E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Rolls Das Geständnis der verlorenen Braut
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6926-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6926-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Major Anthony Lyndhurst traut seinen Augen nicht: Die betörende Schönheit, die unter falschem Namen zu seiner House Party erscheint, ist tatsächlich seine Ehefrau Georgiana! Vor vier Jahren war sie spurlos aus seinem Leben verschwunden. Doch er liebt sie noch immer ...
Elizabeth Rolls, Tochter eines Diplomaten, wurde zwar in England geboren, kam aber schon im zarten Alter von 15 Monaten in die australische Heimat ihrer Eltern. In ihrer Jugend, die sie überwiegend in Melbourne verbrachte, interessierte sie sich in erster Linie für Tiere - Hunde, Katzen und Pferde - las viel und schrieb kleine Geschichten. Mit 14 trat sie in den Schulchor ein und entdeckte ihre Leidenschaft für Musik. Sie nahm Klavier- und Gesangsstunden und studierte schließlich Musikwissenschaft an der Universität von Melbourne, um anschließend als Musiklehrerin zu arbeiten. Zwischenzeitlich heiratete sie den Nuklearphysiker Paul, bekam zwei Söhne - und entdeckte ihre Lust am Schreiben neu. Angeregt von ihrer Freundin Meg, verfasste sie ihren ersten historischen Liebesroman, der einen englischen Verleger fand: Mills & Boon. Elizabeth war überglücklich und schwebte wie auf Wolken. Nun verbringt sie ihre gesamte Freizeit damit, weitere Romane zu verfassen. Sie entspannt sich am liebsten bei einer guten Tasse Tee - nicht aus dem Beutel, sondern in einer kleinen Zeremonie auf die traditionelle englische Art zubereitet.
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2. KAPITEL
Beim Frühstück fragte sich Georgie, wann Anthony von seinem Ausritt zurückkehren würde. Es hatte ihn noch niemand am Tisch zu Gesicht bekommen, und sogar Lady Townend äußerte darüber ihre Verwunderung.
Mr Sinclair und Miss Devereaux schienen zu sehr miteinander beschäftigt zu sein, um sich Gedanken über ihren umherreitenden Gastgeber zu machen. Unablässig sahen sie einander tief in die Augen und lächelten verliebt.
Immerhin war es Georgie gelungen, wieder zu ihrem eigenen Bett zurückzuschleichen, ohne von jemandem bemerkt zu werden. Und da Miss Lyndhurst nichts gesagt hatte, nahm sie an, dass ihre nächtliche Abwesenheit unentdeckt geblieben war.
Sie stocherte ohne Appetit auf ihrem Frühstücksteller herum. Die Bilder der entsetzlichen Nacht verschwammen vor ihren Augen. Nur Anthonys Anblick, als sie sein Bett in der Morgendämmerung verlassen hatte, hatte sich ganz deutlich in ihre Netzhaut eingebrannt. Er hatte fest geschlafen, Wut und Härte waren aus seinem Gesicht verschwunden, und sein muskulöser Körper wirkte entspannt.
Wenigstens hatte sie noch ein letztes Mal an seiner Seite gelegen.
Sie wünschte, sie hätte es gewagt, seine Wange zu streicheln, bevor sie das Bett verließ, aber sie hatte im letzten Moment ihre ausgestreckten Finger zurückgezogen. Tränen traten ihr in die Augen, und sie blinzelte dagegen an.
„Essen Sie, Mädchen!“ Miss Lyndhurst starrte sie an. „Verflixt, Kindchen. Ich habe drei Jahre gebraucht, um ein wenig Fleisch auf Ihre Knochen zu bekommen, und ich werde nicht zulassen, dass Sie das bisschen direkt wieder verlieren. So schlecht ist Anthonys Köchin wahrhaftig nicht. An ihren Speisen hätte auch eine kleinliche Hausherrin nichts auszusetzen.“
Errötend stammelte sie eine Entschuldigung und beteuerte, dass das Frühstück wirklich ausgezeichnet und sie lediglich mit den Gedanken woanders gewesen sei.
Miss Lyndhurst musterte sie skeptisch und schnaubte unwillig, ließ es aber gnädigerweise dabei bewenden.
