Robinson | Der unschuldige Engel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 8, 555 Seiten

Reihe: Die Yorkshire-Morde

Robinson Der unschuldige Engel

Kriminalroman | Die Yorkshire-Morde 8: Ein totes Mädchen - ein Mörder auf der Lauer
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-749-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman | Die Yorkshire-Morde 8: Ein totes Mädchen - ein Mörder auf der Lauer

E-Book, Deutsch, Band 8, 555 Seiten

Reihe: Die Yorkshire-Morde

ISBN: 978-3-98952-749-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine Kleinstadt auf der verzweifelten Suche nach Gerechtigkeit ... Der Nebel hängt schwer und kalt über dem Friedhof, auf dem die Leiche der 16-jährigen Deborah Harrison gefunden wird. Die Bevölkerung der beschaulichen Kleinstadt Eastvale sinnt auf Rache und schnell wird ein Verdächtiger aufgegriffen und vor Gericht gezerrt. Doch Inspector Alan Banks sieht die Lücken in der Beweisführung seiner Vorgesetzten - Lücken, die er selbst zu schließen sucht: Ein Priester, der wegen sexueller Belästigung bezichtigt wurde; - ein halbstarker Kleinkrimineller, der Deborah bedroht hat - und die Geheimnisse der vermögenden und einflussreichen Harrison-Familie ... »Eine herausragende Leistung von einem der Meister des britischen Ermittlerkrimis ...« Kirkus ReviewsAbgründige Spannung für Fans von Nicci French - alle Bände der »Yorkshire-Morde«-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Peter Robinson (1950-2022) wurde in Yorkshire geboren und lebte nach seinem Studium der englischen Literatur in Toronto, Kanada. Er wurde für seine Werke mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Edgar Allan Poe Award. Seine Bestseller-Reihe um Inspector Alan Banks feierte internationale Erfolge und wurde auch als Fernsehserie adaptiert. Bei dotbooks veröffentlichte der Autor die »Yorkshire-Morde«-Reihe um Detective Chief Inspector Banks. Band 1 »Augen im Dunkeln« ist auch als Hörbuch bei AUDIOBUCH erhältlich.
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Kapitel 3


Die Frau, die auf Banks’ Klopfen hin die Hintertür öffnete, war seiner Schätzung nach Mitte dreißig, hatte glänzendes rotbraunes Haar, das ihr wallend auf die Schultern fiel, einen olivenfarbenen Teint, haselnussbraune Augen und die vollsten, sinnlichsten Lippen, die er jemals gesehen hatte.

Außerdem hatte sie einen benommenen, geistesabwesenden Gesichtsausdruck.

»Ich bin Rebecca Charters«, sagte sie und schüttelte seine Hand. »Bitte kommen Sie herein.«

Banks folgte ihr durch die Diele. Sie war eine große Frau, trug einen schweren schwarzen Schal über ihren Schultern und ein weites, langes blaues Kleid, das über ihre wogenden Hüften bis fast hinab auf die Steinplatten des Korridors reichte. Ihre Füße waren nackt und schmutzig, Grashalme klebten an Knöcheln und Spann. An der Achillessehne ihres rechten Fußes war außerdem ein frischer Schnitt. Während sie ging, wackelten ihre Hüften ein wenig mehr, als er es von der Frau eines Pfarrers erwartet hätte. Und bildete er sich das nur ein oder war sie etwas unsicher auf den Beinen?

Sie führte ihn in ein Wohnzimmer mit hohen Decken und tristen, gestreiften Tapeten. Constable Kemp stand neben der Tür, und Banks sagte ihr, dass sie jetzt gehen könne.

Flaschengrüne Samtvorhänge waren gegen den Nebel vor das Erkerfenster gezogen worden. Genau gegenüber der Tür befand sich ein leerer, gefliester Kamin; davor lag ein großes Bündel aus braun-weißem Fell, das Banks für einen Hund unbestimmter Rasse hielt. Was auch immer es war, er hoffte, dass er dort liegen blieb. Er hatte nichts gegen Hunde, aber er konnte es nicht ertragen, wenn sie sabbernd an ihm hochsprangen. Katzen waren schon eher nach Banks’ Geschmack. Er schätzte ihre arrogante Art, ihren Sinn für Unabhängigkeit und ihren Spieltrieb und hätte gerne eine Katze zu Hause gehalten, wenn nicht Sandra, seine Frau, furchtbar allergisch gegen die Tiere gewesen wäre.

Die einzige Wärmequelle im Zimmer war ein kleiner weißer Heizlüfter vor der gegenüberliegenden Wand. Banks war froh, seinen Mantel noch nicht ausgezogen zu haben; er war dankbar für die zusätzliche Wärmeschicht.

