E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Robbins Die einfachste Gewohnheit der Welt
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-98609-050-0
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Übernehmen Sie die Kontrolle über Ihr Leben mit der High-5-Habit-Methode
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-98609-050-0
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mel Robbins ist Unternehmerin, Mutter dreier Kinder und regelmäßige Kommentatorin beim Fernsehsender CNN. Sie ist außerdem Autorin mehrerer Bücher und eine der gefragtesten Speakerinnen weltweit einer ihrer TED-Talks inspirierte bereits mehr als 27 Millionen Menschen dazu, ihr Leben zu verändern.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 5
Stimmt etwas mit mir nicht?
Neulich, bei einem Familienessen, fing eine unserer Töchter an, über Reibereien mit ihrer Mitbewohnerin zu sprechen.
»Ich habe immer das Gefühl, dass ich die Schuldige bin. Es spielt keine Rolle, was ich sage oder wie ich es sage. Jedes Mal, wenn ich erwähne, was mich stört, oder eine Grenze ziehe, habe ich das Gefühl, im Unrecht zu sein. Das ist schon so oft passiert, dass ich mir immer wieder sage: Ich bin egoistisch. Ich bin ein schlechter Mensch. Das läuft jetzt schon das ganze Jahr so. Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl loswerden kann.«
Mein Mann Chris versuchte sie zu trösten: »Du bist kein schlechter Mensch. Vielleicht hast du mal Mist gebaut, aber du bist kein schlechter Mensch. Jeder macht mal Fehler. Daraus lernt man. Versprich mir einfach, dass du aufhörst, dir einzureden, dass du ein schlechter Mensch bist.« Und dann erklärte er weiter: »Nachdem das Restaurant den Bach runtergegangen war, habe ich mich wie ein kompletter Versager gefühlt. Mein Geschäftspartner betrachtete es bloß als das Risiko, das eben mit der Eröffnung eines Restaurants einhergeht. Ich konnte das nicht. Ich habe es so interpretiert, dass ich ein Versager bin. Überall, wo ich hinsah, habe ich das gesehen. Ich war nicht genug für euch Kinder da. Ich habe darin versagt, eurer Mutter ein guter Ehemann zu sein. Ich habe nicht genügend Geld verdient. Ich konnte nichts richtig machen. Wenn man sich das immer wieder vor Augen führt, fängt man an, es zu glauben. Scham ist wie eine dunkle Sonnenbrille. Sie färbt alles, was du siehst.«
Sie antwortete: »Weißt du, mir geht es da ganz ähnlich, Papa. Wenn ich als Musikstudentin ein Klassenzimmer oder ein Studio betrete, fällt mir immer auf, wie viel talentierter und cooler andere Leute sind. Ich denke darüber nach, wie viel weiter sie in ihrer Musikkarriere sind – ob sie nun bei einem Label unter Vertrag sind, Musik veröffentlichen oder Konzerte geben. Dann sehe ich mich an und denke, dass ich im Vergleich zu diesen coolen und talentierten Leuten eine Niete bin.«
Unsere andere Tochter meldete sich zu Wort: »Wir sind auf jeden Fall verwandt, denn ich denke immer, dass ich die dickste von meinen Freunden bin, und Mama denkt, dass alles ihre Schuld ist.« Dann wandte sie sich an ihren Bruder und fragte: »Und, Oakley, wie steht es mit dir? Welche negativen Gedanken hast du?«
Er zögerte keine Sekunde: »Ich mische mich nicht in dieses Gespräch ein, ihr seid deprimierend.« Das brachte uns alle zum Lachen, und dann wandte sich eines der Mädchen wieder an Chris: »Nein, im Ernst, Papa, wie nimmt man die schwarze Brille ab? Vor allem, wenn ich denke, dass ich ein schlechter Mensch bin? Ich habe ja alle möglichen Belege, um das zu beweisen.«
Meine ewige Leier (und ich habe sie so satt!)
