Salzmann / Gardemann / Mrosk | Super-Pulp 16: Gegen das Ende | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3616, 212 Seiten

Reihe: Super Pulp

Salzmann / Gardemann / Mrosk Super-Pulp 16: Gegen das Ende


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-989-8
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 3616, 212 Seiten

Reihe: Super Pulp

ISBN: 978-3-95719-989-8
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wrumm! Unser kultiges Literaturmagazin kennt nach wie vor kein Bremspedal - und schon geht's los mit 7 pulpigen Geschichten.

Salzmann / Gardemann / Mrosk Super-Pulp 16: Gegen das Ende jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


LALENE UND DER DUNKLE HERR
  Noch einmal wagen wir uns in die Untiefen eines literarischen Archivs vor, um Ihnen eine Perle der „Sword & Sorcery“-Welt zu präsentieren: Folgen Sie uns in ein geheimnisumwobenes Reich voller fantastischer und zuweilen recht launischer Wesen, die von der Herrin des Waldes beschützt werden. In dieser Geschichte ist es jedoch sie selbst, die in Bedrängnis gerät, denn der dunkle Herr hat ein Auge auf sie geworfen ...     Fast übergangslos wurde es Nacht. Gigantische schwarze Wolkentürme hatten den ganzen Tag die goldene Sonne verborgen gehalten, während sie ihre klaren Tränen ohne Unterlass auf die ausgetrocknete Erde herabweinten. Zuerst hatten sich die Menschen gefreut, befürchteten sie schon, dass die gerade aufgegangene Saat verdursten und ihnen einen langen, hungrigen Winter bescheren würde, doch nun bekamen sie Angst, dass alles verfaulte, was nicht von den Bächen mitgerissen wurde, die über ihre Ufer zu treten begannen. Die Dankgebete der Bauern zu den ehrwürdigen Göttern und dem mächtigen dunklen Herrn verwandelten sich in eindringliche Bitten, manchmal auch in lästerliche Flüche und Drohungen, denn offenbar hörte man ihnen eh nicht zu. Einige Frauen und junge Mädchen trugen bunte Blumen, feingewebte Stoffe, frischgepflückte Früchte und andere kleine Gaben in den alten Tempel, doch zweifellos erfreuten sich lediglich die hochnäsigen Priester daran, die immer fetter wurden, während es die erhabenen Götter nicht kümmerte, was mit ihren übrigen Schützlingen geschah. „Der dunkle Herr – möge er verzeihen, dass ich seinen Namen nenne – ist zornig“, meinten die Priester nur, „nicht die ehrwürdigen Götter.“ Aber das oder Ähnliches sagten sie immer, wie es ihnen gerade passte. Grundsätzlich war es der dunkle Herr, der zürnte, während stets einer der barmherzigen Götter den ersehnten Regen, die anschließend trocknende Sonne oder was auch immer sandte. Die Dorfältesten überlegten, ob man einige hübsche Jungfrauen zum mächtigen Zauberer in die düstere Burg schicken sollte, doch es gab nicht viel mehr als fünf Jungfrauen, von denen eine bereits über sechzig Sommer erlebt hatte, die nächste zwar behauptete, jungfräulich zu sein, wohingegen etliche Stimmen das Gegenteil wissen wollten, und die übrigen drei abgrundtief hässlich waren. Es war kaum anzunehmen, dass den zornigen Herrn ein solches Geschenk milde und freundlich stimmen würde; es wäre eher mit noch mehr Regen zu rechnen. „Was sollen wir bloß tun?“, fragten sich die Alten verzweifelt und sprachen dem kräftigen Branntwein zu, den sie bei einer Sippe vorüberziehender Gitanos gegen Mehl und Zucker eingetauscht hatten. Angeblich sollte er den Kopf klären und Erleuchtung bringen. Tatsächlich schien er, zumindest bei einem der Männer, die versprochene Wirkung zu entfalten. Der Name des Alten lautete Hogan, und er war Bauer, wie die meisten. Ein großer, ertragreicher Rübenacker gewährte ihm und seiner Familie einen warmen, satten Winter – sofern die zarten Rübenpflanzen gut gediehen. „Ich entsinne mich“, begann er und machte eine längere Pause, um den vagen Gedanken erneut zu erhaschen und in Worte zu fassen. „Ich entsinne mich, dass meine Urgroßmutter einmal eine Geschichte erzählte, als meine Schwester und ich wegen eines Gewitters nicht einschlafen wollten.“ „Märchen“, wurde er von einem vierschrötigen Fischer verächtlich unterbrochen. „Was können uns Märchen schon helfen? Oder willst du künftig als Märchenerzähler umherziehen, statt Rüben zu ziehen?“ Die meisten lachten zustimmend, aber einige riefen energisch nach Ruhe. „Lasst Hogan doch ausreden“, wünschten sie. „Ist doch egal. Vielleicht ist seine Geschichte gar nicht so dumm. Komm, erzähl sie uns und trink noch einen Schluck!