E-Book, Deutsch, Band 36, 1600 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schäfer / Bottlinger / Brill Perry Rhodan Neo Paket 36: IMPRINT
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8453-9687-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Imprint
E-Book, Deutsch, Band 36, 1600 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-9687-3
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Auf der Erde und den von Menschen besiedelten Welten schreibt man das Jahr 2461. Nach den Schrecken der Vergangenheit können die Bewohner der Milchstraße aufatmen - die galaktischen Zivilisationen machen sich an den Wiederaufbau. Es herrscht Aufbruchstimmung; man hilft sich gegenseitig. Nicht nur Perry Rhodan glaubt an eine friedliche und lebenswerte Zukunft. Da erreicht eine gigantische Raumstation die Nähe des Sonnensystems: Es handelt sich um ein Kosmisches Kontor, ein Warenhaus im All. Die Fremden an Bord nennen sich Hamamesch - sie bieten hochwertige Waren aller Art zu konkurrenzlos günstigen Preisen an. Nacheinander treffen weitere Kontore in der Milchstraße ein. Perry Rhodan und seine Gefährten sind misstrauisch - doch niemand will auf sie hören. Die Menschheit wendet sich gegen Rhodan, er wird aus seiner Heimat verbannt. Rhodan muss das dunkle Geheimnis der Hamamesch lüften - dabei stößt er in ein kosmisches Wespennest ...
Autoren/Hrsg.
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1.
Perry Rhodan
10. März 2462, Mittag
Sie hatten sich aufgeteilt. John Marshall und Ras Tschubai bildeten das erste Team und damit die Vorhut. Die beiden Mutanten hatten das Hotel vor einer halben Stunde verlassen.
Perry Rhodan blickte alle paar Sekunden auf das Anzeigefeld seines Multifunktionsarmbands, als könne er dadurch das Eintreffen der ersehnten Funknachricht beschleunigen. Ihm entging das spöttisch kommentierende Lächeln seiner Frau nicht. Thora Rhodan da Zoltral hatte sich auf eins der beiden Betten der winzigen Unterkunft gelegt und die langen Beine übereinandergeschlagen. Eine Hand lag an ihrem Hinterkopf, mit der anderen kraulte sie den Nacken des Mausbibers Gucky. Sie wirkte so ruhig und beherrscht wie fast immer in Krisensituationen.
Der Ilt hatte es sich neben der Arkonidin bequem gemacht und die Augen geschlossen. Seine Miene war entspannt, der einzelne Nagezahn entblößt. Er genoss die Nackenmassage sichtlich.
Für Reginald Bull und Atlan da Gonozal waren nur Stehplätze geblieben. Vor allem Bull als Noch-Protektor der Terranischen Union war anzumerken, dass ihm die Enge des Raums zu schaffen machte. Die Wut, die in ihm kochte, suchte seit Längerem ein Ventil.
»Sie müssten die Strecke zum Raumhafen doch inzwischen dreimal zurückgelegt haben«, sprach Bull aus, was auch Rhodan dachte. »Warum melden sie sich nicht? Hey, Kleiner ...!« Er warf Gucky einen giftigen Blick zu. »Vielleicht kannst du deine Wellnesskur mal für fünf Minuten unterbrechen und das tun, was du am liebsten tust: Telepathisch spionieren!«
Der Mausbiber öffnete träge ein Auge und fixierte Bull. Die dünnen Härchen an der Spitze seiner Schnauze zitterten kaum merklich. Dann hob er die rechte Hand und legte Daumen und Zeigefinger so knapp übereinander, dass sie sich fast berührten.
»So dünn ...«, sagte er leise. »So dünn ist das Eis, auf dem du gerade spazieren gehst, Großer. Und glaub mir: Kein Raum ist klein genug, als dass ein übermütiger Protektor nicht ein paar Runden unter der Decke drehen könnte ...«
»Schluss, ihr beiden!« Rhodan, der das zweite Bett besetzt hatte, stand zurzeit nicht der Sinn nach dem üblichen Geplänkel zwischen seinem besten Freund und dem Multimutanten. Die Situation war ernst.
