Rodrian | Krimi-Klassiker - Band 1: Tod in St. Pauli | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1, 206 Seiten

Reihe: Krimi-Klassiker

Rodrian Krimi-Klassiker - Band 1: Tod in St. Pauli


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95520-384-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 1, 206 Seiten

Reihe: Krimi-Klassiker

ISBN: 978-3-95520-384-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine steife Brise, eine schöne Frau, ein Batzen Zaster - Paul Petersen plant den ganz großen Coup! St. Pauli, Ende der 1960er-Jahre: Zwei Jahre Knast sind keine Kleinigkeit. Und wenn Paul bedenkt, dass er die nur absitzen musste, weil die anderen ihn reingelegt haben ... Er hat trotzdem dichtgehalten. Er hat seine Bande nicht verpfiffen. Aber er hat Rache geschworen. Heute ist er aus dem Gefängnis entlassen worden. Zusammen mit der schönen Susann will er das ganz große Ding drehen, doch er hat nicht nur die Polizei auf den Fersen, sondern auch seine ehemaligen Kumpane ... Als erste deutsche Autorin von Kriminalromanen hat Irene Rodrian Krimigeschichte geschrieben. Bei dotbooks erscheinen ihre Klassiker nun exklusiv im eBook. Jetzt als eBook: 'Tod in St. Pauli' von Irene Rodrian. dotbooks - der eBook-Verlag.

Irene Rodrian, 1937 in Berlin geboren, wurde u. a. mit dem Edgar-Wallace-Preis für ihren Krimi »Tod in St. Pauli« und dem Glauser Ehrenpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Seither hat sie sich mit zahlreichen Bestsellern in einer Gesamtauflage von über zwei Millionen und als Drehbuchautorin (»Tatort«, »Ein Fall für Zwei«) einen Namen gemacht. Irene Rodrian lebt heute in München. Bei dotbooks erschienen bereits Irene Rodrians Barcelona-Krimis über das Ermittlerinnen-Team Llimona 5 »Schöner sterben in Barcelona«, »Das dunkle Netz von Barcelona«, »Eisiges Schweigen« und »Ein letztes Lächeln« sowie die Reihe »Krimi-Klassiker«, die folgende Bände umfasst: »Tod in St. Pauli«, »Bis morgen, Mörder«, »Wer barfuß über Scherben geht«, »Finderlohn«, »Küsschen für den Totengräber«, »Die netten Mörder von Schwabing«, »Ein bisschen Föhn und du bist tot«, »Du lebst auf Zeit am Zuckerhut«, »Der Tod hat hitzefrei«, »... trägt Anstaltskleidung und ist bewaffnet«, »Das Mädchen mit dem Engelsgesicht«, »Vielliebchen«, »Handgreiflich«, »Schlagschatten«, »Über die Klippen«, »Bei geschlossenen Vorhängen«, »Strandgrab« und »Friss, Vogel, oder stirb«. Die Webseiten der Autorin: www.irenerodrian.de und www.llimona5.com Die Autorin im Internet: www.facebook.com/irene.rodrian

