Scarrow | Im Zeichen des Adlers | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Rom-Serie

Scarrow Im Zeichen des Adlers

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-21438-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Rom-Serie

ISBN: 978-3-641-21438-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Rom, A. D. 42: Kaiser Claudius gewährt seinem Leibsklaven Cato die lang ersehnte Freiheit. Doch im Gegenzug muss sich der hochgebildete, jedoch kämpferisch völlig unerfahrene junge Mann zu zwanzig Jahren Dienst in der römischen Armee verpflichten. Kurz darauf befiehlt der Imperator das gefährlichste aller militärischen Abenteuer, an dem einst sogar Cäsar scheiterte: die Eroberung Britanniens. Cato steht auf der Insel aber nicht nur den wildesten Barbarenhorden gegenüber - auf direkten kaiserlichen Befehl muss er sich in einem tödlichen Netz aus Intrigen und Verschwörungen bewähren...

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.
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2


Als die beiden Gestalten aus der Dunkelheit auftauchten – der eine mit dem Kammhelm des Zenturios, der andere ein durchnässter Halbwüchsiger –, kreuzten die Wachen am Tor des Hauptquartiers die Speere. Sie traten in den flackernden Schein der Fackeln, die in Halterungen am Portikus festgeklemmt waren.

»Losung?«, fragte einer der Wachposten.

»Igel.«

»Dein Anliegen, Herr?«

»Der Bursche hat eine Nachricht für den Legaten.«

»Einen Moment, Herr.« Der Soldat verschwand im Innenhof und ließ sie unter den wachsamen Blicken der übrigen drei Wachposten warten, allesamt große Männer – handverlesene Leibwächter des Legaten. Macro löste den Kinnriemen, nahm den Helm ab und klemmte ihn sich zur Vorbereitung auf die Begegnung mit einem ranghöheren Offizier unter den Arm. Cato streifte seine Kapuze zurück und strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht. Macro bemerkte, dass der Bursche sich neugierig umsah, obwohl er vor Kälte zitterte. Ein Funken Mitgefühl regte sich in Macro, als er sich an seine eigenen Gefühle beim Eintritt in die Armee erinnerte: an die mit Angst vermischte Erregung, welche diese vollkommen unbekannte Welt mit ihren strengen Regeln, ihren Gefahren und ihrem harten Leben, das sich so sehr von den Annehmlichkeiten in seinem Elternhaus unterschied, bei ihm ausgelöst hatte.

Cato wrang das Wasser aus dem Umhang, so dass sich zu seinen Füßen eine Pfütze bildete.

»Hör auf damit!«, fauchte Macro. »Mach hier keine Schweinerei. Du kannst dich später trocknen.«

Cato schaute hoch, die Hände um den fest zusammengepressten Saum gekrallt. Er setzte gerade zu einer Entgegnung an, als er bemerkte, dass die Soldaten ihn missbilligend musterten.

»Oh, tut mir Leid«, murmelte er und ließ den Saum los.

»Schau mal, mein Junge«, sagte Macro so freundlich wie möglich. »Niemanden stört es, wenn ein Soldat verdreckt ist, vorausgesetzt, es ließ sich nicht umgehen. Was anderes ist ein Soldat, der rumzappelt. Das bringt die Armee in Rage. Hab ich Recht, Leute?« Er wandte sich an die Wachposten, die heftig nickten. »Also von jetzt an kein Gezappel mehr. Gewöhn dir an, still zu stehen und zu warten. Damit verbringen wir die meiste Zeit, das wirst du schon noch merken.«

Die Wachposten seufzten mitfühlend.

Vom Innenhof her näherten sich Schritte; der Soldat kehrte zum Portikus zurück.

»Wird uns der Legat empfangen?«

»Keine Ahnung, Herr. Mir wurde befohlen, dich zum Obertribun zu bringen. Hier entlang, bitte.«

Er geleitete sie durch einen breiten Torbogen in einen von einem überdachten Gang umgebenen Hof. Unablässig strömte der Regen von den Dachziegeln in die Abflussrinnen und floss darin auf die Straße ab. Der Wachposten führte sie an der Hofseite entlang zu einer Tür gegenüber dem Portikus. Hinter der Tür lag ein großer, von Schreibstuben gesäumter Saal; lediglich an der gegenüberliegenden Wand verbarg ein purpurfarbener Vorhang den Schrein der Legion. Vor dem Vorhang standen zwei Standartenträger mit gezogenen Schwertern. Der Soldat wandte sich nach links, blieb vor einer Tür stehen und klopfte zweimal.

