Roe | Der Medicus von Girona - Tage des Verrats | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 343 Seiten

Reihe: Die Chroniken von Isaac von Girona

Roe Der Medicus von Girona - Tage des Verrats

Historischer Roman: Die Chroniken von Isaac von Girona 1 | Packender Mittelalter-Krimi in Spanien
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98690-325-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman: Die Chroniken von Isaac von Girona 1 | Packender Mittelalter-Krimi in Spanien

E-Book, Deutsch, Band 1, 343 Seiten

Reihe: Die Chroniken von Isaac von Girona

ISBN: 978-3-98690-325-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ist der Thron in Gefahr? Der fesselnde historische Krimi »Der Medicus von Girona - Tage des Verrats« von Caroline Roe jetzt als eBook bei dotbooks. Der Tod geht um ... In Girona wütet im Jahre 1353 die Pest. Der blinde Medicus Isaac versorgt unermüdlich Kranke und rettet viele Leben - doch die Seuche ist nicht die einzige Gefahr, die Spanien bedroht: Als in den öffentlichen Bädern eine Frau unter rätselhaften Umständen stirbt, sind die Oberhäupter der Stadt alarmiert - denn es stellt sich heraus, dass die vermeintliche Nonne in Wahrheit die Erste Hofdame der Königin war! Wollte sie in der Verkleidung einem Verfolger entkommen? Weil Isaac als ebenso scharfsinnig wie verschwiegen gilt, wird er mit der Aufklärung ihres Todes betraut. Doch je näher der Medicus der Wahrheit kommt, desto mehr verstrickt er sich in einem Netz aus Intrigen, die darauf abzielen, die spanische Monarchie zu zerstören - und jeden, der sich ihr in den Weg stellt ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Der Medicus von Girona - Tage des Verrats« von Caroline Roe ist der erste Band ihrer mitreißenden Reihe historischer Krimis um den ermittelnden Medicus Isaac. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Caroline Medora Sale Roe (1943-2021) lebte in Kanada. Sie war Doktorin der Mediävistik und als Lehrerin sowie als Übersetzerin tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Unter dem Pseudonym Medora Sale schrieb sie erfolgreich zeitgenössische, und unter Caroline Roe historische Kriminalromane. Sie war verheiratet und hatte mit ihm eine Tochter. Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin »Der Medicus von Girona - Tage des Verrats«, »Der Medicus von Girona - Schleichendes Gift« und »Der Medicus von Girona - Gefährliche Reise«.
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Kapitel 1


Girona, Sonntag, 22. Juni 1353

In der Kathedrale war es kühl und dunkel, obwohl die strahlende Junisonne durch die hohen Bogenfenster sickerte und der Innenraum in leuchtenden Farben ausgeschmückt war. Die Glocken läuteten zur Messe, und die Gläubigen strömten lachend und schwatzend herein. Junge Frauen stellten ihre besten Kleider zur Schau, trugen eine Schicht bunter Seide über der anderen oder zeigten sich in einfachem, dunklem Tuch. Sie warfen ihr glänzendes Haar zurück, das ihnen in wogenden Locken auf die Schultern fiel, oder zupften Schleier zurecht, um aufwendig geflochtene Frisuren zu enthüllen. Liebe lag in der Luft. Morgen stand die Sankt-Johannis-Nacht bevor, in der junge Frauen im Spiegel klarer Wasserläufe, auf abgelegenen Wiesen und an anderen ungestörten Orten nach den Gesichtern ihrer zukünftigen Freier Ausschau hielten. Nicht wenige dieser Freier befanden sich eben jetzt in der Kathedrale und wurden durch die Nähe so vieler anziehender Leiber von der Sorge um ihr Seelenheil abgelenkt. Noch ein koketter Blick, ein Kichern, ein mißbilligendes Zischen, und die Gemeinde kam zur Ruhe.

In einem Winkel fern vom Altar waren zwei Fremde, ein Mann und eine Frau, in ein Gespräch vertieft. Der Mann war auf eine arrogante Art gutaussehend und in auffällig leuchtende, bestens sitzende Kniehosen sowie einen enganliegenden Umhang mit farbigen, bauschigen Schlitzärmeln gekleidet.

»Ist alles vorbereitet?« fragte er. Er hatte sich drängend über sie gebeugt, und sie wich beunruhigt einen Schritt zurück. Ihr Schleier verrutschte und gab dicke Zöpfe vollen roten Haares frei, das sie nach der aufwendigen Methode des französischen Hofes kurz über den Ohren anliegend trug.

