Rüttenauer | Prinzessin Jungfrau | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 259 Seiten

Rüttenauer Prinzessin Jungfrau


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8496-4488-8
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 259 Seiten

ISBN: 978-3-8496-4488-8
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die ästhetisch wertvolle Geste in der aristokratischen Gesellschaft zwischen 1600 und 1789 ist es, die Rüttenauer als Künstler angezogen hat. In diesem Roma erzählt er die Geschichte einer schönen, stolzen und leidenschaftlichen Frau, der Base von Ludwig XIV. und Herzogin von Montpensier ...

Rüttenauer Prinzessin Jungfrau jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material



Saint-Fargeau, den 16. August 1665.

Adieu Erinnerungen. Ich habe vor acht Tagen dem König einen freundlichen Brief geschrieben und darin Seine Majestät zur abermaligen Schwangerschaft der Königin, wovon man mir berichtet, beglückwünscht. Und Seine Majestät hat mir zu meinem Erstaunen geantwortet. Er werde sich freuen, schreibt mir der König, mich recht bald wiederzusehen. Unter sotanen Umständen möchte es nicht angebracht sein, ihm länger fern zu bleiben. Ich werde morgen mein Hoflager hier abbrechen.

Fontainebleau, den 19. August.

Gegen 6 Uhr gestern abend bin ich hier angekommen. Schon sieben Meilen vor Fontainebleau fand ich die Straße erfüllt von Karossen. Der ganze Hof kam mir entgegen, ausgenommen Turenne. Der Fürst Condé und sein Bruder Conti waren die ersten, die mich begrüßten. Sogar viele Kavaliere waren hinausgekommen, die ich nie gesehen hatte, da sie erst in der Zeit meiner Abwesenheit von der Akademie abgegangen.

Mein erster Gang galt der jungen Königin. Der König befand sich bei ihr, er kam mir drei Schritte entgegen, um mich zu begrüßen. »Er freue sich sehr, mich wiederzusehen.« Was ich ihm antwortete, wüßte ich nicht mehr zu sagen, so verwirrt war ich.

Die Königin lag zu Bett, ich machte ihr eine tiefe und demütige Reverenz, in der Erwartung, daß sie mich auffordern werde, sie zu umarmen. Dies tat endlich der König mit einem eigentümlichen Lächeln. Auch die Königin-Mutter war zugegen, sie umarmte mich demonstrativ mit großer Herzlichkeit.

Überhaupt schien es, als ob ich am Hof nur lauter gute und aufrichtige Freunde hätte, obwohl ich durchaus vom Gegenteil überzeugt bin. Denn nur wenige hatten sich zur Zeit meiner Ungnade um mich gekümmert. Das ist nun aber einmal bei Hofleuten so der Brauch, und man müßte schon sehr einfältig sein, um nicht zu wissen, woran man sich zu halten hat.

Nach einer Weile näherte sich mir Turenne. »Er habe nicht gewagt, mir entgegenzukommen, aber ich würde ihn glücklich machen, wenn ich seine Dienste genehmigen wollte.« Ich antwortete ihm höflich aber stolz.

Der König entschuldigte sich bei mir, daß meine Gemächer von der Fürstin von Monaco eingenommen wären. Da ich gemeldet, nur fünf Tage in Fontainebleau bleiben zu wollen, habe man die Fürstin nicht erst ausquartiert. Wenn ich mich entschließen könnte, längeren Aufenthalt zu nehmen, stünden mir meine früheren Räume natürlich zur Verfügung.

Ich blieb bei meinem Vorsatz, die nächsten Tage nach Eu zu gehen.

- - -

Vor meinem Eintreffen bei Hof hatte ein höchst rätselhafter Vorgang die einen in Verwunderung, die anderen in Bestürzung versetzt. Der größte Günstling und intimste Gesellschafter des Königs, zugleich erster Hauptmann seiner Leibgarde, nämlich Graf Lauzun, – denn so nennt sich der Marquis von Puyguilhem seit dem Tode seines Vaters – war Knall und Fall verhaftet und in die Bastille geschickt worden, ohne daß auch nur eine einzige Person einen sichern Grund dafür wußte.

Gemunkelt wurde freilich mancherlei. Wenn man dieser Chronique scandaleuse glauben will, handelte es sich um eine heftige Szene zwischen dem Grafen und dem König wegen der Fürstin von Monaco, mit der Herr von Lauzun schon intime Beziehungen unterhalten haben soll, als sie noch Fräulein von Grammont hieß. Die neugebackene Herzogin von La Vallière war nicht nach Fontainebleau gekommen und es scheint, daß der König in der Fürstin von Monaco so etwas wie einen Ersatz gesucht, in Lauzun sich aber verrechnet hat.

Folgendes wurde mir von Augenzeugen erzählt.

