Rodrian | Im Netz der Furcht | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, 825 Seiten

Rodrian Im Netz der Furcht

Fünf Krimis in einem eBook: »Die netten Mörder von Schwabing«, »...trägt Anstaltskleidung und ist bewaffnet«, »Handgreiflich«, »Schlagschatten« und »Friss, Vogel, oder stirb!«
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-629-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Fünf Krimis in einem eBook: »Die netten Mörder von Schwabing«, »...trägt Anstaltskleidung und ist bewaffnet«, »Handgreiflich«, »Schlagschatten« und »Friss, Vogel, oder stirb!«

E-Book, Deutsch, 825 Seiten

ISBN: 978-3-98952-629-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wenn Frauen in tödliche Gefahr geraten?... DIE NETTEN MÖRDER VON SCHWABING: Die Krimiautorin Dora sitzt am Schreibtisch und wartet auf Inspiration. Als sich vor ihrem Fenster jedoch ein Bankraub abspielt, bei dem ein Mensch getötet wird, ist Dora vor Schock wie gelähmt - denn bald darauf stehen die Bankräuber auch vor ihrer eigenen Tür ... ...TRÄGT ANSTALTSKLEIDUNG UND IST BEWAFFNET: Anita ist in der Psychiatrie eingesperrt, seit ihr Freund ihr das Leben zur Hölle machte - und sie ihn erschossen hat. Als ihr endlich die Flucht gelingt, hilft ihr ein junges Paar und versteckt sie in seinem Keller. Doch schon bald müssen die beiden erkennen, dass von nun an nichts mehr so sein wird, wie es einmal war ... HANDGREIFLICH: Die von ihrem Exmann verlassene und schwer enttäuschte Charlotte fühlt sich endlich wieder lebendig, als sie dem attraktiven Taxifahrer Manfred begegnet. Doch bald fällt ein Schatten auf das Glück: Manfred hat Geldprobleme. Und schließlich muss Charlotte sich fragen, ob er etwas mit den Überfällen zu tun hat, denen seine Kollegen häufiger ausgesetzt sind - und ob sie auch nur ein Opfer ist?... Dieser Sammelband enthält des Weiteren auch noch die fesselnden Kriminalromane SCHLAGSCHATTEN und FRISS, VOGEL, ODER STIRB! Diese Krimi-Klassiker werden Fans von Ingrid Noll begeistern!

Irene Rodrian, 1937 in Berlin geboren, wurde u. a. mit dem Edgar-Wallace-Preis für ihren Krimi »Tod in St. Pauli« und dem Glauser Ehrenpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Seither hat sie sich mit zahlreichen Bestsellern in einer Gesamtauflage von über zwei Millionen und als Drehbuchautorin (»Tatort«, »Ein Fall für Zwei«) einen Namen gemacht. Irene Rodrian lebt heute in München. Bei dotbooks erschienen bereits Irene Rodrians Barcelona-Krimis über das Ermittlerinnen-Team Llimona 5 »Schöner sterben in Barcelona«, »Das dunkle Netz von Barcelona«, »Eisiges Schweigen« und »Ein letztes Lächeln« sowie die Reihe »Krimi-Klassiker«, die folgende Bände umfasst: »Tod in St. Pauli«, »Bis morgen, Mörder«, »Wer barfuß über Scherben geht«, »Finderlohn«, »Küsschen für den Totengräber«, »Die netten Mörder von Schwabing«, »Ein bisschen Föhn und du bist tot«, »Du lebst auf Zeit am Zuckerhut«, »Der Tod hat hitzefrei«, »... trägt Anstaltskleidung und ist bewaffnet«, »Das Mädchen mit dem Engelsgesicht«, »Vielliebchen«, »Handgreiflich«, »Schlagschatten«, »Über die Klippen«, »Bei geschlossenen Vorhängen«, »Strandgrab« und »Friss, Vogel, oder stirb«. Die Webseiten der Autorin: www.irenerodrian.de und www.llimona5.com Die Autorin im Internet: www.facebook.com/irene.rodrian
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Kapitel 1


Ich saß am Schreibtisch und war unproduktiv. Ich sah aus dem Fenster.

