Robinson | Das verschwundene Lächeln | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 437 Seiten

Reihe: Die Yorkshire-Morde

Robinson Das verschwundene Lächeln

Kriminalroman | Die Yorkshire-Morde 6 - Ein Kind in den Fängen von Serienmördern
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-658-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman | Die Yorkshire-Morde 6 - Ein Kind in den Fängen von Serienmördern

E-Book, Deutsch, Band 6, 437 Seiten

Reihe: Die Yorkshire-Morde

ISBN: 978-3-98952-658-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Das Böse kommt nach Eastvale - der gefährlichste Fall für Inspector Alan Banks ... Als die junge Mutter Brenda Scupham mitansehen muss, wie zwei angebliche Sozialarbeiter ihre kleine Tochter Gemma mitnehmen, weiß sie noch nicht, dass ein Serienmörder-Paar auf freiem Fuß ist. Selbst Tage späte findet die Polizei keine Spur und Detective Chief Inspector Banks verliert jede Hoffnung, das Mädchen jemals lebend wiederzufinden. Stattdessen führt seine Suche ihn zu der Leiche eines Mannes, der in einer alten Miene gefunden wurde - und zu der verstörenden Verbindung zwischen den beiden Fällen. Banks wird klar, dass er sich den grausamsten Tätern stellen muss, mit denen er es in den Yorkshire Dales je zu tun hatte ... »Provokativ, faszinierend und unvergesslich« BooklistEiskalte Psychospannung für Fans von Val McDermid - alle Bände der »Yorkshire-Morde«-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Peter Robinson (1950-2022) wurde in Yorkshire geboren und lebte nach seinem Studium der englischen Literatur in Toronto, Kanada. Er wurde für seine Werke mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Edgar Allan Poe Award. Seine Bestseller-Reihe um Inspector Alan Banks feierte internationale Erfolge und wurde auch als Fernsehserie adaptiert. Bei dotbooks veröffentlichte der Autor die »Yorkshire-Morde«-Reihe um Detective Chief Inspector Banks. Band 1 »Augen im Dunkeln« ist auch als Hörbuch bei AUDIOBUCH erhältlich.
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Kapitel 1


Das Zimmer war ein Saustall, die Frau eine Schlampe. Vor der Küchentür lag eine nackte Kinderpuppe rücklings auf dem Boden, ein Auge fehlte, der rechte Arm war erhoben. Der Teppich darunter war derartig mit festgetretenem Dreck und Essensresten befleckt, dass man nur schwer sagen konnte, welchen Braunton er ursprünglich einmal gehabt hatte. Oben in einer Ecke, neben dem zur Straße gehenden Fenster, hatte sich die blass geblümte Tapete wegen einer feuchten Stelle gelöst. Die Fenster waren mit Ruß verschmiert und die dürftigen orangefarbenen Vorhänge hätten dringend gewaschen werden müssen.

Als sich Detective Chief Inspector Alan Banks auf die Kante des abgewetzten olivgrünen Sessels hockte, spürte er, wie sich eine Feder in seinen linken Oberschenkel bohrte. Er bemerkte, dass Detective Constable Susan Gay mit verächtlichem Blick ein grelles Ölgemälde von Elvis Presley über dem Kaminsims betrachtete. Der »King« trug einen mit Juwelen besetzten weißen Umhang mit hohem Kragen und hielt ein Mikrofon in seiner mit vielen Ringen besetzten Hand.

Im Kontrast zur schäbigen Einrichtung stand eine nagelneue Stereoanlage vor der einen Wand. Außerdem gab es noch einen grüngelben Wellensittich, der in seinem Käfig nervtötend vor sich hin trällerte, sowie einen gewaltigen mattschwarzen Farbfernseher, der aus einer Ecke plärrte. »Blockbusters« lief gerade und Banks hörte Bob Holness fragen: »Welches afrikanische Land, das mit einem ›B‹ beginnt, grenzt an Südafrika?«

»Könnten Sie den Fernseher bitte etwas leiser stellen, Mrs Scupham?«, bat Banks die Frau.

Sie sah ihn zuerst ausdruckslos an, als würde sie seine Bitte nicht verstehen, ging dann hinüber und schaltete den Fernseher ganz aus. »Sie können mich Brenda nennen«, sagte sie, nachdem sie sich wieder hingesetzt hatte.

