Ross | Husky-Winter | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Ross Husky-Winter


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7641-9279-2
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7641-9279-2
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sie droht alles zu verlieren - auch ihr Herz. Reise mit uns in die Vergangenheit und erlebe eine Liebe, die auch die größten Stürme übersteht. Das neue Romantikabenteuer von Erfolgsautor Christopher Ross! Alaska, 1929: Josie hat der Postbehörde gerade bewiesen, dass auch sie als junge Frau die langen Post-Routen mit dem Huskyschlitten schafft. Da bewirbt sich der Postflieger Jimmy mit seinem Flugzeug für genau die gleichen Strecken! Zur Entscheidung sollen die beiden in einem Wettlauf gegeneinander antreten. Aber als Jimmy im Schneesturm verschwindet, wird der Sieg immer unwichtiger. Besorgt macht sich Josie mit ihren Huskys auf die Suche nach dem Piloten. Denn auch wenn sie droht alles an ihn zu verlieren ... ihr Herz ist längst schon sein. Eine mutige Frau vor der wilden Kulisse Alaskas im Wettlauf gegen die Zeit!

Christopher Ross schreibt romantische Abenteuer mit Spannung und Gefühl. Durch Bestseller wie »Das Geheimnis der Wölfe« und »Mein Freund, der Husky« wurde er einem großen Publikum bekannt.
Ross Husky-Winter jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1


Als Josie am frühen Morgen aus dem Blockhaus trat, spürte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Eigentlich war alles wie immer. Nordlicht flackerte in allen Farben über den Himmel und färbte den Neuschnee auf der Lichtung. Frischer Wind verfing sich in den Schwarzfichten und trieb ihr die eisige Kälte ins Gesicht. Die Huskys waren unruhig und heulten und jaulten um die Wette, begierig darauf, ihren Hunger zu stillen. Selbst die Tür des Schuppens war wieder mal aufgesprungen und klapperte nervös. Ein Morgen wie jeder andere in Alaska.

Doch sie lebte schon zu lange in der Wildnis, um sich davon täuschen zu lassen. Seit ihr Vater auf seinen Hundeschlitten gestiegen war, nagte dieses quälende Gefühl an ihr, ihm könnte etwas passieren. Vor der Abfahrt war er nervöser als sonst gewesen, nicht nur wegen seiner kranken Mutter, die sich ständig darüber beklagte, dass er sie während seiner Touren so lange allein ließ. Irgendetwas anderes beschäftigte ihn.

Ihr Vater besaß einen Vertrag mit dem US Post Office Department, brachte einmal im Monat die Post in die abgelegenen Dörfer der Goldgräber und Fallensteller am Lake Minchumina. »Und wenn du zu Hause bist, hängst du in der Stadt rum und kümmerst dich nicht um mich«, beschwerte sich seine Mutter. Seit ihre Gelenkschmerzen schlimmer geworden waren, saß sie meist im Rollstuhl und war auf fremde Hilfe angewiesen. Auch jetzt schimpfte sie wieder. »Beeil dich gefälligst mit den Hunden!«, rief sie Josie zu. »Höchste Zeit, mich anzuziehen und zu waschen. Nach dem Frühstück brauch ich eine Massage. Ich hab wieder Schmerzen!«

»In ein paar Minuten bin ich bei dir, Grandma«, erwiderte sie.

Die Huskys waren noch ungeduldiger als ihre Großmutter und schnappten gierig nach ihr, als sie mit dem Futtereimer erschien. Gekochter Lachs mit Reis, mit lauwarmem Wasser vermischt, damit sie auch in der Kälte genug Flüssigkeit bekamen. Ihr Vater war mit acht Huskys unterwegs, zurückgeblieben waren sechs Huskys, die sie nicht als »zweites Team«, sondern als »gleichwertige Back-ups« bezeichnete, ein Gespann, um das sie zahlreiche Musher beneidet hätten. Allen voran der verlässliche Buddy. Josie war öfter mit den Back-ups unterwegs und verstand sich besonders gut mit dem Leader.

