E-Book, Deutsch, Band 3, 260 Seiten
Reihe: Until Us
Robichaux Until Us: Cece
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-903278-77-6
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 260 Seiten
Reihe: Until Us
ISBN: 978-3-903278-77-6
Verlag: Romance Edition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seit KD Robichaux im Alter von zwölf einen Roman von Sandra Brown aus dem Bücherfundus ihrer Mutter stibitzt hatte, wollte sie Autorin werden. Sie ging aufs College, wo sie ihren eigenen Alphahelden traf, ihn heiratete und den Traum vom Schreiben vorerst auf Eis legte. Während ihre Familie wuchs, verschlang sie so viele Bücher wie möglich und startete einen Blog, um ihre Leseerfahrungen und den einen oder anderen Hot Read mit Gleichgesinnten zu teilen. Als ihr Blog bekannt wurde, nutzte sie ihren Abschluss und wurde Lektorin. Mit den Kindern auf der Schule und der Ermutigung ihrer Autorenfreunde, setzte sie sich endlich an ihren ersten eigenen Roman und schrieb gleich eine ganze Serie: The Blogger Diaries, die Erzählung ihrer ganz persönlichen Liebesgeschichte. Mittlerweile hat sie über fünfzehn Romane in unterschiedlichen Genres der Liebesliteratur veröffentlicht.
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1
Cece
»Ich habe mit einer anderen Frau geschlafen, okay?«
Seine Worte – achtlos ausgesprochen, gefühllos, beinahe anklagend – hallen in meiner wunderschönen Küche wider. Oder vielleicht nur in meinem Kopf. Denn meine Küche mit ihren grauen Holzdielen, den Hochglanzfronten und makellosen Marmor-Arbeitsplatten ist nicht nur einem Magazin für Inneneinrichtung würdig, sondern auch gespickt mit gemütlichen Akzenten, Leckereien, Geschirr und Haushaltsgeräten; vor allem aber steckt sie voller Erinnerungen an Liebe und Lachen – zumindest war das bis vor einer Sekunde so. Wir haben unsere ehelichen Streitereien immer auf die Privatsphäre unseres Schlafzimmers beschränkt, wo unsere Töchter uns nicht hören konnten. Nein, in meiner Küche hallt es für gewöhnlich nicht. Die lauten Worte meines Ehemanns würden hier nicht so widerklingen, wie sie es unablässig in meinem Kopf tun.
Ich habe mit einer anderen Frau geschlafen, okay?
Ich habe mit einer anderen Frau geschlafen, okay
Ich habe mit einer anderen Frau geschlafen ...
... mit einer anderen Frau geschlafen ...
... einer anderen Frau ...
Ich schlucke schwer, vollkommen erstarrt, nicht einmal im Stande meine Hand sinken zu lassen, mit der ich immer noch den Schneebesen umklammere. Mit dem anderen Arm halte ich eine Rührschüssel im Würgegriff, weil ich gerade dabei war, die Lieblingskekse meiner drei kleinen Mädchen zu backen: Erdnussbutterkekse mit Stückchen.
Und jetzt bin ich wie paralysiert. Unfähig, zu blinzeln. Habe ich ihn richtig verstanden? Der Ausdruck auf seinem Gesicht – eine Mischung aus Ärger und Resignation – sagt mir, dass es stimmt. In meinem Kopf sieht es jedoch anders aus. Während ich versuche, zu verarbeiten, was mir soeben eröffnet wurde, färbt sich der Bildschirm in meinem Innern blau und das Unheil versprechende Laderädchen dreht sich unaufhörlich. Ich brauche jemanden, der bei mir die richtigen Knöpfe drückt. Strg + Alt + Entf. Oder bin ich ein Mac? Bitte, irgendjemand, beende sofort alle Programme und starte mich neu. Mein gesamtes System reagiert nicht mehr und muss erneut hochgefahren werden.
Zur Hölle, ich fürchte, diese einfachen Tricks würden nicht ausreichen, um die Verwüstung aufzuhalten, die sich langsam durch mein Bewusstsein frisst. Es sieht ganz so aus, als bräuchte ich eine Rücksetzung auf meine Werkseinstellungen, denn ist das alles erst in meinen Verstand gesickert, werde ich mich wohl nie wieder davon erholen. Mich in eine Schüssel Reis zu legen, um die Informationen wie schädliche Feuchtigkeit rauszuziehen, wird ebenfalls kaum helfen.
