E-Book, Deutsch, 202 Seiten
Reihe: Narr Studienbücher
E-Book, Deutsch, 202 Seiten
Reihe: Narr Studienbücher
ISBN: 978-3-8233-0361-9
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Prof. Dr. Björn Rothstein lehrt Germanistische Linguistik und Sprachdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum. Dr. Linda Stark ist Akademische Rätin an der Universität Würzburg. Dr. Anica Betz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Osnabrück. Dr. Caroline Schuttkowski ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln.
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3.2 Referate und Zitate
Zitate sind wörtlich übernommene Passagen aus anderen Texten. Beispiel: Die Historische Soziolinguistik ist vor etwa dreißig Jahren mit dem Anliegen angetreten, Fragen der historischen Linguistik in stärkerer Weise, als dies bis dahin getan wurde, mit Fragen der „Wechselbeziehung zwischen Sprachwandel und Gesellschaftswandel“ zu verknüpfen (Mattheier 1988: 1430). (Elspaß 2015: 388) Ein Referat ist eine sinngemäße Wiedergabe anderer Texte ohne wörtliche Übernahmen. Beispiel: In Anlehnung u. a. an Andersson (1989) meint nun Thieroff (1992), daß es sich bei der morphologischen Opposition zwischen präsentischem und präteritalem Finitum inhaltlich an sich nicht um einen temporalen Gegensatz, sondern um einen abstrakteren Unterschied der „Distanz“ handelt […]. (Fabricius-Hansen 1999: 120) Wie Sie an diesen Beispielen sehen können, werden bei Referaten keine Anführungszeichen verwendet. Zitate, die weniger als drei Zeilen umfassen, werden stets in doppelte Anführungszeichen gesetzt und unter Beibehaltung der damals geltenden Orthographie und Interpunktion im Fließtext wiedergegeben. Sprachliche und orthographische Fehler werden übernommen und durch ein in eckigen Klammern stehendes „[sic!]“ markiert. Wenn Zitate mehr als drei Zeilen im Text einnehmen, werden sie eingerückt und in einem kleineren Schriftgrad ohne Anführungszeichen aufgeführt. Für ein solches Zitat sollte man sich nur dann entscheiden, wenn die betreffende Textstelle besonders wichtig erscheint und nicht in eigenen Worten wiedergegeben werden kann. Einen solchen Fall illustriert das folgende Beispiel: Beispiel: Die Geschichte der grammatischen Terminologien ist zugleich eine Geschichte analytischer Konventionen. In die grammatische Rekonstruktion des Deutschen gehen von Beginn an aus dem Lateinischen gewonnene Kategorisierungen ein.[…] Nachträglich werden Wortformen und Syntagmen für eine an der lateinischen Grammatik orientierte Beschreibung präpariert und anschließend als Paradigmen des Deutschen kanonisiert. Allein, da die Deutsche Conjugation in Vergleichung mit ausgebildeten Sprachen sehr arm ist, und nur wenig aus sich selbst machen kann, und man in den Deutschen Sprachlehren einmahl gewohnt war, überall die Lateinische zum Grunde zu legen, so glaubte man die Deutsche Conjugation müsste nothwendig so viele Zeiten und Formen haben als die Lateinische […]. Adelung (1782: 771) Als paradigmatisch für die große Anziehungskraft, die die Tradition auszuüben scheint, nennt Adelung die traditionellen Bestimmungen des deutschen Verbparadigmas […]. (Bredel & Lohnstein 2001: 219) Jede Veränderung eines Zitats muss angezeigt werden. Dazu zählen Hervorhebungen, grammatische Veränderungen, Auslassungen und Ergänzungen. Bei allen Veränderungen muss die entsprechende Textpassage jedoch sinngemäß weiterhin dem Original entsprechen. Wir gehen nun in der genannten Reihenfolge etwas näher auf die unterschiedlichen Zitatveränderungen ein. Zitate können grammatikalisch verändert werden, um Verstöße gegen die deutsche Grammatik zu vermeiden. Im folgenden Beispiel wird bei „adverbialer“ ein „r“ entfernt, um den zitierten Teil grammatisch dem Satz anzupassen, in den er eingebaut wird: Beispiel: Ähnlich verfahren Helbig / Buscha (2005: 108) mit ihrer Beschreibung als „adverbiale[r] Verbindungen mit finitem kommen“ entsprechend Er kommt, indem er rennt. Sie präzisieren allerdings noch dahingehend, dass das Adverbiale hier notwendig ist. (Vogel 2005: 59) Hervorhebungen in zitierten Textstellen, die Sie selbst hinzugefügt haben, kennzeichnen Sie am Ende des Zitats durch Angaben wie „(meine Hervorhebung)“, „(unsere Hervorhebung)“ oder „(Hervorhebung von uns)“. Beispiel: Levelt (1989: 168) geht davon aus, dass im Sprachproduktionsprozess morphologische Eigenschaften wie das Genus vom lexikalischen Kopf der Phrase abgeleitet werden: First, the surface structure indicates the head-of-phrase function for each