Sabel | Kölner Krimi Kurzgeschichten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 197 Seiten

Reihe: ratio-books Verlag

Sabel Kölner Krimi Kurzgeschichten

Zwischen Martinsfeld und Mordgelüsten
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96136-105-2
Verlag: Gedankenkunst Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Zwischen Martinsfeld und Mordgelüsten

E-Book, Deutsch, 197 Seiten

Reihe: ratio-books Verlag

ISBN: 978-3-96136-105-2
Verlag: Gedankenkunst Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Mann, der ein plötzliches Angebot bekommt, dem er nicht widerstehen kann! Eine Praline, die einen ganz besonderen Geschmack entwickelt! Eine merkwürdige Prozession, die ihre Folgen hat! Ein Antiquariat mit tödlichen Büchern! Ein tödlicher Auftrag, aber für wen? Eine ganz besondere Erinnerung, die nach Jahrzehnten ihre Wirkung entfaltet! Ein Einbruch mit einem fatalen Ende. Ein plötzlicher, unwillkommener Erbe! Ein Virus, das seine eigene Wirkung entfaltet. Ein tragisches Tagebuch …
Zehn Kriminalgeschichten mit überraschendem Ausgang, bei denen nichts so ist wie es scheint. Alle Geschichten spielen in Köln mit starkem Lokalkolorit und zum Teil sehr aktuellen Bezügen z.B. auf das Coronavirus oder den sog. Enkeltrick.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort 7
1. Der Anzug 9
2. Die Praline 36
3. Die Prozession 49
4. Das Antiquariat 60
5. Der Auftrag 83
6. Die Erinnerung 101
7. Der Einbruch 136
8. Der Erbe 147
9. Das Virus 164
10. Das Tagebuch 175


