Ryley | Der Tod bucht Zimmer 502 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Reihe: Britcrime

Ryley Der Tod bucht Zimmer 502

Ein Krimi aus London
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-948483-62-3
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Krimi aus London

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Reihe: Britcrime

ISBN: 978-3-948483-62-3
Verlag: Dryas Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach einem mysteriösen Todesfall kochen alte Spukgeschichten über das Zimmer 502 im Londoner Luxushotel Savoy wieder hoch. Während Detective Inspector Teddy Chan alles als Unfall abtut, stößt Alison auf zahlreiche Ungereimtheiten.
Um eine Katastrophe zu verhindern, versucht sie zu beweisen, dass ein gefährlicher Mörder sein Unwesen treibt – und beschwört dabei Geister herauf, die sie bald nicht mehr loswird.

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1
7:00 pm, Savoy Hotel Oliver Montagu klopfte sich das Wasser vom Mantel. Der Regen hielt sich nun schon seit September über London. Auf einen Tag gesehen, war der leichte, weiche Niederschlag kaum der Rede wert. So langsam jedoch machte er mürbe, unterspülte Gehsteige, weichte Wiesen und Parkwege auf. Das brachte selbst die härtesten Bäume ins Wanken. Ähnlich erschien Oliver das Verhalten der alten Dame, die seit einer gefühlten Ewigkeit ihrem Unmut an der Rezeption des Savoy freien Lauf ließ. Er hatte bei ihr im ersten Moment tatsächlich an Dolores Umbridge aus Harry Potter gedacht, jene Frau, die selbst Stephen King als das personifizierte Böse bezeichnete. Dass es sich um Mildred Granville handelte, war ihm erst später aufgefallen. Er hatte also danebengelegen, wenn auch nur knapp. Der Concierge mit der perfekt geföhnten Elvistolle bemühte sich, die enorme Anspannung mit professioneller Höflichkeit zu überspielen. Mit Sicherheit hatte er im Savoy Hotel schon dramatischere Situationen meistern müssen. Aber die Hartnäckigkeit von Mildred Granville hatte eine eigene Qualität. Sie kam leise und harmlos daher und tötete langsam. Wie die tägliche Minidosis Gift in einem alten Agatha-Christie-Roman. Oliver lenkte sich mit dem entzückenden tigerroten Corgi ab, den Mildred, passend zu ihrem eigenen Outfit, an einer türkisen Hundeleine hinter sich her schleifte. Auf seinem ebenfalls türkisen und maßgeschneiderten Hundegeschirr formten fein geschliffene Swarovskikristalle den Namen Alfie. Dem kleinen Alfie schien der Trubel im Savoy nichts auszumachen. Oliver hingegen wollte nach den Strapazen der Fashion-Week in Paris nur noch zurück in sein geliebtes Hotelzimmer, weit weg von dieser nervtötenden Frau. »Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?«, fragte sie. Oliver rollte mit den Augen. Jeder, der im Savoy Hotel regelmäßig ein und aus ging, wusste das. Sie war Mildred Granville, das vorletzte Mitglied der einst legendären Granville-Familie, und somit Verwalterin eines schier unvorstellbaren Vermögens. Sie gehörte zu den Urgesteinen dieses Hauses. Sein Vater hatte ihm erzählt, wie Mildred Granville als Kind bei jeder Gelegenheit Bridget D’Oyly Carte, der letzten Nachfahrin der Gründerfamilie des Savoy, hinterhergetänzelt war. Und wie sie alle stets beeindruckt hatte mit ihren exzellenten Manieren, ihrem Wissen über Weine, Whisky, Gin und Tee – sowie mit ihrem messerscharfen Geschäftssinn. Mit einem gigantischen Vermögen geboren zu werden, war das Eine. Die Kunst, es zu vermehren, jedoch, trennte die Spreu vom Weizen. Absolut niemand übertraf Mildred Granville auf diesem Gebiet. Und Mildred Granville bekam kein Zimmer im Savoy? Oliver fühlte einen leichten Anflug von Schadenfreude. »Selbstverständlich weiß ich, wer Sie sind, Madam. Daher tut es mir auch wirklich in der Seele weh, dass ausgerechnet Sie von unserem Computerhack betroffen sind.