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2

Paul zwang sich weiterzugehen. Hinaus auf die helle, heiße Straße, die mit einem Mal etwas Drohendes bekommen hatte. Es ist noch zu früh, dachte er. Ich brauche noch Zeit, ich will erst mal essen ... Er wußte, daß er nicht das Essen meinte, aber er wollte sich nicht eingestehen, daß er Angst hatte. Am Randstein stand der klapprige Lieferwagen von Franz. Dahinter parkte ein schwarzer VW. Sonst war die Straße leer. Im Treppenhaus war es kühl und dunkel, und der Geruch von Bohnerwachs, Chlor, Zwiebeln und Kohl war der gleiche wie in den zwei Jahren. Paul schaute auf den Schlüssel in seiner Hand. Das alte Zimmer ... Morgen würde er sich ein anderes suchen. Nur heute war es gut, hier zu bleiben, als Anfang. Er schob den Schlüssel in das Schlüsselloch und versuchte ihn nach links zu drehen. Die Tür war nicht abgeschlossen. Noch hätte er Zeit gehabt, umzukehren und die Treppe hinunterzulaufen. Er blieb stehen, legte die Hand auf die Klinke und drückte die Tür auf. Sofort zog sich sein Magen zu einer kleinen Metallkugel zusammen. Sie waren zu viert. Harald, Fred und noch zwei, die er nicht kannte. Paul ließ die Tür los und machte noch zwei Schritte in das Zimmer hinein. Wie eine automatische Kamera registrierte er alle Einzelheiten der Einrichtung. Den Schrank mit dem halbblinden Spiegel und den breiten Schubladen, den Waschtisch, das eiserne Bettgestell, den durchgetretenen Teppich, das schmale, grauverstaubte Fenster. Kein großer Unterschied, auch wenn kein Gitter davor ist, dachte er und wurde ruhiger. Die beiden Neuen standen im Hintergrund an der Wand und starrten ihn neugierig an. Sie waren nervös und sprungbereit. Fred und Harald dagegen schienen ihn gar nicht zu bemerken. Sie hatten sich auf das Bett geflegelt und rauchten. Der Boden war mit zertretenen Kippen bedeckt. Paul legte das Paket mit dem Essen auf den Waschtisch und stellte den Koffer neben den Schrank. »Mach doch die Tür zu, dann ist es gemütlicher«, sagte Harald. Paul drehte sich nicht zu den beiden um. »Ihr könnt sie zumachen, wenn ihr geht!« Er wickelte das Pergamentpapier auf und sah unsicher auf die Bierbüchsen. »Der Junge hat sogar was zu trinken!« sagte Fred leise. Die Bettfedern knirschten, als er aufstand und zur Tür hinüberging, um sie zu schließen. Paul spürte, wie er zurückkam und dicht hinter ihm stehenblieb. Er hörte das Schnappen des aufspringenden Messers; das Geräusch war ihm immer noch vertraut, obwohl er es so lange nicht mehr gehört hatte. Er drehte sich um und sah auf die Klinge hinunter, die ein Stück von Freds Faust zu sein schien. »Ich dachte mir, du brauchst vielleicht einen Büchsenöffner«, sagte Fred. Er hielt die Messerschneide nach oben, die Spitze auf Pauls Bauch gerichtet. »Ich brauche keinen!« Pauls Stimme war heiser. Fred lachte. »Hast du das gehört, Harald?« Harald richtete sich grinsend auf und trat seine Zigarette aus. Paul sah, daß Harald inzwischen Fett angesetzt hatte. Seine enge Hose spannte sich um den Bauch, das schillernde Seidenhemd war verrutscht und sah aus wie eine schlecht genähte Fußballhülle. Außerdem hatte Harald jetzt ein Doppelkinn: zwei nach unten gewölbte Kissen; dicke Lippen, graue Porzellanaugen und schwarzes Haar, das wie Putzwolle abstand ... Der große Harald! Er sah wieder auf das Messer von Fred. Er wollte grinsen, aber seine Gesichtsmuskeln gehorchten ihm nicht. Fred war noch nicht fett. Er würde nie fett werden. Er war auch nicht dürr. Er war groß, mit Muskeln bepackt, und er hatte ein Messer. Plötzlich spürte Paul den Hunger wie einen stechenden Schmerz. Er riß mit einem hastigen Ruck das Papier auseinander. Franz hatte ihm ein großes Stück Kasseler Rippchen eingepackt; Paul nahm es heraus und öffnete den Mund, um hineinzubeißen. Freds Hand fuhr hoch. Paul spürte nur einen leichten Schlag – das rosige Fleischstück saß auf der Messerspitze und wurde mit einer leicht kreisenden Bewegung zu Harald hinübergeschleudert. Harald fing es auf und riß mit den Zähnen das Fleisch vom Knochen wie ein Hund. Paul hörte das Schmatzen und sah das Fett auf Haralds Lippen. Freds Hand mit dem Messer schoß wieder nach vorn, fuhr unter das Papier und kam mit einem Stück Käse zurück. Es war ein goldgelber Streifen Schweizerkäse, der nicht ganz fest auf der Messerspitze saß, aber gleich aus der Drehung heraus zu Harald flog und aufgefangen wurde. Paul schluckte, öffnete den Mund und schloß ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Die beiden Neuen hatten sich die ganze Zeit über nicht bewegt. Sie standen wie Marionetten an der Wand und beobachteten Fred und Harald. Der Größere hatte einen gekräuselten Bart, trug abgewetzte