phrase. For instance, if the head noun of a noun phrase is plural, then the whole noun phrase is plural. This does not hold for the non-head elements. Similar relations between head and phrase exist for such features as gender, person, definiteness, and case. (Hervorhebungen von uns) (Köpcke & Zubin 2005: 98) Hervorhebungen, die bereits im Originaltext vorgenommen wurden, markieren Sie durch die Angabe „Hervorhebungen im Original“, die am Ende des Zitats steht. Manchmal ist es aus inhaltlichen Gründen auch notwendig, innerhalb von Zitaten Ergänzungen einzufügen, etwa um einen Begriff oder einen Zusammenhang zu erklären. Diese setzen Sie in eckige Klammern. Am Ende der Erklärung stehen nach einem Komma Ihre Initialen, wie im folgenden Beispiel von Ursula Bredel: Beispiel: Diese Hierarchie wird bereits im 19. Jahrhundert erkannt, wenn auch in anderer Weise expliziert: Das Verhältnis der Satz-zeichen [sic!] zu den beim Sprechen beobachtbaren Pausen läßt sich im Allgemeinen so bestimmen, daß, die Pause des Punktes als Norm angenommen, auf das Komma eine Viertel=, auf das Semikolon eine halbe= [sic!], auf den Doppelpunkt Dreiviertel=, und auf den Trenn= oder Pausenstrich [gemeint ist der Gedankenstrich, U. B.] zwei Pausen kommen. (Schmitthenner 1828: 299) (Bredel 2006: 189–190) Sie sollten Texte, die Sie zitieren oder referieren, unbedingt selbst gelesen haben; übernehmen Sie nicht einfach einschlägige Zitate aus anderen Texten. Das wird leider viel zu häufig getan, und dabei entstehen Fehler, die dann von Text zu Text tradiert werden. Trotzdem kann es vorkommen, dass Sie einen Text zitieren müssen, der Ihnen selbst nicht vorliegt. Dieser Fall tritt häufig bei älteren Texten ein, die schwer zugänglich sind. In dem Fall zitieren Sie nach einer Quelle: Am Ende des Zitats benennen Sie die Zwischenquelle, aus der Sie das Zitat haben. Das folgende Beispiel zeigt einen solchen Fall: Beispiel: In diesem Sinn schreibt Frisch 1735: Der End=Punct ist das leichteste Zeichen (.) Man macht ihn, wo der Verstand eines Stücks der Rede, oder der ganzen Rede aus ist. Da hält man am längsten in, und gibt auch den letzten Worten einen fallenden Tohn. (Zit. Nach Höchli 1981: 172) (Bredel 2006: 189) Fremdsprachliche Ausdrücke sollten nicht in deutsche Sätze integriert werden, da dies das Verständnis erschweren kann. Weichen Sie hier besser auf entsprechende deutsche Begriffe aus. Zitieren Sie aus Texten in einer Sprache, die nicht in der Schule vermittelt wird, sollten Sie das Zitat übersetzen. Beispielsweise können Sie nicht davon ausgehen, dass alle Ihre Leser und Leserinnen Schwedisch beherrschen; ein entsprechendes Zitat würden Sie also übersetzen. Sollten Sie den Originaltext für sehr wichtig erachten, können Sie ihn fakultativ zusätzlich anführen: Beispiel: Pipping (1936: 149) states that the present perfect and the past tense never compete for the same domains, but Thulstrup (1948: 101) argues for an imperfective use of the Swedish present perfect: Det finns alltså även i nusvenskan en tendens att låta perfekt breda ut sig på imperfekts domäner. Denna tendens är i vårt språk inte på långt när så stark som i franskan, tyskan och danskan. ‘There is therefore even in modern day Swedish a tendency to allow the perfect to fall into the domains of the imperfect. In our language, this tendency is by no means as strong as in the French, German and Danish languages.’ (Rothstein 2008: 81) Eine linguistische Besonderheit ist, dass häufig einschlägige Beispiele anderer Autoren und Autorinnen zitiert werden, die es in sprachwissenschaftlichen Kreisen zu einer gewissen Berühmtheit gebracht haben. Auch solche Zitate müssen entsprechend bibliographisch markiert werden. Beispielsweise hat Chomsky (1970) den englischen Satz Einstein has visited Princeton geprägt. Dieser Satz suggeriert, dass Einstein lebt. Darum ist er – wenn er heutzutage geäußert wird – schwer zu akzeptieren. Im Rahmen der vielen Studien zum englischen Perfekt ist dieser Satz immer wieder zitiert worden: Beispiel: Chomsky (1970) has pointed out the following contrast: (11) a. ?Einstein has visited Princeton. b. Princeton has been visited by Einstein. Example (11a) is odd because it suggests that Einstein is still alive. (Portner 2003: 464) Beispiel: One of the most famous lifetime-effect contrasts – that in (23) noted by Chomsky (1970) – was analysed by McCawley (1971) as being a violation of the future possibility condition on perfects: (23) a. ?Einstein has visited Princeton. b. Princeton has been visited by...