E-Book, Deutsch, 364 Seiten
Sadowski Flieg Möwe flieg
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-3260-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 364 Seiten
ISBN: 978-3-7578-3260-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Flieg Möwe flieg Maddys Vater wurde entführt! Jetzt beginnt für sie eine abenteuerliche Reise: Frisch weg von der Steuermannschule muss Maddy eine eilige Fracht zum Oberlauf des Morewuh bringen, erstmals alleinverantwortlich auf dem Schiff ihres Vaters. Getrieben von Selbstzweifeln und der Sorge um ihren Vater macht sie sich nur mit ihrem Matrosen Bodo auf den Weg. Doch nach und nachgesellen sich einige Passagiere dazu, die ihr mehr oder weniger hilfreich zur Seite stehen. Ein turbulentes Specktakel zu Wasser, Land und in der Luft!
Helga Sadowski wurde am 25.12.1952 in Kevelaer als zweite Tochter eines Binnenschiffers geboren. Die ersten Jahre verbrachte sie bei den Eltern auf dem Schiff. Im Laufe ihres weiteren Lebens, fand sie trotz Ehemann einer Tochter und zwei Söhnen, immer wieder Zeit sich kreativ auszuprobieren. Ihre, wie sie glaubte, endgültige Bestimmung fand sie im Jahre 2005. Sie begeisterte sich für das Herstellen von Puppen im Maßstab 1zu12. Inzwischen sind Bücher schreiben, illustrieren und setzen ihre neue Lieblingsbeschäftigung geworden. Auch Lektorate für andere Autoren macht sie mit Begeisterung. Wer mehr erfahren möchte darf gerne ihre Webseite besuchen. www.miniaturen-sadowski.de
Autoren/Hrsg.
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Entführung
Der Mond ließ die Wellen des großen, breiten Flusses Morewuh silbern glänzen. Das Bett des Mäusemädchens Maddy Nagezahn wiegte sich sanft im Takt der Strömung des Flusses. Der Diesel dröhnte unten im Schiffsrumpf sein, ihr so lieb gewordenes Schlaflied. Endlich wieder an Bord. Sie lag mit geschlossenen Augen, warm eingekuschelt und dachte mit einem seligen Lächeln im Gesicht: Ach ist das schön, ich darf ab Morgen unseren Kahn steuern. Ich werde am Haspel stehen und Stromaufwärts fahren. Endlich kann ich Papa entlasten. So ganz daran geglaubt hat er ja nicht. Doch ich werde ihm beweisen, dass ein Mädchen sehr wohl in der Lage ist unser Familienunternehmen weiterzuführen. Was ein Sohn gekonnt hätte, kann ich garantiert auch. Sie öffnete kurz die Augen und schaute zum zweiten Bett in ihrem Zimmer hinüber. Wir nehmen nur selten Passagiere mit und eine Hamsterdame hatten wir noch nie. Rosa Blümlein, was für ein schöner Name. Die ist immer noch nicht im Bett, scheint eine Nachtschwärmerin zu sein. Maddy schloss ihre Augen erneut, drehte sich auf die andere Seite und lauschte dem Motor unter ihr im Maschinenraum, der sie schon als Kind ins Land der Träume getuckert hatte. Auch jetzt verfehlte er seine Wirkung nicht, langsam glitt sie hinüber in den Schlaf. Der Diesel vibrierte gleichmäßig und ohne Unterlass. Plötzlich – absolute Stille! Weitentfernte Stimmen drangen in ihr Bewusstsein. Sie fuhr hoch, ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust. Schwere Stiefel polterten durchs Gangbord. Maddy stand wie von einer Sehne geschnellt auf ihrem Bett und spähte vorsichtig aus dem Bullauge darüber hinaus auf eine gespenstige Szenerie. Von hier aus konnte sie die offenen Laderäume und die Wohnung von Bodo im Vorschiff einsehen. Sie erkannte ihren Vater, der von zwei schwarzgekleideten, vermummten und