« »Computerhack?« Der Concierge legte seine Hand an den Mund und flüsterte. »Wir hatten einen riesigen Wurm im System.« »Das ist ja widerlich.« Mildred Granville rümpfte die Nase. »Waschen sich Ihre Techniker nicht die Hände?« Oliver biss sich auf die Zunge, konnte aber nicht verhindern, dass dennoch ein kurzes, lautes Schnauben über seine Lippen schoss. Mildred Granville erstarrte und drehte sich zu ihm um. Wenn Blicke töten könnten. Allerdings genügte bereits ihr Outfit. Ein Überraschungsangriff in Türkis. Der vorgestrige My-Fair-Lady-Stil ihres übergroßen Damenhutes tat einem Trendsetter wie Oliver in den Augen weh. Die Seidenschleife auf der Krempe sah aus, als hätte Mildred sie von einer Geschenkverpackung im Harrods gestohlen. Ganz zu schweigen von dem weißen Faltenrock mit dem viel zu wilden, bunten Blütenmuster. Da half es auch nicht, dass sie diesen unter ihrem ebenfalls türkisen Damenmantel aus grob gewebtem Wollstoff mit asymmetrischer Knopfleiste zu verbergen versuchte. Unfassbar, sogar ihr Gehstock war türkis. Lediglich der darauf befindliche Fritzgriff, den Mildred mit ihrem weißen Baumwollhandschuh umfasste, glänzte in feinstem Sterlingsilber. »Und wer sind Sie?« Ihre Stimme hingegen stresste eher auf unterschwellige Art, leise und bedrohlich, wie das Rasseln einer Klapperschlange. Da war es fast erstaunlich, dass der kleine, herzerweichende Corgi an ihrer Seite mit seinem wuscheligen Fell nicht umgehend seine riesigen Dumbo-Ohren anlegte und auf seinen kurzen Beinen Reißaus nahm. »Das ist der weltberühmte Installationskünstler und Modeschöpfer Mr Oliver Montagu, Madam. Er reist an für Zimmer 502.« »Sie sind Mr Montagus Sohn?« Ihr Blick fiel auf seine rechte Hand. »Tatsächlich, das Muttermal.« Sie betrachtete ihn abschätzig von oben nach unten und zurück. »Mode nennen Sie das also.« Oliver Montagu mühte sich ein Lächeln ab. In Gedanken begann er allmählich, zu überlegen, wie man diese Dame am qualvollsten ermorden könnte. »Wie viel kostet Ihr Zimmer?« Noch ehe er antworten konnte, wendete sie sich wieder dem Concierge zu. »Ich zahle das Doppelte.« Der Concierge suchte nach einer Ausrede. »Es tut mir wirklich leid, Mrs Granville, aber …« »Ja, was denn noch?« Der Corgi bellte dreimal kurz. Den kreisenden Augenbewegungen nach befand sich seine Blase an der Kapazitätsgrenze. Aufgrund der fortwährenden Ignoranz seines Frauchens begann er, Mildreds Gehstock von allen Seiten zu beschnuppern. Während Oliver rachedurstig dem unausweichlichen Unglück entgegenfieberte, sprang im Hintergrund ein gedrungener Mann im pechschwarzen Anzug auf. Mit stummem Armgefuchtel und verzweifelter Grimassenschneiderei versuchte er, den kleinen Corgi von seiner Notdurft abzuhalten. Mildred Granville bekam von alledem nichts mit. Sie atmete tief durch und lehnte sich vor, um auf das Namensschild des Concierges schielen zu können. »Mr Phil Dubois, es ist mir egal, wie Sie mir ein Zimmer besorgen, aber ich werde mich auf jeden Fall sehr …« Völlig beiläufig nahm sie ihre Coutts World Silk Card in die Hand. »… sehr erkenntlich zeigen.