Buch, Deutsch, Band 59, 280 Seiten, PB, Format (B × H): 168 mm x 240 mm, Gewicht: 550 g
Reihe: IÖR Schriften
Entwicklung und Anwendung einer Methode zur Validierung von Verfahren zur Bewertung des Landschaftsbildes durch internetgestützte Nutzerbefragungen
Buch, Deutsch, Band 59, 280 Seiten, PB, Format (B × H): 168 mm x 240 mm, Gewicht: 550 g
Reihe: IÖR Schriften
ISBN: 978-3-941216-69-3
Verlag: Rhombos-Verlag
Michael Roth
Landschaftsbildbewertung in der Landschaftsplanung
Entwicklung und Anwendung einer Methode zur Validierung von Verfahren zur Bewertung des Landschaftsbildes durch internetgestützte Nutzerbefragungen
280 Seiten. Zahlr. Abbildungen und Tabellen, mehr als 21 davon farbig. Preis: 39,80 Euro
ISBN: 978-3-941216-69-3
Rhombos-Verlag, Berlin 2012
Band 59 der Reihe "IÖR Schriften", herausgegeben vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. (IÖR)
Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Müller
Weberplatz 1, 01217 Dresden
Tel.: (0351) 4679-0, Fax.: (0351) 4679-212
E-Mail: info@ioer.de, Homepage: http://www.ioer.de
Die Bewertung des Schutzgutes Landschaftsbild wird in Wissenschaft, Planungs- und Verwaltungspraxis oft als problematisch wahrgenommen, da nur ein geringer Kenntnisstand zur Bearbeiterunabhängigkeit, Zuverlässigkeit bzw. Reproduzierbarkeit und Gültigkeit von Landschaftsbildbewertungsmethoden vorherrscht. Dies konnte im Rahmen der vorliegenden Dissertation sowohl durch eine Recherche und Analyse von über 200 publizierten Methoden zur Bewertung des Landschaftsbildes als auch durch die Analyse einer repräsentativen Stichprobe von mehr als 120 Landschaftsplänen auf kommunaler Ebene nachgewiesen werden.
Durch die Entwicklung eines auf Methoden der psychologischen Onlineforschung und Online-Marktforschung basierenden Instruments zur Internetbewertung von Landschaftsbildern steht ein Tool zur Erfassung einer großen Zahl (in einem ersten Pretest über 300 Teilnehmer) nutzerbasierter Landschaftsbildbewertungen von hinsichtlich Altersstruktur, Bildungsniveau und geographischer Verteilung sehr diversen Stichproben zur Verfügung, das sich in empirischen Pretests als bewerterunabhängig, reproduzierbar und gültig zur Erfassung von Landschaftsbildbewertungen erwies.
Im Internet erfasste Landschaftsbildbewertungen wurden zur Untersuchung der Validität zweier in der kommunalen Landschaftsplanung gebräuchlicher Expertenverfahren zur Bewertung des Landschaftsbildes eingesetzt. Erstmals liegen somit für die beiden untersuchten Bewertungsverfahren Einschätzungen der wissenschaftlichen Güte bzw. Gültigkeit, basierend auf einer breiten empirischen Datenbasis (mit über 1.600 Teilnehmern in der Hauptuntersuchung) vor. Basierend auf den erzielten Ergebnissen werden Empfehlungen zum Einsatz von Landschaftsbildbewertungsverfahren gegeben.
In academia, practical landscape planning and administrative procedures, the assessment of visual landscape quality is considered to be problematic due to the lack of knowledge on the objectivity, reliability and validity of the methods applied. In this dissertation, the current state of visual landscape assessment both in academic literature and in practical landscape planning is critically analyzed. A validation tool using Internet survey methods has been developed and applied to two visual landscape quality assessment methods. Based on the findings of these analyses, recommendations for the assessment of visual landscape qualities are given.