»Es hat sich nichts geändert«, sagte sie und vermied den Blick ihres Begleiters. »Ich habe sie noch nicht überzeugen können, doch glaube ich, daß sie sich im Kloster langweilt und sie das Abenteuer durchaus reizt. Man sagt, sie sei furchtlos.«

»Dann wird sie ihm eine unbequeme Gemahlin sein«, meinte ihr Begleiter. »Doch das ist seine Sorge, nicht unsere. Ob sie will oder nicht, sie muß zwischen Frühmette und Laudes hinausgeschafft werden.« Er verstummte und schien dem Gottesdienst zu folgen. »Gebt ihr dies, wenn nötig«, sagte er und reichte ihr ein kleines Päckchen. »Einen Tropfen oder zwei in Wein gemischt, nicht mehr, und sie wird schlafen wie eine Tote. Jemand Vertrauenswürdiges wird vor dem kleinen Tor postiert, um Euch mit ihr zu helfen. Aber Ihr müßt sie so weit bekommen.«

»Und was, wenn man mich sieht?«

»Das wird nicht passieren. Es wird einen solchen Aufruhr in der Stadt geben, daß niemand die Gelegenheit haben wird, Euch zu bemerken.«

»Einen Aufruhr? Woher wollt Ihr das wissen?« Sie warf ihm einen erschrockenen Blick zu und überlegte kurz. »Soll ich sie denn immer noch zum arabischen Bad bringen?«

»Ja. Welcher Ort wäre näher und ungestörter? Wir werden von dort aus aufbrechen. Und dies ist kein Spiel, Verehrteste«, fügte er hinzu. »Wenn Ihr sie nicht dorthin bringt, sind wir alle in ernsten Schwierigkeiten.«

Montag, 23. Juni

Am Abend vor Sankt Johannis – Sant Johan galt als Schutzheiliger der Mittsommerfeiern – läuteten die Glocken des Klosters Sant Daniel zum Tagesabschlußgebet, und die Nonnen schritten in einer Reihe in ihre neu gebaute Kapelle, um das letzte Gebet des alten Tages zu verrichten. Die Dunkelheit schien trotz der späten Stunde nur zögerlich hereinzubrechen. Die letzte Glut der Sonne beleuchtete gemeinsam mit dem wächsernen Mond das Kloster und die Stadt. Während die Stimmen der Schwestern zu einem Gesang von melancholischer Schönheit anhoben, um Leib und Seele dem Herrn bis zum Anbruch des neuen Tages anzuvertrauen, nahm die Musik, die die Stadt zur Feier wecken sollte, ihren eigenen, drängenden Rhythmus an.

Unten in Rodrigues Schenke unweit des Flusses Onyar hatte sich eine unruhige und verdrossene Menge versammelt. Der Einbruch der Dunkelheit schien ihre Hoffnung auf Vergnügungen zu steigern, ohne sie zu erfüllen. Der Raum war drückend heiß und vom Rauch der blakenden Lampen angefüllt. Die Unterhaltungen waren verflacht, die angetrunkenen Gäste mürrisch und reizbar. Auf der Treppe wurden schnelle Schritte hörbar, und der Fremde, der der Messe in der Kathedrale beigewohnt hatte, trat ein und brachte die naßkalte Luft vom Flußufer mit sich herein. Im Raum machte sich Schweigen breit.

Der Aufzug des Fremden hatte sich seit dem Vortag gewandelt. Der Mantel, den er nun trug, war nicht so vornehm geschnitten, noch saßen seine Kniehosen so elegant wie zuvor. Sein Lächeln war offener, der Blick weniger hochmütig. Ein oder zwei der Anwesenden erkannten ihn und nickten vorsichtig abwartend. Er bedachte die versammelte Menge mit einem breiten und verwegenen Lächeln.

»Josep«, sagte er in die Stille hinein und nickte einem vierschrötigen, kräftig aussehenden Mann mit wohlhabender Miene zu. »Pere, Sanch.« Er warf auch diesen beiden Männern jeweils einen erkennenden Blick zu. Noch immer sprach niemand. »Wirt«, rief er, »einen Krug Wein für meine Freunde hier, zu Ehren des Heiligen. Nein – das wird nicht genügen. Drei Krüge für den Anfang. Der gesegnete Johan hat mir Glück gebracht, und ich muß es ihm gebührlich danken.«

»Danke, Herr«, sagte ein Mann, der sich bequem im Fenster rekelte. »Und wem spreche ich meinen Dank aus? Außer dem gesegneten Heiligen, meine ich.«

»Romeu«, sagte er. »Romeu, Sohn des Ferran, geboren in Vic, Soldat, Reisender, Wanderer, und erst letzte Woche in mein Vaterland zurückgekehrt.«

Die Krüge wurden gebracht und auf die langen Tische gestellt. Romeu füllte die Becher, ließ einen weiteren Weinkrug bringen und goß sich schließlich selbst ein. Er hob seinen Becher. »Auf die schönste Stadt der Welt«, sagte er, »lang möge sie blühen«, und trank. Und alle tranken. Er füllte ihre Becher nach, sie tranken wiederum, diesmal auf Fortuna. Er schob den Krug über den nächststehenden Tisch, und so plötzlich, wie sie verstummt war, setzte die allgemeine Unterhaltung wieder ein. Romeu schlenderte hinüber zu dem anderen langen Tisch und schob nun einen Krug auf einen Riesen von Mann zu, der ehrfürchtig, wenn nicht gar verständig einem dünnen, geschmeidigen Mann mit schmollendem Gesicht und gerunzelter Stirn zuhörte.

