Roth | Seeking Jack | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Roth Seeking Jack

Die Autopsie einer schrecklichen Faszination
4. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7431-1059-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Autopsie einer schrecklichen Faszination

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-7431-1059-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jack the Ripper ist tot. Diese einfache Wahrheit mag nicht sonderlich verwundern, liegt doch das blutige Wüten im Londoner Elendsviertel Whitechapel 130 Jahre zurück. Aber es ist nie wirklich still um den ersten Serienmörder der Moderne geworden. Und so macht sich der ehemalige Ermittler des Scotland Yard, Frederick Abberline, viele Jahre nach seinem Tod erneut auf die Suche des Frauenmörders. Begleitet wird er von einem mysteriösen Fremden, der behauptet, die wahre Identität von Jack zu kennen. Mark Roth hat seine Analyse zu Jack the Ripper, doppeldeutig als "Betrachtung in neun Szenen" untertitelt, als Theaterstück angelegt. Auf einer Bühne treffen Frederick Abberline und der Unbekannte, der so erstaunlich viel über die Morde im Londoner East End weiß, aufeinander. Zusammen gehen die beiden ungleichen Protagonisten den Fall noch einmal durch, bewerten Indizien, verhören Verdächtige, machen sich erneut auf die Suche nach Jack. Auch einige der Mordopfer werden gehört. Aber diese "Autopsie einer schrecklichen Faszination" ist weit davon entfernt, reine Fiktion zu sein. Die Indizien und Fallbeschreibungen spiegeln den derzeitigen Stand der Ripperforschung wider und gründen sich nicht zuletzt auf die umfangreichen Recherchen namhafter Autoren wie Begg oder Sugden. Auch auf das in den 1980er Jahren vom FBI erstellte Täterprofil wird eingegangen. Roth gelingt es dabei, sowohl die historische Authentizität zu wahren, als auch einen kurzweiligen Abriss der Geschehnisse im London des Jahres 1888 zu geben. Seine Auflösung der Identität des Rippers ist folgerichtig nichts gänzlich Neues - wenngleich sie noch nie auf diese Weise erzählt worden ist.

Mark Roth, 1967 geboren, lebt und arbeitet im Odenwald/Hessen.
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From Hell

Abberline alleine. Er hält eine gefaltete Zeitung, liest daraus angestrengt vor:

Es hat ein Ende gefunden. Nach Jahren der Unsicherheit, des Zweifels, kann nun endlich Hoffnung bestehen, dass dieser Schrecken verblasst. Das Phantom des Rippers baumelt in einer einsamen Gefängniszelle.“

Er – eine Stimme aus dem Publikum heraus:

„Es klingt beinahe, als ob Ihr der zerstörten Magie Jack's nachtrauert!“

Abberline fährt hoch, sucht im Publikum nach dem Sprecher:

„Wer hat das gesagt?“

Schweigen. Abberline wendet sich ab:

„Jack war eine Bestie. Was könnte an ihm bewundernswert gewesen sein?“

In einer der vorderen Reihen erhebt sich ein Mann, kommt auf die Bühne.

Er:

„Ihr habt ihn jahrelang gejagt, wart in seinen Gedanken. Ihr versuchtet zu denken wie er, nur um ihm endlich den einen Schritt voraus zu sein; den Schritt, der nötig gewesen wäre ihn zu fassen.

Während einer so langen Zeit kommt man sich zwangsläufig näher.“

Abberline, resignierend:

„Nicht nahe genug.“

Er:

„Ihr beglückwünscht Godley zur Ergreifung des Rippers. Was Ihr aber meint ist, dass Ihr es wart, der Jack demaskiert hat; auch wenn es Euch nicht vergönnt war, ihn zu ergreifen. Bescheidenheit klingt anders.“

Abberline:

„Ihr mögt denken, was Ihr wollt. Ihr wart nicht dabei. Wie wollt Ihr nachvollziehen, was damals passiert ist? Nennt es Überheblichkeit, aber Ihr werdet mir nicht die Genugtuung nehmen, das Monstrum gefasst zu wissen.“

Er:

„Nein, natürlich nicht. Klosowski wurde 15 Jahre nach den Morden von Whitechapel hingerichtet; den Morden, die man Jack the Ripper zuschreibt. Es ist eine lange Zeit, um einen Fall abzuschließen.“

Abberline:

„Dafür gab es gute Gründe.

Aber auch ich bedauere, dass wir nicht früher erfolgreich waren.“

Er:

„Ihr seid 25 Jahre nach der Hinrichtung von Klosowski gestorben. Habt Ihr Euch dem Rest eures Lebens bewusst dieser Täuschung hingegeben um … doch noch so etwas wie Frieden zu finden?“

Abberline:

„Ihr habt Zweifel, dass Klosowski der Ripper war?“

Er:

„Er hat es nie bestätigt, obwohl es ihm unsterblichen Ruhm eingebracht und seine Strafe kaum verschärft hätte.

Entscheidender aber, ob er es behauptet oder ich daran glaube, ist, ob Ihr davon überzeugt sein könnt.“

Abberline:

„Ihr unterstellt mir, ich hätte der Öffentlichkeit mit dem Schreiben an Godley etwas vorgemacht?“

Er:

„Nein – nur Euch selbst. Aber dennoch, der Vollständigkeit wegen, erklärt dem anwesenden Publikum, warum Klosowski Eurer Meinung nach Jack the Ripper war. Und wir beide können diesen Abend zügig beenden.“

Abberline, unwirsch:

„Ich habe es häufig genug ausgeführt. Man kann es überall nachlesen!“

Er, auf das Publikum deutend:

„Inspector Abberline – es muss ja nicht jedes ermüdende Detail sein. Aber ich denke diese Menschen würden es gerne für sich selbst nachvollziehen können.“

Abberline, zögernd:

„Also gut.

