E-Book, Deutsch, Band 359, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schäfer Perry Rhodan Neo 359: Quantenwinter
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8453-5559-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Imprint
E-Book, Deutsch, Band 359, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5559-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im 25. Jahrhundert: Die Menschheit strebt eine friedvolle Zusammenarbeit der galaktischen Zivilisationen an, womit sie dem positiven Leitbild des Raumfahrers Perry Rhodan folgt. Doch dann wirft man ihm und seinen Gefährten terroristische Anschläge vor. Hinter dieser Intrige vermutet Rhodan die Hamamesch, die seit einiger Zeit in der Milchstraße aktiv sind. Rhodan findet heraus, dass die Produkte der schneckenähnlichen Aliens zahlreiche Bewohner der Milchstraße suchtabhängig machen. Als der Nachschub der Hamamesch-Waren ausbleibt, brechen Recht und Ordnung im terranischen Sternenreich zusammen. Rettung aus der verheerenden Lage verspricht ausgerechnet ein seltsames Artefakt. Wird Perry Rhodan dessen Geheimnis rechtzeitig entschlüsseln? Andernfalls droht den Menschen der Quantenwinter ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
2.
Thora Rhodan da Zoltral
Kurz bevor die MAGELLAN im Xyris-Exon-System zu ihrer ersten Transitionsflugetappe nach M 33 aufgebrochen war, hatte der Kelosker Omnark um eine letzte Unterredung mit Perry Rhodan gebeten. Dabei hatte der Elfdimensionaldenker dem Terraner eine perlmuttfarbene, etwa faustgroße Perle überreicht, die in sanften, beinahe hypnotischen Wellen pulsierte. Er hatte das Objekt als Nyrr'Vahl bezeichnet – als eine Art Datenspeicher, dessen Name frei übersetzt so viel wie Ewige Erinnerung bedeutete. Dank ihres Extrasinns konnte sich Thora Rhodan da Zoltral lückenlos an die damaligen Worte von Omnark erinnern.
Das Nyrr'Vahl trägt die Essenz dessen in sich, was noch kommen wird. Und dessen, was bereits verloren gegangen ist. Es ist ein Licht, das in der Dunkelheit der Zukunft entzündet wurde. Das Nyrr'Vahl ist keine Antwort, sondern eine Frage. Eine Frage an all das, was sein wird und was hätte sein können.
Omnark hatte Rhodan zudem einen Va'shentar genannt – offenbar der keloskische Name für einen Zeitträger. Mit diesem ominösen Titel schlug sich ihr Mann bereits seit seiner schicksalhaften Begegnung mit dem Auloren Tuire Sitareh vor mehr als vierhundert Jahren herum. Was genau er zu bedeuten hatte, war noch immer nicht ganz klar.
Das Nyrr'Vahl trägt Fragmente eines Musters in sich, das dir zu verstehen hilft, warum manche Wege sich kreuzen und manche im Nichts enden, hatte Omnark zum Abschied gesagt. Die Zukunft flüstert leise. Aber die meisten hören nur das Echo der Vergangenheit.
Thora hatte nicht nur gemeinsam mit Rhodan, sondern auch mit ihrem Extrasinn versucht, aus den Worten des Keloskers einen Sinn herauszulesen. Diese ungewöhnlichen Wesen dachten elfdimensional. Darunter konnten sich in vier Dimensionen verankerte Menschen oder Arkoniden nur wenig vorstellen.
Kelosker nehmen zusätzliche Daseins- und Faktenebenen wahr – und das gleichzeitig, hatte ihr Logiksektor die Berichte von Luisa Knoche und ihren beiden Begleitern interpretiert. Parallele Wahrscheinlichkeiten und alternative Realitäten, nichtlineare Zeitverläufe, Metaebenen von Logik und Information, komplexe Beziehungsfelder jenseits von Raum und Zeit. Während ein Arkonide Entscheidungen in einer geradlinigen Kette analysiert, faltet ein Kelosker unzählige Pfade, Stufen und Optionen in- und übereinander und verarbeitet sie simultan.
Das mochte eine akademisch halbwegs brauchbare Erklärung sein – wirklich nachvollziehbar war sie nicht.