Wie alle Leithunde bekam Buddy sein Fressen zuerst. Wohl auch um seine Würde als Anführer zu unterstreichen, fraß er nicht ganz so gierig wie Bear und Niko, zwei ausgewachsene Kraftpakete, die sich sogar mit einem Elch anlegen würden. »Immer mit der Ruhe«, sagte Josie, als sie die Futtertröge der beiden füllte. »Es nimmt euch keiner was weg! Das gilt auch für dich, Blacky!« Blacky lief im Gespann hinter Buddy und hielt sich für was Besseres, würde in einer Gefahrensituation aber niemals so ruhig wie Buddy bleiben.

An diesem Morgen sprach Josie nur wenig mit den Hunden. Immer wieder glitt ihr Blick über die Lichtung und die Wälder zu den Bergen der Alaska Range, die im Licht des halben Mondes noch geheimnisvoller aussahen. Vierzehn Tage brauchte ihr Vater normalerweise für eine Tour. Fünfzehn waren bereits seit seinem Aufbruch vergangen. Noch kein Grund, unruhig zu werden, auf so einer langen Tour konnte immer etwas Unvorhergesehenes geschehen und für eine Verzögerung sorgen, doch ihr Vater hatte erst einmal länger als vierzehn Tage gebraucht, und damals hatte ihn ein gewaltiger Blizzard gezwungen, drei Tage in einer der Siedlungen zu verbringen. Während der letzten drei Wochen war das Wetter stabil gewesen, auch in den Bergen.

Josie schob ihre Kapuze nach hinten und strich einige ihrer braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Unter der Kapuze lösten sie sich öfter aus dem Knoten, den sie im Nacken band. Ihre Haut war von der Kälte gerötet, ihre Augen kniff sie leicht zusammen, wie immer, wenn sie in die Ferne spähte. Die Kapuze ihres weinroten Anoraks, mit Vielfraßpelz abgesetzt, weil der in der eisigen Kälte nicht verkrustete, bauschte sich im frischen Wind auf.

»Bis später!«, rief sie den Hunden zu, alles Huskys, besonders widerstandsfähige Schlittenhunde mit dickem Fell und kräftigen Beinen. »Sobald ich Grandma versorgt habe, gehen wir auf Tour, einverstanden?« Nur weil die Hunde mit Fressen beschäftigt waren, kam keine Zustimmung.

Josie kehrte ins Haus zurück und zog ihren Anorak aus. Darunter trug sie Wollhosen und einen Pullover, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Sie wusste selbst, dass sie darin wenig attraktiv wirkte, aber solange sie im Haus arbeitete oder mit den Huskys unterwegs war, ließ sie ihre beiden Kleider im Schrank. Ein einfaches Hauskleid und ein hübsches für Festtage.

»Da bist du ja endlich«, sagte ihre Großmutter. Sie hatte ihr eigenes Zimmer neben dem Wohnraum, um jederzeit von einem Zimmer ins andere rollen zu können. »Bist du endlich mit den Hunden fertig? Lässt dir viel Zeit mit ihnen. Ich wäre schon froh, wenn du halb so viel Zeit für mich übrig hättest.«