Vorwort
Das „Landschaftsbild“ ist seit jeher eines der Schutzgüter des Natur- und Umweltschutzes, das sich nicht nur Experten erschließt, sondern auch Laien unmittelbar und emotional anspricht. Es ist daher kein Zufall, dass der Ausgangspunkt für die historische Entwicklung des Natur- und Umweltschutzes ausgerechnet die „Schönheit der Landschaft“ war. Mit der Gründung sogenannter „Verschönerungsvereine“ wurde bereits in preußischer Zeit (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) versucht, ästhetisch besonders ansprechende Landschaften zu schützen und erforderlichenfalls wiederherzustellen.
In den vergangenen 150 Jahren hat sich die Landschaft in- und außerhalb Deutschlands dramatisch verändert. Städte haben sich zu Agglomerationen ausgewachsen, Verkehrsinfrastruktur prägt durch weithin sichtbare Brückenbauwerke die Landschaft auch im unbesiedelten Bereich. Dennoch gibt es sie noch immer: die attraktiven Landschaften von herausragender Schönheit, hoher Vielfalt und/oder spezifischer Eigenart, die des institutionellen Schutzes bedürfen, sollen sie nicht gänzlich verschwinden.
Derzeit erleben wir eine neue Welle der Veränderung des Landschaftsbildes in Deutschland. Windkraft-anlagen, Photovoltaikanlagen und der Ausbau von Stromtrassen sollen nicht nur den Atomausstieg möglich machen, sondern werden auf absehbare Zeit zur Veränderung der visuellen Qualität von Landschaften beitragen. Das „Landschaftsbild“ ist folglich immer noch ein relevantes Schutzgut, das in Verbindung mit dem Tourismus inzwischen in vielen Regionen eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat.
Michael Roth widmet sich in seiner Dissertationsschrift, die an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund eingereicht wurde, der aus wissenschaftlicher Sicht sehr bedeutsamen, in der Planungspraxis aber leider zu Unrecht vernachlässigten Problem- und Fragestellung der Validität von Methoden zur Bewertung des Landschaftsbildes. Dieses Themenfeld ist vergleichsweise speziell und daher gut abgegrenzt, dennoch existieren bisher nur wenige Arbeiten, die über eine hermeneutische Interpretation theoretischer Ansätze, wie z. B. der Ästhetiktheorie, hinausgehen. Auch hat es gelegentlich Arbeiten gegeben, die sich mit der Implementation von Landschaftsbildaspekten in der Planungspraxis befassen, leider meist ohne dass die Repräsentativität der jeweiligen Datengrundlage kritisch reflektiert, geschweige denn geprüft worden wäre. Diese unbefriedigende Situation hat gelegentlich sogar die Auffassung genährt, das Landschaftsbild entziehe sich aufgrund seiner subjektiven Dimension einer rationalen, objektiven oder wissenschaftlichen Beurteilung, so dass es keine validen Landschaftsbildbewertungsmethoden geben könne.
Vor dem Hintergrund der dargestellten, für diesen Themenkomplex nicht ganz unproblematischen Situation, kommt der Dissertation von Michael Roth eine extrem hohe Bedeutung zu, da er auf der Grundlage empirischer Daten mithilfe inferenzstatistischer Methoden Aussagen generieren kann, die hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Qualität bisherige Dissertationen zu diesem Themenfeld bei weitem übertreffen. Auch in Bezug auf die Integration neuer Technologien für die Onlineforschung, speziell der Internetbefragung, ist der Ansatz von Roth sehr innovativ, so dass die Arbeit insgesamt einen „Quantensprung“ in der Landschaftsbildbewertung darstellt. Hauptverdienst des Autors ist es, ein wissenschaftliches Instrumentarium entwickelt zu haben, mit dem ausgewählte Landschaftsbildbewertungsverfahren validiert werden können.
Darüber hinausgehend enthält die Dissertation eine Vielzahl weiterer bedeutsamer Erkenntnisse und neuer Informationen, so dass die Arbeit ein äußerst gelungenes und lesenswertes Opus darstellt, das im Übrigen vor kurzem mit dem Rudolf-Chaudoire-Forschungspreis der TU Dortmund ausgezeichnet wurde.
Dieser Preis wurde aus dem Vermächtnis eines im Ruhrgebiet ansässigen Industriellen gestiftet und prämiert herausragende junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für Ihre Arbeit.