Banks musterte sie eingehender. Ende zwanzig, mit langem, schmutzig blondem Haar, das die dunklen Wurzeln nicht verbarg, besaß sie eine gewisse schmierige sexuelle Ausstrahlung, die auf ausschweifendes Vergnügen im Bett hindeutete. Dies zeigte sich in der Trägheit ihrer Bewegungen; sie ging, als würde sie sich in einem heißen und feuchten Klima befinden.

Sie hatte ein paar Pfund Übergewicht, ihr pinkfarbenes Poloshirt und ihr schwarzer Minirock wirkten eine Nummer zu klein. Die vollen Lippen ihres Schmollmundes waren großzügig mit scharlachrotem, auf ihre langen, lackierten Fingernägel abgestimmtem Lippenstift nachgezogen und ihre leeren blassblauen, mit passendem Lidschatten umrandeten Augen gaben Banks das Gefühl, er würde jede Frage wiederholen müssen.

Angesichts des Aschenbechers auf dem zerkratzten Couchtisch vor ihm holte Banks seine Zigaretten hervor und bot sie der Frau an. Sie nahm eine, und als er ihr Feuer gab, beugte sie sich vor und hielt ihr Haar mit einer Hand zurück. Wohl irgendeinem Filmstar nacheifernd, blies sie den Rauch durch die Nase aus. Hauptsächlich, um den eigenartigen Geruch nach Kohl und Nagellackentferner zu überlagern, der das Zimmer durchdrang, zündete er sich selbst eine Zigarette an.

»Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, dass etwas nicht stimmte?«, fragte er sie.

Sie hielt inne und runzelte die Stirn, dann antwortete sie mit einer tiefen, von zu vielen Zigaretten rauchigen Stimme: »Erst heute Nachmittag. Ich rief dort an und sie sagten zu mir, sie hätten noch nie von Mr Brown und Miss Peterson gehört.«

»Und da haben Sie sich Sorgen gemacht?«

»Ja.«

»Warum haben Sie so lange gewartet, bevor Sie die Sache überprüft haben?«

Brenda hielt inne, um an ihrer Zigarette zu ziehen. »Keine Ahnung«, antwortete sie. »Ich dachte, es wird ihr schon gut gehen.«

»Aber Sie hätten bereits heute Morgen anrufen können. Da sollte sie doch zurückgebracht werden, oder?«

»Ja. Ich weiß nicht. Hätte ich wohl tun können. Nur ... ich hatte was zu erledigen.«

»Haben sich die beiden irgendwie ausgewiesen?«

»Sie hatten beide eine Art Ausweis, ganz offiziell.«

»Was stand darauf?«

Mrs Scupham drehte ihren Kopf zur Seite und zeigte nur noch ihr Profil. »Ich habe nicht genau hingeschaut. Alles ist so schnell gegangen.«

»Waren Fotos von den beiden auf den Ausweisen?«

»Nein, ich glaube nicht. Das hätte ich bestimmt bemerkt.«

»Was genau haben sie zu Ihnen gesagt?«, wollte Banks wissen.

»Sie stellten sich vor und sagten, sie kämen vom Sozialamt, und dann zeigten sie mir ihre Ausweise ...«

»Das passierte alles an der Tür, bevor Sie die beiden hereingelassen haben?«

»Ja. Und dann erklärten sie, sie würden mich wegen Gemma besuchen. Da musste ich sie ja reinlassen, oder? Sie kamen von der Behörde.«

Als sie den Namen ihrer Tochter erwähnte, wurde ihre Stimme etwas brüchig. Banks nickte. »Was geschah dann?«

»Nachdem ich sie reingelassen hatte, sagten sie, ihnen lägen Berichte vor, dass Gemma ... äh, dass sie misshandelt oder missbraucht wurde.«

»Haben die beiden gesagt, woher sie das wussten?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Haben Sie nicht nachgefragt?«

»Daran habe ich gar nicht gedacht. Sie waren so ... also, er trug einen guten Anzug und sein Haar war kurz geschnitten und ordentlich gekämmt, und sie war auch sehr gepflegt angezogen. Sie machten einfach einen sehr selbstsicheren Eindruck. Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, irgendetwas zu fragen.«

»Hatten die beiden denn Recht mit ihrer Behauptung?«

Mrs Scupham wurde rot. »Natürlich nicht. Ich liebe meine Tochter. Ich würde ihr nie etwas antun.«

»Fahren Sie fort«, bat Banks. »Was haben sie dann gesagt?«

»Das war eigentlich alles. Sie sagten, sie müssten Gemma mitnehmen, nur für eine Nacht, um ein paar Tests und Untersuchungen mit ihr anzustellen, und wenn die in Ordnung wären, würden sie sie heute Morgen wieder zurückbringen, genau wie ich Ihnen am Telefon sagte. Als sie dann nicht kamen, habe ich mir solche Sorgen gemacht ... ich ... Wie kann man nur so etwas tun, einfach das Kind von jemand anderem stehlen?«