bewaffneten Gestalten von einem Laderaum zum anderen gezerrt wurde. Was wollen die? Sie fing einen Blick ihres Vaters auf. Er schaute zwei Mal auffällig zum Ruderhaus hinauf, welches in ihrem Rücken lag. Sie nickte verstehend. Schwere Schritte kamen aus dem Ruderhaus die wenigen Stufen zur Küche hinunter. Maddy zog instinktive ihr Bettzeug glatt, kroch geschwind in ihren Bettkasten und hielt den Atem an. Der Eindringling bewegte sich hinunter in die Schlafräume, stand kurz still, durchquerte ihr Zimmer und wendete sich dem angrenzenden Schlafraum ihres Vaters zu. Kurze Zeit später hörte sie ihn zurück in die Küche steigen. Die nächsten Geräusche konnte sie nicht recht zuordnen. Ein Stöhnen und unterdrücktes Murren. Ein lauter Knall ließ sie zusammenzucken. Sie zitterte am ganzen Körper. Was war das? Ein Schuss? Hört sich so ein Schuss an? Nein, nein das muss etwas anderes gewesen sein. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf. Eine Weile blieb es seltsam still, dann ertönte der Motor eines sich rasch entfernenden Schnellbootes, dessen Bugwelle die MS- Möwe leicht schaukeln ließ. Das Wasser lief deutlich hörbar durchs Gangbord des beladenen Schiffes und zurück in den Fluss. Es musste nahe an der Backbordseite, Richtung Bug, entlanggefahren sein. Nach kurzem Zögern verließ Maddy ihr Versteck und spähte erneut vorsichtig durch das Bullauge hinaus in die vom Mond beleuchtete sternenklare Nacht. Niemand war mehr zu sehen. „Mist!“, murmelt sie. „Unser Schiff treibt rückwärts zu Tal.“ Das Mäusemädchen eilte hinauf ins Ruderhaus und versuchte verzweifelt den Motor in Gang zu setzen, während sie die Umgebung nicht aus den Augen ließ. Wenn ich den Motor nicht anbekomme, laufen wir auf Grund oder schlagen uns am steinigen Ufer ein Leck. Auf Zehenspitzen am Haspel stehend versuchte sie die MS Möwe im Fahrwasser zu halten. Ihre Gedanken rasten: Was soll ich nur tun? Die Strömung drückt uns immer weiter quer zur Fahrrinne. Die Möwe ist zwar nicht gerade lang mit ihren zwei Laderäumen, auch der Tiefgang ist gering, aber quer im Fluss liegen ist gefährlich. Die Stimme ihres Vaters hallte noch in ihren Ohren: Teile unserer Fracht sind geheim, es ist besser, wenn ihr da nichts von wisst. Der Wasser-Wachtler hat mich gewarnt. Ich weiß nicht was passieren wird, aber eines ist ganz wichtig, die Fracht muss hinauf zu ihm, egal was auch immer geschieht.‘ Sie fasste sich an den Kopf und rief: „Ich bin sowas von blöd!“ Ausgerechnet jetzt schob sich eine Wolke vor den Mond und verdeckte ihn zum Teil. So schnell es Maddy mit dem wenigen Licht der Toplaterne am Mast auf dem Vorschiff und der Beleuchtung im Ruderhaus in der ansonsten Sternenklaren Nacht möglich war, rannte sie durch das rechte Gangbord, neben den Laderäumen entlang, bemüht nicht über die darin befindlichen Poller, zum Befestigen des Frachters an Land, zu fallen, zum Bug des Schiffes und löste den großen Anker am Vorschiff. Kettenrasselnd und mit einem lauten Platschen sauste er ins Wasser. Jetzt kann die Möwe wenigstens nicht mehr weiter Flussabwärts treiben. Maddy kehrte zurück ins Ruderhaus und hielt mit einer Hand am Haspel das Schiff in seiner Position. Nun muss ich nur noch verhindern, dass die Möwe sich quer zur Fahrrinne legt oder am Ufer anschlägt. Weitere Versuche, den Motor zu starten scheiterten kläglich. Egal wie oft sie den Schlüssel drehte, außer einem unwilligen Wummern tat sich nichts. „Verflucht nochmal, warum bekomme ich den blöden Diesel nicht in Gang?