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E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Sbeg Person in Progress
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-33426-0
Verlag: Ariston
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Klarkommen als Twenty-Something - Bekannt aus dem Podcast The Psychology of Your 20s
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-641-33426-0
Verlag: Ariston
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erwachsenwerden ist das schwierigste und anstrengendste, was du in deinem Leben so machen musst. Zumindest kommt es dir so vor, wenn du dich mittendrin befindest. Wie wirst du die Person, die du gerne wärst? Wie sollst du dich zwischen all den Dingen, die du sein könntest, überhaupt entscheiden? Warum fühlt sich alles so unfertig an? Und wann wird das endlich besser?
Jemma Sbeg gibt dir mit diesem Buch einen Fahrplan an die Hand, um diese Lebensphase voller Erwartungen und Erlebnisdruck zu überstehen. Die 25-Jährige kann Dinge wie das Impostor-Syndrom, Selbstsabotage und die Vorurteile gegenüber dem Singlesein selbst bestens nachempfinden. Sie schaut sich alle Themen aus psychologischer Sicht ganz genau an, damit du diesen aufregenden Lebensabschnitt nicht bloß überlebst, sondern um dir klarzumachen: Du bist nicht allein! Es geht allen anderen ganz genauso.
- Zwischen Selbstzweifeln und Selbstverwirklichung: Das Selbsthilfebuch fürs Erwachsenwerden und Erwachsensein von der Mental-Health-Expertin und Neurowissenschaftlerin mitten aus der Zielgruppe.
- Große Bekanntheit der Autorin mit ihrem Podcast The Psychology of Your 20s - über 18,5 Mio. Downloads und 1,3 Mio. Abonnenten auf Spotify
- So warmherzig wie ein Gespräch mit der besten Freundin - Young Advice für Leserinnen von Brianna Wiest, Florence Given und Dolly Alderton
Jemma Sbeg ist nicht nur Mental-Health-Expertin, sondern auch Hostess des erfolgreichen Podcasts The Psychology of Your 20s. Die 25-Jährige lebt in Sydney, Australien, und absolviert dort ihr Studium in Klinischer Neurowissenschaft mit doppelter Spezialisierung in Psychologie. Vor allem mit ihrem Podcast erreicht sie zahllose junge Menschen, und bringt dort die aktuelle psychologische Forschung mit den Herausforderungen, Gefühlen und Erfahrungen unserer Zwanziger zusammen.
Weitere Infos & Material
Kapitel I
Willkommen in deiner Quarterlife-Crisis
Als ich sechs Jahre alt war, wollte ich Anwältin werden. Mit 15 war Premierministerin mein Traumjob und mit 19 Beraterin, auch wenn ich gar nicht so genau wusste, was man da eigentlich macht. Mit 22 wollte ich einfach nur meine Rechnungen bezahlen und nicht jeden Monat mein Konto überziehen. Mit 23 war es irgendwie dazu gekommen, dass ich hauptberuflich einen Podcast betrieb, und jetzt, mit 25, habe ich absolut keine Ahnung, was ich sein will. Soll ich alles hinschmeißen und nach Costa Rica ziehen? Mich noch mal durch ein drei Jahre langes Studium quälen? Mir einen sicheren Job suchen, heiraten und eine Familie gründen? Oder alles verkaufen und ein Nomadenleben führen? Alles, was ich weiß, ist, dass ich dieses Buch schreibe und dass ich in einer Quarterlife-Crisis stecke, falls das nicht schon klar ist.
Roter Sportwagen?
Wir alle wissen, was es bedeutet, wenn jemand eine Midlife-Crisis hat. Der Begriff ist Teil unseres kollektiven Sprachgebrauchs und wird mit schnellen roten Autos, Affären, Shoppingexzessen, einer neuen Haarfarbe und einem Nasenpiercing mit 50 assoziiert. Man verbindet damit Menschen, die ihre Zwanziger schon ein paar Jahre hinter sich haben und mit der existenziellen Realität konfrontiert sind, dass das Leben viel kürzer ist, als sie dachten.