»Eins nach dem anderen, Grandma. Ich geb mir alle Mühe.«

»Hilf mir auf den Nachtstuhl, sonst gibt’s ein Unglück!«

Josie machte sich an die Arbeit. Sie mochte ihre Großmutter, eine immer noch stämmige Frau mit grauen Augen, die sich misstrauisch in ihrem verwitterten Gesicht bewegten, und mit ihrem leichten Buckel, der sie wie eine Hexe aus dem Märchen aussehen ließ – wenn Josie das auch niemals gesagt hätte. Ihr reichte schon, sich ständig vor ihrer Großmutter rechtfertigen zu müssen. Seit sie an den Rollstuhl gebunden war, glaubte sie, sich alles erlauben zu können. Josie ließ ihr vieles durchgehen, auch weil sie wusste, dass ihr Großvater im Krieg gegen die Spanier gefallen war und ihre Großmutter mit dem Verlust nicht zurechtkam. Ähnlich wie Josies Vater, der nicht verstanden hatte, warum ausgerechnet seine Frau der Spanischen Grippe zum Opfer gefallen war. Josie war damals fünfzehn gewesen und hatte erst sehr viel später begreifen können, wie stark diese Grippe, wie sie jeder genannt hatte, in den Staaten und auch im Territorium von Alaska gewütet hatte. Über zwanzig Millionen Menschen waren gestorben.

Josie vermisste ihre Mutter, eine warmherzige Frau, die während des Großen Krieges und in den Jahren danach als Krankenschwester gearbeitet und sich wohl deshalb angesteckt hatte. Josies Großeltern mütterlicherseits lebten noch, waren aber nach dem Tod ihrer Tochter nach Kalifornien zurückgekehrt. Josie hatte nie mehr von ihnen gehört. Anscheinend hatten sie versucht, alle Brücken hinter sich abzubrechen. Der Tod ihres geliebten Kinds hatte sie bis ins Mark erschüttert.

»Eine starke Frau mit großem Herzen« stand auf dem Grabstein von Josies Mutter, das Motto, nach dem auch sie ihr Leben ausrichtete. Nur deshalb hatte sie ihren Vater und ihre Großmutter auch als Erwachsene nicht verlassen. An ihr eigenes Glück hatte sie dabei weniger gedacht. Sie hatte noch nie einen Heiratsantrag bekommen, hätte aber jedem Mann, der es versuchte, einen Korb gegeben.

Grandma war erstaunlich schwer, und obwohl sie sich zwischen ihren Schüben einigermaßen bewegen konnte – allerdings nur unter großen Schmerzen –, unterstützte sie Josie kaum dabei, ihr auf den Nachtstuhl zu helfen. Josie zog den Vorhang zu, füllte eine Schüssel mit heißem Wasser vom Herd und machte das Bett, bis ihre Großmutter nach ihr rief und sie mit dem Waschen und Anziehen begann. Selbst beim Kämmen und Knoten ihrer weißen Haare musste sie ihr helfen. Wieder im Rollstuhl, schob sie Grandma an den Tisch im Wohnraum und reichte ihr einen Becher mit heißem Tee.

Das Blockhaus, in dem sie wohnten, hatte zwei Stockwerke. Im Erdgeschoss lagen der Wohnraum, Grandmas Zimmer und die Küche, im ersten Stock das Schlafzimmer ihres Vaters und ihr eigenes Zimmer sowie ein Gästeraum, den Josie gern vermietet hätte, schon wegen des Geldes, aber ihr Vater war dagegen. Außerhalb vom Haus lagen ein Schuppen und das Toilettenhaus sowie die Schlafplätze der Hunde. Die Huskys brauchten keine Hütten, sie schliefen am liebsten im Freien und fühlten sich sogar in extremer Kälte wohl.

»Du sollst doch nicht so viel Laudanum trinken«, sagte Josie, als sie das Rührei vom Herd nahm und sah, wie Grandma einen Schluck aus der Flasche nahm. »Laudanum ist Opium mit Alkohol, sagt Doc Snyder, giftiges Zeug!«

»Es hilft mir aber. Und wie du siehst, lebe ich noch.«

»Aber sei vorsichtig damit. Ein Schluck reicht für den ganzen Tag.«

»Mach dich nicht lächerlich! Der Doc hat gesagt, ich soll das Zeug schlucken, wenn die Schmerzen zu stark sind, und heute Morgen sind sie zu stark.«

»Ich meine es doch nur gut mit dir, Grandma.«

»Gib mir lieber das Rührei. Und Weißbrot. Du hast doch...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.