« Der Anblick der Silk Card schien hypnotische Wirkung auf den Concierge auszuüben. Kein Wunder, soweit Oliver wusste, besaßen nur knapp 100 Menschen weltweit diese Kreditkarte, und eine davon war die Queen. »Oh dear, so gerne ich Ihnen diesen Wunsch auch erfüllen würde, Madam, Sie können Zimmer 502 nicht buchen. Mr Montagu ist einer unserer Ehrengäste.« »Ehrengäste?« Mildred Granville hüstelte. Erwürgen, dachte Oliver. Angesicht zu Angesicht, damit er würde sehen können, wie sie dabei mit den Augen rollte und nach Luft japste. »Mr Montagu hat für unser Chandelier Charity Concert im Savoy Theater den spektakulären Kronleuchter entworfen. Stars aus aller Welt werden dort am Sonntag für einen guten Zweck auftreten. Sie verstehen, dass wir ihn nicht ausladen können.« Mildred Granville winkte in Richtung des gedrungenen Anzugträgers, der sich noch immer verzweifelt im Hundeflüstern versuchte. »Machen Sie den Wagen bereit. Ich buche mir ein Zimmer an einem Ort, wo Höflichkeit und Etikette noch Wörter mit Bedeutung sind.« Sie drehte sich dem Concierge zu. »In einem echten Luxus-Hotel.« Der Corgi schien die Aufforderung zum Aufbruch zu verstehen, bellte zweimal kurz und wedelte hoffnungsvoll mit dem Schwanz. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Madam«, hauchte der Concierge. »Wegen unseres Chandelier Charity Concerts sind sämtliche Hotels in London restlos ausgebucht.« »Ausgebucht?« Der Concierge fächerte sich mit der linken Hand Luft zu. »Die Weltstars in unserem Haus und die ganzen Fans, Sie verstehen …« Mildred Granville sah sich suchend in der Lobby um. »Stars?« Schließlich nickte sie wieder ihrem Fahrer zu. »Wir fahren zu meiner Nichte.« Der Chauffeur erhob dezent den Finger. »Aber Madam, Sie wissen doch, Alison Granville ist wegen der vielen Arbeit für das Chandelier Charity Concert leider bis Sonntag nicht in ihrem Hause.« Mildred Granville kicherte. »Eben. Das ist doch wunderbar.« Dem Chauffeur klappte die Kinnlade herunter. Mildred Granville gab ihm einen übermütigen Stups auf die Nase. »Ich habe einen Schlüssel. Und davon abgesehen ist in ihrem Haus Platz genug.« Sie blickte zu ihrem Corgi. »Und Alfie hat einen kleinen Garten.« Der Kleine hüpfte und drehte sich übermütig im Kreis. »Aber Mrs Granville!« Das Gesicht des Chauffeurs wurde käseweiß. »Sie können doch nicht einfach so in das Haus Ihrer Nichte …« Mildred stampfte ihren Gehstock auf die Steinfliesen. Fehlte nur noch der Blitz, der dabei in alle Richtungen schoss. »Und ob ich kann.« Sie blickte mit süffisantem Lächeln in die Runde. »Ich habe es ihr schließlich gekauft.« Der Chauffeur bog und wand sich wie ein Wurm. »Aber Madam, Sie wissen doch: der Regen, die Umleitungen, die schwache Blase von Alfie.« Der Corgi jaulte und begann erneut, den Gehstock zu umtänzeln. Oliver flüsterte ihm kaum hörbar »Good boy! Good boy!« entgegen, während Mildred Granville sich weiter echauffierte. »Sie sollen ja nicht durch den Urwald fahren. Die paar wenigen Meilen bis nach Kensington werden Sie wohl schaffen?« Der Chauffeur nickte ergeben. »Selbstverständlich, Madam.« Er setzte zu einer weiteren Entschuldigung an, die sie mit einer simplen Handbewegung unterband. Dabei schnappte sie dem Corgi mitten im Versuch, das Beinchen zu heben,...


Ronald Ryley begann seine Autorenkarriere mit dem Schreiben von hunderten Kurzkrimis für verschiedene Unterhaltungszeitschriften. Neben seinen Kriminalromanen ist ebenfalls ein Krimi-Musical entstanden. Wenn er sich nicht gerade am Schreibtisch befindet, ist er mit seinen zwei Siberian-Husky-Hündinnen auf Spurensuche.



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