E-Book, Deutsch, Band 2650, 144 Seiten
Reihe: Julia
Roscoe Was damals war, wird immer sein
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7515-2474-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2650, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7515-2474-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Milliardär Nate Harcourt traut seinen Augen nicht, als er die schöne Gabriella in Madrid wiedersieht: Offenbar ist sie inzwischen Mutter von Zwillingen geworden! Kann es sein, dass ihre eine, unvergessliche Liebesnacht vor zwei Jahren süße Konsequenzen hatte? Ist er etwa der Vater der beiden Kleinen? Er stellt Gabriella, die ihn nach ihrer sinnlichen Begegnung so schamlos hinterging, entschlossen zur Rede. Und erkennt seinen verhängnisvollen Fehler zu spät: Zum zweiten Mal macht ihn ihr femininer Zauber wehrlos vor Verlangen ...
Pippa Roscoe lebt mit ihrer Familie in Norfolk. Jeden Tag nimmt sie sich vor, heute endlich ihren Computer zu verlassen, um einen langen Spaziergang durch die Natur zu unternehmen. Solange sie zurückdenken kann, hat sie von attraktiven Helden und unschuldigen Heldinnen geträumt. Was natürlich ganz allein die Schuld ihrer Mutter ist - sie hat Pippa ihren ersten Liebesroman zu lesen gegeben, als diese erst sieben war! Pippa freut sich sehr, ihre romantischen Träume nun mit Ihnen teilen zu können.
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1. KAPITEL
Nate war in der Wohnung seiner Schwester. Alles dort sah aus wie immer, aber es fühlte sich nicht so an. Er hielt ein Glas Wein in der Hand, ohne dass er sich daran erinnern konnte, wie es dahingekommen war. Seine Sicht war verschwommen. Als Hope etwas sagte, konnte er sie nicht verstehen. Alle Geräusche waren gedämpft, als wäre sein Kopf in Watte gehüllt. Und dann auf einmal hatte er das Gefühl, in Schwärze zu versinken … „Mr. Harcourt, können Sie mich hören? Mr. Harcourt!“ Jemand schüttelte Nate, und ein heftiger Schmerz durchschnitt ihn. Seine Schwester schluchzte. Sie flehte. „Bitte helfen Sie ihm! Bitte tun Sie etwas!“ Sein Körper wurde angehoben und auf ein Bett gelegt. Licht schien ihm in die Augen, die er nicht schließen konnte. Er versuchte, die Hand mit der Lampe wegzuschlagen, aber sein Arm wollte sich nicht bewegen. „Seine linke Pupille ist zu weit.“ Wörter wie „CT“, „Angiogramm“ und „Bluttest“ rauschten an ihm vorbei, während er versuchte, seine Schwester zu sehen. Er musste in der Hölle sein. Er konnte alles fühlen: jeden Nadelstich, jede Berührung, mit der sie seine Reflexe testeten. Aber sein Körper reagierte nicht. „Was ist denn nur los?“ Hope klang so verzweifelt, dass es ihn erschreckte. Er kannte diese Furcht vor der kalten Berührung des Todes, der einem die engsten Angehörigen stahl. Die Monitore gaben schrille, durchdringende Alarmtöne von sich, fanden nach und nach zu unregelmäßigen Pieptönen. „Alles wird gut, Nate, versprochen. Der beste Arzt wird deine Operation übernehmen!“ Was für eine Operation? Was passierte mit ihm? „Nate, alles wird gut“, flüsterte ihm Hope ins Ohr. „Versprochen.