E-Book, Deutsch, Band 23, 1600 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schäfer / Schorm / Guth Perry Rhodan Neo Paket 23: Arkon erwacht
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8453-9747-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Staffel: Arkon erwacht
E-Book, Deutsch, Band 23, 1600 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-9747-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seit Perry Rhodan im Jahr 2036 auf dem Mond die Arkoniden Thora und Crest getroffen hat, verbindet die Menschen und das Imperium eine wechselvolle Geschichte. Ende Dezember 2089 bricht eine neue Epoche an: Im Imperium nehmen die Machtkämpfe zu, ein offener Bürgerkrieg droht. Perry Rhodan bricht mit der MAGELLAN, seinem Raumschiff, nach Arkon auf. Doch seine Mission, den Frieden zu stiften, führt ihn hinein in Intrigen und Kämpfe. Die Menschen müssen feststellen: Eine Gefahr aus ferner Vergangenheit ist erwacht - und die Zukunft des Großen Imperiums steht auf dem Spiel ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Turning and turning in the widening gyre
the falcon cannot hear the falconer;
things fall apart; the centre cannot hold;
mere anarchy is loosed upon the world,
the blood-dimmed tide is loosed, and everywhere
the ceremony of innocence is drowned;
the best lack all conviction, while the worst
are full of passionate intensity.
William Butler Yeats, The Second Coming
TEIL I
Grabreden
1.
Böses Erwachen
Die letzte Stunde einer Reise ist wie die letzte Stunde eines Traums. Noch hatte einen das Erlebte fest im Griff, doch man ahnte bereits, dass sich alles ändern würde, sobald man erwachte. Was man noch nicht wusste, war, wie viel von dem Geträumten Bestand haben würde und wie viel verwehen würde wie gefallenes Laub.
Perry Rhodan ließ den Blick durch die Zentrale der FANTASY schweifen. So viel kam ihm weiterhin vor wie ein Traum: die Erlebnisse mit den fremdartigen Bewohnern des Omnitischen Compariats und auf der Forschungswelt Lashat, die Begegnung mit dem sterbenden, uralten Callibso, der einst ein erbitterter Feind gewesen war. Verglichen damit erschienen ihm die unwirklichen Quallenwesen, die sich in der Kuppelwölbung des Außenbeobachtungshologramms bewegten, beinahe vertraut.
Unter diesem Schauspiel der hyperdimensionalen Linearraumeffekte ruhte der Emotionaut Mentro Kosum auf seiner Liege und steuerte die FANTASY kraft seiner Gedanken, unterstützt von Laura und Sophie Bull-Legacy, Alberto Pérez sowie der übrigen Zentralebesatzung. Rhodan stellte sich vor, wie es für Kosum sein musste, das Raumschiff mit allen Sinnen zu erfahren, ganz als wäre es der eigene Körper: die beiden Triebwerksgondeln wie ausgebreitete Schwingen, der Libraschirm wie eine zweite Haut über dem stählernen Rumpf; er teilt die Energien des Hyperraums wie Wellen unter dem Bug eines Seeschiffs. Der Schneeklang in den Korridoren knistert wie glitzernde Gischt. Doch das Herz des Schiffs schlägt nur noch schwach – die Hyperkristalle zerfallen, der Wandeltaster blickt mit blindem Auge dem Zielstern entgegen. Wenn die FANTASY das nächste Mal in die Wirklichkeit stürzt, wird sie darin stranden.
Die Oproner hatten den Menschen geholfen, das Raumschiff noch einmal notdürftig instand zu setzen – für eine letzte große Reise: den Flug nach Hause. Trotzdem war die FANTASY längst kaum mehr als ein besseres Wrack. Denn die Reparaturen hatten nichts am grundlegenden Problem der Lineartriebwerkstechnologie geändert.