Meine Kinder hatten mit dieser Unterhaltung recht, denn in den ersten vierzig Jahren meines Lebens lautete meine ewige Leier: »Ich habe alles verbockt.«
Das klingt dann bei mir in etwa so: Ich könnte die letzten vierzig Jahre einfach die Toilette runterspülen, weil ich es im College und im Jurastudium und in der ersten Zeit meiner Ehe vermasselt habe und eine schlechte Mutter war. Wäre ich doch nur erfolgreicher gewesen und hätte ein Haus gehabt, in dem alle Kinder genug Platz gehabt hätten, und hätte ich bloß das Geld gehabt, um einem Country-Club beizutreten, und wäre bei jeder Geburtstagsparty und jedem Lacrosse-Spiel dabei gewesen, hätte ich doch vor zehn Jahren Amazon-Aktien gekauft (Moment! Da ist noch mehr!!), hätte ich bloß in einer anderen Gegend gewohnt, einen anderen Freundeskreis gehabt, andere Entscheidungen getroffen …
Wenn ich es nur richtig gemacht hätte! Und jetzt ist es zu spät. Es ist alles meine Schuld.
Bauen Sie Ihr Selbstwertgefühl und Ihre Selbstachtung Stück für Stück wieder auf
Sie kennen das sicher auch aus Ihrem Leben. Sie haben eine Million Fehler in Ihrer Karriere, Ihren Beziehungen oder mit Blick auf Ihre Gesundheit gemacht, und jetzt ist es zu spät. Sie haben Ihr Leben verpfuscht, also können Sie es genauso gut in die Tonne kloppen. Stimmt’s? Nun, lassen Sie mich Ihnen sagen, genau so war ich.
Während ich diesen Satz schreibe, fällt es mir selbst schwer, zu glauben, wie weit ich gekommen bin. Sie werden gleich einen Teil der Horrorgeschichte hören, aber noch vor ein paar Jahren war mein Leben eine Katastrophe in Zeitlupe. Mein Selbstvertrauen war am Boden, weil ich mit Insolvenz, einer schweren Ehekrise, erdrückenden Ängsten und Arbeitslosigkeit konfrontiert war. Ich begegnete diesen Problemen, wie es viele hoch funktionale Erwachsene tun: indem ich mich mit Alkohol betäubte, meinen Mann anschrie und alles tat, um meine Probleme zu verdrängen.
Ist das ein Scherz? Ich wünschte, es wäre einer. Ehrlich gesagt, ist das der Grund, warum ich so überzeugt von den Methoden und Forschungsergebnissen bin, über die ich berichte. Ich habe alles, was ich Ihnen beibringe, dazu benutzt, mein eigenes Leben zu retten. Genau deshalb weiß ich, dass es funktioniert.
Nach zehn Jahren harter Arbeit habe ich die Geschichte meines Lebens neu geschrieben. Ich bin jetzt Unternehmerin, Bestsellerautorin und eine der meistgebuchten Vortragsrednerinnen der Welt. Wenn Sie sich meinen YouTube-Kanal anschauen, werden Sie sehen, was aus mir geworden ist: eine Person, die selbstbewusst das verfolgt, was sie will, und im Business glänzend dasteht. Jemand, der eine unvollkommen schöne fünfundzwanzigjährige Ehe mit drei großartigen Kindern geführt hat. Ich bin an dem Platz, an dem ich sein soll: Ich liebe mich selbst, fühle mich wohl in meiner Haut und arbeite jeden Tag hart daran, eine felsenfeste Beziehung zu mir selbst aufzubauen. Und dorthin sollten Sie auch kommen.
Ich wohne immer noch nicht in der richtigen Gegend und bin kein Mitglied in diesem Country-Club, und ich kann meine College- und Juraausbildung nicht wiederholen, aber ich habe mir abgewöhnt, mich mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen und mich ständig dafür runterzumachen. Es gibt keinen schnellen Weg zur Veränderung. Man muss jeden Tag in kleinen Schritten daran arbeiten. Selbstwertgefühl oder Selbstliebe kann man nicht kaufen. Man muss sie langsam aufbauen. Eine Mitgliedschaft in einem Club oder ein neues Haus werden nicht ändern, was in einem steckt. Das muss man sich mühsam erarbeiten. Sie müssen sich mit dem Teil Ihrer selbst auseinandersetzen, den Sie hassen, sich die Schmerzen verzeihen, die Sie verursacht haben (vor allem sich selbst gegenüber), und daran arbeiten, ein besseres Ich zu werden. Das ist der einzige Weg, um die Selbstachtung und das Selbstwertgefühl zu entwickeln, die Sie sich wünschen.