2. Die Praline
Pralinen sind eine Köstlichkeit und werden gerne von älteren Damen genossen. Sie dienen aber manchmal auch zu anderen nützlichen Zwecken. Lesen Sie selbst … Dr. Apollonia Palm hatte seit ihrer Geburt im Jahre 1930 ein recht zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Namen, einem Namen, der kölscher nicht hätte sein können. In diesem Jahr, in dem Heinrich Brüning zum Reichskanzler ernannt worden war, Henry Ford in Köln den Grundstein für seine Fordfabrik legte und die Kölner Jecken wegen der Weltwirtschaftskrise den Rosenmontagszug nur durch erhebliche Spenden finanzieren konnten, galt der Vorname Apollonia noch als schick und edel, leitete er sich doch von Apoll ab, jenem griechischen und römischen Gott des Lichts, der Künste und der Weissagung. Spätestens aber nach dem Krieg, der alle ehemaligen Werte auf den Kopf zu stellen schien, galt er als altmodisch, spießig, fast verschroben und die Kinder in der Volksschule ließen keine Gelegenheit aus, das der armen Apollonia mitzuteilen. Und als sie dann in einem unbedachten Augenblick verlauten ließ, dass ihre Großeltern von dem bekannten Kölner Original Johann Joseph Palm abstammten, den eingeweihte Kölner nur als Orgels Palm kannten, war es ganz aus. Die Kinder hatten offensichtlich zu Hause nachgefragt, wer das denn sei, und wenn Apollonia jetzt den Schulhof betrat, schallte es ihr aus allen Ecken entgegen: Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia wenn d'r Franz me'm Nies noh'm »Ahle Kohberg« gingk, wenn d'r Pitter Ärm en Ärm me'm Apolonia stillverjnööch o'm Heimwäch ahn ze Knutsche fingk. „Häste widder mit däm Pitter jeknutscht?“, riefen sie und wollten sich ausschütten vor Lachen. Aber die Zeit relativiert jeglichen Schmerz und sie begann, mit dem Spott zu leben und ihre Eltern bestärkten sie nachdrücklich darin. „Dein Urgroßvater war ein geachteter Mann und ein großer Musiker. Du hast allen Grund, stolz auf ihn zu sein“, sagte ihr Vater, und dann zeigte er ein altes, verblichenes Bild, das den Ahnen im weißverschnürten Waffenrock der Schwarzen Husaren zeigte, den Orgelkasten um den Hals gehängt. Und spätestens, wenn der Vater die Anekdote erzählte, als die Pfarrkirche in Remagen einen neuen Organisten suchte und einige Kölner Spaßvögel den guten Palm als Organisten vorschlugen, der dann am Kirmessonntag beim Hochamt ein Probespiel abhalten sollte, die Orgel von allen Seiten besichtigte, sein Wohlgefallen kundtat, dann aber schließlich ganz verblüfft fragte: „Wo ist denn der Schwengel?“, brach die gute Apollonia in schallendes Gelächter aus und war mit sich und der Umwelt versöhnt. So kam es, dass sie mehr und mehr Gefallen an dem Urahn fand und sie wurde umso stärker, je mehr Spott ihr entgegenkam. Und so darf es nicht verwundern, dass sie als Beste ihrer Klasse auf das ehrwürdige Dreikönigsgymnasium am Thürmchenswall ging, das recht nah zu ihrer Wohnung in der Straße Unter Krahnenbäumen lag, die als UKB allen Kölnern ein Begriff war, um dort am DKG eine beachtliche Schulkarriere hinzulegen. Weil sie von allen Fächern Chemie und Physik am meisten liebte, schloss sie ihr Abitur in diesen Fächern mit Bestnote ab. So lag ein Chemiestudium nahe und auch das absolvierte sie mit Bestnoten, ebenso wie ihre Promotion. Die Bayerwerke in Leverkusen machten ihr ein Angebot und boten ihr für mehr als vierzig Jahre eine berufliche Heimat, die ihr neben dem Deutschen Chemie-Preis und der Carl-Friedrich-Gauß-Medaille zu zahlreichen anderen Auszeichnungen verhalf und nicht unwesentlich zur Ansammlung eines ansehnlichen Vermögens beitrug. Als weniger glücklich musste ihr Privatleben gelten. Den richtigen Mann fand sie trotz einiger Versuche nie – wahrscheinlich war sie zu anspruchsvoll – und auch glückliches Kindergeschrei aus eigenem Schoß blieb ihr aus diesem Grund verwehrt. So blieb sie stets mit ihrem Beruf verheiratet, bis sie vor fast zwanzig Jahren in den verdienten Ruhestand eintrat und ein durchaus beschauliches und angenehmes Leben führte. Regelmäßig ließ sie sich mit dem Taxi in die Stadt fahren, ging, soweit es ihre Füße zuließen, durch die Stadt und erkannte sie kaum wieder. Oft führte sie ihr Weg auch zur alten Heimat Unter Krahnenbäumen, wo sie ihre ersten Kinderjahre verbracht hatte, bis die Familie 1944 in den Hunsrück evakuiert wurde. Die Eltern hatten erzählt, dass der Urgroßvater ein recht