»Herein!«, rief jemand, worauf der Soldat rasch die Tür öffnete. Macro trat als Erster ein und bedeutete Cato, ihm zu folgen. Der Raum war schmal, jedoch so lang, dass er Platz für einen Schreibtisch an der Seite und ein Gestell mit Schriftrollen am anderen Ende bot. Gleich hinter der Tür stand ein Kohlenbecken, das einen warmen Mief verbreitete. Am Schreibtisch saß ein Tribun. Macro kannte ihn vom Sehen; er hieß Aulus Vitellius und war ein ehemaliger römischer Lebemann, der mittlerweile eine politische Karriere eingeschlagen hatte, die im Kommandostab einer Legion begann. Vitellius war ein fülliger Mann mit dunklem, olivfarbenem Teint, der seine italische Abstammung verriet. Beim Eintreten der Besucher strich er sich das Haar zurück und wandte sich ihnen zu.

»Wo ist der Brief?«, fragte er mit tiefer, ungeduldiger Stimme.

Macro reichte ihm das betreffende Schriftstück und trat dann einen Schritt zurück. Cato stand schweigend an seiner Seite, unmittelbar neben dem Kohlenbecken. Der Anflug eines zufriedenen Lächelns spielte um seine Lippen, als die Wärme in ihn einströmte und das Zittern aufhörte.

Vitellius warf einen Blick auf den Brief, dann strich er, von Neugier überwältigt, über das kaiserliche Siegel.

»Weißt du, was das ist?«

»Der Bursche meint, das …«

»Dich habe ich nicht gefragt, Zenturio … Also?«

»Ich glaube, das ist ein persönliches Schreiben von Kaiser Claudius, Herr«, antwortete Cato.

Dem Tribun, dem Catos Betonung des Wortes ›persönlich‹ nicht entgangen war, musterte ihn mit eisigem Blick. »Und was könnte deiner Meinung nach so persönlich sein, dass der Kaiser die Übermittlung ausgerechnet dir anvertraut? «

»Das weiß ich nicht, Herr.«

»So ist es. Daher glaube ich, du kannst mir den Brief bedenkenlos anvertrauen. Ich werde dafür sorgen, dass der Legat ihn in Kürze erhält. Wegtreten.«

Macro wandte sich sogleich zur Tür, der junge Rekrut aber zögerte. »Verzeihung, Herr. Die Schriftrolle?«

Vitellius starrte ihn verblüfft an, während Macro den Burschen eilig beim Arm packte.

»Verschwinden wir, Bursche. Der Tribun ist ein viel beschäftigter Mann.«

»Mir wurde aufgetragen, die Schriftrolle persönlich zu übergeben, Herr.«

»Wie kannst du es wagen?«, fragte Vitellius leise und zog die Brauen zusammen, während der Widerschein des Kohlenbeckens über seine dunklen Augen flackerte.

Einen Moment lang beobachtete Macro den stummen Dialog: der Tribun bemüht, seinen Ärger zu bezähmen, der Bursche ängstlich, aber standhaft. Dann blickte der Tribun den Zenturio an und lächelte gezwungen.

»Also gut, dann eben persönlich.« Vitellius erhob sich, die Schriftrolle in der Hand. »Kommt mit.«

Vitellius geleitete sie über einen kurzen Gang in ein Vorzimmer, wo der Privatsekretär des Legaten neben der mit Ziernägeln geschmückten Tür an einem Schreibtisch arbeitete. Bei ihrem Eintreten schaute er hoch und erhob sich schwerfällig, als er Vitellius erkannte.

»Kann ich den Legaten sprechen?« fragte Vitellius in barschem Ton.

»Ist es dringend, Herr?«

»Eine Nachricht vom Kaiser.« Vitellius hielt die Schriftrolle so, dass das Siegel zu erkennen war. Der Sekretär klopfte daraufhin an die Tür zum Arbeitszimmer des Legaten, trat ein, ohne die Antwort abzuwarten, und schloss die Tür hinter sich. Einen Moment lang herrschte Stille, dann ging die Tür wieder auf. Der Sekretär ließ Vitellius ein und verwehrte den beiden anderen mit erhobener Hand den Eintritt. Macro vernahm eine laute Stimme, durchbrochen von den einsilbigen Antworten Vitellius’. Die Standpauke währte zum Glück nur kurz, doch als der Tribun zum Verwaltungssaal zurückging, warf er dem Zenturio einen kalten, feindseligen Blick zu.