“ Die Kabinentür des kleinen Privatflugzeugs schloss sich mit einem dumpfen Knall und riss Nate aus einem Albtraum, der keiner war. Albträume waren irrationale Ängste: Furcht vor dem Unbekannten, die sich in vertraute Bilder kleidete. Das eben war aber eine Erinnerung gewesen! Es war wirklich geschehen, und zwar vor mehr als zwei Jahren, in der Nacht, als er gerade von der Sache mit den Casas zurückgekehrt war. Er hatte Madrid mit Kopfschmerzen verlassen – und war auf dem Küchenfußboden seiner Schwester in London mit einer Hirnblutung zusammengebrochen. Es war dafür gesorgt worden, dass der Rest der Welt nichts von seinem zerebralen Aneurysma erfuhr. Das war eine Notwendigkeit. Es war von zentraler Bedeutung, nicht nur für ihr Familienunternehmen Harcourt, sondern auch für die drei Firmen, die ihm allein gehörten. Solche Neuigkeiten ließen Börsenkurse ins Unendliche fallen. Es war schon bizarr, dass die Aufsichtsratsmitglieder – und die Presse – die Ausrede, Nate hätte einen ausgedehnten Selbstfindungstrip nach Goa unternommen, so einfach hinnahmen. Die Wahrheit dagegen hätte die Gewinne einbrechen lassen. So war das in der Geschäftswelt. Alles war sorgfältig geheim gehalten worden: Die Notoperation in London, der Flug in die Privatklinik in der Schweiz, wo er zuerst auf der Intensivstation gelegen hatte und später lange in der Reha gewesen war. Nur seine Schwester und sein Großvater wussten, dass er sich damals nicht einfach irgendwo am Strand gesonnt hatte. Die Operation selbst war fast ein Spaziergang gewesen, verglichen mit den Monaten danach. Auch die beste Privatklinik der Welt konnte ihm die mühsame Rekonvaleszenz nicht ersparen, die Erschöpfungszustände, die Kopfschmerzen, die Beeinträchtigung des Hörvermögens, die Schmerzen in Kiefer und Rücken, die verringerte Reaktionsgeschwindigkeit. Für einen Mann, der früh gelernt hatte, Schwäche als einen Fluch anzusehen, ein Übel, das man ausmerzen musste, bevor es sich negativ auf die Bilanzen und das öffentliche Image auswirkte, war das alles kaum zu ertragen. Und es war nicht so, als könnte Nate nach der langen Reha einfach alles hinter sich lassen. Er musste auch heute noch auf sich aufpassen, seine Ernährung im Auge halten, seine Fitness, seinen Stresslevel. Er nahm Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel und hatte regelmäßige Nach- und Vorsorgeuntersuchungen, die seinen Terminkalender Monate im Voraus verstopften. Und sein Großvater weigerte sich noch immer, ihm direkt in die Augen zu sehen. „Sie sollten darüber nachdenken, Ihre Arbeitsbelastung zu verringern. Und zwar deutlich“, hatte sein Arzt gesagt. Aber Nate hatte unermüdlich daran gearbeitet, so schnell wie möglich wieder voll einsatzfähig zu sein. Eine deutliche Verringerung seiner Arbeitsbelastung war so ziemlich das Letzte, was er wollte! Nate würde nicht hinnehmen, dass ein einziges traumatisches Erlebnis seinen Alltag von Grund auf änderte. Er trug sein Haar jetzt etwas länger, um die Narbe an seinem Kopf zu verbergen. Und weil er weniger Appetit hatte – sein Geruchs- und Geschmackssinn waren noch immer beeinträchtigt –, hatte er auffallend an Gewicht verloren. Aber glücklicherweise vertrug sich beides perfekt mit der Geschichte von seiner Auszeit in Goa. Und die negativen Folgen für sein Reaktionsvermögen und seine Entschlusskraft, den Dingen also, die ihn zu einem erfolgreichen Geschäftsmann machten? Das war einfach nur fürchterlich! Nate kam es manchmal so vor, als müsste er sich durch zähe Flüssigkeit bewegen: Alles war gedämpft, langsamer. Manchmal fielen ihm das Atmen und das Denken schwer. Er sah es in den Gesichtern seiner Angestellten, seiner Schwester, seines Großvaters. Die Verwirrung, die Zweifel, die Frustration darüber, wie langsam er war … Er war einfach nicht mehr derselbe. Die Ärzte versicherten ihm, es sei kein Grund zur Beunruhigung. Mit der Zeit würde es besser werden. Sie verstanden es einfach nicht. Begriffen nicht, wie es war, wenn das ganze Leben plötzlich auf dem Kopf stand. Seit Nate von dem verdammten Geschäft mit den Casas zurückgekommen war, war sein ganzes Leben aus den Fugen geraten! „Die Flugzeit bis Madrid beträgt voraussichtlich etwa zwei Stunden, Mr. Harcourt.