Ritter | Lore-Roman - Folge 13 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 13, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

Ritter Lore-Roman - Folge 13

Im Schatten der schönen Schwester
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-5505-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Im Schatten der schönen Schwester

E-Book, Deutsch, Band 13, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

ISBN: 978-3-7325-5505-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der große Juristenball ist das Ereignis der Saison. Seit Wochen schon hat sich Mannequin Sybille Gerling darauf gefreut. Doch kurz zuvor wird die verwöhnte Schönheit krank. So bittet sie ihre jüngere Schwester Ute, an ihrer Stelle mit dem charmanten Anwalt Deter Oltenbruch den Ball zu besuchen. Eifersüchtig ist Sybille sicherlich nicht auf ihre Schwester. Zu sehr ist sie sich ihrer eigenen Schönheit und ihrer Macht über Männer bewusst. Und Sybille ist überzeugt davon, dass keine andere Frau, am wenigsten aber ihre bescheidene, unscheinbare Schwester, ihrem geliebten Deter gefährlich werden kann. Und doch geschieht das Unerwartete: Beim Juristenball wendet sich Deters Herz plötzlich diesem Mädchen zu, das bisher immer nur im Schatten der schönen Schwester stand ...

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„Schön, dass du endlich kommst.“ Sybille nickte ihrer Schwester zu, als Ute die im Kellergeschoss gelegene Wohnung betrat. Ute runzelte unwillkürlich die Stirn, als sie die schreckliche Unordnung bemerkte, die ihre Schwester wieder einmal angerichtet hatte. Dafür aber sah Sybille Gerling geradezu atemberaubend schön aus. Sie trug ein kostbares Cocktailkleid, schulterfrei, und sie schlüpfte in zierliche Schuhe, die in der Farbe genau zum Kleid passten. „Mach nicht solch ein Gesicht“, schalt Sybille. „Ich bin noch nicht zum Aufräumen gekommen.“ „Hast du wenigstens das Essen fertig?“ Sybilles Lächeln wurde, wenn überhaupt möglich, noch strahlender. „Nein, das habe ich ganz vergessen.“ Sie schleuderte den einen Schuh, den sie schon angezogen hatte, wieder vom Fuß, lief auf Ute zu und nahm sie in den Arm. „Ich bin ein schreckliches Ding“, klagte sie sich an. „Ich bin zu nichts gut, ich weiß. Bitte, sei mir nicht böse.“ Es war schwer, ihr böse zu sein, und das wusste sie. Sybille Gerling besaß einen natürlichen Charme, der ihr alle Herzen zufliegen ließ. Sie nutzte es aus, ganz besonders bei ihrer Schwester, ohne dass ihr die eigene Rücksichtslosigkeit auch nur im Geringsten zum Bewusstsein kam. Es lag einfach in ihrer Natur, alles von anderen zu fordern, ohne selbst etwas dafür zu geben. „Ich setze gleich das Wasser auf“, bot sie ihrer Schwester an und drückte noch schnell einen Kuss auf Utes Stirn. Genauer gesagt, war es nur die Andeutung eines Kusses, denn Sybille hatte ihre Lippen sorgfältig nachgezogen und hütete sich, sie durch überflüssige Zärtlichkeiten zu verschmieren. „Ach Gott, jetzt hab ich ganz vergessen einzukaufen.“ Sie verschlang die Hände und schüttelte heftig den Kopf, anscheinend fassungslos, dass ein Mensch so vergesslich sein konnte, wie sie. „Bist du mir sehr böse? Ich glaube, ich habe noch irgendwo Makkaroni gesehen, koch sie dir.“ Das dritte Mal in dieser Woche. Ute schüttelte sich beim Gedanken an Teigwaren. Heute Nachmittag hatte Sybille, die als Mannequin für einen bekannten Modeschöpfer arbeitete, frei gehabt und versprochen, Fleisch und Gemüse zu kaufen. „Was hast du eigentlich den ganzen Nachmittag getan?