»Er ist jetzt bereit, dich zu empfangen.« Der Sekretär zeigte ins Büro.

Macro kochte vor Wut auf Bestia. Der verdammte Brief würde ihm den Rest geben. Erst hatte Bestia ihn angewiesen, den Jungen zum Hauptquartier zu begleiten, und nun hatte er den Zorn des Tribuns auf sich gezogen, weil er ihm seine kostbare Zeit gestohlen hatte. Wenn Vitellius, ein Tribun, abgekanzelt werden konnte, dann wussten allein die Götter, wie der Legat mit einem einfachen Zenturio verfahren würde. Und Schuld daran hatte allein der verdammte Bursche. Unwillkürlich gab Macro den Blick weiter, den er von Vitellius empfangen hatte, dann schluckte er trocken und marschierte schneidig durch die Tür, vorbei an dem blasierten Sekretär. In diesem Moment hätte er sich lieber einsam und allein zehn brüllenden gallischen Kriegern gestellt.

Das Arbeitszimmer des Legaten war geräumig, was nicht verwunderlich war. Die gegenüberliegende Seite wurde beherrscht von einem Tisch mit schwarzer Marmorplatte, hinter dem Titus Flavius Sabinus Vespasian saß – der soeben mit finsterem Blick von einem Brief aufsah.

»Also schön, Zenturio. Was hast du hier verloren?«

»Herr?«

»Du solltest eigentlich Dienst tun.«

»Befehle, Herr. Ich sollte den neuen Rekruten zur Kommandostelle bringen und dafür sorgen, dass du den Brief erhältst.«

»Wer hat dir das aufgetragen?«

»Lucius Batiacus Bestia. Er übernimmt bis zu meiner Rückkehr die Wache, Herr.«

»Ach, tatsächlich?« Vespasian legte die breite Stirn in Falten. Dann wanderte sein Blick zu dem jungen Rekruten, der einen Schritt hinter und neben Macro stand, in der verzweifelten Hoffnung, dass Reglosigkeit der sicherste Weg zur Unsichtbarkeit sein mochte. Der Legat musterte den Jungen rasch, schätzte ihn ein. »Du bist Quintus Licinius Cato?«

»Jawohl, Herr.«

»Aus dem Palast?«

»Ja, Herr.«

»Ziemlich ungewöhnlich, zurückhaltend ausgedrückt«, meinte Vespasian. »Der Palast bringt nicht viele Rekruten für die Legionen hervor, von meiner Frau einmal abgesehen – aber selbst ihr fällt es schwer, sich an meine heruntergekommene Behausung zu gewöhnen. Ich bezweifle, dass dir unser Leben hier zusagen wird, aber jetzt bist du Soldat, und damit basta.«

»Ja, Herr.«

»Das hier«, sagte Vespasian und schwenkte den Brief, »ist ein Empfehlungsschreiben. Für gewöhnlich befasst sich mein Sekretär mit derlei trivialen Dingen, weil ich Wichtigeres zu tun habe – wie zum Beispiel eine Legion zu befehligen. Daher kannst du dir wohl vorstellen, wie ärgerlich es mich macht, dass der Tribun seine und, noch wichtiger, meine Zeit mit einer solchen Angelegenheit vergeudet. «

Vespasian hielt inne, und die beiden Besucher wanden sich unter seinem vernichtenden Blick. Dann fuhr er...


Scarrow, Simon
Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

Stöbe, Norbert
Norbert Stöbe, 1953 in Troisdorf geboren, begann schon als Chemiestudent zu schreiben. Neben seiner Tätigkeit als Chemiker am Institut Textilchemie und Makromolekulare Chemie der RWTH Aachen übersetzte er die ersten Bücher. Sein Roman New York ist himmlisch wurde mit dem C. Bertelsmann Förderpreis und dem Kurd-Lasswitz-Preis ausgezeichnet. Seine Erzählung Der Durst der Stadt erhielt den Kurd-Lasswitz-Preis und die Kurzgeschichte Zehn Punkte den Deutschen Science Fiction Preis. Zu seinen weiteren bekannten Romanen zählen Spielzeit, Namenlos und Der Weg nach unten. Norbert Stöbe ist einer der bekanntesten deutschen Science-Fiction-Schriftsteller. Er lebt als freier Autor und Übersetzer in Stolberg.



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