Rober | Höllenteufel | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 501 Seiten

Rober Höllenteufel


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7541-7666-5
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 501 Seiten

ISBN: 978-3-7541-7666-5
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als ein junges Paar nachts durch den verschneiten Schwarzwald von einem Familientreffen nach Hause fährt, haben sie ein schockierendes Erlebnis: Plötzlich steht ein in Weiß gekleidetes junges Mädchen auf der Fahrbahn. In der Hand hält es einen blutigen Dolch und auch das Gewand ist blutdurchtränkt! Den Ermittlern Sarah Hansen und Thomas Bierman mangelt es zunächst an Ansatzpunkten, denn das geheimnisvolle Mädchen spricht kein Wort! Auch der Fund des Ortes der gruseligen Geschehnisse bringt die Polizei nicht weiter. Schließlich ist es eine missglückte Entführung, die eine Verbindung zu dem seltsamen Fall aufweist und die Er¬mittlungen in eine andere Richtung lenkt.

Andre Rober, geboren 1970 in Freiburg im Breisgau, studierte Volkswirtschaftslehre und arbeitete nach dem Abschluss mehrere Jahre für Banken im In- und Ausland. Mit der Absicht, sich beruflich zu verändern, machte er eine Ausbildung zum Business Coach und arbeitete parallel an seinem Erstlingswerk 'Sturmernte'. Mit 'Höllenteufel' erscheint der vierte Band rund um die Ermittlerin Sarah Hansen, ihren Partner Thomas Bierman und deren Team bei der Kriminalpolizei Freiburg.
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Kapitel IV


Professor Doktor Schwarz, Leiter der Rechtsmedizin an der Uni Freiburg, sah mit hoffnungsvollen Augen auf die junge Ärztin, die aus dem Behandlungszimmer kam, sich kurz umsah und dann auf ihn zuschritt.

„Physisch gesehen geht es der Patientin bis auf die leichten Erfrierungen und eine mittelschwere Unterkühlung gut“, begann sie ohne Umschweife. „Sie weist bis auf die eindeutigen Fesselspuren an Hand- und Fußgelenken keinerlei äußere Verletzungen auf, hat guten Pupillenreflex, Greifreflex, reagiert auf Ansprache mit Drehung des Kopfes. Sie ist gefügig bezüglich meiner Anweisungen, ich meine, sie tut, was ich ihr zeige. Aber sie spricht nicht! Es ist ein mittelschwerer Zustand von Lethargie. Sie reagiert nicht auf Fragen, die eine Antwort oder Geste wie Nicken oder Kopfschütteln erfordern. Wenn ich sie bitte, den Arm zu heben, tut sie nichts, bis ich ihr den Arm führe. Das lässt sie aber bereitwillig zu.“

Schwarz runzelte die Stirn. Diese Art, auf ein Trauma zu reagieren, kam, neben einer in unterschiedlichen Ausprägungen auftretenden Lethargie, gelegentlich vor.

„Nicht ungewöhnlich“, sagte er. „Wir wissen zwar nicht, was ihr widerfahren ist, aber die Kollegen vor Ort vermuten, dass es etwas Schreckliches gewesen sein muss. Sie haben die Kleidung ja ebenfalls gesehen. Nichtsdestotrotz müssen wir so schnell wie möglich mit der Beweissicherung anfangen. Ich habe leider derzeit keine medizinische Mitarbeiterin. Würden Sie mich unterstützen?“

„Natürlich! Aber gestatten Sie mir eine Frage. Sie erinnern sich nicht an mich?“

Der Rechtsmediziner musterte die Ärztin einen Moment eindringlich.

„Ja, Sie kommen mir irgendwie bekannt vor“, gab er von sich. „Sie saßen sicher während des Studiums in einem meiner Kurse zum Thema Rechtsmedizin?“

Die Frau lachte.

„Ja, das auch. Außerdem haben Sie mich mündlich geprüft. Vier Jahre ist das her, damals wog ich satte 20 Kilo mehr, hatte noch kurzes Haar und war blond.“

Jetzt klickte es bei Schwarz.

„Saskia Fichter!“, brach es aus ihm heraus. „ich erinnere mich! Ich gab Ihnen damals eine Eins.“

Die Ärztin wiegte den Kopf ein wenig hin und her.

