Roth / Volp | Gut, besser, am besten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 20, 160 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Reihe: Theologie - Kultur - Hermeneutik

Roth / Volp Gut, besser, am besten

Ethische, theologische und historische Reflexionen zu Leistung und Erfolg in Sport, Kirche und Gesellschaft

E-Book, Deutsch, Band 20, 160 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Reihe: Theologie - Kultur - Hermeneutik

ISBN: 978-3-374-04704-8
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Leistung führt zu Erfolg und Erfolg beruht auf Leistung' – so lässt sich das Versprechen der bürgerlichen Gesellschaft ausdrücken. Allerdings ist dies nicht unumstritten: Zwar fungiert das Leistungsprinzip als einzig öffentlich rechtfertigungsfähiger Maßstab der Statusvergabe, über den die postmoderne Gesellschaft ihrem Selbstverständnis nach verfügt, doch wird immer wieder auch Kritik an dem Leistungsprinzip deutlich. Gerade die Kirchen beteiligen sich an einer solchen Kritik und fühlen sich berufen zu mahnen, auch den Menschen, der zu keiner Leistung fähig ist, die Achtung nicht zu versagen.
Ziel des Bandes ist es, die unterschiedlichen ethischen, theologischen und historischen Diskurse zu Leistung und Erfolg im Schnittfeld von Sport, Gesellschaft und Kirche aufeinander zu beziehen und dadurch wechselseitig zu beleuchten.