umtriebiger Mann gewesen sei und fünfzehn mal die Wohnung gewechselt hatte, darunter achtmal in seiner Lieblingsstraße und so war ihr besonders diese Gegend vertraut. Aber jetzt? Was sie da antraf, hatte mit der vertrauten, alten Straße nichts mehr gemein. Anfang der 50er Jahre hatten die Stadtoberen den verhängnisvollen Entschluss gefasst, die Stadt durch eine vierspurige Autostraße, die durch das linksrheinische Köln in Nord-Süd-Richtung durch die Stadtteile Altstadt-Nord und Altstadt-Süd verlief, zu teilen und damit war auch das Schicksal ihrer alten Heimat besiegelt. Die Straße Unter Krahnenbäumen, von vielen als die Kölscheste aller Straßen empfunden, zerfiel auf einmal in zwei Teile. Und überdies hatten die alliierten Bomber von dieser Straße nicht viel übrig gelassen. Lediglich zwei der schönen alten Häuser hatten den Krieg einigermaßen unbeschadet überstanden, der Rest lag in Trümmern danieder, darunter auch die Nummer 112, in der Familie Palm zuletzt gewohnt hatte. Apollonia konnte sich noch genau an die hysterische Reaktion der Mutter erinnern, als die Familie ohne den Vater, der in der Ukraine als vermisst gemeldet worden war, in die Heimat zurückkehrte. „Oh mein Jott! Alles kapott! Apollonia, isch kann nit mieh!“ Aber die Familie überstand auch dies und doch kamen Apollonia Palm regelmäßig die Tränen, wenn sie an diese Zeit zurückdachte. Gelegentlich hielt sie noch Vorträge vor einem interessierten Fachpublikum, ansonsten las sie viel, vor allem Thriller, oder verbrachte ihre Abende gerne mit Freundinnen beim Bridge oder in der Sauna. Trotz ihres hohen Alters reiste sie auch öfters in unbekannte Regionen, wenn sie nicht allzu fern lagen, denn ihre Beine trugen sie nicht mehr so richtig. An diesem Abend saß Apollonia Palm in ihrer gemütlichen Wohnung am Volksgarten und vergnügte sich mit einem Thriller, der den anspruchsvollen Titel Landesverrat trug, während im Hintergrund leise die Töne von Schuberts Unvollendeten klangen und den Sturm übertönten, der gegen ihr Fenster schlug. Auf dem Tisch stand ein Glas Montepulciano d’Abruzzo, der zweifellos zu ihren liebsten Rotweinsorten gehörte. Das Telefon klingelte. Apollonia stand etwas mühsam auf, stellte den CD-Player leiser und hob ab. „Palm.“ „Hier ist die Kölner Polizei! Oberkommissar Greven. Frau Palm, in Ihrer Nachbarschaft wurde eingebrochen und Geld und Schmuck entwendet.“ Eine sonore Stimme, die einen leichten Akzent verriet, den Apollonia Palm nicht einordnen konnte. Und obwohl sie eine gestandene Frau war und so leicht nicht in Panik verfiel, durchzuckte sie doch ein eisiger Schreck. Polizei? Einbruch? Aber bevor sie noch einen klaren Gedanken fassen konnte, fuhr die sonore Stimme schon ohne Erbarmen fort: „Einen Täter konnten wir fassen. Er trug eine Liste bei sich, auf der auch Ihr Name steht. Aus diesem Grund werde ich gleich bei Ihnen vorbeikommen und nach Tatspuren suchen.“ „Aber, aber bei mir wurde nicht eingebrochen. Das hätte ich doch gemerkt.“ „Die Einbrecher verfügen heutzutage über Mittel und Werkzeuge, die fast keine Spuren mehr hinterlassen. Außerdem könnte es sein …“, er räusperte sich unheilvoll, „dass Sie das nächste Opfer sind. Passt es Ihnen in fünfzehn Minuten?“ „Fünfzehn Minuten? Äh … ja, aber …“ „Gut, dann bin ich gleich bei Ihnen. Machen Sie sich keine Sorgen, die Polizei ist ja für Sie da.“ Der unbekannte Anrufer legte auf und ließ Apollonia Palm in einem gedanklichen Aufruhr zurück. Sie griff nach dem Weinglas und leerte es in einem Zug. Zugleich fiel ihr auf, dass der bequeme Trainingsanzug, den sie trug, wohl kaum das passende Kleidungsstück wäre, um einen amtlichen Besuch zu empfangen. Sie huschte ins Schlafzimmer und vertauschte hastig den Trainingsanzug mit einem grauen Wollkleid, ordnete ihre Haare flüchtig und legte etwas Lippenstift auf. Auch in ihrem gesegneten Alter war noch immer etwas Raum für...


Rolf D. Sabel, Jahrgang 1949, Jurist und Gymnasiallehrer a.D. mit den Fächern Latein, Geschichte und Recht, war vierzehn Jahre Aufsichtsratsmitglied des 1. FC Köln und schreibt seit über 20 Jahren vor allem historische Romane, vielfach mit Bezug zu seiner Heimatstadt Köln, zuletzt
• Das geheimnisvolle Pompeji-Evangelium
• Das Testament des Pontius Pilatus
• Die Hieronymus-Verschwörung
Die Krimi-Kurzgeschichten sind sein dreizehntes Buch.



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