Bluejeans und einen schwarzen Rollkragenpullover. Der Kleinere mit den hellen Haaren hatte eine neue Westernkombination aus schwarzem Kunstleder mit Nickelnieten an. Einen Augenblick lang glaubte Paul, sich selbst dort stehen zu sehen – oder den, der er vor zwei Jahren gewesen war. Freds Gesicht war völlig ausdruckslos, als er das Messer auf die Bierdose springen ließ und wieder herausriß. Er setzte die Büchse an den Mund und trank. Der Adamsapfel hüpfte auf und ab, die Hand mit dem Messer hing untätig herunter ... Fred sah gut aus. Er hatte ein glattes, gleichmäßiges Gesicht, hellblaue Augen, dichte braune Haare und trug einen cremefarbenen Anzug, der mindestens vierhundert gekostet hatte. Die schwarzbraune Krawatte hatte einen Mittelstreifen genau in der Farbe des Anzugs. Paul dachte an seinen eigenen Anzug, an das alberne Pyjamahemd. Er riß Fred die Bierdose plötzlich aus der Hand und schleuderte sie gegen die Wand; das Bier hinterließ eine Straße von gelben Spritzern auf der Tapete, bevor die Dose auf den Boden schepperte. »Haut ab! Alle zusammen! Endgültig, kapiert? Ich habe die Nase voll!« Pauls Stimme wurde lauter, und er erkannte wütend, daß sie nahe dran war, sich zu überschlagen. Fred sah ihn aufmerksam an. Harald schob sich auf die andere Seite; den abgenagten Knochen hielt er noch immer in der Hand. »Macht, daß ihr wegkommt! Ich will allein sein!« schrie Paul; seine Stimme zitterte, und er brach ab. »Er ist nicht sehr gastfreundlich«, sagte Harald leise und legte den Knochen sorgfältig auf die Kante des Waschtisches. Fred ließ mit einer leichten Aufwärtsbewegung das Messer zurück in das Heft gleiten, und Paul dachte eine Sekunde lang, sie wollten wirklich gehen. Sogar als die Faust von Harald hochschnellte, glaubte er zuerst, Harald wollte ihm die Hand geben. Der Schmerz traf ihn überraschend, und es schien ihm, als würde es Stunden dauern, bis er ihn als Schmerz erkannte. Dann bückte er sich, um dem zweiten Schlag zu entgehen, aber Fred packte ihn bei den Schultern, und Haralds Faust riß ihn wieder hoch. Paul hob das rechte Bein und stieß zu. Harald taumelte zurück, und Paul trat noch einmal, aber Fred war zu schnell für ihn. Paul fühlte, wie etwas auf seinem Kopf explodierte, spürte auf der Zunge den Geschmack von Eisen und sah, wie der mit Zigarettenstummeln bedeckte Boden auf ihn zukam. »Laß ihn jetzt!« sagte die Stimme von Fred. »Für den Anfang reicht es.« Paul schloß die Augen. Aber er hörte nicht, daß sich ihre Schritte entfernten. Als er die Augen wieder aufmachte, standen sie über ihm. Er sah ihre Schuhe und die Hosenbeine deutlich vor sich; alles andere verschwamm im Nebel. »Das war für die Rache«, sagte Harald, und Fred ergänzte: »Du wolltest dich doch an uns rächen, oder?« Paul schluckte den Metallgeschmack hinunter. Freds Stimme war mit einem Mal sehr nah: »Hattest du dir schon einen Plan ausgedacht? Dann laß ihn fallen, aber schnell!« Paul kämpfte gegen das leere Würgen in seinem Magen. Er stemmte sich auf die Ellbogen hoch und schob sich etwas von den vier Beinen weg. Harald lachte. »Und du bekommst noch einmal die doppelte Portion, wenn du Mätzchen machst!« »Haut ab!« wollte Paul sagen, aber er brachte nur ein Krächzen heraus. Fred beugte sich über ihn. »Mit Mätzchen meint Harald ‹singen›, verstanden?« »Wieso?« Paul hustete etwas. »Wieso habt ihr plötzlich Angst, ich könnte singen?« »Wir haben keine Angst. Es war ein Ratschlag unter Freunden.« Paul versuchte, das Gesicht von Fred zu erkennen, aber es blieb verschwommen. Er sprach in die helle Fläche hinein: »Ich bin zwei Jahre im Bau gewesen. Für eine Sache, die ihr gemacht habt. Warum sollte ich jetzt singen?« »Das will ich dir sagen.« Fred richtete sich auf und wich etwas zurück, und plötzlich konnte Paul sein Gesicht deutlich sehen. Winzig klein und unendlich weit weg, aber sehr scharf, wie durch ein umgekehrtes Fernglas. Die Stimme war weich und einschmeichelnd. »Weil du es anders nicht schaffst ... Natürlich wirst du zuerst versuchen, uns so oder so zu schaden oder uns eins auszuwischen. Falls dann noch etwas von dir übrig sein sollte, würdest du garantiert zur Polizei rennen. Nicht, daß sie dir glauben würden, aber wir lieben nun mal Sänger nicht, und auch keine Nachtigallen. Wir denken daran, wie du damals, lange nach deiner Verhandlung, plötzlich gesungen hast und nicht mehr der einzige gewesen sein wolltest!« Fred griff in die Tasche, holte ein flaches, goldglänzendes Zigarettenetui heraus und ließ es spielerisch von einer Hand in die andere gleiten. »Das hat dich wohl umgehauen, als du dein Urteil gehört hast, wie? Als sie sich nicht um deine siebzehn Jahre gekümmert haben. Totschlag. Du...


