E-Book, Deutsch, Band 0193, 448 Seiten
Reihe: Julia Extra
Ross / Tarling / Parv Julia Extra Band 193
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95446-056-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0193, 448 Seiten
Reihe: Julia Extra
ISBN: 978-3-95446-056-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Haley nimmt einen Job bei dem Kinderbuchautor Sam Winton an, um herauszufinden, ob er der Vater ihres kleinen Neffen ist. Hätte sie geahnt, welch starke erotische Anziehungskraft dieser charmante Mann auf sie ausübt - niemals wäre sie in sein Haus gezogen. Kaum noch kann sie seinen heißen Verführungsversuchen widerstehen...
Kathryn Ross wurde in Afrika geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in England und Irland. Eigentlich ist sie ausgebildete Therapeutin, aber die Liebe zum Schreiben war stärker, und schließlich hängte sie ihren Beruf an den Nagel. Als Kind schrieb sie Tier- und Abenteuergeschichten für ihre Schwester und Freundinnen. Mit 13 wurde sie Herausgeberin der Schülerzeitung und schrieb ihr erstes Schauspiel, das bei einem Wettbewerb prompt den ersten Preis gewann. Zehn Jahre später ging dann ein großer Traum in Erfüllung: Ihre erste Romance wurde veröffentlicht. Kathryn lebt mit ihrem Mann und den beiden Stiefsöhnen im englischen Lancashire. Über 20 Romances hat sie bis jetzt verfasst und hofft, dass noch viele folgen werden.
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2. KAPITEL
Als Haley durch das große Tor zu Sams Villa fuhr, hatte sie das völlig unsinnige Gefühl, nach Hause zu kommen. Es konnte nur daran liegen, dass dies ihr zweiter Besuch war, und vor allem deshalb, weil Joel mit ihr im Wagen saß. Der Kofferraum war vollgepackt mit Koffern, Kinderwagen und mit allem Nötigen für das Baby.
Als sie beim Haus ankam, trat Sam gerade aus der Tür, Dougal an seiner Seite. Anstatt zu bellen, wedelte der große Hund diesmal unbändig mit dem Schwanz.
“Guten Morgen”, grüßte sie, als sie aus dem Wagen stieg, und ärgerte sich gleichzeitig maßlos über ihren Magen, der bei Sams Anblick Kapriolen schlug. Der Mann in der dunkelblauen Hose und dem hellen Sommerpullover, der da auf der Treppe stand, war genau der Typ Mann, der Haley gefiel – wenn sie denn dumm genug war, das zuzulassen.
Allerdings sah er so gereizt aus, wie sie sich fühlte. Vielleicht mag er ja keine Babys, dachte sie, während sie Joel aus dem Kindersitz hob. Aber das hätte er sich eben früher überlegen müssen, bevor er Ellen zur Mutter gemacht hatte.
“Sie kommen zu spät”, stellte er verärgert fest.
Haley sah mit gerunzelter Stirn zu ihm hin. Sein Ton verletzte sie. Sie fühlte sich schon so unprofessionell genug, zu einem Auftrag mit Kind und Kegel zu kommen. Sie war zu spät, weil Joel ihr beim Frühstück das Früchtemus auf ihre beste Bluse gespuckt hatte und sie sich hatte umziehen müssen. Aber das hatte sie nicht vor zu erwähnen. “Miranda sagte mir, dass Sie erst nachmittags abreisen. Es bleibt also genügend Zeit, um mir das Haus zu zeigen und mir alles zu erklären. Wenn Sie mir mein Zimmer zeigen wollen, kann ich Joel zu seinem Vormittagsschläfchen hinlegen, und dann können Sie mir die nötigen Anweisungen geben.”
Mit federnden Schritten kam er die Treppe herunter und starrte auf den voll beladenen Kofferraum. “All das Gepäck für nur zwei Wochen? Du lieber Himmel, was brauchen Sie denn, wenn Sie vier Wochen unterwegs sind?”
“Wenn man mit einem Kind reist, braucht man eben so viel.”
Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand in Sekundenbruchteilen. “Ja, dieses Wissen fehlt mir.” Er griff sich zwei der schwersten Koffer und ging mit energischen Schritten ins Haus voran.
Verblüfft über seine Reaktion, starrte Haley ihm nach. Was hatte sie denn Falsches gesagt? Verärgert, weil sie mit einem Kleinkind ankam, konnte er nicht sein, schließlich war das von Anfang an klar gewesen.