Der experimentelle Antrieb würde immer zu Fehlsprüngen führen: Massive Gravitations- und Hyperenergiequellen wie zum Beispiel Schwarze Löcher im galaktischen Umfeld des Austrittspunkts störten durch unberechenbare Fünf-D-Ausbrüche jegliche zuverlässige Kontrolle der Rücksturzsequenzen. Die Energien überluden zwangsläufig das Triebwerk, was spätestens bei längeren Flugetappen die Hyperkristallmatrizen zerstörte und eine fatale Rückkopplungskaskade auslöste. Massive Schäden an den Systemen des Schiffs waren die Folge.
Der Linearantrieb funktionierte genau einmal über größere Distanzen – und auch dann nur mit unkalkulierbaren Risiken.
Lange hatten sich die Spezialisten auf der FANTASY dagegen gesträubt, diese Wahrheit anzuerkennen. Jahrelange Forschung warf man nicht achtlos über Bord. Inzwischen hatten sie sich aber mit ihrem Scheitern abgefunden und klammerten sich wenigstens an diesen Erkenntnisgewinn – schon damit die Opfer, die der Flug gefordert hatte, nicht vergebens gewesen waren.
Auch Rhodan versuchte es so zu sehen, doch es fiel ihm nicht leicht. Die bittere Ironie war, dass es ihm persönlich gut ging – seine Gesundheit war der Hauptgrund des Flugs gewesen: der Krieg von Viren und Dunkelleben in seinem Körper, der drohende Ausfall seines Zellaktivators.
Nun war er geheilt. Und im Gegensatz zur FANTASY anscheinend auf Dauer – hatte ihm zumindest die Chefärztin Pari Sato bestätigt. Von den verschiedenen Infektionen war keine Spur geblieben, und Rhodan fühlte sich besser als je zuvor. Er wusste nicht, wem er für diesen Zustand zu danken hatte; vielleicht Callibso, vielleicht noch geheimnisvolleren Kräften, die innerhalb des Zeitbrunnens wirkten, den Rhodan durchquert hatte.
Als er nach seinem Treffen mit Callibso wieder durch den Brunnen zurückgekehrt war, war zudem sein Zellaktivator verschwunden gewesen – jenes verwunschene Stück alter, unverstandener Technik, das stets Fluch und Segen zugleich gewesen war. Seine positiven Auswirkungen auf Rhodans Gesundheit aber waren geblieben. Es hatte nicht viel mehr als eine schlaflose Nacht, ein paar Drinks und einen Schnitt in den Finger gebraucht, das herauszufinden. Ungewiss war, was nun aus ihm werden würde. Hatten höhere Mächte entschieden, dass er ewig zu leben hatte, bis er so alt wie Atlan, Mirona Thetin oder Callibso war? Würde er wie nach einer Zelldusche in dreiunddreißig Jahren schlagartig altern und zu Staub zerfallen? Rhodan wusste keine Antwort, und er wusste auch nicht, was ihm lieber wäre.
Er wusste nur, dass sie einen hohen Preis für ihren Flug gezahlt hatten. Die Bedenken, die er vor ihrem Aufbruch geäußert hatte, waren mehr als berechtigt gewesen. Doch seine Freunde hatten ihn überredet, hatten ihm gar keine andere Wahl gelassen, als diesen letzten Versuch zu seiner Rettung zu unternehmen. Dafür hatten sie Gesetze gebrochen und ihre Karrieren riskiert; Rhodan hatte sie nicht davon abhalten können. Allerdings hatte er die Schuld an der Mission allein auf sich genommen. Sie hatten die FANTASY gestohlen, um alles auf eine Karte zu setzen – und wie befürchtet, hatten sie Menschenleben verspielt. Nun kehrten sie zurück nach Hause und mussten sich ihrer Verantwortung stellen.
Perry Rhodan schloss die Augen. Noch einmal stellte er sich vor, er wäre die FANTASY, doch diesmal spürte er nicht das Schiff, sondern seine Besatzung. All die Techniker, Wissenschaftler und Flottenmitglieder, die während der zurückliegenden Wochen seine Familie gewesen waren. Die sich nun fragten, was sie daheim erwartete, ob die Reise es wert gewesen war. Ob sie die Rätsel, die sie vorgefunden hatten, je verstehen würden. Er spürte ihre Unsicherheit, ihre Erschöpfung, ihren unerschütterlichen Optimismus. Vor allem aber ihre Freude, endlich nach Hause zu ihren Familien und Freunden zurückzukehren.
