E-Book, Deutsch, Band 2228, 144 Seiten
Reihe: Baccara
Rock Falschgespielt und echt verführt
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-0893-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2228, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-7515-0893-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Acht Jahre ist es her, dass ihre große Liebe zerbrach. Tana weiß, dass es ihre Schuld war, und noch immer tut es der schönen Schauspielerin leid. Nie wird Chase ihr vergeben! Doch überraschend taucht er eines Abends in ihrem Theater auf - so breitschultrig und sexy wie damals! Er verlangt, dass Tana mit ihm nach Nevada fliegt und dort für kurze Zeit seine Verlobte spielt. Sie lässt sich darauf ein, aber Chases heiße Küsse wecken in ihr einen schrecklichen Verdacht: Besteht er nur auf diesem falschen Spiel, um sich an ihr zu rächen?
Joanne Rock hat sich schon in der Schule Liebesgeschichten ausgedacht, um ihre beste Freundin zu unterhalten. Die Mädchen waren selbst die Stars dieser Abenteuer, die sich um die Schule und die Jungs, die sie gerade mochten, drehten. Joanne Rock gibt zu, dass ihre Geschichten damals eher dem Leben einer Barbie als echten Menschen glichen. Heute, fast 40 Bücher später, ist sie stolz, Geschichten zu verfassen, deren Helden nicht zwingend in Malibu leben oder ein Cabrio fahren müssen, um wahre Liebe und Glück finden zu können. Die Autorin schreibt zeitgenössische sexy Liebesromane und historische Mittelalterromane. Ihre Bücher wurden in 24 Ländern veröffentlicht und in 19 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2000 erhielt sie den Romance Writers of America Golden Heart Award, den wichtigsten Preis für Nachwuchsautorinnen im Bereich Liebesromane. Die wichtigste Auszeichnung für publizierte Schriftstellerinnen in diesem Genre ist der RITA Award, für den Joanne Rock bereits dreimal nominiert war. Außerdem hat sie zahlreiche andere Preise bekommen. Sie schloss ein Studium an der Universität Louisville in Kentucky mit einem Master in Englisch ab und hat bereits als Lehrerin, als Fachkraft für Öffentlichkeitsarbeit und als Werbetexterin gearbeitet.
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1. KAPITEL
Während die letzte Szene aus „Endstation Sehnsucht“ ihrem Ende entgegeneilte, hielt das Publikum im Brooklyn Bridge Park den Atem an. Die Rolle als Blanche DuBois passte zwar nicht zu den üblichen Rollen, die Tana Blackstone spielte – auch nicht in dieser modernen Neuinszenierung des beliebten Kultfilms. Trotzdem traf sie mit ihrem letzten Satz als tragische Femme fatale den Nagel auf den Kopf.
„Ich habe mich immer auf die Liebenswürdigkeit Unbekannter verlassen.“ Mit den Wimpern klimpernd blickte Tana zu dem Schauspieler auf, der den Arzt spielte, der Blanche in eine psychiatrische Klinik brachte.
Sie legte eine Hand auf seinen Arm und ging mit ihm nach rechts ab, während das restliche Ensemble die Szene beendete. Seit Monaten probten sie für diese Aufführung, während sie darauf warteten, dass die Situation mit der Pandemie es wieder zuließ, dass sich ein größeres Publikum für die Aufführungen versammelte.
Glücklicherweise hatte Tana die Rolle trotz ihrer geringen Erfahrung bekommen. Während des Lockdowns am Broadway hatten einfach zu viele talentierte Schauspielerinnen auf der Suche nach einem anderen Job die Stadt verlassen. Sie selbst war kurz davor gewesen, sich etwas anderes suchen zu müssen, als sie die Rolle angeboten bekam.
Einen Augenblick später brach das Publikum in frenetischen Applaus aus. „Bravo“, flüsterte Tanas Kollege, ein älterer Herr mit einem grauen Bart. „Gut gemacht, Tana.“
„Danke.“ Sie zog den kurzen Rock ihres Kostüms zurecht. Diese modernere Blanche war ein ausgebranntes Partygirl mit einer ungesunden Vorliebe für Schmerzmittel. „Die Aufführung hat Spaß gemacht.“
Sie machten kehrt, um sich vor dem kleinen, aber dankbaren Publikum zu verbeugen. Natürlich war es keine aufwendige Broadway-Produktion, aber doch eine schöne Inszenierung, und die Fans hatten das Theater ebenso vermisst wie die Schauspieler selbst.
