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E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

Roth Handbuch Zusammenarbeit mit Eltern

Bildungs- und Erziehungspartnerschaft in der Kita
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-451-82647-4
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Bildungs- und Erziehungspartnerschaft in der Kita

E-Book, Deutsch, 256 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-451-82647-4
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses Handbuch macht Mut. Es lädt ein, die Chancen einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern immer wieder neu zu entdecken. Diese Zusammenarbeit aufzubauen und zu gestalten, ist eine herausfordernde Aufgabe. Mit Blick auf faire Bildungschancen für alle Kinder ist ihr eine hohe Aufmerksamkeit zuzugestehen. Die Bildung und Erziehung eines Kindes ist ohne oder gegen seine Familie nicht machbar. Studien belegen, dass dort, wo der Austausch zwischen Elternhaus und Kindertageseinrichtung funktioniert, auch die pädagogische Qualität insgesamt höher ist. Eine gelingende Zusammenarbeit mit den Eltern stärkt alle Beteiligten - auch die Fachkräfte.

Xenia Roth ist Psychologin und Theologin, seit 1999 Ministerialreferentin bei der Landesregierung Mainz; Leitung des Referates 'Grundsatzfragen der Kindertagesbetreuung' im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen.
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1Auf einen Blick: Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft


Die Forschung hat mit der Zunahme frühpädagogischer Studiengänge und einer stärkeren Akademisierung des Feldes auch im Themenspektrum der Zusammenarbeit mit Eltern ein größeres Gewicht bekommen. In diesem Kapitel werden empirische Erkenntnisse und Forschungen vorgestellt, die für die Zusammenarbeit mit Eltern von grundsätzlicher Relevanz sind und damit auch bedeutsam für die folgenden Ausführungen.

Die zusammenfassende Aufbereitung, die angesichts der Vielzahl an Studien und Veröffentlichungen keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, soll neugierig machen und dazu einladen, sich mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen und in die eigene Arbeit zu integrieren. Dabei ist stets zu beherzigen, dass es »vollkommen legitim [ist] und sogar unverzichtbar, dass kreative Praktiker den Umkreis des Beforschten überschreiten und auch mit ihren eigenen Erfahrungen und plausiblen Vermutungen arbeiten. Selbst da, wo Erkenntnisse der Forschung verfügbar sind, müssen sie von Praktikern immer kritisch und differenziert auf ihr eigenes Handlungsfeld bezogen werden« (Sacher 2017, S. 15).

Zwei zentrale, durchaus verallgemeinerbare Kriterien sind für Eltern Zeugnis einer guten Qualität einer Kindertageseinrichtung :

»Eltern sind grundlegend daran orientiert, dass in der Kita eine sichere Betreuung und ›gute‹ Entwicklung ihres Kindes gewährleistet ist. Der Maßstab ist dabei ihre eigene (familien- bzw. milieuspezifische) Vorstellung von einer wünschenswerten Entwicklung ihres Kindes.

Zum anderen sind Eltern grundlegend daran orientiert, dass die Kita keine ›Black Box‹ ist. Vielmehr soll sie ihnen, wenn sie dies wünschen, Einblicke in den Kita-Alltag sowie die Erfahrungen und Aktivitäten ihres Kindes gewähren. Diese positive Orientierung an Transparenz kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich auf verschiedene Aspekte der Kita beziehen« ( Nentwig-Gesemann & Hurmaci 2020, S. 63; vgl. Kapitel 4.1).

Kita-Qualität aus der Perspektive von Eltern

Nentwig-Gesemann und Hurmaci, die in ihrer Studie »Kita-Qualität aus der Perspektive von Eltern« Gruppeninterviews mit Eltern geführt haben, konnten diese beiden Kriterien als »einen verbindenden Kern von Elternwünschen an die Kita herausschälen, die man als Kernkriterien für gute Kita-Qualität aus Elternsicht bezeichnen kann« (ebd., S. 64).