So groß war der Hund gar nicht, aber offenbar recht kräftig, denn er zerrte die alte Frau mit beeindruckender Lässigkeit hinter sich her über die Kreuzung. Farbenblind schien er auch zu sein. Die Fußgängerampel stand eindeutig auf Rot. Ein hellblauer VW bremste in letzter Sekunde, die Frau ließ den Hund los, er raste zielstrebig auf die kleine Grünanlage zu, und sie humpelte hastig von dem blauen VW weg. Dem Fahrer war der Motor abgestorben, hinter ihm bildete sich sofort die obligate hupende Autoschlange. Die Frau hatte die Anlage jetzt auch erreicht und wartete, bis ihr Hund die ersten drei Bäume absolviert hatte und zum Sandkasten lief, um sich größeren Vorhaben zu widmen.

Auf Welle Bayern 3 sang einer etwas von sunshine, happy sunshine, aber das weiß man ja, daß die Schlager alle gelogen sind. Die Wolkendecke über den Dächern zog sich auch immer mehr zusammen, und in spätestens einer Stunde würde es schütten. Hoffentlich. Ich arbeite viel lieber, wenn ich drin im Trocknen sitze und draußen die Leute naß werden, als wenn ich mich totschwitzen muß, während die anderen zum Baden fahren. Ich starrte also voller Erwartung hinaus und kaute an meinem Kugelschreiber (macht nicht dick und enthält keine Pflanzenschutzgifte), als das Telefon läutete. Hocherfreut über die Ablenkung nahm ich den Hörer auf.

»Du wolltest dich doch melden!«

Typisch Uwe. Kein »Guten Tag« oder »Wie geht es dir, Schätzchen?«, sondern erst mal ein Vorwurf. »Keine Zeit«, knurrte ich zurück.

»Sitzt du immer noch an dem Buch?« Immer noch war gut, ich hatte noch nicht einmal angefangen.

»Glaubst du, das geht so schnell? Es handelt sich schließlich um ein großes Werk.«

»Ich denk, du schreibst einen Krimi.«

»Kriminalroman«, sagte ich prononciert, aber Uwe ist ein Banause ohne Sinn für Zwischentöne. Er erzählte irgend etwas von einem neuen vielversprechenden Kunden, ich schaute aus dem Fenster. Vor der Bank hielt ein gepanzerter Geldtransporter; zwei Lederjacken mit umgeschnallten Pistolenhalftern trugen Geldsäckchen hinein. Nebenan kam ein Pärchen mit einem Schaukelstuhl aus dem Antiquitätengeschäft, sie ging mit dem schweren Teil vorn, er dirigierte von hinten. Mir fiel prompt die ganze Gedankenkette von unbezahlten Möbelrechnungen, Steuerschulden, Säumniszuschlägen und meinem überzogenen Bankkonto ein. Die Versuchung, Uwe anzupumpen, war groß, aber ich widerstand mannhaft. Kann man als Frau mannhaft …? Na, egal. Ich pumpte Uwe also nicht an, denn er hätte das womöglich als Heiratsversprechen aufgefaßt. Außerdem, als mein Steuerberater und sogenannter fester Freund, wußte er ohnehin genau, daß ich pleite war; da hätte er mir doch von sich aus was anbieten können. Das hätte ich durchaus als positiven Zug gewertet. Aber ich wartete vergeblich. Nach ein paar düsteren Andeutungen und einer letzten Frist von fünf Minuten kniff ich ihm den Faden ab.