Klosowski ist … war ein überführter Frauenmörder, ein Serienmörder, auch wenn diese Begrifflichkeit sich damals erst zu formen begann.“

Er:

„Und wir suchen einen Serienmörder, vielleicht sogar den ersten der Geschichte.“

Abberline:

„Jack the Ripper war mit Sicherheit nicht der erste Verbrecher, den es zu fortgesetzten Morden zwang. Aber seine Taten erzeugten als erste diesen ungeheuren Widerhall in der Öffentlichkeit.“

Er, nickend:

„Die damals modernen Medien, die überall verfügbaren Zeitungen mit ihren tagesaktuellen Nachrichten; sie ermöglichten diese bis dahin nicht gekannte … Nähe zu den Geschehnissen. Jack war der Star der Berichterstattung. Er war berüchtigt … berühmt – oder ist es vielmehr immer noch. Letztendlich wurde er nie gefasst ...“

Abberline, etwas unwirsch reagierend:

„Sollte ich nicht ausführen, warum Klosowski ...?“

Er:

„Ja – natürlich. Entschuldigt bitte.

Doch gesteht mir eine Frage – mag sie vielleicht naiv in Euren Ohren klingen, da ich kein Experte in solchen Dingen bin: Ist es nicht ungewöhnlich, wenn ein Serienmörder seinen modus operandi ändert? Jack's Opfer wurden die Kehlen aufgeschlitzt, ihre Körper bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

Klosowski hat mit Gift gemordet. Das klingt mir nicht nach großer Übereinstimmung.“

Abberline, abwehrend:

„Ich war Polizist und kein Psychologe. Meine Aufgabe bestand darin, den Mörder zu fassen, nicht sein Verhalten zu verstehen oder zu erklären.“

Er:

„Jetzt heuchelt Ihr, Abberline. Gerade Ihr habt Euch sehr damit beschäftigt, ihn zu verstehen. Ihr habt Euch stets dagegen gestemmt, seine Handlungen einfach als wahnsinnig abzutun. Nicht weil sie es nicht gewesen wären, sondern weil Ihr darin Eure einzige Chance gesehen habt, die Bestie zu stellen.

Erzählt mir jetzt nicht, es würde keine Zweifel in Euch wecken, wenn der Mörder so ... uninspiriert … das Messer mit dem Gift getauscht haben soll.“

Abberline schweigt, sammelt sich:

„Whitechapel war kein schöner Ort. Armut und Elend ließen die Menschen abstumpfen. Gewalt und selbst Morde waren nichts Ungewöhnliches. Und es war mein Bezirk. Ich hatte dort den größten Teil meiner beruflichen Laufbahn verbracht. Ich kannte die Menschen.

Im Herbst 1887 war ich als Inspector zum Scotland Yard versetzt worden ...“

Er:

„Glückwunsch! Sicherlich keine selbstverständliche Karriere.“

Abberline:

„... im August des Folgejahres begannen Jack's Morde.

Und mit Zunahme der öffentlichen Beunruhigung übertrug man mir die Ermittlungen.“

Er:

„Jack war aus dem Dunkel des Londoner Nebel getreten und hat Euch zurück in die Slums von Whitechapel gezerrt.“

Abberline:

„Er ist eben nicht herausgetreten! Er ist nie greifbar geworden– die ganze Zeit über nicht. Und was haben wir alles versucht!“

Er:

„August bis November. Drei Monate, fünf Opfer – und ein ganzes Land im Aufruhr. Sogar die Krone verfolgte die Morde mit einer unsicheren Mischung aus Verachtung und Besorgnis; Besorgnis, dass aus den bedeutungslosen Morden eine Bedrohung für das Establishment erwachsen könnte; Verachtung … ganz London blickte auf das East End herab - sofern man bereit war, es überhaupt wahrzunehmen.“

Abberline:

„Und dann, nach dem Mord an Mary Jane Kelly in der Nacht vom 8. auf den 9. November, endete es ebenso unvermittelt wie es begonnen hatte.“

Er:

„Nun, es wurden danach durchaus noch weitere Leichen gefunden, die man … „

Abberline:

„Die hat es ebenso davor gegeben. Jack's unmenschliches Werk endete mit dem Mord an Mary Jane Kelly!“

Er:

„Ich will mit Euch darüber nicht streiten. Ihr wart … seid der Ermittler. Ich stelle nur meine eigenen, einfachen Überlegungen an.

Aber wir waren bei Klosowski.“

Abberline:

„Klosowski war kurz vor dem ersten Mord nach London gekommen, lebte und arbeitete in Whitechapel. Als er später mit seiner damaligen Frau in die Vereinigten Staaten auswanderte, endete auch die Serie.

Ein Frauenmörder, der die erforderliche Ortskenntnis besaß und die zeitliche Übereinstimmung seiner Ausreise mit dem Ende der Mordserie. Wenn im Herbst 1888 nicht zeitgleich zwei Serienmörder nebeneinander in Whitechapel gewohnt haben, dann kann es nur Klosowski gewesen sein.“

Er:

„Es müsste uns in der Tat mit Schrecken erfüllen, wenn sich das Böse weitaus öfters manifestiert, als wir es wahrhaben wollen.

Doch so ganz fremd kann Euch dieser Gedanke nicht...



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