Als Georgie es das nächste Mal wagte, vom Teller aufzuschauen, bemerkte sie, dass Mr Sinclair sie interessiert beobachtete, wie er es bereits am Vorabend getan hatte. Sein Blick hatte etwas Durchdringendes, und ein seltsames Lächeln umspielte seinen Mund. Sie senkte den Kopf und starrte wieder auf den Teller. Er konnte es nicht wissen. Das war unmöglich! Niemand aus Anthonys Familie hatte sie jemals getroffen, abgesehen von Mr Lyndhurst-Flint, und der hatte sie bislang keines Blickes für würdig befunden. Warum hörte Mr Sinclair also nicht auf, sie zu betrachten?
Wenn Anthony bloß einwilligte, dass sie ihre Ehe so unbemerkt beendeten, dass Miss Lyndhurst niemals erfuhr, was für eine Schlange sie an ihrer Brust genährt hatte. Ansonsten stehe ich ohne Referenzen da, dachte Georgie bekümmert. Denn obwohl Miss Lyndhurst nicht an gehässigen Kommentaren sparte, empfand sie eine beachtliche Zuneigung für ihren Großneffen. Außerdem würde sie die Täuschung, der sie zum Opfer gefallen war, schwer kränken. Allein bei dem Gedanken begann Georgie zu zittern. Sie hatte genug Unheil für ein ganzes Leben angerichtet.
Als Mr Sinclair sein Frühstück beendet hatte, kündigte er an, mit Miss Devereaux einen Spaziergang zu unternehmen.
Lady Mardon schaute auf. „Sehr gut, Marcus. Ich bin in fünfzehn Minuten fertig.“
Mr Sinclair warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Sarah, ich meinte, Miss Devereaux und ich würden einen Spaziergang machen. Seit wann ist dein Name Devereaux?“
Lady Mardon hielt seinem Blick mit aller Entschlossenheit stand. „Marcus, nur für den Fall, dass es dir entgangen sein sollte, ich bin hier Amys Anstandsdame und …“
Mr Sinclair lachte so schallend, dass Georgie es als ausgesprochen ungehörig empfand. Sowohl Miss Devereaux als auch Lady Mardon wurden rot.
Er wandte sich stirnrunzelnd an Lady Mardon. „Meine Liebe, wir sind verlobt. Hast du all den Champagner vergessen? Miss Devereaux ist bei mir in den besten Händen. Sollte ich meinen Verpflichtungen nicht nachkommen und die Verlobung wieder lösen, kannst du dich hundertprozentig darauf verlassen, dass Anthony und John mir eine Kugel in den Kopf jagen. Wenn du schon unbedingt auf jemanden aufpassen musst, kannst du ja stattdessen die Anstandsdame für Cassie spielen.“
„Peter und ich sind verheiratet, Marcus. Du bist wirklich ein unmöglicher Dummkopf!“, bot Lady Townend ihm Paroli. „Wir können tun und lassen, was wir möchten! Und zwar ohne deine Erlaubnis!“
Miss Lyndhurst lachte, als Lord Townend unter Husten ein Stück Schinken hinunterwürgte.
„Reine Zeitverschwendung, mein Kind“, urteilte sie an Lady Mardon gewandt. „Du kannst mich stattdessen begleiten und mir alles über die zwei Jungen erzählen, die du Mardon geschenkt hast. Miss Saunders wird sich eine Weile ausruhen.“ Sie warf Georgie einen strengen Blick zu. „Ich wusste ja, dass dieses Zustellbett im Ankleidezimmer nicht besonders bequem ist. Schlecht für den Rücken. Da muss ein anderes für Sie gefunden werden. Ich bin mir sicher, dass Anthony dieser Bitte nachkommen wird.“
Georgie wurde so rot, dass sie der Röte in Miss Devereaux’ Gesicht Konkurrenz machte.
Miss Lyndhurst fuhr fort: „Setzen Sie sich einfach in die Bibliothek. Das ist ein angenehmer und ruhiger Ort, wenn man unter Kopfschmerzen leidet. Niemand wird Sie dort stören. Nun gehen Sie schon. Ich nehme mal an, dass Anthony noch eine Weile unterwegs sein wird. Nun verschwinden Sie endlich, Miss Saunders. Tun Sie, wozu ich Sie aufgefordert habe!“
Georgie saß zusammengekauert in dem großen Lehnstuhl neben dem Bibliotheksfenster und döste ein wenig in der Sonne. Sie hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan. Die Tatsache, dass Anthony auf der anderen Seite des Bettes lag und sie sich vergeblich danach sehnte, sich an ihn zu schmiegen und von ihm in den Armen gehalten zu werden, hatte ihr den Schlaf geraubt. Nur ganz kurz war sie eingenickt und hatte von ihm geträumt. Im Halbschlaf wurde die Grenze zwischen Traum und Erinnerung undeutlich. Das warme rötliche Herbstlicht, das durch das Fenster fiel, tanzte über die Buchstaben auf ihrem aufgeschlagenen Buch und ließ die Wörter vor ihren Augen verschwimmen.