Während sie darauf wartete, dass sie an der Reihe war, nach vorne zu treten, jubelte Tana den anderen Schauspielern zu. Sie war noch nicht lange genug in der Stadt, als dass sie eine Chance gehabt hätte, sich für eine Rolle am Broadway zu bewerben, also konnte sie nicht behaupten, dass sie den regulären Betrieb vermisste. Trotzdem hätte sie gern gewusst, wie sie bei so einem Vorspiel wohl abschneiden würde.
Ihre Ausbildung war eher unkonventionell – als Tochter eines Pärchens von Trickbetrügern war sie ihr Leben lang in verschiedene Rollen geschlüpft. Im Alter von fünf Jahren war sie mit einer Meute Straßenhunde, die ihr Vater herausgeputzt hatte, durch die Straßen der wohlhabenden Gegenden spaziert und hatte die Tiere als Rassehunde verkauft. Jedes Mal, wenn sie eines ihrer Haustiere für einen Betrug hergeben musste, hatte Tana sich die Augen ausgeweint, aber sie hatte schnell gelernt, zu erkennen, welche Familien freundlich waren und den Hunden ein gutes Zuhause bieten würden. Dieser Gedanke hatte sie getröstet. Im Alter von zehn hätte sie für ihre Rolle als kleines Mädchen, das seine Mutter verloren hatte, schon einen Oscar bekommen können. Während freundliche Passanten davon abgelenkt waren, ihr zu helfen, nutzte Tanas Mutter die Gelegenheit für einen Taschendiebstahl. Dieser Teil hatte ihr nie gefallen, aber ihre Eltern hatten gedroht, sie zur Adoption freizugeben, wenn sie nicht mitmachte. Davor hatte sie so große Angst gehabt, dass sie weiter durchgehalten hatte.
Sobald sie achtzehn wurde, hatte Tana ihrem Dad gesagt, dass jetzt Schluss damit war. Sie wollte ihre Schauspielkünste nicht mehr dafür einsetzen, sich auf illegale Weise zu bereichern. Wenn sie doch nur ein bisschen früher damit aufgehört hätte als in jenem Sommer, kurz bevor sie aufs College gegangen war! Stattdessen hatte sie nicht bemerkt, wie sie sich in den größten Coup ihres Vaters verstrickte. Dabei hatte sie nichts weiter getan, als einfach bei ihm zu wohnen. Am Ende war es darauf hinausgelaufen, dass ihr Vater eine Witwe um ihr Farmland betrog, während der Sohn ebenjener Frau Tanas Herz gestohlen hatte.
Aber heutzutage führte sie ihre Darstellungen nur noch auf der Theaterbühne auf. Sie trat nach vorn, um sich für ihre Rolle als Blanche ihren Applaus abzuholen. Tana war endlich da, wo sie hingehörte. Die Leute am Theater waren ihre neue Familie. Das Publikum – junge Leute auf Picknickdecken, manche hatten ihre Kinderwagen dabei – bezahlte sie für ihre Aufführung, weil sie sie sehen wollten, und niemand zog ihnen dabei unbemerkt das Geld aus der Tasche. Endlich konnte sie etwas zurückgeben, statt immer nur zu nehmen. Ein paar Zuschauer pfiffen durch die Finger, einige riefen laut „Bravo!“, und Tana ging das Herz auf.
Gerade legte sie die Hand an die Lippen und warf dem Publikum Küsse zu, da fiel ihr Blick auf einen Mann, der allein auf dem Rasenstreifen vor der Bühne stand.
Er war groß und sportlich, trug dunkle Jeans, ein verwaschenes T-Shirt, eine schwarze Jacke und einen breitkrempigen Hut. Nach seinem dunkelbraunen Haar und dem braungebrannten Teint drehten sich einige Frauen um. Oder vielleicht lag es auch an seinen hellgrauen Augen und dem Bartschatten auf seinem markanten Kinn.
Bei seinem Anblick wurden ihre Knie weich – und das lag nicht daran, dass er so gut aussah.
Nein, sie fühlte sich plötzlich so schwach, weil Chase Serrano der Geist einer Vergangenheit war, die sie nie wieder durchleben wollte.
„Tana!“, flüsterte einer ihrer Schauspielkollegen ihr zu und riss sie damit aus ihren Gedanken. Sie beanspruchte ja den ganzen Applaus für sich!
Mit wild klopfendem Herzen eilte Tana von der Bühne. Ihre Gedanken rasten. Was war da gerade passiert? Die ausgelassene Stimmung um sie herum nahm Tana gar nicht mehr wahr. Sie bahnte sich einen Weg durch die Gruppe der anderen Schauspieler und wollte zu den Wohnwagen, die hinter der Bühne standen. Sie musste hier raus, weg von dieser Erscheinung, die da im Publikum stand.