Was die Midlife-Crisis und die Quarterlife-Crisis gemeinsam haben, ist die Ungewissheit und Unsicherheit angesichts der tragenden Säulen unseres Lebens: Job, Beziehungen, Geld, Gesundheit und Zukunft. Außerdem befinden sich beide an der Schwelle zu einem bedeutenden neuen Kapitel, einer neuen Entwicklungsphase in unserem Leben, in der wir uns einige wirklich unangenehme Fragen beantworten müssen: Was will ich eigentlich vom Leben? Bin ich glücklich, wo ich jetzt bin? Was vermisse ich? Würden mich die Dinge, die mir gerade fehlen, wirklich glücklich machen? Wie hole ich das Beste aus meinen Jahren auf dieser Erde heraus, oder aus dem, was mir davon noch bleibt? Daraus resultiert, dass wir eine Zeit lang Panik und Ungewissheit verspüren und den überwältigenden Drang haben, etwas Drastisches in unserem Leben zu unternehmen, um wieder Kontrolle über unser Schicksal zu bekommen.
Vielleicht findest du es ein bisschen dramatisch, zu suggerieren, dass Leute in ihren Zwanzigern solche Ängste haben. Für viele sind die Zwanziger die Zeit maximaler Freiheit und Furchtlosigkeit. Die Welt ist voller Möglichkeiten und durch unsere Jugendlichkeit und unseren Enthusiasmus sind wir im Vorteil. Wir sind jung genug, um noch ein paar unserer Kindheitsträume in uns zu haben. Wir schauen optimistisch in die Zukunft, haben aber zugleich schon genug Lebenserfahrung, um uns erwachsen zu fühlen. Und doch sind wir völlig unvorbereitet für die Steine, die uns diese Lebensphase in den Weg legt.
Vielleicht hast du schon einen Vorgeschmack darauf bekommen oder es selbst durchgemacht: die Verwirrung, den Herzschmerz, das Gefühl, dass alle anderen einen Plan haben, nur du nicht. Freundschaften, die sich verändern, Einsamkeit, das Älterwerden der Eltern, Geldsorgen oder die Suche nach Sinn, während sich die Welt ständig verändert. Die Zukunft ist beängstigend, aber die Gegenwart fühlt sich genauso chaotisch und instabil an. Während alle sagen, dass wir diese Zeit, in der wir noch nicht erwachsen, aber auch keine Kinder mehr sind, genießen sollen, befällt uns dieses zutiefst beunruhigende Gefühl, überhaupt nicht weiterzuwissen – und niemand kann uns sagen, wo wir hinsollen, oder zumindest, was als Nächstes kommt.
Der Moment der Krise
Willkommen in deiner Quarterlife-Crisis. Millionen von Menschen haben diese Reise vor dir gemacht und du wirst nicht der oder die Letzte sein. Es mag zwar tröstlich sein, zu wissen, dass man nicht allein ist, aber ich denke, es ist auch beunruhigend, wenn man realisiert, dass man seinen eigenen Weg gehen muss und niemand einem die Antworten geben wird, egal, wie viele das schon vor uns durchgemacht haben. Leider bist du auf dich allein gestellt. Ich sage »leider«, aber die Aussicht, dein Leben nach deinen Vorstellungen zu gestalten, ist auch wahnsinnig spannend und einmalig. Dein Unbehagen ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass du in eine neue Version deiner selbst hineinwächst, dass du eine Metamorphose durchmachst und deine alte Haut, dein altes Selbst, einfach nicht mehr passt. Da es keine Anleitung gibt, kann dir keiner sagen, was richtig oder falsch ist oder ob es dich glücklich macht.
Was diese Krise jedoch verkompliziert, sind die Widersprüche, die es angesichts der verschiedenen Entscheidungen und Lebenswege zu berücksichtigen gilt. Einerseits sind wir mit den gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert, Fuß zu fassen, einen Fünfjahresplan für die Zukunft zu haben und auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Die Gesellschaft erwartet Stabilität und eine für sie nachvollziehbare Lebensgeschichte, in der Regel eine, die dem traditionellen Schema folgt: Schul- oder Studienabschluss, einen netten Partner oder eine nette Partnerin finden und heiraten, einen festen Vollzeitjob haben, Kinder bekommen, befördert werden, in den Ruhestand gehen und dann sterben. Nette Geschichte, aber ich bin sicher nicht die Einzige, die diese Vorstellung erdrückend findet. Nicht nur, dass das nicht jedermanns Traum ist (auch wenn es vielleicht deiner ist), es ist auch nicht mehr so einfach wie vor 20 oder 30 Jahren, da wir heute mit Komplikationen wie einer der größten Rezessionen seit Jahrzehnten, einer steigenden Inflation, der Klimakrise, einer globalen Pandemie und zunehmender Ungleichheit konfrontiert sind. Und doch fragen wir uns, warum wir uns nicht wie die Erwachsenen fühlen, die wir gemäß der gesellschaftlichen Erwartung in diesem Alter sein sollten. Wenn wir unseren Weg nicht auf die Art und Weise finden, wie es unsere Eltern oder Menschen in unserem Umfeld getan haben, steigt der Druck, auf alles eine Antwort zu haben. Genau dieser Druck ist es, der zur Quarterlife-Crisis führt.