Es bleibt zu wünschen, dass die Dissertation von Michael Roth auch in der Planungspraxis eine entsprechende Anerkennung erfährt, damit zukünftige Entscheidungen im Rahmen von Planungsvorhaben, die sich auf das Landschaftsbild auswirken, sachgerecht und nachvollziehbar getroffen werden können.
Dortmund, im Juli 2012
Univ.-Prof. Dr. Dietwald Gruehn, TU Dortmund
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Tabellen IX
Abbildungen XIII
1 Einleitung 1
1.1 Anlass und Motivation 1
1.2 Aufgabenstellung und Zielsetzung 2
1.3 Gliederung der Arbeit 3
2 Begriffsdefinitionen als Grundlage für die weitere Arbeit 5 3 Anforderungen an Verfahren zur Landschaftsbildbewertung 11
3.1 (Fach-)wissenschaftliche Anforderungen an Bewertungsverfahren 14
3.1.1 Nachvollziehbarkeit und Transparenz 14
3.1.2 Formale mathematische Gültigkeit 15
3.1.3 Objektivität 16
3.1.4 Reliabilität 18
3.1.5 Signifikanz 19
3.1.6 Validität 20
3.2 Rechtliche Anforderungen an Bewertungsverfahren 21
3.3 Praktische Anforderungen an Bewertungsverfahren 24
3.3.1 Plausibilität 25
3.3.2 Erfassungsaufwand – Bearbeitungsaufwand – Praktikabilität 25
3.3.3 Komplexität 26
3.3.4 Informationserhalt 27
3.3.5 Eignung für den GIS-Einsatz 28
3.3.6 Übertragbarkeit (Maßstab, Region) 28
4 Grundlagen der Landschaftsbildbewertung 31
4.1 Begriffsbildung Landschaftsbild 31
4.1.1 Landschaft 31
4.1.2 Landschaftsbild 32
4.1.3 Szene und Bildausschnitt 37
4.1.4 Landschaftsbildraum 38
4.1.5 Landschaftsbildelement 39
4.1.6 Landschaftsästhetik 39
4.2 Historische Entwicklung der Landschaftsbildanalyse und -bewertung 40
4.3 Rechtliche Grundlagen der Landschaftsbildbewertung 50
4.3.1 Das Landschaftsbild im Bundesnaturschutzgesetz 51
4.3.2 Das Landschaftsbild in anderen Fachgesetzen 53
4.3.3 Gesetzliche Regelungen zum Landschaftsbild in den USA und Großbritannien 56
4.4 Bewertungskriterien für das Landschaftsbild 57
4.4.1 Vielfalt 57
4.4.2 Eigenart 59
4.4.3 Schönheit 60
4.4.4 Naturnähe 63
5 Ausgangssituation/Stand der Forschung bezüglich der Validierung von Landschaftsbildbewertungsverfahren 65
5.1 Ergebnisse bisheriger Validierungsversuche durch Dritte 66
5.2 Ergebnisse bisheriger Validierungsversuche durch Methodenurheber 67
5.3 Konsequenzen für die vorliegende Arbeit 71
6 Verfahren zur Bewertung des Landschaftsbildes 73
6.1 Systematisierung der Verfahren zur Bewertung des Landschaftsbildes 73
6.1.1 Objektbezogene, nutzerunabhängige Expertenverfahren 75
6.1.1.1 Physiognomischer Ansatz 75
6.1.1.2 Formal-ästhetischer Ansatz 75
6.1.1.3 Ökologischer Ansatz 76
6.1.1.4 Kulturhistorischer Ansatz 76
6.1.1.5 Philosophischer Ansatz 76
6.1.2 Subjektbezogene, nutzerabhängige empirische Verfahren 76
6.1.2.1 Psychophysischer Ansatz 77
6.1.2.2 Kognitiver Ansatz 77
6.1.2.3 Phänomenologischer Ansatz 77
6.1.2.4 Monetärer Ansatz 78
6.2 Übersicht über publizierte Methoden zur Bewertung des Landschaftsbildes 78
7 Stand der Anwendung von Methoden zur Landschaftsbildbewertung in der Praxis 87