»Laßt mich Eure Becher füllen«, sagte Romeu zu den beiden, schenkte dem Riesen nach und langte nach dem Becher des Dünnen.

»Ich trinke nicht«, sagte der Dünne und riß seinen Becher an sich, »da ich nicht über die Mittel verfüge, Eure Großzügigkeit zurückzuzahlen.«

»Er hat mir seine Sorgen anvertraut«, sagte der Riese und verfiel erneut in Schweigen.

»Der Große Johan hat ein geduldiges Ohr für die Sorgen anderer«, erklärte sein Freund.

»Ein geduldiger Zuhörer ist eine Seltenheit«, bemerkte Romeu und goß dem Mann geistesabwesend nach. »Auch ich habe schwere Zeiten durchgemacht.« Er senkte seine Stimme und verfiel in einen verschwörerischen Ton. »Durch die Ränke anderer, deren Namen Euch in Erstaunen versetzen würden, habe ich meine Stellung, meinen guten Ruf und mein bescheidenes Vermögen verloren. Drei Jahre habe ich ohne einen Pfennig im Exil verbracht. Doch wie Ihr seht, hat sich das Blatt gewendet. Man hat meine Widersacher überführt. Ich habe meine Stellung wiedererhalten, und meinen guten Namen auch.« Er füllte erneut den Becher des Dünnen.

»Ich bin Buchbinder«, sagte der Dünne. »Mit Namen Martin.«

»Ein prächtiges Gewerbe«, sagte Romeu. »Gibt es in Girona keine Bücher mehr, oder warum könnt Ihr den Becher nicht auf das Wohl des gesegneten Heiligen leeren?«

»Ach – Bücher gibt es genug! Vor nicht langer Zeit bekam ich alle Bücher der Kathedrale, der kirchlichen Gerichte sowie Gelegenheitsaufträge einiger Herren in der Stadt. Ich hatte ein ausgezeichnetes Auskommen. Ich bin nicht älter als Ihr es seid, Herr, und ich beschäftigte einen Gesellen und zwei Lehrlinge. Doch dann kam ein niederträchtiger Kanoniker – ich kenne seinen Namen«, sagte Martin und goß sich diesmal selber nach. »Er klagte über Nachlässigkeit. Es war der Lehrling – in diesen Zeiten bekommt man einfach keine Lehrlinge mehr. Nicht seit die Pest so viele dahingerafft hat. Und jetzt glaubt jeder dahergelaufene Tunichtgut, er sei Gold wert und eine Unterkunft, nur um dann den lieben langen Tag auf seiner Bank in der Werkstatt zu schlafen.« Er schüttelte den Kopf. »Also, ich war gut beschäftigt, da vergab der Stellvertreter des Bischofs – ein harter Brocken – einen Teil der Arbeit an einen anderen, einen Juden, und es heißt, er mache es besser, und zu einem günstigeren Preis.«

»Und man gab Eure Arbeit –«

»Genau, Herr. Sie gaben ihm die ganze Arbeit. Einem Juden. Im Dienste des Bischofs.« Er senkte die Stimme. »Man sagt, er habe Sklaven. Er hält sie in der Buchbinderei hinter Schloß und Riegel, gibt ihnen Schweinefutter und hält seine Ausgaben schön klein. Das ist nicht rechtens. Der Bischof sollte seine Arbeit von Christen verrichten lassen, nicht von Juden und ihren maurischen Sklaven.«

»Hast du das gehört, Josep?» fragte Romeu. »Was passiert, wenn die Papierproduktion von Juden übernommen wird?«

»Dazu wird es nicht kommen, mein Freund«, sagte der wohlhabend wirkende Mann. »Ich weiß, wie ich meine Interessen wahre.«

»Höchste Zeit, daß wir etwas unternehmen«, meldete sich eine andere Stimme von der gegenüberliegenden Seite des Tisches.

»Tun wir ja, Marc«, erwiderte ein Dritter. »Mach mit.«

»Still, ihr Narren«, raunte abermals ein anderer. »Wer weiß, wer hier mithört?«

»Das Racheschwert des Erzengels Michael...



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