Röhrig-Herzog / Waterkotte / Barbe | Mundgesundheit im Alter erhalten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 116 Seiten

Röhrig-Herzog / Waterkotte / Barbe Mundgesundheit im Alter erhalten

Ein interdisziplinärer Praxisleitfaden für medizinische und pflegerische Berufe
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-17-041438-9
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein interdisziplinärer Praxisleitfaden für medizinische und pflegerische Berufe

E-Book, Deutsch, 116 Seiten

ISBN: 978-3-17-041438-9
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit steigendem Lebensalter werden die Auswirkungen defizitärer Mundhygiene und eintretender Munderkrankung auf die geriatrische Gesundheit zunehmend relevant. Vor allem Altersmediziner, Hausärzte und Pflegefachpersonen leisten die kontinuierliche medizinische und pflegerische Betreuung. In Hinblick auf die Relevanz stabiler Mundgesundheit sollten sie für Risikofaktoren für Munderkrankungen sensibilisiert sein und eine erste Einschätzung vornehmen können. Mit diesem Buch schließen die Autorinnen aus den Fachbereichen Geriatrie, Pflege und Zahnmedizin eine Lücke: Sie erläutern die Zusammenhänge zwischen Mundgesundheit und geriatrischen Syndromen und geben dabei einen Überblick über Mundhygiene und Mundgesundheit sowie Munderkrankungen im Alter. Interdisziplinär entwickelte Diagnostik- und Therapieansätze werden beschrieben. Das Ziel ist, Mundgesundheit als relevanten Teil gesunden Alterns zu etablieren und dies im stationären und hausärztlichen Praxisalltag umzusetzen.

Prof. Dr. med. Gabriele Röhrig-Herzog, MPH, ist Geriaterin an der EUFH, Köln. Ramona Waterkotte, M. A. Schulmanagement, B. A. Erziehungswissenschaft, B. A. Soziologie, examinierte Pflegefachkraft, Mainz. PD Dr. med. Dr. med. dent. Greta Barbe ist Ärztin, Zahnärztin und Expertin für Seniorenzahnmedizin, Uniklinik Köln.
Röhrig-Herzog / Waterkotte / Barbe Mundgesundheit im Alter erhalten jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


2 Der geriatrische Patient


Die häufig gestellte Frage »Ab wann ist man eigentlich geriatrisch?« kann nicht mit einer konkreten kalendarischen Altersangabe beantwortet werden. Die Entscheidung darüber, ob ein Patient geriatrisch ist, hängt von mehreren Faktoren ab, zu denen aber auch das kalendarische Alter zählt. Gemäß der Definition der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) wird ein Patient dann als geriatrisch bezeichnet, sobald er folgende Kriterien erfüllt: Alter > 70 Jahre und das Vorliegen von geriatrischen Syndromen oder ein Alter > 80 Jahre (Sieber 2007). Geriatrische Patienten zeichnen sich sowohl in funktioneller als auch kognitiver Hinsicht durch eine breite Heterogenität aus. Es gibt hochbetagte Patienten, die mit > 80 Jahren noch das Deutsche Sportabzeichen erwerben, im eigenen Betrieb tätig sind oder Bücher schreiben. Andere sind mit Ende 60 bereits funktionell oder kognitiv so eingeschränkt, dass sie dauerhaft auf professionelle Pflege angewiesen sind. Das Ziel einer geriatrischen Behandlung im multiprofessionellen Ansatz ist immer der weitestmögliche Erhalt von Selbständigkeit im Alltag und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit. Dieses Ziel hat vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung auch große ökonomische Relevanz. Daher ist es für alle an der medizinischen Versorgung älterer Patienten beteiligten Berufsgruppen wichtig, frühzeitig geriatrische Syndrome bei betagten Patienten zu erkennen und zu behandeln. So kann eine kostenintensive, dauerhafte Pflegebedürftigkeit bestmöglich vermieden bzw. nach hinten verschoben werden.