Das wird sie für dich aufgrund deiner eingeschränkten Sinne auch niemals sein, flüsterte ihr zweites Ich. Eine echte Verständigung auf Augenhöhe wird es mit den Keloskern nicht geben.
John Marshall hatte den Mitgliedern der kleinen Gruppe Quartiere zugewiesen und führte sie nun, eine gute Stunde später, über eine breite Rampe ins das nächsthöhere Stockwerk des Hauptgebäudes und dort in einen großen Konferenzraum. Das Lakeside Institute bestand aus einer Reihe von Gebäuden, die nicht nur der Forschung dienten, sondern auch etlichen paranormal begabten Menschen eine Heimat boten.
Noch immer wurden überall auf der Erde, und waren es während des Exils auch auf Gäa, sogenannte Mutanten geboren, also Personen, deren genetische und mentale Ausstattung sie zu außergewöhnlichen Leistungen befähigte. Teleportation, Telepathie und Telekinese waren nur die prominentesten Beispiele und die Spitze eines gewaltigen Eisbergs.
Bei der großen Mehrheit der Betroffenen waren diese Gaben zwar lediglich schwach ausgeprägt. Dennoch konnten sie zu erheblichen psychischen Problemen und sozialen Spannungen führen. Wer zum Beispiel glaubte, dass die Fähigkeit, fremde Gedanken zu lesen, ein Segen und ein seltener Glücksfall sei, der irrte. Selbst Empathen, die statt Gedanken nur emotionale Grundschwingungen in ihrer Umgebung wahrnahmen, litten häufig an Psychosen und Angststörungen. Die ungerichteten und vagen Eindrücke, die sie empfingen, führten in alltäglichen Situationen häufig zu Verunsicherung und Überforderung.
Das Lakeside Institute stand solchen hypersensiblen Menschen offen. Denn neben ihrer Haupttätigkeit, der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Parapsychologie in zahlreichen Fachrichtungen, kümmerten sich die Experten dieser Forschungseinrichtung um Psi-Begabte, die mit ihren besonderen Kräften nicht zurechtkamen. Sie brachten den Betroffenen bei, ihre Gaben anzunehmen und sich damit zu arrangieren. In Extremfällen, wenn selbst die moderne Medizin nicht half, bestand sogar die Möglichkeit, bestimmte Hirnareale zu veröden und das entsprechende Talent dadurch für immer auszulöschen.
Im Konferenzraum gab es eine kleine Überraschung, denn dort warteten Atlan da Gonozal, Ras Tschubai und Aveline Celestaris. Das Trio war wohl mit einem Raumfahrzeug von der MAGELLAN zum Institut gekommen, das selbstverständlich ein eigenes Landefeld hatte. Wahrscheinlich hatte NATHAN die Freunde wie zuvor schon Rhodans Space-Disk an allen irdischen Überwachungssystemen vorbeigeschleust.
»Ihr habt doch nicht etwa geglaubt, dass wir euch den ganzen Spaß allein überlassen, oder?«, rief der Arkonide zur Begrüßung und boxte Rhodan spielerisch gegen die Brust. »Wie ich höre, prügelst du dich neuerdings mit Nakken. Vor der nächsten Schlägerei sagst du mir aber bitte Bescheid, okay?«
Ras Tschubai und Aveline Celestaris lächelten nur und hielten sich im Hintergrund.
Nach ein paar weiteren Worten verteilten sich die Anwesenden um einen langen Tisch. Rhodan stellte den Behälter mit dem Nyrr'Vahl dort vor sich ab. Servoroboter brachten Getränke und kleine Snacks. Für Gucky war sogar eine Schale mit Karotten dabei, die sich der Ilt sichtlich begeistert sofort telekinetisch schnappte.
Der Raum war schlicht, fast steril eingerichtet. Nur eine große Projektionseinheit unter der Decke und mehrere interaktive Holobedienelemente am Tisch wiesen auf die hochmoderne Ausstattung hin. Eine breite Fensterfront erlaubte den Blick auf die nahe Skyline der irdischen Hauptstadt. Über dem ebenfalls nicht weit entfernten Goshunsee flimmerte ein buntes Werbeholo, das den neuen Leitspruch der Metropole in gigantischen Buchstaben in den wolkenlosen Himmel zeichnete: »Terrania – Einheit in Vielfalt«.