Sie waren auf der Flucht: Thora, Reg, Gucky, Atlan, John, Ras und er selbst. Am Tag zuvor hatte die Solare Abwehr mit Billigung des Unionsrats tatsächlich offizielle Haftbefehle gegen sie erlassen. Sie hatten das zunächst für einen schlechten Scherz gehalten, und das hatte dazu geführt, dass sie dem Spezialkommando der Terra Police erst im letzten Moment entkommen waren.
Die Einsatzkräfte hatten das Tosoma Islands Archipel des Goshunsees vollständig abgeriegelt und sich den Bungalows auf den Inseln mit einem Großaufgebot zu Lande, zu Wasser und aus der Luft genähert. Rhodan und seine Gefährten hatten es nur einer großen Portion Glück sowie den Teleportern Gucky und Ras Tschubai zu verdanken, dass sie nicht schon in irgendeiner Zelle oder einem Verhörraum von Terranias Polizeizentrale saßen.
Von den eigenen Leuten gejagt, dachte Rhodan bitter. Öffentlich als Terroristen, Verschwörer und Verräter beschimpft. Das alles ist so ... entwürdigend ... und absurd.
Eine sanfte Vibration am Handgelenk ließ ihn zusammenzucken. Er berührte das relevante Sensorfeld des Armbandgeräts. »John ...? Ras ...?«
»John hier«, erklang die Stimme des Telepathen John Marshall. »Bei uns ist so weit alles okay. Wir haben die Maxi-Space-Disk vor rund zwanzig Minuten lokalisiert. Entschuldige die lange Wartezeit, Perry, aber wir wollten sichergehen, dass uns hier niemand auflauert. Ras hat die umliegenden Hangars und Lagerhallen überprüft. Ich selbst habe gründlich geespert. Keinerlei auffälligen Aktivitäten. Ihr könnt euch auf den Weg machen. Wir teleportieren in die Zentrale des Raumboots und bereiten alles für den Start vor.«
»Verstanden. Danke, John.«
»Endlich!«, zischte Bull. »Ich halte es in diesem Kaninchenkäfig keine Sekunde länger aus.«
»Sei froh, dass du nicht Maus- oder Biberkäfig gesagt hast«, piepste Gucky und wiederholte demonstrativ seine Geste mit Daumen und Zeigefinger.
»Ach, halt die Klappe!«, reagierte Bull ungewohnt dünnhäutig.
Seit sie sich vor gut einer Stunde im gemeinsamen Zimmer von Thora und Rhodan versammelt hatten, war es mit seiner ohnehin angeschlagenen Laune stetig bergab gegangen. Rhodan konnte das gut verstehen. Bull hatte den größten Teil seines Lebens damit verbracht, der Menschheit zu dienen und in Zeiten schwerster Krisen für ihre Sicherheit zu sorgen – weit länger und intensiver, als Perry Rhodan selbst das getan hatte.
Dass ausgerechnet diese Menschheit Bull nun wie einen gewöhnlichen Verbrecher behandelte und auf Basis haltloser Vorwürfe und absurder Anschuldigungen zur Treibjagd auf ihn blies, war nicht leicht zu verkraften. Zudem war vor wenigen Stunden die Nachricht durchs Mesh gegangen, dass man gegen den Protektor der Terranischen Union ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet hatte.
»Wir gehen einzeln und im Abstand von mehreren Minuten«, mahnte Thora und schwang sich in einer eleganten Bewegung vom Bett.
Gucky seufzte herzzerreißend. Er hätte die Streicheleinheiten der Arkonidin fraglos gern noch ein wenig länger genossen.
»Denkt an eure Masken«, wies Thora sie an. »Und haltet euch an die abgesprochenen Fluchtwege und Zeitpläne. Wir treffen uns an den vereinbarten Orten und bleiben dort maximal zwei Minuten. Wer es nicht rechtzeitig schafft, muss danach selbst klarkommen. Wir warten nicht – und es gibt keine Ausnahmen!«
»Ich bin froh, dass ich nie unter dir gedient habe«, sagte Atlan.
