Salvesen / Opitz | Normopathie - Das drängendste Problem unserer Zeit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Salvesen / Opitz Normopathie - Das drängendste Problem unserer Zeit

Selber denken - kritisch bleiben
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95883-546-7
Verlag: Kamphausen Media GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Selber denken - kritisch bleiben

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-95883-546-7
Verlag: Kamphausen Media GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das weit verbreitete Phänomen der Normopathie wird in diesem Buch in seinen verschiedenen Aspekten und seiner sozialen, geschichtlichen und philosophisch-spirituellen Bedeutung dargestellt. Der Bezug zum alltäglichen Leben eines jeden wird deutlich: Ab welchen Punkt ist das unkritische Mitmachen und normal sein wollen "pathologisch"?
Jeder Mensch sucht nach seiner wahren Identität und Bestimmung, doch oft bleibt er in den Vorgaben anderer gefangen. Wo und wie kann der Mensch den Halt finden, den er so dringend sucht und braucht? Die Autoren sehen die Lösung im inneren Halt, im unmittelbar gegebenen Hier und Jetzt – wie es in den großen spirituellen Traditionen und der Mystik empfohlen, in unserer Gesellschaft jedoch zumeist ignoriert wird.

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Einleitung
Die Multidimensionalität der Stille
Normopathie? Noch nie gehört? Der Begriff war mir auch nicht geläufig, bis ich im Herbst 2020 einen Artikel von Christian Dittrich-Opitz las. Überschrift: „Normopathie ist schwerste Krankheit unserer Zeit“ Du meine Güte! Geht’s auch eine Spur kleiner? Gleich darunter liefert der Untertitel den Kontext: „Das menschliche Bedürfnis nach Anpassung und Unterordnung verkommt in Corona-Zeiten zur realen Gefahr.“1 Aha. Corona. Es gab ja kein anderes Thema mehr, weder in den Mainstream-Medien noch in den alternativen Internet-Kanälen. Ich hatte mich zugegebenermaßen bereits oft über die offensichtlich gleichgeschalteten Berichterstattungen in den öffentlich-rechtlichen Sendern und den großen Zeitungen aufgeregt. Zugleich hatten mich seit den ersten Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus und dem drastischen Lockdown im März 2020 E-Mail-Links von Freunden zu allen möglichen kritischen Beiträgen erreicht. Ich fand Interviews mit anerkannten Wissenschaftlern wie Prof. Sucharit Bhakdi (geb. 1946), die engagiert, aber zugleich sachlich ihre Sicht darstellten. Sie entsprachen nicht den offiziellen Verlautbarungen und wurden in Talkshows von ARD und ZDF in einer Art und Weise diffamiert, die mich alarmierte. Was geht hier vor sich? Normopathie ist ein sozialpsychologischer Begriff. Als einer der Ersten hat Erich Fromm (1900–1980) in den 50er-Jahren mit seinen New Yorker Vorlesungen über die „Pathologie der Normalität“ darauf aufmerksam gemacht, dass nicht alles, was wir als normal ansehen, auch richtig und gesund ist. Die „moderne Gesellschaft“ macht uns tatsächlich seelisch krank. Der Mensch ist von sich selbst, seinen Mitmenschen und der Natur „entfremdet“. Er sieht sich nur noch als Objekt mit einem Marktwert. Allein Konsum und Leistung zählen. Das wurde damals in allen Medien, in den Kinos und in der Werbung propagiert. Ist das heute, nach 70 Jahren, in unserer Gesellschaft wirklich anders? Hat sich der Einfluss derjenigen, die so viele Konsumenten wie möglich brauchen, nicht noch verstärkt? Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich jedenfalls immer weiter geöffnet. Einige wenige große Unternehmen wie „Microsoft“, „Amazon“, „Google“ und „Facebook“ bestimmen durch raffinierte Algorithmen unsere Vorlieben und Abneigungen. Gerade lese ich im „Handelsblatt“, dass ein Jahr Corona-Pandemie viele Menschen arm und unglücklich gemacht hat, die 2365 Milliardäre dieser Erde dagegen vom 18. März 2020 bis zum 18. März 2021 ihr Vermögen um vier Billionen Dollar gesteigert haben – ein Plus von 54 %. Auch wenn „Normopathie“ ein noch wenig bekannter Begriff ist, er lenkt den Blick auf altbekannte menschliche Schwächen wie Gier, Angst und Unsicherheit, die wir nicht wahrhaben, überdecken und durch Gegenmaßnahmen in den Griff bekommen wollen. Und dies in einem eigenartigen Zusammenspiel von Individuum und Gesellschaft. Nur vorübergehend scheint es in der Normopathie einige Gewinner zu geben. Besonders Diktaturen stehen unter Normopathie-Verdacht. Leicht lässt sich zeigen, wie die Menschen im Dritten Reich oder unter Stalin gleichgeschaltet wurden und darunter litten. Doch ist es nicht wichtiger, gerade in unserer heutigen Demokratie auf das hinzuweisen, was die meisten für normal und richtig halten und was dennoch in verschiedener Hinsicht „pathologisch“, also leidvoll, ungesund, ungerecht und zu kritisieren ist? Wir laden Sie zu einem Streifzug durch die Geschichte und Kultur ein, fragen nach, wie wir Menschen zu Natur und Technik stehen, lassen Wissenschaftler, Philosophen, Therapeuten und spirituelle Lehrer zu Wort kommen. Die aktuelle Corona-Krise wird nur in einem Kapitel thematisiert. Normopathie gilt uns als ein viel umfassenderes Thema. Was sich allerdings abzeichnet, ist eine bestimmte Geisteshaltung, die zwar vor 300 Jahren als „Aufklärung“ die Gesellschaft aus einer ideologischen Umklammerung durch die Kirche befreite, heute aber ausgehöhlt und – wie der Philosoph Jean Gebser (1905–1973) es nannte – „defizitär“ ist. Wir können die weltweiten Probleme der Umweltzerstörung und der damit zusammenhängenden Pandemien, der digitalen Reizüberflutung und Automatisierung aller menschlichen Bereiche, die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich und die ideologische Polarisierung innerhalb der modernen Gesellschaft nicht mit den Mitteln und der Einstellung bekämpfen, die eben diese Missstände verursacht haben. Unsere heutige Normopathie heißt Kontroll- und Profitsucht. Sie verengt unsere Perspektive auf das Leben. Wir sehen es am Beispiel der Monokulturen in der Agrarwirtschaft. Was dagegen hilft? Vertrauen in das Leben. Spüren und wahrnehmen, was jetzt ist. Zu einfach? Keine neue Wunderformel, zugegeben, aber machbar und immer wieder neu – wenn ich es selbst tue. Selber denken und kritisch bleiben entwickeln sich ganz von allein aus dem Moment, aus der inneren Stille und der „Leichtigkeit des Seins“. Christian Salvesen, April 2021   Null – Leere und unendliches Potenzial
Als Adam Ries (1492/93–1559) im Jahr 1520 die sogenannten „arabischen Zahlen“, die ursprünglich aus der vedischen Kultur Indiens stammen, in Deutschland einführte, verursachte dies große Aufregung. Im Gegensatz zu den bis dahin verwendeten römischen Zahlen gibt es nämlich bei den vedischen Zahlen eine Null. Die Null ist keine Zahl an sich, aber der offene Raum, in dem mit Zahlen eine viel differenziertere Mathematik möglich ist. Mit den römischen Zahlen waren nur sehr einfache Rechenprozesse möglich. Eine Null aber machte vielen Gelehrten Angst, weil sie diese nicht greifen, nicht in ihre bestehende Vorstellung einordnen konnten. Das Sanskrit-Wort für Null ist „Shunya“ und in einigen spirituellen Traditionen, wie beispielsweise im