Es kann jedoch keineswegs von den Eltern als homogener Gruppe ausgegangen werden. Denn neben diesen beiden zentralen elternübergreifenden Anforderungen konnte das Forscherteam weitere grundlegende Vorstellungen und Erwartungen herausarbeiten, die verschiedenen Eltern(gruppen) zugeordnet werden können, die sich stark voneinander unterscheiden. Drei Typen werden beschrieben:

Beim ersten Typus wird die Kindertageseinrichtung »als Ort der Persönlichkeitsentfaltung und der beiläufigen Förderung von Individualität sowie der wechselseitig anerkennenden Beziehungen betrachtet« (ebd., S. 63). Für diese Gruppe der Eltern ist wichtig, »dass Kinder in der Kita experimentieren, sich selbst entfalten bzw. selbst bilden können und zu selbstbestimmten Persönlichkeiten werden« (ebd.). Sofern in der Beziehung zwischen Eltern und Fachkräften wechselseitige Anerkennung und Vertrauen bestehen, akzeptieren diese Eltern(gruppen) auch sehr unterschiedliche einrichtungsspezifische Orientierungen und Ausrichtungen.

»Im Zentrum des zweiten Typus … steht, dass Kinder sich in der Kita optimal entwickeln und leistungs- bzw. konkurrenzfähig werden sollen. In einer Interessengemeinschaft, in der Eltern als Expert*innen ihrer Kinder anerkannt werden wollen, arbeiten Eltern und Fachkräfte an der optimalen Förderung des Kindes und können dabei sogar konkurrieren. Kita wird hier als Ort der Entwicklungs- und Leistungsoptimierung sowie Ausgestaltung eines Förderbündnisses betrachtet« (ebd.).

»Im Zentrum des dritten Typus elterlicher Qualitätsvorstellungen steht schließlich, dass das Kind in der Kita sicher betreut und gut erzogen wird« (ebd.). Die familienspezifischen Erziehungsstile sollen in der Kooperation gewahrt werden und den Eltern ist »stark daran gelegen, möglichst wenig Kontrolle und Einfluss bei der Erziehung und Bildung ihres Kindes zu verlieren. Kita wird als Ort der Dienstleistung mit primärem Betreuungs- und Erziehungsauftrag sowie der Trennung zwischen familiärer und öffentlicher Sphäre betrachtet« (ebd.).

Gelingensbedingungen

Auch die folgende Erkenntnis gibt Antwort auf die Fragen »Wann kann es zwischen Eltern und Fachkräften zu einer Form der Kooperation kommen, die von Dialog und Vertrauen geprägt ist, und welche Gründe kann es geben, warum dies nicht gelingt?« (ebd.). Dabei zeigt sich, dass die Zusammenarbeit mit Eltern und der Anspruch einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft eine herausfordernde Aufgabe darstellen, die vielfältigen Bedingungen unterliegt und deren Erfolg nicht garantiert ist:

Es erweist sich als entscheidend, ob Fachkräfte »durch ähnliche … Milieuerfahrungen geprägt sind (z. B. das Bildungsmilieu oder kulturell geprägte Vorstellungen von Erziehung)« (ebd.; vgl. auch Kapitel 2.4.4) »und ihre Perspektiven auf die Kinder und die Bedeutung von Kita ohnehin weitestgehend kongruent sind« (ebd.). Sind ein solches Einvernehmen und Vertrauen nicht gegeben, »liegt also keine habituelle Übereinstimmung von Fachkräften und Eltern vor, muss gemeinsam eine Grundlage für die Kooperation erarbeitet werden« (ebd.). Entscheidend ist in diesem Fall, ob es Fachkräften und Eltern dann gelingt, sich über »Fremdes, Irritierendes, Unverständliches etc. zu verständigen und damit Vertrauen diskursiv herzustellen und zu sichern« (ebd.).