Allerdings schien es, als wolle er nichts mit Joel zu tun haben, ja, noch nicht einmal seine Anwesenheit anerkennen. “Er ist ein menschliches Wesen, wissen Sie?”, rief sie Sam wütend nach.
Mitten in der Bewegung hielt Sam inne und wandte ihr den Kopf zu. “Wie bitte?”
Bei seiner Miene wäre jedem mulmig geworden, aber jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen. “Sam, das ist Joel. Joel, das ist Sam. Sagen Sie Joel Guten Tag, Sam.”
Er sah aus, als würde er lieber nackt durch die Hölle gehen – ein Bild, das Haley ziemlich durcheinanderbrachte: Sam nackt … Aber das war ein Gebiet, auf das sie nicht zu gehen plante.
“Hallo, Joel”, presste Sam schließlich zwischen den Zähnen hervor.
“Na sehen Sie, das war doch gar nicht so schwer, oder?”
Wenn sie wüsste, dachte Sam bitter. Alles in ihm sträubte sich, als sich die molligen Babyarme nach ihm ausstreckten. Diese bezaubernde Geste erinnerte ihn zu schmerzhaft an seine eigene Unzulänglichkeit. Als er Haley für den Job engagiert hatte, war er der festen Überzeugung gewesen, es würde ihm nichts ausmachen, dass sie mit ihrem Kind unter seinem Dach wohnte. Auf keinen Fall hatte er damit gerechnet, dass die Ankunft eines Babys diese Sehnsucht in ihm auslösen würde, so stark, dass es wie eine körperliche Qual war.
Und jetzt schob Haley ihm auch noch das Baby in die Arme. “Also, ihr seid einander vorgestellt worden. Dann halten Sie ihn doch bitte einen Moment, damit ich sein Lieblingsspielzeug holen kann. Es liegt noch im Wagen.”
Bevor Sam überhaupt ein Wort sagen konnte, war Haley schon die Treppe hinuntergeeilt. Der Kleine grinste ihn breit an, und Sam fühlte, wie sein ganzer Körper sich verkrampfte. Joel sah genauso aus, wie er sich seinen eigenen Sohn vorgestellt hatte, bevor er akzeptieren musste, dass ihm dieses Glück nie beschieden sein würde. Ein eiserner Ring legte sich um sein Herz.
Joel schien seine Anspannung zu spüren, und er verzog das Gesicht, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen. Instinktiv hob Sam den Kleinen in die Höhe und schaukelte ihn ein wenig. “He, sie ist doch in einer Minute wieder zurück”, versicherte Sam. “So lange werden wir Männer es doch auch ohne sie aushalten, oder?”
Der ernste Ton zeigte Wirkung. Joels Gesichtchen wurde wieder glatt, und mit großen Augen starrte er Sam an. Dann streckte Joel die Hand aus und zog an Sams Kragenknopf.
Sofort spürte Sam dieses Ziehen tief in seinem Innern, als Wehmut ihn durchfuhr, scharf wie ein Speer. Er hatte schon vorher Babys auf dem Arm gehalten. Seine Schwester Jessie hatte zwei Kinder. Aber damals hatte er noch geglaubt, irgendwann einmal selbst Vater zu werden. Heute wusste er, dass er nie eigene Kinder haben würde. Und Joel im Arm zu halten verstärkte dieses bittere Gefühl von Enttäuschung und Verlust nur noch.
“Nein, Wonneproppen, es ist nicht deine Schuld.” Sams Stimme klang heiser. “Es ist nur, dass du genau der Junge bist, den ich mir immer gewünscht habe.”
Joel hörte ganz aufmerksam zu, so, als würde er jedes Wort verstehen.
“Ja, kannst du mir glauben. Und noch ein Mädchen, genau wie …” Sam ertappte sich dabei, dass er hatte sagen wollen: “wie deine Mutter”, also räusperte er sich und beendete den Satz nur mit: “Nun, ein Mädchen eben.”