Um einen Couchtisch war eine dreiteilige, mit abgewetztem braunem Kordsamt bezogene Sitzgarnitur angeordnet und in einem der Sessel saß ein Mann mit dichten schwarzen und fast zusammengewachsenen Augenbrauen, einer zerfurchten Stirn, einem langen, blassen Gesicht und hervorstehenden Wangenknochen. Er hatte den gehetzten Blick eines besorgten, jungen Geistlichen, wie aus einem alten Film.

Als Banks hereinkam, stand der Mann auf, ein Manöver, bei dem er einem großen, langbeinigen Tier glich, das sich aus seiner Höhle wand, und streckte seine schmale Hand aus.

»Daniel Charters. – Möchten Sie einen Kaffee?«

Während er seine Hand schüttelte, bemerkte Banks die Kanne auf dem Tisch und nickte. »Sehr gerne«, sagte er. »Schwarz, ohne Zucker.«

Banks setzte sich auf das Sofa, Rebecca Charters nahm neben ihm Platz. Auf dem Couchtisch stand außerdem eine leere Flasche rumänischer Pinot noir von Sainsbury.

Während Daniel Charters Kaffee einschenkte, ging Rebecca zu einem Glasschrank, nahm eine Flasche und einen Schwenker heraus und schenkte sich einen großen Brandy ein. Banks bemerkte, dass ihr Mann sie mit einem bösen Blick bedachte, den sie jedoch ignorierte. Der Kaffee war gut. Schon in dem Moment, wo er den ersten Schluck trank, klang Banks’ Kratzen im Hals ein wenig ab.

»Mir ist klar, dass Sie einen furchtbaren Schock erlitten haben müssen«, sagte Banks, »aber meinen Sie, Sie können ein paar Fragen beantworten?«

Rebecca nickte.

»Gut. Haben Sie den Fund der Leiche sofort gemeldet?«

»Fast. Als ich die Gestalt gesehen habe, als mir bewusst wurde, was es ist, da ... Zuerst wurde mir übel. Dann bin ich hierher zurückgelaufen und habe die Polizei angerufen.«

»Was haben Sie auf dem Friedhof gemacht, in so einer fürchterlichen Nacht?«

»Ich wollte den Engel besuchen.«

Sie sprach so leise, dass Banks glaubte, sie nicht richtig verstanden zu haben. »Wie bitte?«, fragte er.

»Ich sagte, ich wollte den Engel besuchen.« Mit großen, feuchten Augen hielt sie trotzig seinem Blick stand. Sie waren vom Weinen rot unterlaufen. »Was ist falsch daran? Ich mag Friedhöfe. Jedenfalls bisher war es so.«

»Was ist mit dem Glas?«

»Ich hatte ein Glas Wein dabei. Es rutschte mir aus der Hand, dann fiel ich hin. Schauen Sie.« Sie lüftete ihr Kleid bis zu den Knien. Beide waren verbunden, aber das Blut begann bereits durch den Verband zu sickern.

»Vielleicht sollten Sie lieber zum Arzt gehen«, riet Banks.

Rebecca schüttelte den Kopf. »Nicht nötig.«

»Haben Sie die Leiche in irgendeiner Weise berührt?«, fragte Banks.

»Nein. Ich habe nichts angefasst. Ich bin nicht nahe an sie herangegangen.«

»Haben Sie sie erkannt?«

»Nur, dass es ein Mädchen von St. Mary’s war.«

»Kannten Sie ein Mädchen namens Deborah Catherine Harrison?«

Rebecca legte eine Hand vor den Mund und nickte. Einen Moment lang glaubte Banks, dass ihr wieder übel werden würde. Ihr Ehemann rührte sich nicht, doch konnte Banks an seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass der Name auch ihm etwas sagte.

»War sie es?«, wollte Rebecca wissen.