Unser Gehirn ist nicht besonders gut darin, mit Ungewissheit umzugehen, denn Ungewissheit signalisiert das Unbekannte, was, evolutionär gesehen, Gefahr bedeutete.[1] Denk an unsere Vorfahren, für die ein dichter Wald viel unsicherer war und viel mehr potenzielle Gefahren barg als eine flache, karge Ebene. Wir bevorzugen Ergebnisse, die wir vorhersagen oder sehen können, daher kann dieses chaotische Jahrzehnt mit all den Entscheidungen, die getroffen werden müssen, großen psychischen Stress und Unbehagen auslösen.
Und dann haben wir es vielleicht geschafft – wir haben alles, was wir uns jemals gewünscht haben, alles, was man nach Meinung der anderen braucht, um glücklich zu sein. Wir sind auf dem richtigen Weg, sind aber total unzufrieden. Auch das ist ein Auslöser für die Quarterlife-Crisis. Das Gefühl, ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen, ist ein seelisches Grundbedürfnis. Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow, der vor allem für seine maslowsche Bedürfnispyramide bekannt ist – eine Pyramide, die in hierarchischer Struktur unsere universellsten Bedürfnisse als Menschen widerspiegelt –, war der Meinung, dass Sinn und die Verwirklichung unseres Potenzials so wichtig sind, dass er sie an die Spitze seiner Pyramide stellte.[2] Auch die Wissenschaft bestätigt das. Eine Bestimmung im Leben ist nicht nur gut für unser emotionales und psychologisches Wohlbefinden, sondern auch für unsere körperliche Gesundheit. Im Jahr 2020 untersuchte eine Gruppe von Forscher:innen die Gesundheitsdaten von 13 770 Personen, die kurz zuvor in den Ruhestand getreten waren. In den acht folgenden Jahren wurden sie fünfmal untersucht. Die Hypothese war, dass viele von ihnen nach dem Ende ihres Arbeitslebens unter dem Verlust ihres Lebenssinns leiden würden. Doch die Forscher:innen fanden heraus, dass die Rentner, die weiterhin Ziele und das Gefühl hatten, ein sinnvolles Leben zu führen, nicht nur glücklicher, sondern auch körperlich aktiver waren und seltener rauchten, übermäßig tranken oder Schlafprobleme hatten.[3] Mit anderen Worten: Sein Leben als sinnhaft zu empfinden, ist nicht nur gut für unsere Seele, sondern auch für unsere körperliche Gesundheit.
Sinnhaftigkeit meint, vereinfacht ausgedrückt, dass wir auf etwas hinarbeiten, das uns persönlich etwas bedeutet. Dies wiederum schenkt uns langfristige Ziele, das Gefühl, etwas erreicht zu haben, und unserem Leben Struktur. So banal es auch klingen mag, finden wir Sinn, wenn wir unser Verhalten und unser Handeln mit unserer Mission, unseren Werten oder Wünschen in Einklang bringen. Jemand, dem andere sehr am Herzen liegen, findet Sinn in der Krankenpflege, weil diese Tätigkeit in Einklang mit dem tiefen Wunsch steht, anderen zu helfen. Jemand, dem materieller Erfolg wichtiger als alles andere ist, findet Sinn darin, sein Investmentportfolio zu erweitern. Es ist völlig subjektiv, aber jeder von uns hat etwas, das sich »größer« anfühlt als wir und unserem Leben Sinn verleiht.
Wenn man nicht weiß, wie man sein Verhalten mit seiner Mission, seinen Werten oder seinen Wünschen in Einklang bringt, befällt einen das Unbehagen, das mit einer Quarterlife-Crisis einhergeht. Es verschwindet entweder dadurch, dass man seine Werte oder sein Handeln ändert. Wenn du abenteuerlustig bist und gerne anderen hilfst, aber einer sitzenden Tätigkeit nachgehst, die sich ziemlich eigennützig anfühlt, steht dein Verhalten in Konflikt mit deinen Werten. Ein Job im Bereich Naturschutz, als Ranger:in oder als Leiter:in von Abenteuerreisen würde besser zu dir passen...