Während man früher die typischen geriatrischen Syndrome auf die 6 Big Is Immobilität, Inkontinenz, Instabilität, Intellektueller Abbau, Insomnie und Iatrogene Probleme im Alter (z.?B. Polymedikation) begrenzte, so ist die klinische Wissenschaft heute geprägt von einer stärker differenzierten Betrachtung mit einem deutlich breiteren Spektrum geriatrischer Syndrome. Im Hinblick auf die gegenseitige Beeinflussung oraler- und geriatrischer Gesundheit ist es dringend notwendig, dass die Mundhygiene täglich suffizient durchgeführt wird (van der Putten et al. 2014; Halpern 2020).

Zur effektiven Erfassung dieses breiten Spektrums geriatrischer Syndrome ist ein multiprofessionelles Vorgehen nötig. Im stationär akutgeriatrischen Setting erfolgt ein solches – bisher rein somatisch fokussiertes – Vorgehen entsprechend den Vorgaben des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zur Abrechnung der geriatrischen Komplexbehandlung im therapeutischen Team aus Ärzten, Pflege, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsychologen und Sozialarbeitern (BfArM – OPS Version 2021 2020). Zahnmedizinische Expertise ist aktuell kein fester Bestandteil der interdisziplinären Behandlung im klinischen Bereich.

Zur Erfassung funktioneller, kognitiver, sozialer und emotionaler Defizite und Ressourcen kommt das multidimensionale geriatrische Assessment (englisch: comprehensive geriatric assessment, CGA) zum Einsatz, mit dessen Hilfe für jeden neu aufgenommenen Patienten ein individueller Behandlungsplan zugeschnitten werden kann. Es handelt sich bei dem CGA um eine Batterie etablierter Testverfahren, die zu Beginn aber auch am Ende der geriatrischen Komplexbehandlung zum Einsatz kommen. Dadurch gelingt neben einer individuellen Statuserfassung am Anfang und am Ende der Komplexbehandlung auch eine Verlaufskontrolle, aus der Empfehlungen zur Weiterversorgung im hausärztlichen Bereich abgeleitet werden können. Obwohl bereits vereinzelt wissenschaftliche Arbeitsgruppen eine regelhafte Aufnahme des Mundgesundheitsassessments in das geriatrische Assessment fordern, ist dieses bisher nicht etabliert. Die Notwendigkeit einer Berücksichtigung auch zahnmedizinisch geriatrischer Syndrome ist jedoch für die Patientenversorgung essenziell, da sie häufig nur die Spitze des Eisberges darstellen und zugrundeliegende Ursachen und Folgestörungen ohne Entdeckung der Spitze ebenfalls unerkannt bleiben können.

Abb. 2.1:Das Eisbergmodell zeigt, dass klinisch ersichtliche Mundgesundheitssymptome (hier am Beispiel der Mundtrockenheit) bei älteren Menschen oft nur Ausdruck und Spitze einer Kette multifaktorieller Ursachen und Folgestörungen sind. Hierdurch wird das Mundgesundheits-Symptom zum geriatrischen Syndrom

Das Symptom Mundtrockenheit (subjektiv empfunden: Xerostomie; objektiver Speichelmangel: Hyposalivation) wird im geriatrischen Kontext aufgrund seiner Multikausalität (z.?B. altersphysiologische Veränderungen, Medikationsnebenwirkung) und seiner multiplen Folgestörungen (Dysphagie


Prof. Dr. med. Gabriele Röhrig-Herzog, MPH, ist Geriaterin an der EUFH, Köln. Ramona Waterkotte, M. A. Schulmanagement, B. A. Erziehungswissenschaft, B. A. Soziologie, examinierte Pflegefachkraft, Mainz. PD Dr. med. Dr. med. dent. Greta Barbe ist Ärztin, Zahnärztin und Expertin für Seniorenzahnmedizin, Uniklinik Köln.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.