“ Hogan kratzte sich unter seinem krausen Bart, leerte den Becher und strich sich über den Bauch, in dem sich eine angenehme Wärme ausbreitete. „Ja“, nahm er einen neuen Anlauf, „meine Urgroßmutter wusste noch viel über die launischen Wesen, die hier im Wald hausen. Es heißt, sie sind früher manches Mal in die Dörfer gekommen, um den Menschen zu helfen oder sie zu necken, ganz wie es ihnen gerade beliebte. Trotz ihrer derben Späße hat man immer freundlich von ihnen gesprochen, man wollte sie schließlich nicht unnötig reizen. Oft erflehte man ihren Beistand, den sie dem Bittsteller niemals versagten. Doch dann kam Er – möge er einen armen, alten Bauern verschonen, der es wagt, von ihm zu sprechen – und baute seine düstere Feste. Vor ihm und seiner Finsternis erzitterten die lichten Geschöpfe und flohen tief, tief in den Wald hinein. Nur noch ganz selten wurden sie gesehen, und den Wald verließen sie gar nicht mehr. Darüber gerieten sie nach und nach in Vergessenheit. Wisst Ihr, von wem ich rede? Nein, natürlich nicht! Ich sagte ja, die Waldwesen gerieten in Vergessenheit. Einmal aber, so erzählte meine Urgroßmutter, gab es eine große Überschwemmung, genauso schlimm wie in diesem Jahr, vielleicht noch schlimmer. Damals war meine Urgroßmutter noch ein kleines Mädchen gewesen. Ihre Großmutter wiederum, meine Urururgroßmutter also, von der manche munkelten, sie sei eine Hexe, nahm sie bei der Hand und ging mit ihr in den Wald. Die alte, sehr rüstige Frau trug eine große Bütte auf dem Rücken. Darin lagen die Geschenke für die Herrin des Waldes. Die beiden gingen, so lange ihre Füße sie trugen, konnten die Herrin jedoch nicht finden. Bald waren sie so müde, dass sie sich einfach ins weiche Moos legten und trotz des Regens einschliefen. Meine Urgroßmutter begann zu träumen. Die scheuen Tiere des Waldes kamen aus ihren Verstecken und eine Menge anderer Geschöpfe, die sie noch nie zuvor erblickt hatte. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Diese seltsamen Wesen umringten die beiden Schläferinnen, zupften vorsichtig an ihren Kleidern, pusteten ihnen in die Gesichter, schauten neugierig in die Bütte, wagten es jedoch nicht, ihnen etwas zu Leide zu tun oder etwas an sich zu nehmen. Plötzlich erschien die Herrin, und alle machten ihr Platz. Meine Urgroßmutter beschrieb sie als hochgewachsene, schlanke Frau, deren langes Haar wie ein Schleier aus winzigen, zartgrünen Blättern um ihr schönes Gesicht wehte. Sie trug ein weites weißes Kleid, das so fein und leicht schien, als wäre es ein Stückchen Nebel oder Spinnwebe. Die Herrin betrachtete meine Urgroßmutter und meine Urururgroßmutter, die immer noch fest schliefen, dann schaute sie in die Bütte. Sie nahm die Geschenke heraus, bestaunte vieles, was ihr fremd war, und verteilte alles unter ihrem Gefolge. ‚Geht nach Hause‘, sagte die Herrin zu den Schlafenden. ‚Die Sonne wird wieder scheinen.‘ Als die beiden erwachten, waren die Waldwesen fort, und die Bütte war leer. Sie hatten den gleichen Traum gehabt, und auf ihn vertrauend, kehrten sie ins Dorf zurück. Tatsächlich hörte es auf zu regnen, die Sonne kam hinter den Wolken hervor und trocknete die Felder. Die reißenden Flüsse schrumpften zu Bächen, und im Herbst war die Ernte gut.“ Hogans Erzählung war zu Ende. Durstig trank er einen weiteren Becher Branntwein, um seine ausgetrocknete Kehle zu befeuchten. Unterdessen begann ein lebhaftes Streitgespräch zwischen seinen Zuhörern, von denen die einen die Geschichte als Unsinn abtaten, die anderen jedoch behaupteten, Ähnliches von ihren Müttern und Großmüttern gehört zu haben, und vorschlugen, die gnädige Herrin um Beistand zu bitten. „Mehr als schmutzige Stiefel werdet ihr nicht gewinnen“, sagten die Gegner dieses Vorhabens und verließen die Versammlung, während die anderen beratschlagten, wer die Geschenke den Waldwesen bringen sollte und was wohl deren Gefallen finden mochte.   *   Unterdessen saß der dunkle Herr, dessen Namen niemand auszusprechen wagte, in seiner düsteren Burg und brütete vor sich hin, ungerührt von den heftigen Regenfällen der letzten Tage, dem heulenden Wind und den Sorgen der Menschen in den Dörfern ringsherum. Vielleicht war seine Gemütsverfassung wirklich verantwortlich für das anhaltend schlechte Wetter, und wenn dem so war, dann würde er die ganze Welt in seinem Regen ertrinken lassen. Er hatte seine neue junge Gespielin und die ganze aufdringliche Dienerschaft verscheucht, um allein zu sein. Nun langweilte er sich, da ihn niemand während der langen Nächte zerstreute, wie er es gewohnt war, doch die junge Kaleko konnte seinen Ansprüchen nicht im Entferntesten genügen. Sie war eben keine Domino. Domino – ihren Verlust betrauerte er, nach ihrer Gesellschaft sehnte er sich, wegen ihres Verrats hasste er sie, und wegen seiner Zuneigung zu ihr verachtete er sich selbst, was am schlimmsten war. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, den Gedanken an seine einstige Gespielin zu verbannen. Er hätte sie schon von dieser Welt tilgen müssen; das wäre die rechte Medizin für sein blutendes Herz gewesen. Aber das durfte er nicht, denn ein Schwur hatte ihn gebunden. Zudem wusste er in seinem Innersten, dass selbst das Ende von Domino diese schwärende Wunde niemals würde heilen können, ganz im Gegenteil. Immer wieder sah er Dominos fröhliches,...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.