7.1 Auswertung von kommunalen Landschaftsplänen aus den Jahren 1970 bis 2001 87
7.1.1 Repräsentativität des Datenmaterials 87
7.1.2 Weitere Anforderungen an Datenmaterial und Auswertungsmethodik 89
7.1.3 Ergebnisse der Auswertung kommunaler Landschaftspläne 90
7.1.4 Schlussfolgerungen aus der Analyse kommunaler Landschaftspläne 98
7.2 Systematische Recherche von Anwendungsfällen publizierter Landschaftsbildbewertungsverfahren 99
8 Entwicklung eines Tests zur Validierung von Landschaftsbildbewertungsverfahren 103
8.1 Methodischer Aufbau des Testinstruments 105
8.1.1 Testmedium 105
8.1.2 Fragebogendesign 107
8.1.3 Spezielle medienspezifische Anforderungen an Internetumfragen 110
8.2 Technischer Aufbau der Internetumfrage 118
9 Pretest der Internetumfrage als Instrument zur Erfassung von Landschaftsbildbewertungen 123
9.1 Stichprobenbeschreibung 123
9.1.1 Sozial-empirische Daten und persönliche Angaben 124
9.1.2 Technische Faktoren 132
9.1.3 Umfrageablauf 137
9.2 Ergebnisse des Pretests 144
9.2.1 Analyse des Drop-outs 144
9.2.2 Analyse der Bearbeitungszeiten 148
9.2.3 Abhängigkeit der Bewertungsergebnisse von sozial-empirischen Daten 151
9.2.4 Abhängigkeit der Bewertungsergebnisse von technisch-methodischen Faktoren 154
9.2.5 Objektivität der Internet-Umfrage 156
9.2.6 Reliabilität der Internet-Umfrage 157
9.2.7 Validität der Internet-Umfrage 160
9.2.8 Generalisierbarkeit der erzielten Ergebnisse 164
9.2.9 Hinweise für die weitere Arbeit und weitere Internetumfragen zur Bewertung des Landschaftsbildes 165
10 Test der Validität ausgewählter Verfahren zur Landschaftsbildbewertung 169
10.1 Landschaftsfotos als Grundlagen für den Validitätstest 169
10.1.1 Eignung von Landschaftsfotos für die Landschaftsbildbewertung 169
10.1.2 Hinweise zur Erstellung von Fotodokumentationen 171
10.1.2.1 Auswahl der Aufnahmestandorte und Blickrichtungen 171
10.1.2.2 Weitere Bildparameter 174
10.1.2.3 Exkurs: Visitor Employed Photography 176
10.2 Material, Methoden und Durchführung des Validitätstest 177
10.2.1 Kurzbeschreibung der ausgewählten Verfahren zur Landschaftsbildbewertung 177
10.2.1.1 Landschaftsbildbewertung nach LEITL (1997) 177
10.2.1.2 Landschaftsbildbewertung nach BIELEFELD (1990) 182
10.2.2 Untersuchungsgebiete 183
10.2.2.1 Untersuchungsgebiete für das Verfahren nach LEITL (1997) 183
10.2.2.2 Untersuchungsgebiete für das Verfahren nach BIELEFELD (1990) 187
10.2.3 Eigene Fotodokumentation 191
10.2.4 Methodische Änderungen an der Internetumfrage gegenüber dem Pretest 192
10.2.5 Durchführung der Hauptumfrage 195
10.2.6 Methodischer Ansatz des Validitätstests 196
10.3 Ergebnisse des Validitätstests 201
10.3.1 Validität des Bewertungsverfahrens nach LEITL (1997) 201
10.3.2 Validität des Bewertungsverfahrens nach BIELEFELD (1990) 203
11 Diskussion und Bewertung der Ergebnisse 207
12 Ausblick und weiterer Forschungsbedarf 211
13 Quellenverzeichnis 213
13.1 Literatur 213
13.2 Rechtsquellen 257