“, schimpfte sie der Verzweiflung nahe vor sich hin. „Irgendetwas mache ich falsch. Ruhig bleiben Maddy, ganz ruhig.“ Ob ich den Heckanker auch noch fallen lasse, dachte sie und schaute auf das vom Mond erhellte Wasser hinaus zum gegenüberliegenden Ufer. Was treibt denn da? Sieht merkwürdig aus. Hat das Ohren? Nein. Doch, doch das ist kein Treibgut, da schwimmt jemand. Die Brühe ist doch viel zu kalt dafür. Was für ein Spinner. Moment mal, der schwimmt gezielt auf unsere Möwe zu. Noch ein Eindringling, das hat mir gerade noch gefehlt. Maddy begann zu schwitzen und löschte schnell das Licht im Ruderhaus. Eilig tastete sie sich die wenigen Stufen zur Küche hinunter, griff die gusseiserne Bratpfanne von der Wand und eilte ins Ruderhaus zurück. Dort brachte sie sich zu allem entschlossen mit hocherhobener Pfanne in Position. „Nun trau dich herein“, grummelte sie leise, „ich werde es dir schon zeigen.“ Ein Schatten hievte sich ins Gang Bord. Triefendnass schlich er in geduckter Haltung in Richtung Ruderhaus. Die nächsten Mäusesekunden kamen Maddy vor wie eine Ewigkeit. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Langsam wurde die Klinke heruntergedrückt und die Tür einen Spalt geöffnet. Eine dicke Knubbelnase schob sich angestrengt schnuppernd durch die schmale Öffnung zwischen Tür und Rahmen, dann erschien ein Auge und lugte vorsichtig hinein. Maddy eben noch bereit, dem Unbekannten eins überzubraten senkte langsam die Pfanne. „Bodo!“ rief sie erleichtert, „Bin ich froh, dass du das bist. Wir müssen den Motor starten.“ Bodo, eine Wasserratte und Matrose auf der MS Möwe schob seinen triefendnassen Körper vollends ins Ruderhaus, und startete mit nur wenigen Handgriffen den Motor. Der Diesel ließ das Schiff leicht vibrieren. Bodo schaute sie fragend an. „Wieso häst du datt nich allein geßafft, watt häßt du denn mookt? Maddy errötete: Ich Dussel, habe in der Aufregung gar nicht ans Vorglühen gedacht. „Soll ich de Sucher anmoken?“ Mit seiner Frage riss Bodo Maddy aus ihren peinlichen Gedankengängen. „Nein, das Licht des Mondes muss zunächst genügen. Niemand soll mitbekommen, dass unsere Möwe nicht mehr hilflos in der Mitte des Morewuh treibt. Geh, hol den Anker wieder rauf und zieh dir was trockenes an.“ „Eye, Eye, Käpt’n!“ Bodos Stimme klang spöttisch von einem breiten Grinsen unterstrichen. „Mach schon Bodo!“ Maddy deutete mit der Hand zum Vorschiff. „Später, erzählst du mir, warum du um diese Zeit schwimmen warst.“ Mit äußerster Vorsicht steuerte Maddy das Schiff in einen der vielen Nebenarme des Flusses, dort gingen sie erneut vor Anker und setzten sich, nachdem Bodo trockene Sachen angezogen hatte, zur Beratung zusammen. „Hast du gesehen wer meinen Vater und das Fräulein Rosa geholt hat?“ Der Matrose zuckte nur mit den Achseln. „Keine Ahnung nich, ich dacht datt du watt sehen haben tätest.“ „Was um alles in der Welt hat dich bewogen mitten in der Nacht schwimmen zu gehen und wieso haben die dich nicht geschnappt?“ Bodo rubbelte sich mit einem Handtuch den Kopf trocken. „Dien Voder hät sächt ich soll in Bach jummpen un an Land schwummen, wie die kommen sün. Von da drüben kunnt ich nix nich erkennen, nur datt de wedder wech fuhren und datt unsern Kahn abtreiben tut. Denn bün ich turüch swummen.“ Maddy seufzte...