»Das glauben wir. Aber ich muss Sie bitten, niemandem davon zu erzählen, bis die Identität bestätigt worden ist.«

»Natürlich. Arme Deborah.«

»Also kannten Sie sie?«

»Sie hat im Chor gesungen«, sagte Daniel Charters. »Die Schule und die Kirche sind sehr eng miteinander verbunden. Die Schule hat keine eigene Kapelle, deshalb besuchen sie unsere Gottesdienste. Und eine Reihe der Schülerinnen singt bei uns im Chor.«

»Haben Sie eine Ahnung, was sie zwischen fünf und sechs Uhr auf dem Friedhof getan haben könnte?«

»Es ist eine Abkürzung«, erklärte Rebecca. »Von der Schule zu ihr nach Hause.«

»Aber die Schule ist um halb vier zu Ende.«

Rebecca zuckte mit den Achseln. »Es gibt dort Kurse, Klubs, Sportgruppen und so weiter. Da müssen Sie Dr. Green fragen, die Leiterin.« Sie nahm noch einen Schluck Brandy. Der Hund vor dem Kamin hatte sich die ganze Zeit nicht gerührt. Einen Augenblick lang dachte Banks, dass er vielleicht gestorben war, doch dann bemerkte er, wie sich das Fell gemächlich bewegte, wenn er atmete. Wahrscheinlich war er lediglich alt. Genauso, wie Banks sich momentan fühlte.

»Hat einer von Ihnen am frühen Abend draußen etwas gesehen oder gehört?«, fragte er.

Daniel schüttelte den Kopf und Rebecca sagte: »Ich glaubte, etwas gehört zu haben. Als ich in der Küche war, um den Wein zu öffnen. Es hörte sich an wie ein erstickter Schrei.«

»Und was haben Sie getan?«

»Ich bin ans Fenster gegangen. Natürlich konnte ich bei dem Nebel nichts sehen, und nachdem ich für eine Weile nichts mehr hörte, dachte ich, es müsse ein Vogel oder ein kleines Tier gewesen sein.«

»Erinnern Sie sich, wie spät es war?«

»Ungefähr sechs Uhr, vielleicht fünf nach. Im Fernsehen hatten gerade die Lokalnachrichten begonnen.«

»Und obwohl Sie meinten, einen Schrei gehört zu haben, sind Sie dennoch vierzig Minuten später hinaus auf den dunklen, nebligen Friedhof gegangen?«

Rebecca warf einen Blick auf die leere Weinflasche. »Das hatte ich in dem Moment schon wieder vergessen«, sagte sie. »Außerdem habe ich Ihnen ja gesagt, dass ich es für ein Tier hielt.«

Banks wandte sich an Daniel Charters. »Haben Sie etwas gehört?«

»Er war in seinem Arbeitszimmer, bis ich schreiend zurückkam, als ich die Leiche entdeckt hatte«, antwortete Rebecca. »Das ist das andere Zimmer auf der Vorderseite des Hauses. Von dort konnte er nichts gehört haben.«

»Mr Charters?«

Daniel Charters nickte. »Das stimmt. Ich habe an einer Predigt gearbeitet. Meine Frau hat leider Recht. Ich habe nichts gehört.«

»Hat einer von Ihnen in jüngster Zeit Fremde gesehen, die sich hier in der Gegend herumgetrieben haben?«

Beide schüttelten den Kopf.

»War in letzter Zeit jemand im Mausoleum der Inchcliffes?«

Charters runzelte die Stirn. »Nein. Soweit ich weiß, war seit fünfzig Jahren niemand mehr dort unten. Ich habe den Schlüssel gerade einem Ihrer Männer gegeben.«

»Wo bewahren Sie den Schlüssel normalerweise auf?«

»In der Kirche. An einem Haken in der Sakristei.«

»Also ist er für jedermann zugänglich?«

»Ja. Aber ich verstehe nicht ...«

»Irgendjemand war kürzlich dort unten. Wir haben Wodkaflaschen und Zigarettenkippen gefunden. Haben Sie eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«

»Ich kann mir nicht vorstellen ...« Dann hielt er inne und wurde bleich. »Es sei denn ...«

»Was, Mr Charters?« Banks trank einen Schluck Kaffee.

»Wie Sie wahrscheinlich wissen«, sagte Charters, »stehe ich seit zwei Monaten unter einem gewissen Verdacht. Kennen Sie die Einzelheiten?«

Banks zuckte mit den Achseln. »Nur vage.«

»Die ganze Angelegenheit ist vage. Wie auch immer, wir hatten hier einen kroatischen Flüchtling als Küster angestellt. Er erwies sich als völliger Fehlgriff. Er trank, er war beleidigend und hat den Menschen Angst eingejagt.«

»Inwiefern?«

»Er hat den Schulmädchen lüsterne Blicke zugeworfen und anzügliche Gesten gemacht. Ein Mädchen hat sogar gesehen, wie er auf ein Grab uriniert hat.« Charters schüttelte den Kopf. »Solche Dinge. Soweit wir wissen, hat er sich nie an jemandem vergriffen, aber einige Mädchen haben sich bei Dr. Green beschwert und ich führte deswegen ein langes Gespräch mit ihr. Das Ergebnis war, dass ich beschloss, ihn...



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