Sie können sich ändern
Es gibt im Leben immer wieder die Chance auf einen Neuanfang. Jeden Morgen, wenn Sie aufwachen, in den Spiegel schauen und sich entscheiden, wer Sie heute sein wollen, haben Sie eine Chance. Sie können wählen. Sie können etwas ändern. Sie können die Zeit nicht zurückdrehen, aber Sie können sich selbst den Rücken stärken, indem Sie die Zeit nutzen, die Sie haben, um die Kontrolle zu übernehmen, Ihr Verhalten zu ändern und ein neues Kapitel aufzuschlagen, das Sie stolz macht.
Das Schwierigste ist, den Fokus von dem, was Sie hassen, auf das zu richten, was Sie schaffen wollen. Denken Sie daran: Die Windschutzscheibe eines Autos ist aus gutem Grund größer als der Rückspiegel. Sie sollen nicht rückwärts fahren, sondern vorwärts, und das bedeutet, dass Sie nach vorne schauen müssen.
Ja, Sie haben sicher irgendwann Mist gebaut. Ich auch. Die schlimmsten Dinge, die Sie getan, erlebt oder überlebt haben, sind Ihre besten Lehrmeister. Hören Sie auf, sich wegen des Geschehenen Vorwürfe zu machen, verarbeiten Sie es. Verstehen Sie es. Lernen Sie die Lektionen, die in jedem Fehler, den Sie gemacht haben, und in jeder schmerzhaften Erfahrung stecken.
Ich fange an. Werfen wir einen Blick auf das knorrige, fast unerkennbare Vorher-Bild meines Lebens. Ich werde Sie in zwei Momente meines Lebens mitnehmen, die für erschütternde Geschichten stehen und leider zu 100 Prozent wahr sind.
Drei schreckliche, furchtbare, nutzlose, alles in allem schlechte Jahre
Einer der schlimmsten Abschnitte meines Lebens war die Zeit meines Jurastudiums, in der meine seit meiner Kindheit aufgestauten Ängste ihren Höhepunkt erreichten und sich zu einer regelrechten selbstzerstörerischen Phase auswuchsen. Drei Jahre lang wachte ich jeden Tag in Panik auf, denn schon während des Studiums wusste ich, dass ich nicht Anwältin werden wollte. Aber da ich keine Ahnung hatte, was ich mit meinem Leben anfangen sollte, wusste ich nicht, was ich sonst tun sollte.
Ich war ständig gereizt, gestresst und in Verzug, und meine Gedanken, Handlungen und Gewohnheiten verstärkten diese Gefühle nur noch. Außerdem war ich von lauter Menschen umgeben, die sich darüber freuten, Jura zu studieren, was mir das Gefühl gab, nicht dorthin zu gehören. Ich fühlte mich furchtbar allein. Ich hasste das ganze Lesen und Schreiben, das für einen Anwalt erforderlich ist. Ich wusste damals noch nicht, dass ich Legasthenie und ADHS habe. Ich befand mich auf einem Weg der Selbstzerstörung.
Mein Tagesablauf sah folgendermaßen aus: Ich wache verkatert auf. Denke: Verdammt, ich bin spät dran. Warum passiert mir das immer wieder? Ich starre an die Decke und muss an die bevorstehenden Kurse denken und daran, wie sehr ich mit meinen Hausaufgaben im Rückstand bin. Ich zünde mir eine Zigarette an, während ich durch die Wohnung hetze. Fahre zu Dunkin’ Donuts und bestelle die größte Tasse Milchkaffee mit drei Stück Zucker. Ich fahre zur Uni. Sitze im Unterricht und habe Panik davor,...