“ Nate nickte, um der Stewardess zu zeigen, dass er sie gehört hatte. Er schloss die Augen und lehnte seinen Kopf in die Kissen. „Und wenn es etwas gibt, das ich für Sie tun kann – irgendetwas –, geben Sie jederzeit Bescheid.“ Sie legte die Hand auf seine Schulter. Als er die Augen öffnete, sah er kirschrote Fingernägel auf seinem weißen Hemd. Und als wären ihre Worte nicht deutlich genug, warf sie ihm einen koketten Blick zu. Vor zwei Jahren hätte Nathaniel Harcourt sie breit angegrinst, ihr Handgelenk umfasst, sie auf seinen Schoß gezogen und ihr gegeben, was sie wollte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was der Pilot oder der Co-Pilot davon hielten. Damals war er hoch auf der Welle geritten, das Enfant terrible der britischen Geschäftswelt. Ihm gehörten drei eigene Unternehmen, und er war Finanzvorstand von Harcourt – ein Markenname, der mit Exklusivität und Luxus assoziiert war. Seit Generationen befand sich die Warenhauskette im Besitz seiner Familie, und alle vermuteten, dass er schließlich Geschäftsführer werden würde. Genau dafür hatten sie ihn schon frühzeitig ausgebildet, sein Vater und vor allem sein Großvater. Um dem Aufsichtsrat zu beweisen, wie fähig er war, hatte Nate damals in Madrid versucht, einen Deal mit einem spanischen Modeunternehmen zu schließen, Casas Textiles. Er war dem Erfolg sehr nahe gewesen. Bis er Gabriella Casas begegnet war. Nate schaute auf seinen Schoß, wo sich seine eine Hand zur Faust geballt hatte. Die Flugbegleiterin wartete noch auf seine Antwort. „Danke, ich nehme einen Whisky.“ Sie nahm die Hand von seiner Schulter und verschwand merklich enttäuscht in der Bordküche. Nate schaute aus dem kleinen runden Fenster auf der rechten Seite. Der Mond ließ die Wolken in überirdischem Glanz erstrahlen. Gabriella Casas. Selbst jetzt verriet ihn sein Körper, reagierte auf eine Weise, die sich seiner Kontrolle entzog. Bei dem Gedanken an den Moment, als er sie das erste Mal gesehen hatte, empfand er eine unterschwellige Erregung, die ihm alles andere als willkommen war. Er hatte damals nicht gewusst, wer sie war. Arrogant, wie er war, hatte er gedacht, es sei nicht wichtig. Um es einfach auszudrücken, war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Und Nathaniel Harcourt, der sonst niemals den ersten Schritt tat, weil er es nicht nötig hatte, hatte sich nicht bremsen können. Große, haselnussbraune Augen hatten zu ihm aufgeschaut. Es war wie ein Gewittersturm gewesen. Die letzten zwei Jahre hatte er oft über diese Nacht nachgedacht, sich gefragt, wo er einen Fehler gemacht hatte. Wo ihm Warnsignale entgangen waren. Ob ihn das Aneurysma schon damals irgendwie beeinträchtigt hatte. „Darf ich Ihnen einen Drink ausgeben?“ „Ich möchte nicht, dass Sie das auf irgendwelche Ideen bringt.“ „Es geht nur um einen Drink.“ Nate konnte immer noch die Hitze ihres Blicks spüren. Sie war von ihm genauso gefesselt gewesen wie umgekehrt. Zumindest hatte es so ausgesehen. Zahllose Frauen hatte er verführt, überall auf der Welt. Trotzdem hatte ihn damals die unschuldige Aura dieser unbekannten Schönheit kalt...