“, fragte Ute seufzend. Sie war redlich müde von ihrer Arbeit im Büro und hatte sich so auf einen ruhigen Feierabend gefreut. „Was ich getan habe?“, wiederholte Sybille gedehnt. Sie runzelte die Stirn, als erfordere Utes einfache Frage schweres Nachdenken. „Zuerst habe ich mich ein bisschen hingelegt, als ich nach Hause kam. Es ist ja schrecklich, dass wir nicht einmal ein Bad haben oder wenigstens eine Dusche. Also, sobald ich etwas Geld zusammen habe, mieten wir uns eine richtige Wohnung. Ich finde dieses Kellerloch hier scheußlich.“ Sie bückte sich, hob den Schuh auf und betrachtete ihn verliebt. Sybille hatte eine Schwäche für hübsche Nichtigkeiten, und obwohl sie nicht schlecht verdiente, steuerte sie nie etwas zum Haushalt bei. Ihr Gehalt ging für Kleider und modische Kleinigkeiten drauf. Es war Utes Aufgabe, den Lebensunterhalt zu bestreiten und die Miete zu bezahlen. „Kleines Schäfchen!“ Sybille sah die Müdigkeit auf Utes Zügen und bemühte sich um ein zerknirschtes Gesicht. „Du nimmst alles viel zu schwer.“ Mit den Zehen schob sie einen Unterrock auf dem Fußboden zur Seite, den sie beim Umkleiden einfach hatte fallen lassen. „Du bist viel zu genau und ordentlich.“ „So?“, fragte Ute ironisch. „Wenn ich hier nicht aufräumen würde, dann sähe unsere kleine Wohnung bald schön aus.“ „Mach es wie ich, sieh zu, dass du ein bisschen unter die Leute kommst. Wenn das so weitergeht mit dir, endest du bestimmt einmal als alte Jungfer. Du bist zu schade, um später nur einen verfetteten Mops zu pflegen.“ „Ich bin abends viel zu müde, um noch an Ausgehen zu denken, und es gibt ja auch immer so viel zu tun. Ich habe wieder die ganze Waschwanne voller Wäsche.“ „Die hat Zeit“, winkte ihre Schwester lässig ab. „Du hast noch niemals etwas gewaschen!“, fuhr Ute hoch. „Und dabei hättest du viel mehr Zeit als ich.“ „Die Menschen sind verschieden. Schätzchen, mach nicht solch ein böses Gesicht, damit verdirbst du mir die ganze Freude. Ich weiß ja, dass ich nicht viel tauge, aber niemand kann aus seiner Haut. Man ist nur einmal jung, und die Zeit vergeht so furchtbar schnell …“ Deshalb könnte sie ihre kleine Wäsche aber gut selbst waschen, dachte Ute, das hat mit Jugend nichts zu tun. Aber sie schwieg, weil sie genau wusste, wie wenig Zweck es hatte, Sybille noch ändern zu wollen. Ihre Schwester nahm das Leben leicht, weil sie gar nicht anders konnte. „Wo ist Helga eigentlich?“, fragte sie, als sie den Mantel in den Schrank hängte. Helga war Sybilles Tochter, knapp drei Jahre alt und ein Kind ohne Vater. So gut die Schwestern sich auch verstanden, über Helgas Vater hatte Sybille nie etwas gesagt. „Vater unbekannt“, stand auf Helgas Geburtsschein. „Sie ist noch oben.“ Die junge Mutter, der niemand ansah, dass sie ein Kind geboren hatte, runzelte unmutig die Stirn. Sie wirkte plötzlich dadurch um Jahre älter. Sybille ließ sich nicht gern an unangenehme Tatsachen erinnern. Sie besaß die beneidenswerte Gabe, sie schnell zu vergessen. Aber ihre Tochter lebte nun einmal, stellte ohne ihr Wollen Forderungen, denen Sybille sich nicht ganz entziehen konnte. Immerhin hatte sie es auch in diesem Falle großartig verstanden, die Arbeit und Sorge für das Kind auf andere Schultern abzuwälzen. Ihre Hauswirtin, die über ihnen im Erdgeschoss wohnte, nahm sie morgens mit hinauf und behielt sie den ganzen Tag über bei sich. Ihre eigenen Kinder waren groß und ausgeflogen, und durch Helga war ihr Dasein als Witwe wieder schön und sonnig geworden. „Den ganzen Nachmittag hast du sie oben gelassen“, stellte Ute fest. „Ja!