Es konnte einfach nicht Chase Serrano sein, der Rancher, der damals ihr Herz gestohlen hatte. Der Mann, dessen Mutter ihren ganzen Erbteil als Witwe auf Joe Blackstone überschrieben hatte – Tanas Dad.
Sie rannte die Stufen hinunter, die von der Bühne wegführten, und dann hinüber zu dem engen Wohnwagen, der als Umkleide für die Schauspielerinnen diente. Die Türsteherin, eine ehemalige Rollerderby-Fahrerin, nickte Tana zu und ließ sie hinein.
„Hoffentlich willst du nicht schon abhauen. Wir wollen noch zusammen etwas trinken gehen“, sagte Lorraine, die in den halbdunklen Wohnwagen spähte. Tana durchwühlte einen Stapel Jacken und Pullover auf der Suche nach ihrer Umhängetasche.
„Heute Abend kann ich nicht“. Sie zog sich die schwarze Perücke vom Kopf und löste ihr eigenes, braunes Haar. Normalerweise färbte sie die Spitzen pink, aber die Farbe war zu einem Rosaton verblasst, wie Zuckerwatte. „Tut mir leid, Lorraine. Nächstes Mal vielleicht.“
Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel, doch das hatte nichts damit zu tun, dass sie gut aussehen wollte. Viel eher hoffte sie, dass sie ihr Aussehen genug veränderte hatte, damit man sie nicht wiedererkennen konnte – falls das wirklich Chase gewesen war, der da im Publikum stand. Als Nächstes nahm sie ein Feuchttuch aus der Packung in ihrer Handtasche und wischte ihr Bühnen-Make-up weg. Wie hatte Chase sie nur gefunden?
Noch wichtiger war allerdings: Was um alles in der Welt wollte er von ihr? Als Chases Mom ihren Dad geheiratet hatte und das ganze Chaos losgebrochen war, hatte Tana Nevada bereits verlassen und in New York ihr Studium angefangen. Sie hatte angenommen, dass Chase zu dieser Zeit bereits am College in Idaho war. Aber seine letzte, grausame Nachricht, in der er ihr vorwarf, dass sie an dem Betrug beteiligt gewesen war und nur mit ihm geschlafen hatte, um seine Bedenken zu zerstreuen, hätte von überallher kommen können.
„Das muss dir nicht leidtun, Süße“, sagte Lorraine. „Ich werde trotzdem meinen Spaß haben.“ Sie warf einen Blick auf ihre rot lackierten Fingernägel. „Heute Abend schnappe ich mir endlich Megan.“
„Wirklich?“ Während sie ihren Rock auszog, warf Tana einen Blick aus dem Fenster des Wohnwagens. Aber einen Cowboyhut entdeckte sie nirgends. „Viel Glück. Wenn Megan weiß, was gut ist, dann wird sie einsehen, dass du tausendmal besser bist als diese Mistkerle, mit denen sie sonst ausgeht.“
Sie ließ das Rollo wieder zurückschnappen und zog ihre Jeansshorts an, ohne sich die Mühe zu machen, die Leggings überzustreifen, die sie normalerweise darunter trug.
Die Zeit drängte.
Als sie zur Tür ging, warf Lorraine ihr einen ernsten Blick zu. „Ist alles okay bei dir? Du siehst aus, als wäre Ärger im Verzug.“
„Ich will nur vermeiden, jemandem aus dem Publikum zu begegnen“, gab Tana zu. Ihr war es wichtiger, schnell zu verschwinden, als ihr Geheimnis für sich zu behalten. „Wenn jemand nach mir fragt – selbst wenn es Martin Scorsese persönlich ist –, dann sag bitte, dass du keine Ahnung hast, wo ich bin, okay?“
Stirnrunzelnd machte Lorraine ihr Platz. „Geht klar, Süße. Wenn du willst, kann ich jemanden holen, der dich zur U-Bahn begleitet …“
Doch Tana war bereits an ihr vorbei und blickte sich nach allen Richtungen um. Waren hier irgendwo eine dunkle Jacke und ein Cowboyhut zu sehen? „Danke, ich komm schon klar. Bis Mittwoch dann.“
Warum hatte sie ausgerechnet heute keine Mütze mitgenommen? Tana schob ihre Tasche über der Schulter zurecht und mischte sich in einem hoffentlich nicht zu auffälligen Tempo...