[Good, better, best. Ethical, theological, and historical reflections on performance and success in sports, church and society]
'Efficiency lead to success and prosperity lead to achievement' - seeing that promise as covenant of civil society? This acceptance is assertation in contest. In fact the principle of efficiency is one of the main principles of postmodern society to win acceptance and enhance the status. But the critique of the principle is re-emerging once in a while. Notably the churches are highly engaged in the critique of the principle of efficiency. They obivously feel called to admonish the civil society not to refuse such people attention and respect which are not have immediate success, efficieny and achievement.
The aim of this volume is to participate in the different ethical, theological and historical discourses about efficiency, success and achievement in sporty, society and churches.
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LEISTUNGS- UND FORTSCHRITTSGEDANKEN ALS CHRISTLICHE NEUSCHÖPFUNG?
Überlegungen zur antiken christlichen Theologie und zum Sport Ulrich Volp »Wer […] sich aber den nötigen Strapazen und dem Training und der richtigen Lebensweise nicht unterziehen will, bleibt ohne Siegerkranz und gelangt nicht zu dem erhofften Erfolg. So darf […] sich einer weder von Beginn an für ausgeschlossen von den Siegertrophäen des Heilandes erklären, […] noch darf er andererseits, wenn er ohne Training und ohne Wettkampf bleibt, hoffen, ohne den Staub und den Schweiß der Arena den Siegeskranz1 des ewigen Lebens zu erlangen.«2 Clemens von Alexandrien (ca. 150 – 215), einer der bedeutendsten griechischsprachigen Theologen aus der Zeit zwischen Paulus und Chrysostomos, benutzt die sportliche Metaphorik im Zusammenhang mit der Frage, ob ein Kamel durch ein Nadelöhr und auch ein Reicher ins Himmelreich kommen könne – durch Training und den Staub und den Schweiß der Sportstätte sei bei Gott möglich, was bei den Menschen unmöglich erscheine, so sein Resümee. Diese Stelle ist nur ein Beispiel von vielen; der Sport und seine Gedankenwelt begegnen immer wieder in der antiken Theologie, was schon häufig bemerkt wurde.3 Schon Paulus bediente sich »agonistischer« Metaphorik,4 auch im zweiten Clemensbrief,5 im vierten Makkabäerbuch6 und bei Philon von Alexandrien7 begegnet sie, so dass es nicht überraschen dürfte, dass dieses Thema auch von den Kirchenvätern immer wieder aufgegriffen wurde. Im Folgenden will ich die einzelnen Belege nicht noch einmal besprechen, sondern stattdessen versuchen, noch etwas grundsätzlicher auf die Bedeutung der Agonistik beziehungsweise des Sports für das antike Christentum zu blicken. 1. DER LEISTUNGS- UND FORTSCHRITTSGEDANKE
Gewöhnlich werden vor allem vier Grundgedanken genannt, die dem Sport immanent zu sein scheinen und die immer wieder aufgeführt werden, wenn es darum geht, auszudrücken, was »man« vom Sport »lernen« könne, was also der gesellschaftliche, pädagogische und allgemein-menschliche Nutzen des Sports sei: Erstens die Gesundheit von Seele und Körper, kurz »ASICS« – anima sana in corpore sano8 lautet das Firmennamen-Akronym eines Sportartikelherstellers; zweitens der Spielgedanke,9 drittens der Fairnessgedanke10 und viertens der Leistungs- oder Fortschrittsgedanke. Alle vier Grundgedanken spielen in unterschiedlicher Gewichtung stets eine Rolle, wenn etwa über die Bedeutung des Sports in den schulischen Curricula nachgedacht wird. Sie sind schon bei dem Theologen und Pädagogen Comenius (1592 – 1670) zu finden, der im 17. Jahrhundert den Spielgedanken mit dem Wettkampfs- und Fortschrittsgedanken verband und zu einem entscheidenden Baustein seiner Pädagogik machte.11 Alle vier Grundgedanken – Gesundheit, Spiel, Fairness und Leistung/?Fortschritt – werden immer wieder problematisiert und führen regelmäßig zu kritischen Äußerungen zum Sport: Der Sport sei nicht mehr der Gesundheit von Geist und Körper verpflichtet, es gehe nicht mehr um Spiel und Fairness, sondern nur noch um Leistung und Erfolg, um »höher – schneller – weiter«, oder sogar: »Der Gesundheitswahn des heutigen Sports hat sich zu einer eigenen Religion entwickelt.«12 2. LEISTUNG UND INDIVIDUELLER FORTSCHRITT IM ANTIKEN CHRISTENTUM