“, knurrte Sybille aufgebracht. Vorwürfe liebte sie ganz und gar nicht. „Ich brauche meinen Schlaf, sonst bekomme ich Falten. Und du weißt, was Falten in meinem Beruf bedeuten: Ich kann dann stempeln gehen. Sei doch nicht immer so schrecklich pedantisch, Ute.“ „Schon gut.“ Ute Gerling setzte das Wasser auf den Elektrokocher und öffnete die Makkaronischachtel. Appetit hatte sie nicht, aber irgendetwas musste sie ja essen, und diese Nudeln waren schnell zubereitet. „Und du, was hast du heute vor?“, fragte sie gedankenversunken. „Ich gehe mit einem ‚tollen Mann‘ aus.“ Sybille schaute entrückt gegen die Wand, als könne sie ihn dort sehen. Sie ging übrigens immer mit „tollen Männern“ aus, deshalb zeigte sich Ute durch ihre Bemerkung auch nicht im Geringsten beeindruckt. „Schwer verheiratet und ein halbes Dutzend, Kinder, wie?“, wollte sie wissen. „Daneben. Er ist Junggeselle, und Kinder hat er, soviel ich weiß, nicht. Also, wenn ich den kriegen kann, Ute … Er ist ganz verrückt nach mir.“ „Und hat sehr viel Geld?“ Sybille warf ihrer Schwester einen fast mitleidigen Blick zu. „Selbstverständlich“, entgegnete sie in einem Ton, als dürfe ein vernünftiger Mensch daran nicht zweifeln. Sie, eine strahlende Schönheit, würde doch nicht mit einem Habenichts ausgehen. Aber irgendetwas in ihrem Ton hatte Ute stutzig gemacht. „Du bist verliebt“, stellte Ute verwundert fest. „Ja“, sagte Sybille einfach. „Diesmal hat es mich richtig erwischt, glaube ich. Eigentlich verrückt, wenn ich mir das vorstelle. Ausgerechnet ich, die ich Männer doch so gut kenne, falle auf einen herein.“ „Pass auf dich auf!“, mahnte Ute. „Du sprichst wie eine Mutter, die ihrer kleinen, dummen Tochter gute Ratschläge geben muss“, spottete Sybille. „Dabei bin ich immer ein paar Jahre älter als du und kenne mich recht gut im Leben aus. Mir macht keiner was vor.“ „Ich weiß nicht. Vielleicht machst du dir selbst etwas vor, Mädchen. Achtest du darauf, dass das Wasser nicht überkocht? Ich will Helga holen.“ „Lass sie noch oben. Frau Witte freut sich, wenn sie heute ein bisschen länger bleibt. Wahrscheinlich hat sie ihr auch schon etwas zu essen gegeben. Sie ist ja ganz närrisch mit Helga.“ „Sie hat das Kind ins Herz geschlossen. Helga hat viel Ähnlichkeit mit dir, sie ist auch so liebenswürdig und charmant.“ „Du bist auch nicht ohne“, glaubte Sybille ihre Schwester trösten zu müssen. „Deine Qualitäten sitzen eben ein bisschen mehr innen. Du bist wirklich hübsch, Ute, und vor allem so solide und … na ja, du bist eine Frau, die Männer gern heiraten.“ „Und du bist eine Frau, von der die Männer träumen“, entgegnete Ute nachdenklich. „Schönen Dank.“ Sybille strahlte, denn für Komplimente war sie sehr empfänglich, obwohl man sie bisher damit verwöhnt hatte. Sie konnte gar nicht genug Schmeichelhaftes über ihre Person hören. „Schatz, wäschst du meine Strümpfe mit aus?“ Sybille rieb ihre Wange schmeichelnd an der der Schwester. „Ich bin nicht dazu gekommen. Ach … sag mal, könntest du mir noch ein bisschen Geld geben? Dreißig oder vierzig Mark genügen, du bekommst sie auch ganz bestimmt am Ersten zurück.“ „Wieso hast du kein Geld mehr? Gestern hattest du doch noch über zweihundert Mark.“ Sybille wich Utes verdutztem Blick aus und zuckte die Schultern. „Als ich heute nach Hause ging, habe ich ein Täschchen gesehen, also so etwas Entzückendes, du kannst...



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