Sein jungenhaftes Grinsen machte auf Thora keinerlei Eindruck. »Wenn du unter mir gedient hättest«, erwiderte sie, »hätte ich dir vielleicht ein bisschen Disziplin und ein paar Manieren beigebracht.«
»Vielleicht.« Atlan hob die Schultern. »Aber ich bezweifle es.«
Das größte Problem war Gucky gewesen. Vier Jahre nach dem Ende von Paragon war er auf der Erde und den anderen von Menschen besiedelten Welten bereits wieder so bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Deshalb war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als den Mausbiber mit einem – leider leicht zu ortenden – Maskierungsfeld zu tarnen und ihn holografisch zu einem etwa fünf bis sechs Jahre alten terranischen Jungen zu machen. Dem Ilt gefiel das zwar nicht besonders, aber am Ende hatte er es mit einem missbilligenden Pfeifen akzeptiert.
Thora und Rhodan übernahmen die Rolle der Eltern – ebenfalls optisch stark verändert, wenngleich nur mit konventionellen Mitteln. Sie fassten Gucky links und rechts an den Händen und spazierten auf den Galactic Park zu, der nur einen knappen Kilometer vom Hotel entfernt lag. Im Hintergrund war das riesige Galactic Park Oval zu sehen, die größte Sportarena in Terrania. 2112 war dort ein Attentat auf Reginald Bull und Stella Michelsen verübt worden – allerdings ohne Erfolg.
»Soll ich dich lieber tragen?«, fragte Rhodan, der bemerkte, dass sich Gucky mehr ziehen ließ, als dass er eigenständig ging. »Du kannst dich auf meine Schultern setzen.«
»Danke, Dad«, antwortete der Ilt patzig. »Aber ich bin schon ein großer Junge und kann allein laufen.«
Thora lachte unterdrückt. Trotz ihrer schwierigen Lage schien die Arkonidin die Situation komisch zu finden. Vielleicht war es aber auch nur ihre Art, mit der Anspannung umzugehen.
Seit zwei Jahren hatte sie ihre Rolle als arkonidische Botschafterin auf der Erde wieder aufgenommen. Die noch immer relativ junge Republik Arkon, die sich aus den Resten des Großen Imperiums entwickelt hatte, hatte in den vergangenen dreieinhalb Jahrhunderten schwer gelitten. Unter anderem war eine Flotte garbeschianischer Keilschiffe direkt ins Arkonsystem, das Herz des uralten Sternenreiches, vorgestoßen und hatte dort weitreichende Zerstörungen verursacht. Der Kristallpalast, jahrtausendelang Symbol des arkonidischen Stolzes und Monument einst unerschütterlicher imperialer Macht, existierte nicht mehr.
Aktuell diskutierten die Arkoniden kontrovers, ob sie ihn wiederaufbauen oder lieber ein neues und historisch unbelastetes Regierungsgebäude an seine Stelle setzen sollten – als Zeichen des Neuanfangs, der Veränderung und einer modernen Gesellschaft, die den Blick nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft richtete.
Das Leben ist ein ewiger Strom, hörte Rhodan die Stimme seines Freunds und Mentors Crest in seinem Kopf. Altes Wasser fließt flussabwärts, und neues folgt ihm nach. Wenn du den Wandel willkommen heißt, wirst du niemals Durst leiden.
Sie betraten die Grünanlage und wandten dem Galactic Park Oval den Rücken zu. Ein breiter, mit grobem Sand aufgeschütteter Weg führte zwischen hohen Palmen und blumenbedeckten Wiesenflächen tiefer in das Naherholungsareal.
Es war früher Nachmittag. Auf der Erde schrieb man den 10. März 2462 – einen Freitag. Über der Hauptstadt der Terranischen Union, der TU, stand die Sonne wie so häufig an einem makellos blauen Himmel.
Rhodan sah sich unauffällig um. Niemand schenkte ihnen besondere Beachtung. Sie waren nur eine gewöhnliche kleine Familie, die durch einen der größten Parks der Weltmetropole spazierte. Touristen vielleicht. Oder Bewohner einer anderen Erdregion, die ihre Verwandten in der großen Stadt besuchten.
Der Weg machte einen Bogen nach links, erreichte eine Brücke, die einen plätschernden Bach überspannte, und mündete ein Stück dahinter schließlich auf einer...