Auch Rhodan teilte diese Vorfreude. Er dachte an Thora, an Thomas und Farouq. Mehr als alles andere wünschte er sich, sie wieder in die Arme zu schließen.
»Normalraumwiedereintritt in zehn Minuten«, gab die Erste Offizierin Gabrielle Montoya über Bordkom bekannt. Überall auf dem Raumschiff, vom Maschinenraum bis zur Krankenstation, machten sich die Frauen und Männer bereit, falls die Technik doch noch einmal versagte und ihnen eine neuerliche Katastrophe blühte.
Die letzten Minuten des Flugs verstrichen in gespanntem Schweigen. Rhodan trat hinter den Sitz von Kommandant Conrad Deringhouse und beobachtete die Bewegungsmuster der imaginären Quallen im Holo, die so oft schon Schwierigkeiten mit dem Triebwerk angezeigt hatten. Die Illusionen wirkten transparent und unscharf wie die ferneren Luftbläschen in einem Wasserglas.
Dann hauchten die Projektoren dem Libraschirm ein letztes Mal Atem ein, und im selben Moment stieß Kosum ein bedauerndes Seufzen aus wie ein Schläfer, der nur widerwillig erwachte. Der Schneeklang verwehte, und das Licht in der Zentrale hellte sich auf.
»Ende der Superposition«, meldete Montoya.
»Bericht!«, erbat Deringhouse, und in Windeseile gingen die Statusmeldungen der einzelnen Stationen ein. Die Versprechen der Oproner hatten sich erfüllt: keine Schäden außer dem erwarteten Verschleiß – sofern man das totale Versagen aller Überlichtsysteme noch als Verschleiß bezeichnen mochte. Entgegen der insgeheim gehegten Befürchtung war es jedoch zu keinem weiteren Unglück mehr gekommen. Der Traum vom Linearantrieb starb nicht mit einem Knall, sondern verwehte mit einem stillen Abschied.
»Es ist vorbei«, sagte Kosum und zog sich die SERT-Haube von seiner rostroten Mähne. »Wir sind wieder im Solsystem.« Offenbar hatte der Emotionaut beschlossen, dass man seine Fähigkeiten für den restlichen Flug mit Unterlicht nicht mehr brauchte. Der große Mann schwang die Beine von der Liege und sah sich blinzelnd um, als wüsste er nicht recht, wo er sich befand. »Ich glaube, wir kriegen gleich Besuch«, setzte er noch hinzu.
»Wir werden angefunkt!«, bestätigte Pérez. »Es ist die SAN DIEGO. Kommandantin Rushmore für Perry Rhodan.«
»Stellen Sie sie durch«, bat Rhodan und nahm Haltung an. Sie hat nicht meinen Rang genannt, registrierte er. Wenn er sich nicht sehr täuschte, war die SAN DIEGO eins der Kampfschiffe, die er bei dem überstürzten Aufbruch des Experimentalraumers vor zweieinhalb Monaten zur Umkehr gezwungen hatte. Damals hatte Rhodan geblufft und behauptet, er allein habe die FANTASY entführt und das Leben der ganzen Besatzung stünde auf dem Spiel. Es war keine sehr glaubhafte Lüge gewesen, aber sie hatte die nötigen Sekunden erkauft, um zu entkommen.
Egal wie die neuen Befehle der Kommandantin lauteten – diese Unterhaltung konnte keinen erfreulichen Verlauf nehmen.
»Rhodan hier«, sagte er. Im Kommunikationsholo erschien das Gesicht einer hageren Frau mit grauem Haar, die ihn streng musterte. »Wir sind gekommen, uns zu stellen.«
»Dann desaktivieren Sie alle Waffen- und Verteidigungssysteme,...