»Tut mir leid, aber jetzt muß ich wieder was tun.«

»Können wir uns nicht wenigstens auf eine Tasse Kaffee treffen?«

»Ich sag dir doch, ich hab keine Zeit.«

»Eine halbe Stunde wird doch wohl drin sein!«

Schon der Ton, mit dem er das sagte … Nicht das geringste Einfühlungsvermögen. »Nein, eben nicht. Ich bin da gerade an einer schwierigen Passage.«

»Wenn man was will, dann kann man's auch«, beharrte er.

Und hatte nicht ganz unrecht. Ich wollte nicht.

Sein Ton wurde quengeliger: »Und gestern abend hast du auch keine Zeit gehabt, wie? Mußtest ja arbeiten. Leider hat Gert dich gesehen. In der Grünen 8. Mit so einem Typen, mit dem du reichlich …«

»Das waren Recherchen«, unterbrach ich ihn. »Tschüs.« Ich legte auf.

Zwei Sekunden später läutete es wieder. Ich ließ es läuten. Das fehlte mir gerade noch – Uwes endlose Diskussionen über Eifersucht und Freiheit oder womöglich über Liebe und Treue … Ich riß ein neues Zigarettenpäckchen auf und steckte mir eine an. So ein Kacknest wie Schwabing gibt's auch nicht noch mal. Keinen Schritt kann man machen, ohne daß einen einer dabei sieht und alles weitertratscht. Daß sich so einer wie Gert überhaupt in die Grüne 8 reintraute. Gesehen hatte ich ihn jedenfalls nicht. Okay, zugegeben, ich war auch mit was anderem beschäftigt gewesen. Max hieß er. Ein unheimlich scharfer Typ. Angeblich hatte er schon mal gesessen. Na gut, vermutlich wegen Suff am Steuer. Immerhin hatte es mir ziemlich gestunken, als er so plötzlich verschwunden war. Aber im Moment gab's für mich sowieso nur eins: die dichterische Askese … Ich rückte den Stapel leerer Bogen zurecht.

Dann sah ich wieder aus dem Fenster.

Es tröpfelte schon ein bißchen. Wenn mir doch bloß was einfallen würde. Das heißt, eingefallen war mir ja schon reichlich genug. Ein Klasse-Plot von einem Jungen, den seine Eltern praktisch dazu zwingen, sie zu ermorden, eine wunderschöne Parabel für Täter und Gesellschaft. Aber die Geschichte haben und sie hinschreiben sind zwei Paar Stiefel. Ich schielte nach dem Kalender. Schon der 20.! Und der endgültige Termin war … Nur nicht dran denken. Entspannen, lockern. Ich zog ein Blatt in die Schreibmaschine und schaltete sie an. Sie surrte aggressiv. Ich knipste sie wieder aus und starrte aus dem Fenster.

Vor der Bank hielt ein grüner Peugeot. Die Türen auf der rechten Seite gingen auf, drei Männer stiegen aus und sahen sich um. Kein Wunder, der Wagen stand im Halteverbot. Der Fahrer war sitzengeblieben und schien den anderen nachzusehen, als sie auf die Glastüren der Bank zugingen. Sie trugen so eine Art Wollmützen, was bei dem Wetter ein bißchen seltsam aussah, und einer hielt einen dicken Regenschirm im Arm. Sie drückten die Türen auf und gingen hinein. Natürlich waren das keine Mützen gewesen, sondern Masken. Und der Regenschirm war eine Maschinenpistole – wozu geht man denn ins Kino? Und vermutlich waren sie eben dabei, drin alles niederzumähen und eine Million einzusacken oder zwei. Was mußten diese Banken sich auch so breitmachen. Schon diese protzige Leuchtschrift: BANKHAUS FISCHER. Vor einem halben Jahr war in dem Haus noch eine Buchhandlung gewesen, aber Banken können ja bekanntlich mehr Miete zahlen, wenn sie nicht gleich das ganze Viertel aufkaufen. Hübsche Vorstellung, wie ihnen da jetzt ihre Heilige Kuh entrissen wurde … Ich steigerte mich immer mehr in die Szene rein und malte sie mir in Supercolor-Breitwand aus: die dezente Eleganz der Schalterhalle mit dem teakholzgetäfelten Tresen und den schwarzledernen Sesseln, die entsetzten Gesichter der Bankheinis und die kühnen Gestalten der Outlaws, die sich mit Entschlossenheit und notfalls mit Gewalt ihren Anteil am Bruttosozialprodukt … Robin Hood. Rinaldo Rinaldini. Der Schinderhannes.