Banks konnte sehen, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Er wusste, dass er ihr keinen Trost geben konnte. Tatsächlich war das Beste, was er tun konnte, ihr nicht vorzuwerfen, wie furchtbar dumm sie gewesen war, und sie nicht zu fragen, ob sie denn nicht von den Fällen vor ein paar Jahren gehört hatte, als falsche Sozialarbeiter mit eben solchen Geschichten, wie man ihr eine aufgetischt hatte, in ganz England von Wohnung zu Wohnung gezogen waren. Nein, am besten hielt er seinen Mund.

Sie hatte Angst vor Autoritäten, eine wahrscheinlich angeborene Angst, und das bedeutete, sie würde so gut wie alles glauben, was ihr jemand erzählte, der in einem Anzug steckte und mit einem Ausweis, einem ordentlichen Haarschnitt und einer gebildeten Ausdrucksweise daherkam. Damit stand sie nicht allein. Häufig hatten die unechten Sozialarbeiter einfach darum gebeten, die Kinder gleich vor Ort untersuchen zu dürfen, ohne sie mitzunehmen. Banks fragte sich, wie viele Mütter, neben all denen, die ihre Kinder freimütig fremden Leuten mitgegeben hatten, diese Untersuchung wohl erlaubt hatten und dann zu verängstigt oder beschämt gewesen waren, es zuzugeben.

»Wie alt ist Gemma?«, fragte Banks.

»Sieben. Erst sieben.«

»Wo ist Ihr Mann?«

Mrs Scupham schlug die Beine übereinander und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Ich bin nicht verheiratet«, erklärte sie. »Das können Sie ruhig wissen. Das ist heutzutage keine Schande mehr, wo es so viele Scheidungen gibt.«

»Was ist mit Gemmas Vater?«

»Terry?« Angewidert verzog sie ihre Oberlippe. »Der ist schon lange weg.«

»Wissen Sie, wo er sich aufhält?«

Mrs Scupham schüttelte den Kopf. »Er verschwand, als Gemma drei war. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Zum Glück.«

»Wir müssen Kontakt zu ihm aufnehmen«, stellte Banks fest. »Können Sie uns irgendwelche Informationen geben, die uns weiterhelfen?«

»Wieso? Sie denken doch nicht ... Sie denken doch wohl nicht, dass Terry etwas damit zu tun haben könnte?«

»Noch denken wir gar nichts. Aber immerhin hat auch er ein Recht darauf zu wissen, was mit seiner Tochter passiert ist.«

»Ich verstehe nicht, wieso. Auch als er noch hier war, hat er sich nie für sie interessiert. Warum sollte er es dann jetzt tun?«

»Wo ist er, Brenda?«

»Wie gesagt, ich habe keine Ahnung.«

»Wie lautet sein voller Name?«

»Garswood. Terry Garswood. Terence, nehme ich an, aber jeder hat ihn Terry genannt.«

»Was war er von Beruf?«

»Er war bei der Army. War kaum hier.«

»Gibt es sonst jemanden? Einen Mann, meine ich?«

»Ja, Les. Wir sind jetzt fast ein Jahr zusammen.«

»Wo ist er?«

Sie zuckte mit ihrem Kopf. »Da, wo er immer ist, im Barleycorn um die Ecke.«

»Weiß er, was passiert ist?«

»O ja, er weiß es. Wir haben uns deswegen gestritten.«

Banks sah, dass Susan Gay von ihrem Notizbuch aufschaute und ungläubig den Kopf schüttelte.

»Kann ich noch eine Zigarette haben?«, bat Brenda Scupham. »Ich wollte noch welche holen, hab es dann aber vergessen.«

»Selbstverständlich.« Banks gab ihr eine Silk Cut. »Wo arbeiten Sie, Brenda?«

»Ich arbeite nicht ... ich ... ich bin Hausfrau.« Er gab ihr Feuer und sie hustete nach dem ersten Zug. Sie klopfte sich auf die Brust. »Ich sollte aufhören«, sagte sie.

Banks nickte. »Ich auch. Hören Sie, Brenda, meinen Sie, Sie könnten uns eine Beschreibung von diesem Mr Brown und dieser Miss Peterson geben?«

Sie runzelte die Stirn. »Ich werde es versuchen. Aber ich kann mir Gesichter nicht...



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