Der Absturz ist bereits in vollem Gange. Warum ziehe ich diese ganzen Elektronikvergleiche? Ich bin eine Vollzeit-Mom, kümmere mich um unser Zuhause und umsorge unsere Kinder, wie ein verdammtes Heimchen am Herd. Wie man einen Computer neustartet, weiß ich nur, weil der Bildschirm meines Laptops beim Versuch eingefroren ist, einen Pinterest-Post darüber einzustellen, wie man am besten Kaugummi aus Teppichboden entfernt: mit einer Plastiktüte voller Eiswürfel. Sobald der Kaugummi erstarrt ist, kann man ihn leicht wegkratzen, um ihn anschließend mit Seife und einem Schuss Essig zu behandeln.
Ich höre meinen Namen.
»Cece ...«
Aber es klingt weit weg, als würde das Geräusch aus großer Entfernung zu mir dringen. Vielleicht auch gedämpft, wie wenn etwas das Mikrofon des Anrufers verdeckt.
»Cece ... hörst du mir zu?«, erklingt die Stimme erneut, aber ich kann nicht antworten. Mein Bewusstsein schließt noch zu Mikes Worten auf und entscheidet sich kurzerhand dazu, mich mit einer Diashow unserer gesamten Ehe zu bombardieren. Man sagt, kurz bevor man stirbt, zieht noch mal das ganze Leben an einem vorbei. Passiert das auch, wenn dir dein Ehetod bevorsteht?
Der Moment, an dem wir uns trafen. Ich, seit kaum drei Tagen frisch gebackene Highschoolabsolventin, und er kurz vor seinem College-Abschluss. Er war ein Traumtyp und auf mein achtzehnjähriges Ich – und auch meine Libido von damals – wirkte er so viel älter und weltgewandter.
Der Moment seines Heiratsantrags, auf einem Knie bei einem Dinner mit seinen Eltern.
Unsere wunderschöne Hochzeit, bezahlt von seiner wohlhabenden Familie, weil mein Vater leider ein Drecksack war, der meiner Schwester Mia und mir nichts als einen Vaterkomplex und Verlustängste hinterlassen hat. Und obwohl mein Stiefvater der großartigste Mann auf diesem Planeten ist, konnte er sich nicht annähernd die Extravaganz leisten, die von den Willimsons erwartet wurde, um ihren Etepetete-Eindruck aufrechtzuerhalten.
Wie ich direkt in unserer Hochzeitsnacht schwanger wurde – mit Zwillingen, natürlich. Neun Jahre ist es bereits her, dass sie zur Welt kamen, noch vor unserem ersten Hochzeitstag. Das Gerücht, wir hätten nur geheiratet, weil Mike mich geschwängert hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Klatschmäuler waren allerdings schnell mundtot gemacht. Immerhin hatten wir die pompöse Feier über Monate geplant, und jeder, der halbwegs rechnen konnte, erinnerte alle anderen daran.
Drei Jahre später kam unsere süße Unruhestifterin Ruby zur Welt, mit der unsere kleine Familie vollzählig war. Nun ja, für Mike war sie das. Er hatte gelesen, dass die Wahrscheinlichkeit auf männlichen Nachwuchs bei unter zwanzig Prozent lag, wenn ein Paar bereits zwei Töchter hatte, dasselbe galt natürlich auch andersrum. Und bei drei Kindern desselben Geschlechts sanken die Chancen sogar auf unter zehn Prozent. Angesichts dieser geringen Aussichten auf einen Sohn war das Thema Kinderkriegen für ihn abgehakt.
Ich hingegen hätte auch hundert Babys bekommen und jedes davon gewollt. Meine Töchter sind das Zentrum meines Universums, der Grund, warum ich lebe. Warum ich atme. Nur für sie. Und bestimmt nicht für meinen Ehemann, der sich schon so lange von mir fernhält.
Beschäftigt. Er sei beschäftigt gewesen.