Fortschritt in der Entwicklung von Individuen kommt in der Regel durch Beobachtung anderer und sich daran anschließender Lern- und Übungsprozesse (Training) zustande, wenn er nicht schlicht aus der natürlichen Entwicklung körperlicher Größe und Kraft resultiert. In diesem Sinne hat die mittlere Stoa einen ausdifferenzierten Fortschrittsbegriff mit dem Konzept der p????p? (das »Vorankommen«) entwickelt,34 von dem auch der eingangs zitierte Clemens von Alexandrien beeinflusst ist.35 Diese p????p? ist dann auch für Eklektiker wie Plutarch und Cicero oder auch für Seneca der eigentliche sittliche Stand des Lebens.36 Das ist auch deshalb interessant, weil sich dieser individuelle Fortschrittsbegriff in der Stoa nun gerade nicht mit einer kollektiven Fortschrittserwartung verbindet: Weltentstehung, Weltverlauf, Weltuntergang kehren für den Stoiker periodisch wieder. Es gibt keine eigentliche Höherentwicklung im Weltgeschehen, keinen Fortschritt, sondern nur eine ewige Wiederkehr des Gleichen. Die p????p? wird nur als ein individueller, körperlicher und vor allem sittlicher Fortschritt wahrgenommen. Auch der alternative Terminus ?p?d?s??, den zum Beispiel Platon verwendet,37 ist auf diesen individuellen Forschrittsaspekt begrenzt. Für den von der Stoa geprägten jüdischen Philosophen Philo von Alexandria gehörte zur wahren Sittlichkeit ein Dreischritt:38 erstens die gute Anlage e?f??a, zweitens der Fortschritt durch Übung und Training p????p?, womit schließlich drittens die vollendete Tugend ??et? te?e?a erreicht wird. Die gute Anlage e?f??a ist allein Gott zu verdanken, wogegen die p????p? mit segenshafter Unterstützung Gottes gelingt, also Ergebnis eines Synergismus ist. Der Beitrag des Fortschreitenden selbst liegt in der ?s??s??, der »Askese«, die bei Philo im Anschluss an die Stoa im Wesentlichen ein Kampf gegen die Trägheit, die Leidenschaften und die Welt ist. Dies scheint mir der Grund zu sein, weshalb die p????p? bei Philo so eine zentrale Rolle einnimmt und eine solch große Hochschätzung erfährt, wie wir sie aus der Stoa so nicht kennen. »Aber derjenige, der nach weltlichen Maßstäben zu den Reichen gezählt wird, nimmt den Weg der Athleten an – damit wir einmal kleine und vergängliche Angelegenheiten mit großen und unvergänglichen vergleichen. [Der Reiche, für den es schwerer ist, in das Himmelreich zu kommen, als für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen], der ohne Hoffnung ist, dass es für ihn möglich sei, zu siegen und den Siegerkranz zu erlangen, lässt sich überhaupt nicht für den Wettkampf einschreiben. Wer dagegen die Hoffnung auf den Sieg in seinem Sinn trägt, sich aber den nötigen Strapazen und dem Training und der richtigen Lebensweise nicht unterziehen will, bleibt ohne Siegerkranz und gelangt nicht zu dem erhofften Erfolg. So darf auch ein Mensch, der im Besitz irdischer Güter ist, sich weder von Beginn an für ausgeschlossen von den Siegertrophäen des Heilandes erklären, […] noch darf er andererseits, wenn er ohne Training und ohne Wettkampf bleibt, hoffen, ohne den Staub und den Schweiß der Arena den Siegeskranz des ewigen Lebens zu erlangen. Vielmehr wird er sich selbst mit Freuden dem Logos als dem Lehrmeister im Kämpfen und Christus als dem Kampfrichter unterwerfen. Vorgeschriebene Speise und Trank sei für ihn das neue Testament des Herrn, seine Übungen seien die Gebote, seine gute Haltung und seinen Schmuck soll er in die herrlichen Tugenden legen, der Liebe, dem Glauben, der Hoffnung, der Erkenntnis der Wahrheit, der Güte, der Sanftmut, der Barmherzigkeit, der Keuschheit, damit er, wenn die letzte Posaune das Zeichen für das Ende des Laufes und für den Abschied vom Diesseits und damit gleichsam von der Rennbahn dieses Lebens gibt, mit gutem Gewissen als Sieger vor den Kampfrichter treten kann und für würdig des himmlischen Vaterlandes erklärt werde, in das er mit Siegeskränzen und mit den Proklamationen der Engel zurückkehrt.«40 Dabei muss man sich vor Augen halten, dass Clemens diese Zeilen im frühen dritten Jahrhundert schreibt, das heißt bevor sich das christliche Mönchtum und eine regelrechte monastische Bewegung herausgebildet hatten. Asketische und enkratische41 Ideen waren zwar bereits seit geraumer Zeit im Umlauf, noch galt jedoch das Martyrium als die höchste Form der religiösen Vollendung. Erst mit den längeren Friedenszeiten im späten dritten Jahrhundert und dem zeitweiligen Ausbleiben der Martyriumsmöglichkeit breitete sich jedoch ein gewissermaßen sportlich-asketisches Eremitentum aus, das die Askese als eine unblutige Form des Martyriums propagierte.42 Es bleibt aber nicht nur bei dieser Parallelisierung von geistlichem und sportlichem Fortschritt. An anderer Stelle kann Clemens ganz ausdrücklich den Sport als hilfreich für den zum Heil hinführenden Habitus eines guten Christen bezeichnen, und zwar unter Verweis auf den Gesundheitsgedanken des Sports: »Und was die Ringübungen betrifft […], so sollen sie nicht um der unnützen Siegesliebe willen getrieben werden, sondern damit man männlichen Schweiß vergieße. Und man soll keine Mühe auf besondere Kunstfertigkeit verwenden, um mit der Ringkunst zu prunken, sondern man soll das Ringen üben, bei dem man aufrecht steht und bei dem es darauf ankommt, Hals, Hände und Seiten geschickt (aus den Umschlingungen des Gegners) herauszuwinden; denn eine solche mit gleichmäßig ausgebildeter Kraft durchgeführte...


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