Schon bald würde er zurückkehren. Sein Butler würde ihm berichten, dass der überwiegende Teil der Gesellschaft sich draußen im Garten aufhielt und nur Miss Saunders sich in die Bibliothek zurückgezogen hatte. Er würde sofort wissen, dass sie dort auf ihn wartete. Wahrscheinlich war er froh, so schnell Gelegenheit zu haben, sie loszuwerden.
Mit einem Ruck erwachte sie, und ihr wurde klar, dass er bereits da war. Er hatte in dem anderen Lehnstuhl auf der gegenüberliegenden Fensterseite Platz genommen und las die Zeitung, derweil seine alte Setterhündin dösend und halb auf dem Rücken liegend zu seinen Füßen lag. Mit einer Stiefelspitze massierte er gedankenverloren Stellas Bauch. Immer wenn Anthony mit dem Stiefel innehielt, erinnerte ihn eine gebieterische Pfote an seine Pflichten als liebendes Herrchen.
Einen Moment lang beobachtete Georgie ihn. In dem schmerzhaften Bewusstsein, dass es vermutlich das letzte Mal war, achtete sie auf jedes Detail: Sein kantiges Kinn, das leicht zerzauste kastanienbraune Haar, sein muskulöser Körper. Und diese selbstverständliche und selbstverlorene Zärtlichkeit gegenüber dem Hund.
Ihr Ehemann. Der Mann, den sie liebte und der kurz davor stand, sie zu verstoßen.
Er senkte die Zeitung und schaute sie über den Rand hinweg an. „Guten Morgen. Du musst sehr früh aufgestanden sein.“
Sie setzte sich gerade hin und wurde sich ihrer in Unordnung geratenen Frisur und des zerknitterten Kleides bewusst. „Entschuldige bitte, du hättest mich wecken sollen, als du eingetreten bist.“
Er biss sich auf die Unterlippe. „Du hast in der letzten Nacht nicht gut geschlafen, und ich wollte dich nicht stören. Ist alles mit dir in Ordnung?“
„Mir geht es gut.“ Zumindest so gut wie es einem in einer solchen Situation gehen konnte, wo sie den Blick seiner kalten grauen Augen auf ihrem Gesicht spürte und wusste, dass er sie verachtete.
„Es wird nicht wieder vorkommen.“
Sie zuckte zusammen. „Das hast du bereits in der letzten Nacht klargestellt.“ Er hatte sie genommen, um sich an ihr zu rächen, und sie war dumm genug gewesen zu hoffen, es geschähe aus Leidenschaft und Versöhnlichkeit. Du liebe Güte! Und sie hatte ernsthaft geglaubt, sie wäre inzwischen erwachsen … Sie seufzte tief und sagte: „Ich muss dich um etwas bitten. Um einen Gefallen.“
Seine Miene verfinsterte sich noch mehr. „Einen Gefallen … Dir steht es wohl kaum zu, Forderungen zu stellen! Natürlich …“
„Ich stelle keine Forderung …“, unterbrach sie ihn, „… ich bitte dich nur um etwas.“ Mühsam die Fassung wahrend fuhr sie fort: „Wenn du dich von mir scheiden lässt – ich weiß nicht, wie diese Angelegenheiten genau geregelt werden –, aber vielleicht wäre es möglich, dass Miss Lyndhurst nicht erfährt, wer ‚Miss Saunders‘ ist? Ich … Ich werde ein Empfehlungsschreiben brauchen … und sie … Ich denke, es würde sie schwer verletzen, die Wahrheit zu erfahren.“ Eilig ergänzte sie: „Selbstverständlich möchtest du, dass ich die Anstellung bei ihr sofort aufgebe, aber ohne Referenzen …“ Ihre Stimme zitterte, und sie...