Buddhismus, ist „Shunyata“ auch ein Begriff für „Erleuchtung“ oder für ein von allen Begrenzungen befreites Bewusstsein. Im offenen Raum des Nicht-Wissens sind wir nicht darauf festgelegt, was geschehen soll und was richtig und falsch ist. Es kann die Grundlage für eine Lebenseinstellung sein, in der wir mit unserem Denken und Fühlen weise umgehen. Doch wie die Null der vedischen Zahlen vielen Menschen Angst machte, haben auch viele Menschen Angst davor, offen und ohne vorgegebene Denkmodelle dem Leben zu begegnen. Im Grunde hätten wir heutzutage gute Voraussetzungen, um dem Leben offen im Raum des Nichtwissens zu begegnen. Die Bedürfnisse für das physische Überleben sind zumindest in westlichen Ländern recht gut abgedeckt. So sind wir weniger als in früheren Zeiten an Instinkte gebunden, die uns sagen, was wir tun müssen. Auch die tradierten Religionen oder gesellschaftlichen Vorstellungen sind heute weniger bindend und sagen uns nicht mehr so deutlich wie früher, wie wir denken sollen. Doch das Potenzial für Freiheit, das diese Entwicklung mit sich bringt, wird von der heutigen Gesellschaft wenig genutzt. Freiheit zum offenen Erforschen des Lebens löst Unsicherheit aus. Man weiß ja nicht, was dabei herauskommen wird. Und so gestalten sich, in Abwesenheit der früheren Gegebenheiten von Überlebenskampf und Tradition, neue Normen. Die vielen Vorstellungen darüber, was sein soll, verdecken den offenen Raum, Shunyata. Die Psychoanalytikerin Karen Horney (1885–1952) schuf dafür den aussagekräftigen Begriff der „Tyrannei des Solls“ (engl. „Tyranny of the Shoulds“). Aus Unsicherheit sucht der Mensch aber nicht einfach eine Lebensgestaltung nach eigenen Vorstellungen und Solls, er will Sicherheit durch Übereinstimmung. Und so einigen sich Kollektive auf Normen, darauf, was richtig und falsch ist, wie man zu denken hat, um auf der richtigen Seite des Lebens zu stehen. Wie fragil dabei diese kollektiven Normen sind, zeigt uns ein kurzer Blick in die Geschichte. Dabei müssen wir noch nicht einmal weit zurückgehen. Im Jahr 1997 erklärte der damalige US-Präsident Bill Clinton (geb. 1946): Jedes Land, das sich nicht für das westliche neoliberale Modell einer fast uneingeschränkten Entfaltung der Marktwirtschaft entscheidet, würde auf der falschen Seite der Geschichte enden. Heute zeigt schon die existenzielle Bedrohung der biologischen Lebensgrundlagen der Erde, dass eine völlig freie und auf ewigem Wachstum beruhende Marktwirtschaft wohl kaum die richtige Seite der Geschichte darstellen wird. Sicherheit in Denkmodellen finden zu wollen, die für den Moment plausibel klingen mögen, ist also eine eher unsichere Angelegenheit. Wir wissen bei dem, was wir aktuell für richtig halten, oftmals nicht, was wir alles ausblenden und nicht wahrhaben wollen, eben damit unsere Sichtweise plausibel erscheint. Reale Fortschritte und Verbesserungen der Lebensbedingungen entstanden oft aus einer Erschütterung der vorherrschenden Ideen über das...


Christian Dittrich-Opitz erkrankte als Jugendlicher an einer Spondylose ohne Aussicht auf Heilung durch die Schulmedizin. Dies führte ihn zu einem intensiven autodidaktischen Studium verschiedener Disziplinen wie u.a. Biophysik, Ayurveda und Yoga. Er ist Seminarleiter und Autor verschiedener Bücher in den Themenfeldern Gesundheit und Lernen.

Christian Salvesen ist Magister der Philosophie, Literaturwissenschaft und Musikwissenschaften. Er arbeitet seit 1980 als freier Journalist und Redakteur und ist Autor zahlreicher Bücher.



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