„Eine Eins minus“, korrigierte sie und lächelte. „Und dass ich nicht mehr Fichter heiße, sondern Wiese, hat es Ihnen neben den Haaren sicher nicht leichter gemacht.“

Der Rechtsmediziner nickte zustimmend.

„Ja, das stimmt. Brünett steht Ihnen aber gut! Nun, dann sind Sie ja geradezu prädestiniert, die Beweise abzunehmen. Eine Frage vorweg: Haben Sie das Mädchen schon gynäkologisch untersucht?“

Dr. Wiese nickte.

„Ja, und zwar ohne Befund. Ich meine, keinerlei Anzeichen eines sexuellen Missbrauchs. Das Hymen ist intakt, sie ist definitiv noch Jungfrau.“

„Gott sei Dank!“, entfuhr es Schwarz. „Wenigstens ist ihr das erspart geblieben. Einen Moment bitte.“

Er griff nach seinem Handy, das stummgeschaltet in seiner Kitteltasche vibrierte.

„Ja, Mustafa?“, meldete er sich und lauschte dem Gegenüber.

„Haben Sie Bierman schon Bescheid gegeben?“, hakte er nach.

Das Gespräch war kurz. Als Schwarz aufgelegt hatte, sah er mit ernster Miene zu Dr. Wiese hinüber.

„Das war ein Mitarbeiter des kriminaltechnischen Labors, dem schon eine Blutprobe gebracht wurde. Er ist schnell und gut, und er hat herausgefunden, dass es sich bei dem Blut auf der Kleidung des Mädchens und auf dem Messer, das es bei sich trug, eindeutig um menschliches Blut handelt! Ich wage mir gar nicht auszumalen, was die Kleine hat ansehen müssen!“

„Schrecklich!“, pflichtete Dr. Wiese bei. „Wollen wir loslegen?“

Sie schritt voran und führte den Rechtswissenschaftler zu dem Behandlungsraum, aus dem sie kurz zuvor gekommen war. In dem einzigen Bett lag mit aufgerichtetem Oberkörper das etwa vierzehn Jahre alte Mädchen unter einer Schicht warmer Decken, und ein Bedienmodul, das am Bett hing, zeigte an, dass auch eine Heizdecke in Betrieb war. Außer einer Fingermanschette, welche die Sauerstoffsättigung und den Puls auf einen Monitor übertrug, war die Patientin an keine weiteren Geräte angeschlossen. Die Schwester, die neben der Jugendlichen auf der Bettkannte saß und ihr die freie Hand hielt, sah auf, als die beiden Ärzte eintraten. Auch das Mädchen hob den Kopf und wandte sich der Tür zu, ihr Blick aber war leer und ausdruckslos und sie zeigte keinerlei Mimik.

„Da bin ich wieder“, flötete Dr. Wiese in fröhlichem Tonfall, um die Situation gar nicht erst bedrückend oder beängstigend werden zu lassen.

„Und wie ich dir gesagt habe, habe ich dir einen netten Herrn mitgebracht, der sich deine Arme, Hände und Füße anschauen möchte. Hab keine Angst, du brauchst dich nicht auszuziehen!“

Ob das Mädchen die an sie gerichtete Erklärung verstand, war in keiner Weise festzustellen. Kaum waren die Worte der Ärztin verklungen, sah sie wieder mittig auf die Bettdecke vor sich, ohne dass eine Regung auf dem Gesicht zu erkennen gewesen wäre. Sie zuckte nicht einmal zurück, als die Ärztin vorsichtig ihren rechten Arm von der Bettkante aufnahm und ihrem Kollegen das Handgelenk zeigte, an dem sich blauunterlaufene Einschnürungen abzeichneten. Sogar das Muster eines sehr groben, dicken Stricks oder Seils war zu erkennen. Schwarz winkte seine Kollegin in eine Ecke des Raumes und besprach sich mit ihr in gedämpfter Lautstärke.

„Hatten die Sanis die Hände in Plastiktüten gepackt?“, fragte Schwarz hoffnungsvoll.

Mit einem belustigten und gespielter Empörung durchsetzten Blick sah Wiese den Rechtsmediziner an.

„Ihnen merkt man aber auch an, dass Sie sonst nur an Leichen arbeiten“, gab sie zurück. „Selbstverständlich nicht, schließlich musste die junge Frau erst mal stabilisiert werden.“

Schwarz zuckte die Schultern.