Der grüne Peugeot stand immer noch da. Komische Nummer mit drei Dreiern hinten.

Schade. Ich seufzte. In Wirklichkeit passiert so was immer nur woanders. Aber garantiert nie unter den Fenstern von Deutschlands größter, wenn auch ärmster Kriminalautorin. Auf Welle Bayern 3 sang mittlerweile good old Satchmo, und draußen fing es endlich an zu regnen.

Die Glastür der Bankfiliale wurde aufgestoßen, und die drei Typen stürzten heraus. Sie hatten Tragetüten bei sich. Einer stolperte, die anderen rannten fast über ihn drüber, rissen die Türen des Peugeot auf, warfen die Tüten hinein und hechteten hinterher. Der dritte rappelte sich auf und riß sich etwas vom Gesicht – tatsächlich eine Maske! –, warf seinen Regenschirm in den Wagen – es war eine Maschinenpistole! – und sprang auch hinein. Die Alarmsirene heulte auf, und der Peugeot fuhr an, bevor die letzte Tür ganz geschlossen war, und hinterließ nichts als eine blaue Auspuffwolke.

Zwei Männer kamen aus der Bank gerannt und fuchtelten mit der Armen; Passanten blieben stehen oder liefen hin. In kurzer Zeit hatte sich vor dem Bankeingang ein Menschenauflauf gebildet.

Ich saß da und glotzte. Das war keine Einbildung, kein Krimi, kein Film. Das war real. Das war wirklich passiert. Und direkt unter meinem Fenster, vor meinen Augen. Ich zündete mir eine neue Zigarette an. Die Flamme des Feuerzeugs zitterte. Ich hätte gern etwas getrunken, aber ich hatte Angst aufzustehen, die Szene auf der Straße auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. In meinem Kopf sprangen die Gedanken wie aufgescheuchte Kaninchen umher. Ich mußte etwas tun. Ich war Zeuge eines Banküberfalls geworden. Oder, um genau zu sein, Zeuge der Flucht. Vier Täter, ein grüner Peugeot und eine Nummer, die auf 333 endete. Was tut man in so einem Fall? Blöde Frage: Man ruft die Polizei an und meldet, was man gesehen hat. Das Telefon stand rechts neben dem Papierstapel. Notruf 110 … Ich stand auf, rannte in die Küche, riß die Wodkaflasche aus dem Kühlschrank, schnappte mir ein Glas und saß schon wieder am Schreibtisch.

Die Menschenmenge quoll inzwischen schon über den Bürgersteig, wurlte hin und her, fror plötzlich fest, als hätte jemand den Film angehalten. Dann hörte ich das Martinshorn auch und sah fast gleichzeitig die beiden Funkstreifenwagen in die Franz-Josef-Straße einbiegen. Uniformierte sprangen heraus und quetschten sich durch die Menge zu den Glastüren hin.

Ich nahm einen zu großen Schluck und mußte husten. Wenn das jetzt meine Bank wäre, und wenn sie Pleite machen würde, und wenn ich dann … Blödsinn. Die sind doch versichert.

Und wenn jemand verletzt worden ist?

Ich begann zu frieren, und gleichzeitig brach mir der Schweiß aus. Es war, als ob ich für einen Sekundenbruchteil jede einzelne Pore meiner Haut spüren könnte. Ich stellte das Wodkaglas ab, es...



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