Die Fürstin saß mit andern Damen zusammen auf einer Rasenbank der Schloßterrasse in Unterhaltung mit dem König, dem Herzog von Montausier, dem Grafen Lauzun und andern Kavalieren. Als sich die Fürstin einmal etwas zurücklehnte und dabei ihre Hand auf die Erde stützte, trat Herr von Lauzun ihr wie aus Versehen darauf und verursachte ihr, da er in schweren Reiterstiefeln war, einen solchen Schmerz, daß sie laut aufschrie. Sie machte dem Grafen die heftigsten und rückhaltlosesten Vorwürfe, die an dem geheimen Verhältnis der beiden kaum einen Zweifel ließen, indes Herr von Lauzun, zu aller Verwunderung, sich nur obenhin entschuldigte. Der König wandte sich empört ab. Am andern Morgen aber wurde Graf Lauzun in das Kabinett Seiner Majestät gerufen, und die Lakaien, die sich im Vorzimmer hielten, wußten zu erzählen, daß es zwischen dem Monarchen und dem Grafen eine zornige und heftige Auseinandersetzung gegeben habe, die sie für das Leben des Grafen fürchten ließ. Herr von Lauzun hatte auch kaum das Kabinett des Königs eine halbe Stunde verlassen, als er vom Grafen Ayen, seinem jüngsten Kameraden von der Leibgarde, verhaftet und in die Bastille abgeführt wurde.

An dem Tag, da ich in Fontainebleau ankam, war Graf Lauzun bereits wieder frei und von neuem in der vollen Gunst des Königs, was, wie billig, ein noch größeres Erstaunen hervorrief als seine Verhaftung.

Fontainebleau, 22. August.

Vor Tafel machte ich mit dem König einen Gang im Park. Ich mußte immer auf den goldenen Knopf seines spanischen Rohrs hinsehen, der nicht glatt, sondern auffallend verbuckelt und verbeult war.

»Ja, schaut nur,« sagte Seine Majestät, »den Stock habe ich neulich zum Fenster hinausgeworfen, um mir nicht die Reue zuzuziehen, einen französischen Edelmann durchgeprügelt zu haben; denn ich war wahrhaftig nahe daran, den Grafen Lauzun damit um die Ohren zu hauen, was ich mir gewiß mein Leben lang nicht verziehen hätte. Freilich hatte mich der Graf aufs Äußerste gebracht. Er hat sich Dinge gegen mich herausgenommen, wie noch keiner gewagt. Ich war selber ganz verblüfft von seiner Kühnheit. Aber seht, so wird's einem gemacht, wo man am meisten liebt.«

»Und Eure Majestät hat ihm verziehen?« fragte ich zögernd.

»Man muß sich von seinen Getreuen schon etwas gefallen lassen,« versetzte nachdenklich der König, »Lauzuns Anhänglichkeit ist groß, auch rechne ich es unter meine schönsten Siege, daß ich mich in jenem kritischen Augenblick nicht zu einer unwürdigen Handlung hinreißen ließ. Und so will ich die Buckeln dieses Knopfs nie wieder ausbessern lassen, um mich an diesem sichtbaren Zeichen jeden Augenblick zu erinnern, daß es zu den schwersten aber auch notwendigsten Pflichten eines Königs gehört, sich selbst zu beherrschen.«

»Und fürchtet Ihr nicht, Sire,« erwiderte ich, »durch den Anblick dieses gleichen Gegenstandes den Grafen hochmütig zu machen, der sich dabei seinerseits erinnern wird, was er sich gegen die geheiligte Majestät herausnehmen durfte.«

»Ich kenne meinen Lauzun,« sagte der König kurz, »er ist nicht wie die andern. Es wäre falsch, ihn mit dem Maßstab gewöhnlicher Menschen zu messen. Er paßt in keine Regel, er ist eine seltene Ausnahme.«

Das muß nun doch wohl ein außerordentlicher Mensch sein, für den ein großer König solche Worte findet.

Unsere Damen sind übrigens wie verrückt hinter ihm her. Um so mehr, je verächtlicher und wegwerfender er sie behandelt. Daß ihm die Fürstin von Monaco sein brutales Gehaben bereits leichten Herzens verziehen hat, kann jedermann sehen.

23. August.

Gestern wollte mich Turenne in aller Frühe besuchen, ich zog gerade das Hemd an und er wartete ungefähr eine halbe Stunde, auf einem Koffer sitzend, in meinem Kabinett. Am ganzen Hofe wird herumgeredet, daß ich ihn mit Absicht warten ließ, es ist aber ganz gewiß, daß ich mit keinem Gedanken daran gedacht habe.

Unsere Unterredung war höflich aber nicht herzlich. Ich bin sehr wenig zufrieden mit ihm, und er kann sich den Vorwurf nicht ersparen, daß er mir allen Grund dazu gegeben hat.

Auf meinem Schloß Eu, den 27. August.

Nie hätte ich gedacht, daß ich mich so des Hofes entwöhnen könnte. Die fünf Tage zu Fontainebleau waren mir mehr eine Last als eine Lust. Und wie glücklich macht es mich, hier wieder ganz mir selber zu gehören. Ich werde die Rückkehr an den Hof so lang aufschieben, als es nur die Jahreszeit gestattet.

Meine täglichen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.