„Machen Sie bitte trotzdem einen Abstrich rund um das Gelenk und sehen Sie sich die Schürfmale unter der Lupe an. Vielleicht lässt sich ja doch noch ein Faserstück finden. Die Fingernägel?“

Die beiden Mediziner traten wieder ans Bett und Dr. Wiese nahm die Hand des Mädchens behutsam, ja fast zärtlich, und hob die Fingerspitzen ins Licht. Es waren immer noch Reste von dem Blut zu erkennen, das wohl nur notdürftig weggewischt worden war.

„Nichts zu sehen, ich nehme natürlich trotzdem Proben“, sagte die Ärztin und begann, das Gelenk mit einer Lupe abzusuchen. Schwarz sah ihr interessiert zu, wie sie im Anschluss geschickt ein steriles Tuch nahm, um das Handgelenk fuhr und es in eine Beweismitteltüte gleiten ließ.

„Meinen Sie nicht, bei den Mengen an Sanguis ist eine Tatortzuordnung auch ohne weitere forensische Spuren eindeutig?“, fragte sie, während sie mit dem Fuß des Mädchens auf die gleiche Weise verfuhr. Um das Mädchen nicht zu verschrecken nutzte sie bewusst den medizinischen Fachausdruck für Blut.

„Sicher“, bestätigte Schwarz. „Aber meist gilt es, verschiedene andere Dinge ebenfalls forensisch in Verbindung zu bringen. DNA von Drittpersonen, die Eigentümerschaft beziehungsweise den Lagerort des Seils, vielleicht sogar die Einzigartigkeit eines Knotens. Deswegen machen Sie auch bitte Makroaufnahmen jeder einzelnen Druckstelle. Eine entsprechende Kamera habe ich dabei. Stopp!“

Wiese hielt inne.

„Hatten die Sanis einen Zugang am Fuß der Patientin gelegt? Oder Sie hier in der Klinik?“

Die Angesprochene schüttelte den Kopf.

„Ich sehe, was Sie meinen“, kam sie Schwarz zuvor und deutete auf einen Punkt am Spann des Fußes, um den sich ein blauer Fleck gebildet hatte.

„Als sie eingeliefert wurde, waren ihre Gliedmaßen noch kälteinduziert zyanotisch, da ist mir das nicht aufgefallen.“

Sie beäugte die kleine Wunde mit der Lupe.

„Ja, das wird ein Zugang gewesen sein. Mit einer sehr dünnen Kanüle.“

„Machen Sie ein Foto!“, ordnete Schwarz an. „Wird bei dem Tox-Screening auch auf BTM getestet?“

Wiese hob den Kopf.

„Sie glauben, dass sie über diesen Zugang anästhesiert wurde? Wäre denkbar. Und ja, auch diese Werte habe ich angefordert.“

„Sehr gut!“, kommentierte der Rechtmediziner und reichte seiner Kollegin die digitale Spiegelreflexkamera. Bevor diese den Apparat entgegennahm, warf sie einen prüfenden Blick auf die kleine Patientin. Das Mädchen schien von nichts, was um es herum vorging, Kenntnis zu nehmen. Selbst dass die Krankenschwester auf dem linken Bettrand fürsorglich durch seine Haare strich und ihm beruhigend zuflüsterte, lag offenbar außerhalb seiner Wahrnehmung. Erst als der Ringblitz, der sich vorne auf dem Objektiv befand, das erste Mal das Behandlungszimmer erleuchtete, zeigte die junge Patientin eine sehr massive Reaktion: Sie schlug so plötzlich beide Arme über dem Gesicht zusammen und zog die Knie ruckartig bis ans Kinn, dass sie heftig mit der über sie gebeugten Dr. Wiese zusammenstieß. Die Kamera, hinter deren Sucher sich das Gesicht der Ärztin befand, schlug ihr hart ins Gesicht und die Getroffene taumelte zwei Schritte zurück, in der einen Hand die Canon, die andere Hand auf die rechte Augenbraue gepresst. Alle im Raum waren schwer erschrocken und der erste Blick von Schwarz und der Krankenschwester galt der jungen Patientin, die jetzt bewegungs- und tonlos im Bett saß und die Arme weiter vor dem Gesicht verschränkt hielt. Da sie keine Anzeichen einer weiteren Dekompensation hatte, legte die Schwester wieder...



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