Bei dem Wort “Mädchen” begann Joel leise zu murmeln. Sam musste grinsen. “Was denn, du magst keine Mädchen? Keine Sorge, das ändert sich. Spätestens dann, wenn du das ganz spezielle eine Mädchen triffst und glaubst, ohne sie nicht mehr leben zu können. Ich dachte, ich hätte dieses Mädchen in Christine gefunden”, erzählte Sam dem Baby, und Joel nickte ernst, als lausche er hingerissen der Erzählung. “Nun, Christine und ich sind vielleicht kein so gutes Beispiel. Sie war Model, musst du wissen. Wir haben uns auf einer Weihnachtsfeier bei meiner Verlegerin kennengelernt. Aber es muss ja nicht bei jedem schiefgehen, nicht wahr?” Sam fragte sich ernsthaft, ob er den Verstand verloren hatte. Warum erzählte er diese Geschichte ausgerechnet einem Baby? Aber Joel war ein guter Zuhörer, und außerdem schien dieser Monolog ihn zu beruhigen. Im Grunde war es also gleichgültig, was Sam sagte, solange er nur in einem ruhigen Ton sprach. “Sie behauptete, es mache ihr nichts aus, dass ich keine Kinder zeugen kann. Ihr großer Bruder, der angesehene Arzt, hat den Test gemacht, damit das in der Familie blieb und nach außen vertuscht werden konnte. Ihr Bruder hat mich nie gemocht. Dachte immer, ein Schriftsteller sei nicht gut genug für seine kostbare Schwester. Nun, medizinisch gesehen hatte er wohl recht.”
Joel klopfte mit der kleinen Faust auf Sams Brust. “Le-le.”
“Richtig, das ist ziemlich schlecht”, stimmte Sam zu. “Aber ich mag ihn auch nicht, also sind wir quitt. Aber das willst du sicher gar nicht alles hören, oder? Ehrlich gesagt, ich würde es nicht hören wollen.”
“Um was geht es denn?” Haley kam die Treppe hinaufgespurtet, in der Hand ein wollenes kleines Lamm. Joels Augen begannen zu leuchten, und er streckte beide Hände nach seinem Plüschtier aus.
Während Haley ihm Joel aus dem Arm nahm, sagte Sam rau: “Nichts Wichtiges. Das war ein Gespräch unter Männern.” Er war wütend auf sich selbst, dass er sich von dem Baby so mürbe hatte machen lassen.
Allerdings war er auch nicht darauf vorbereitet, welche Reaktionen Haley in ihm auslöste. Als er zusah, wie sie das Kind auf ihre Hüfte hob, schossen Flammen durch seinen Leib.
Seine Schwester Jessie hatte mal gesagt, das einzig Gute an einer Schwangerschaft sei, dass die Brüste größer wurden. Haleys Oberweite schien allerdings trotz der Mutterschaft nicht übermäßig angeschwollen zu sein, das Größenverhältnis zum Rest ihrer schlanken Gestalt war … perfekt. Ja, ist das passende Wort, beschloss er nach einigem Überlegen.
Und als Baby Joel jetzt zutraulich die Hand auf eine dieser Brüste legte, um sich an dem eng anliegenden T-Shirt festzuhalten, hätte Sam fast laut aufgestöhnt.
Jetzt kam Dougal auf die Treppe gelaufen und bellte, um ebenfalls beachtet zu werden. Joel riss die Augen auf, aber Haley beugte sich vor und ließ Dougal an dem Baby schnuppern. “Freund, Dougal, Freund”, sagte sie bestimmt, und Dougal wedelte wild mit dem Schwanz und leckte Joel vorsichtig die Hand. Joel lachte begeistert auf. Mit der kleinen Hand griff er sich ein Bündel der struppigen Haare und zog kräftig, aber Dougal schien zu wissen, dass er nichts tun durfte. Er stand still wie eine Statue und wartete geduldig, bis Haley die kleinen Fingerchen aus seinem Fell gelöst hatte. Und von da an schien Dougal die Absicht zu haben, zwei Wochen lang nicht mehr von Haleys Seite zu weichen.
“Wenn das so weitergeht, wird er mich überhaupt nicht mehr erkennen”, brummte Sam. Natürlich machte es ihm nichts aus, dass sein Hund so offensichtlich Fahnenflucht beging. Nein, ganz und gar nicht. Genauso wenig wie ihn dieses Madonna-mit-Kind-Bild vor ihm berührte. Oder wie leer sich seine Arme anfühlten, seit Haley Joel wieder genommen hatte.
Haley. Jetzt sah sie ihn an und lächelte. Und eine strahlende Sonne trat hinter den dunklen Wolken hervor. “Keine Sorge, Hunde haben so viel...