Er arbeitet Vollzeit, sechzig Stunden pro Woche, um für seine Frau und drei Kinder zu sorgen. Außerdem für unser großes Haus, seinen Sportwagen und den Truck sowie meinen schicken Tahoe mit all dem Schnickschnack, weil Mike verdammt sei, wenn er etwas so ... Mittelständisches wie einen Minivan kaufen würde. Lieber stirbt er, als gesehen zu werden, wie er in etwas rumfährt, das nicht mindestens sechzig Riesen gekostet hat – seine Worte, nicht meine.
Und so war es an mir, mich um unser Heim und die Kinder zu kümmern. Was ich absolut liebe, keine Frage, aber das ist eher ein glücklicher Zufall. Würde ich es nicht lieben, eine Hausfrau zu sein und jede Sekunde mit meinen Mädchen zu verbringen, dann säße ich ziemlich in der Patsche, denn genau das hat Mike aus mir gemacht. Er brauchte eine Vorzeigegattin, eine perfekte Pinterest-Mom. Er wollte, dass ich Joanna Gaines in den Schatten stelle.
Ich schnaube innerlich.
Ja, klar. Als könnte irgendjemand diese Göttin in den Schatten stellen.
Mike brauchte das alles, weil seine Mutter genau das war. Damit wir den Anschein erweckten, das perfekte Fünfzigerjahre-Ehepaar zu sein. Ich habe direkt nach der Highschool geheiratet und wurde mit Zwillingen schwanger. Ich ging nie aufs College. Himmel, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht einmal irgendwo richtig angestellt, mit Ausnahme dieses Kellner-Jobs während meiner letzten zwei Schuljahre. Was mittlerweile zehn Jahre zurückliegt und immer noch antworte ich mit Gern geschehen, wenn sich jemand bei mir bedankt.
Ich habe mich nie beschwert. Ich führe ein gutes Leben. Ich habe mir ein absolut anbetungswürdiges Heim eingerichtet. Ich habe jede Minute mit meinen Babys verbracht und keine einzige Sekunde ihres Lebens verpasst. Ich durfte meine Tage damit verbringen, neue Rezepte auszuprobieren, mit meinen Kindern zu malen und zu basteln sowie mir viele andere tolle Dinge auszudenken, um jene Stunden zu füllen, die Mike auf der Arbeit verbrachte. Wenn er abends nach Hause kam und kurz nach dem gemeinsamen Schlafenlegen unserer Mädchen um Punkt neun ins Bett fiel, war ich ebenso erschöpft.
»Cecilia!«
Nicht das Brüllen meines vollen Vornamens dicht vor meinem Gesicht lässt mich zusammenzucken; nicht deshalb erschrecke ich so sehr, dass mir die Glasschale voller Erdnussbuttermatsch aus den Fingern rutscht und zu Boden fällt, wo sie in abertausend Splitter und Spritzer explodiert.
Es ist Mikes Hand auf meinem Oberarm. Seine Berührung, die sich wie ein siedender Schmerz in mein Innerstes frisst und die Wahrheit seiner Worte endlich vollständig zu mir durchdringen lässt.
»Fass mich nicht an!«, zische ich, im Begriff, einen Schritt zurückzumachen. Und obwohl mein Ehemann offensichtlich ein fremdgehender Mistkerl ist, empfindet er scheinbar noch genug für mich, um meinen erstarrten Körper hochzuheben, bevor ich barfuß in eine Scherbe treten kann.
Er setzt mich auf der marmornen Arbeitsplatte ab, rückt aber von mir weg, als ich mit meinen Nägeln in sein Gesicht fassen will. Er tritt in den matschigen Teig, rutscht aus und bekommt gerade noch den Kühlschrankgriff zu fassen, bevor er auf dem Boden aufschlagen kann.
Schade eigentlich.
»Cece, ich weiß, du bist mitgenommen ...«
»Mitgenommen? Mitgenommen!«
»... aber das kann kein großer Schock für dich sein. Wir sind seit Jahren nicht mehr glücklich«, redet er weiter, als stünde ich nicht kurz davor, den Messerblock leerzuräumen und ihm alle Klingen gleichzeitig an den Kopf zu werfen.
»Oh, waren wir nicht? Das ist mir neu, Mike! Ich war nämlich ziemlich glücklich damit, dir das perfekte Heim zu geben, deine...