Rodrian, Irene
Irene Rodrian, 1937 in Berlin geboren, erhielt für ihren Roman „Tod in St. Pauli“ 1967 den begehrten Edgar-Wallace-Preis. Seither hat sie sich mit zahlreichen Bestsellern in einer Gesamtauflage von mehreren Millionen und als Drehbuchautorin (Tatort, Ein Fall für Zwei) einen Namen gemacht. Irene Rodrian lebt heute in München.

Bei dotbooks erschienen bereits Irene Rodrians Barcelona-Krimis über das Ermittlerinnen-Team Llimona 5 („Meines Bruders Mörderin“, „Im Bann des Tigers“, „Eisiges Schweigen“, „Ein letztes Lächeln“) sowie die Reihe „Krimi-Klassiker“, die folgende Bände umfasst:

„Tod in St. Pauli“
„Bis morgen, Mörder“
„Wer barfuß über Scherben geht“
„Finderlohn“
„Küsschen für den Totengräber“
„Die netten Mörder von Schwabing“
„Ein bisschen Föhn und du bist tot“
„Du lebst auf Zeit am Zuckerhut“
„Der Tod hat hitzefrei“
„… trägt Anstaltskleidung und ist bewaffnet“
„Das Mädchen mit dem Engelsgesicht“
„Vielliebchen“
„Handgreiflich“
„Schlagschatten“
„Über die Klippen“
„Bei geschlossenen Vorhängen“

Die Autorin im Internet: www.irenerodrian.de und www.llimona5.com



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