Vier Forschungsperspektiven

Cloos (2018, S. 214 ff.) unterscheidet vier Forschungsperspektiven im Themenfeld der Zusammenarbeit mit Eltern. Zu diesen vier Studienperspektiven sind nachstehend beispielhafte, für die pädagogische Arbeit in der Kita zentrale Ergebnisse aufgeführt:

Forschungsperspektive: Zusammenarbeit mit Eltern aus Sicht der pädagogischen Fachkräfte

Hier prägen der Blick auf die pädagogischen Fachkräfte und damit verbunden die Professionalisierung frühpädagogischer Praxis die Forschungsperspektive; Studien hierzu finden sich bereits seit Beginn der 2000er Jahre (Cloos 2018, S. 214 ff.):

Eine bundesweite, repräsentative DJI-Studie, an der sich 1.634 Kindertageseinrichtungen im Jahr 2012 beteiligten (Peucker u. a. 2017, S. 224f.), hat gezeigt, dass Fachkräfte der Zusammenarbeit mit Eltern einen hohen Stellenwert attestieren (ebd., S. 212). Der persönliche Kontakt mit den Eltern, bei dem das Kind im Zentrum steht (Eingewöhnung und Einzelgespräche), ist den Befragten am wichtigsten. Institutionelle Formen der Zusammenarbeit haben einen weniger hohen Stellenwert; die gewählte Elternvertretung ist an Entscheidungen, die den Kern der Kita betreffen, nur in wenigen Kindertageseinrichtungen einbezogen (ebd.). Die meisten Einrichtungen erreichen mit ihren Anstrengungen zur Zusammenarbeit alle Eltern, jede fünfte Einrichtung kann jedoch einen Teil der Eltern nicht erreichen und begründet dies in der Mehrheit mit Desinteresse der Eltern; allerdings zeigt sich auch, dass der Großteil der Einrichtungen der Ansicht ist, dass die Belastung der Eltern dafür verantwortlich ist (ebd.). Im Durchschnitt gehen die Einrichtungen davon aus, dass sie etwa 40 Prozent der Väter erreichen (ebd.).

Handlungsleitende Orientierungen in Teams

Viernickel und Kolleginnen haben im Rahmen der Auswertung von 15 Gruppendiskussionen drei spezifische handlungsleitende Orientierungen aufseiten der Fachkräfte in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Familien (Viernickel u. a. 2013, S. 133) herausgearbeitet:

Wertekernbasierte Teams orientieren sich »an grundlegenden pädagogischen Werten und Leitbildern« und legen »sehr viel Wert auf partnerschaftliches Miteinander mit den Familien«; sie orientieren sich an den Bedürfnissen der Familien (ebd., S. 135).

Umsetzungsorientierte Teams wollen die Vorgaben der Bildungspläne gut erfüllen und dabei von den Eltern unterstützt und anerkannt werden. Die Fachkräfte sehen sich als Expertinnen und Experten, die Eltern beraten. Sie entwickeln eine »Abwehr gegen vermeintlich überhöhte Erwartungen von Eltern aus dem Leiden daran, schon den eigenen Ansprüchen im Alltag nicht genügen zu können« (ebd., S. 140).

Distanzierte Fachkräfteteams, »in denen das jeweilige Bildungsprogramm einen negativen Gegenhorizont darstellt« (ebd., S. 141), betonen, dass Eltern »anspruchsvoll und fordernd« (ebd.) sind und nehmen sie »eher als Gegner oder Konkurrenten denn als Partner wahr« (ebd.), fühlen sich nicht hinreichend wertgeschätzt und empfinden die Zusammenarbeit als Belastung. Die Autorinnen der Studie interpretieren die vorgenommene Abwertung der Eltern als ein »Ventil«, »über das die Fachkräfte Dampf ablassen und in dem ihre kollektive professionelle Verunsicherung zum Ausdruck kommt« (ebd., S. 143).

Die Studien der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WIFF) geben einen Einblick in die Kompetenzen, die sich die pädagogischen Fachkräfte in der Zusammenarbeit mit Eltern zuschreiben. Die Ergebnisse einer Fachkräftebefragung (Beher & Walter 2012, S. 24 ff.) zeigen, dass sich...


Roth, Xenia
Xenia Roth ist Psychologin und Theologin, seit 1999 Ministerialreferentin bei der Landesregierung Mainz; Leitung des Referates „Grundsatzfragen der Kindertagesbetreuung“ im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen.

Xenia Roth ist Psychologin und Theologin, seit 1999 Ministerialreferentin bei der Landesregierung Mainz; Leitung des Referates „Grundsatzfragen der Kindertagesbetreuung“ im Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen.



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