Thora sank neben ihrem Mann in einen der bequemen Kontursessel, dessen flexibles Material sich sofort ihren Körperformen anpasste. Auf die Aktivierung der dezenten Massagefunktion verzichtete sie. Sie wollte sich ganz auf den bevorstehenden Informationsaustausch konzentrieren.
»Die Lage ist ernst«, eröffnete Perry Rhodan die Diskussion mit einer für ihn ungewohnten Phrase. »Aber das muss ich wohl niemandem erklären. Wir alle wissen und haben teilweise selbst erlebt, was in der Milchstraße und vor allem in der Lokalen Blase los ist. Mehr als Jahre erfolgreichen, wenn auch schmerzhaften Wiederaufbaus wurden durch die Folgen der Oxypaminsucht an vielen Stellen zurückgeworfen oder sogar wieder zerstört. Und die Gefahr, dass das zarte Pflänzchen der Erholung und des Aufschwungs endgültig niedergetrampelt wird, ist groß.«
Während er sprach, fixierte er nacheinander jeden der Anwesenden. Zum Schluss blieb sein Blick an Lajorma hängen.
»In M Dreiunddreißig haben wir erfahren, dass die Suchtwirkung der mit dem Imprint und Oxypamin präparierten Hamamesch-Waren nicht beabsichtigt war. Sie sollten eigentlich nur eine Art höherdimensionalen Informationsabdruck im Gehirn von Lebewesen induzieren, der beim Kontakt mit den besagten Produkten unbemerkt in das biologische und neuronale System eingebettet wird. Aber Absicht oder nicht: Die Auswirkungen sind fatal ...«
Reginald Bull, der erneut im Mesh, dem interstellaren Kommunikations- und Datennetz der Terranischen Union, unterwegs und deshalb von einer kleinen Wolke aus Hologrammen eingehüllt war, hob die Hand. Rhodan nickte ihm zu.
»Eine schleichende, nachhaltige Verschiebung von Denken, Fühlen und Wollen«, sagte Bull. »Im Endstadium extreme Aggressivität, Verlust der Impulskontrolle und geistige Verwirrung. Zudem gibt es erste Hinweise darauf, dass imprintbedingte Veränderungen sogar genetisch weitergegeben werden können. Eric Leyden hat mir gerade die neuesten Auswertungen seines Teams geschickt.«
Thora schloss für einen Moment die Augen. Eine weitere Hiobsbotschaft.
»Demnach sind so gut wie alle Waren der Hamamesch mit winzigen Depotmolekülen geimpft«, sprach Bull weiter. »Sie funktionieren wie biologische Speichereinheiten, die bei Berührung durch einen Nichthamamesch über mehrere Tage hinweg eine mikroskopisch kleine Menge des Neuropeptids Oxypamin freisetzen. Wir haben ...«
Ein Krachen unterbrach seinen Redefluss. Atlan hatte mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Alle Blicke richteten sich auf ihn.
»Schluss mit dem Gerede!«, rief der Arkonide lautstark. Er wirkte, als wolle er sich am liebsten auf Lajorma stürzen und ihm die Fühler ausreißen. »Nennen wir das Problem doch beim Namen: Dieses Oxypamin macht nicht nur süchtig, sondern führt bei längerem Konsum zu einer zerebralen Degeneration und zum Tod. Vor allem setzt der körperliche Verfall auch dann ein, wenn die Betroffenen nicht regelmäßig neue Dosen der Substanz erhalten. Durch die Beschädigung des Xyris-Exon-Sonnentransmitters ist dieser Nachschub jedoch unterbrochen. Uns bleiben im besten Fall noch ein paar Wochen. Spätestens dann beginnt das große Sterben ...«
Der Arkonide hatte sich erhoben. Nun beugte er sich nach vorn und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. Die letzten Worte hatte er dem Hamamesch geradezu entgegengeschleudert. Lajorma schwebte mit...