methodische Aspekte der Erhebung von Lebensqualität (S. 81.82)
Ist Lebensqualität als offenes und sensibilisierendes Konzept zu verstehen (vgl. Kap. 1.2), stellt sich die grundsätzliche Frage nach der Messbarkeit von Lebensqualität. Angesichts der vielfältigen Lebensentwürfe von Menschen, unterschiedlichen Lebensbedingungen und persönlichen Vorstellungen davon, was ein „qualitätsvolles Leben" ausmacht, können durchaus Zweifel an der Messbarkeit von Lebensqualität aufkommen (vgl. Matikka 2001, 37 f., Rapley 2003, 84 ff.). Wie in Kap. 1 dargestellt, ist Lebensqualität kein Merkmal, das direkt beobachtbar oder erfahrbar ist. Vielmehr ist Lebensqualität als Konstrukt aufzufassen und als forschungsrelevantes Konzept, um unsere psychische, physische, soziale und materielle Realität verstehbar zu machen: „Quality is not a thing but a concept, a particular construction, or abstraction, of reality. It has no independent existence in the world" (Osborne 1992, 438).
Das mit dem Begriff „Lebensqualität" Bezeichnete kann nur aus Indikatoren erschlossen werden, die wiederum das Ergebnis einer theoretisch mehr oder weniger sinnvollen Operationalisierung des Lebensqualitätskonzepts darstellen. Dabei ist kein einheitliches Betrachtungsmodell zu identifizieren: „We do not have an agreed-upon standard for determining anyone’s quality of life" (Taylor & Bogdan 1996, 11). Allerdings sind trotz aller individuellen Unterschiede und Gewichtungen erstaunliche Übereinstimmungen hinsichtlich derjenigen Aspekte der Lebensführung identifizierbar, die von nahezu allen Menschen als für ihre Lebensqualität essenziell genannt und anerkannt werden, analog besteht in der internationalen Lebensqualitätsforschung weitgehend Konsens über grundlegende Dimensionen und Prinzipien der Konzeptualisierung von Lebensqualität (vgl. Kap. 1.2). Diese sind in jeweiligen Untersuchungszusammenhängen immer wieder neu zu beleuchten, um relevante Indikatoren fokussieren zu können.
Insofern ist die Frage der Messbarkeit in erster Linie eine Frage der theoretischen Konzeptualisierung und Operationalisierung von Lebensqualität (vgl. Heal & Sigelman 1996, 91). Die Ebene der Methodologie ist nachrangig: Welche methodologischen Implikationen birgt das Konstrukt Lebensqualität? Lassen sich abgeleitete Indikatoren überhaupt empirisch überprüfen – und wenn ja: Wie lassen sie sich erfassen? „Selbstwertgefühl", „Zufriedenheit mit sozialen Beziehungen" oder „Lern- und Bildungsmöglichkeiten" können allesamt relevante Indikatoren für Lebensqualität sein, werfen aber in jeweiligen Forschungskontexten unterschiedliche methodische Probleme auf. Besonders beim Personenkreis der Menschen mit geistiger Behinderung stellt sich die Frage nach einem angemessenen methodischen Inventar zur Ermittlung subjektiver Lebensqualität.
Bei der Ableitung methodischer Zugangsmöglichkeiten können sowohl Hinweise der empirischen Sozialforschung, der allgemeinen Lebensqualitätsforschung und Erfahrungen mit speziellen Methoden in der Anwendung beim Personenkreis der Menschen mit geistiger Behinderung dienlich sein. Die empirischen Erfahrungen wiederum beeinflussen in einer Rückkopplung weitergehende konzeptuelle Auseinandersetzungen und können damit zu theoretischen Präzisierungen führen. Die Frage nach der Messbarkeit von Lebensqualität lässt sich also nicht generell, sondern nur in Abhängigkeit von den zugrunde liegenden theoretischen Vorstellungen und zu ermittelnden Indikatoren beantworten. Analog können bei der Planung einer Lebensqualitätsstudie konkrete methodologische Entscheidungen nicht vorab getroffen werden, sie müssen sich nach den jeweiligen Untersuchungszielen, dem Forschungsstand und dem spezifischen Erkenntnisinteresse richten (vgl. Bortz & Döring 2002, 53 ff.).