E-Book, Deutsch, Band 142, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Ritter Lore-Roman 142
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-4020-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ohne Trauschein glücklich?
E-Book, Deutsch, Band 142, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7517-4020-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Sie sind Zwillingsschwestern und sehen sich zum Verwechseln ähnlich, aber im Charakter sind sie völlig verschieden. Während Dörthe von Sandstetten das Leben leicht nimmt und mit jedem Mann heftig flirtet, der ihr gefällt, ist Angelika entsetzt über das Verhalten ihrer Schwester. Sie selbst ist ein ernst veranlagter Mensch, der nicht aus sich herausgehen kann. Als Gösta von Hermsdorf die beiden Schwestern kennenlernt, verliebt er sich Hals über Kopf in die lebenslustige Dörthe. Er ahnt nicht, dass er auch Angelikas große Liebe ist, die sie tief in ihrem Herzen verschließen muss. Tieftraurig verfolgt sie die Hochzeitsvorbereitungen für Dörthe und Gösta ...
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Ohne Trauschein glücklich? Warum eine Frau nicht von Liebe sprach Von Ina Ritter Sie sind Zwillingsschwestern und sehen sich zum Verwechseln ähnlich, aber im Charakter sind sie völlig verschieden. Während Dörthe von Sandstetten das Leben leicht nimmt und mit jedem Mann heftig flirtet, der ihr gefällt, ist Angelika entsetzt über das Verhalten ihrer Schwester. Sie selbst ist ein ernst veranlagter Mensch, der nicht aus sich herausgehen kann. Als Gösta von Hermsdorf die beiden Schwestern kennenlernt, verliebt er sich Hals über Kopf in die lebenslustige Dörthe. Er ahnt nicht, dass er auch Angelikas große Liebe ist, die sie tief in ihrem Herzen verschließen muss. Tieftraurig verfolgt sie die Hochzeitsvorbereitungen für Dörthe und Gösta ... Der alte Knecht grinste breit und zeigte dabei seine vielen Zahnlücken, als er die beiden Mädchen näher kommen sah. Wie sie im Sattel saßen, wirklich eine helle Freude. Als wären sie mit den Pferden verwachsen. Er schob die Schirmmütze zurück und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, ohne den Blick von den Schwestern zu lassen. »Heiß heute, nicht?«, meinte er, als sie gleichzeitig von den Pferden gesprungen waren und ihn anlachten. »Wir sind geschwommen. Herrliches Wetter!« Man sah ihnen die Lebenslust richtig an. Das Herz wurde dem alten Friedrich weit, als er die Zügel der Pferde nahm, um sie in den Stall zu führen. Dort würde er sie gründlich abreiben und ihnen eine Extraportion Hafer geben. »Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zum Essen«, sagte die eine der Schwestern. Friedrich schaute die beiden an, die sich so unglaublich ähnlich sahen. Welche ist Dörthe, welche ist Angelika?, fragte er sich wieder einmal wie schon oft zuvor. Nur ihre Mutter konnte sie auseinanderhalten, während ihr Vater so manches Mal danebenhaute, wenn er sie anredete. »Bis heute Nachmittag dann, Fidi.« »Und guten Appetit wünsche ich noch.« »Danke, den haben wir.« Dörthe schob ihren Arm unter den ihrer Schwester. »Wenn wir doch bloß nicht mehr zur Schule müssten«, meinte sie, als sie auf das riesige Herrenhaus zugingen. »Ferien sind doch etwa Herrliches, und wenn wir dann noch solch ein Wetter haben wie jetzt ...« »Es würde uns langweilig werden, hätten wir keine Pflichten ... «, erwiderte Angelika. »Puh, wie spießig. Kaum zu glauben, dass du meine Zwillingsschwester bist. Ich verstehe einfach nicht, dass die Leute uns nicht auseinanderhalten können. Du bist sozusagen mein besseres Ich, die tüchtige, pflichtbewusste Angelika, während ich ...« Sie brach ab und lachte unbeschwert. »Was wäre ich ohne dich. In der Schule ein absoluter Versager«, gab sie selbst die Antwort. Angelika zog die Unterlippe zwischen die Zähne, während sie zum Horizont schaute. »Nach dem Essen reiten wir wieder zum Baden, einverstanden? Das herrliche Wetter müssen wir ausnutzen. Weißt du, was es heute zu essen gibt?« »Eintopf. Die Mamsell hat keine Zeit für ein großes Menü. Ich werde ihr heute Nachmittag beim Einkochen helfen.« »Du bist plemplem«, stieß Dörthe kopfschüttelnd hervor. »Du willst freiwillig arbeiten? Die in der Küche werden schließlich für das bezahlt, was sie tun. Stell dir nur die Hitze dort vor! Und wie deine Finger hinterher aussehen! Abgelehnt. Wir schwimmen zusammen, allein habe ich keine Lust.« »Es gibt dieses Jahr besonders viele Bohnen, und deshalb ...« »Kommt überhaupt nicht infrage. Bei schlechtem Wetter ja, aber solange die Sonne so warm scheint ... Außerdem erwartet Geraldine gar nicht, dass du ihr hilfst. Eigentlich sind wir ja die gnädigen Fräulein. Bessere Menschen. Du vergisst das manchmal.« »Du nicht. Du benutzt diese Tatsache, um deine Faulheit zu pflegen.« »Der Mensch ist nicht zum Arbeiten geboren. Eins weiß ich jedenfalls: Sobald ich mit der Schule fertig bin, suche ich mir einen netten Mann, schaffe mir zwei Kinder an und habe dann für den Rest meines Lebens ausgesorgt.« »Kindskopf.« »Sag lieber vernünftige Dörthe. Dass du studieren willst ... Kann ich überhaupt nicht verstehen. Freiwillig unser Sandstetten verlassen? Nur über meine Leiche.« »Aber wenn du heiraten willst ...« »Das ist etwas anderes. Natürlich kommt für mich nur ein Gutsbesitzer infrage, einer aus der Nähe, damit ich es nicht zu weit nach Sandstetten habe. Vielleicht heiratet er auch bei uns ein? Du, das ist überhaupt die Lösung. Ich suche mir einen zweiten Sohn oder so etwas ... der Vati zur Hand geht, bis er hier den Herrn spielen kann.« »Und du lässt dich weiterhin von Geraldine verwöhnen ...« »Dafür ist sie ja da. Außerdem tut sie es gern. Sie ist richtig glücklich, wenn sie uns Wünsche erfüllen kann.« »Dann gibst du ihr oft Gelegenheit, glücklich zu sein«, äußerte Angelika nachsichtig lächelnd. »Im Gegensatz zu dir. Du bist anscheinend immer wunschlos glücklich. Hab ich einen Hunger. Und du bist sicher, dass es heute nur Eintopf gibt? Vielleicht brät mir Geraldine ja ein Schnitzel? Auf Suppe habe ich überhaupt keinen Appetit.« »Dass du mir Geraldine nicht mit solchen Wünschen kommst! Sie ist heute Morgen um vier Uhr aufgestanden, um Bohnen zu pflücken.« »Woher weißt du das?« »Weil ... ich hab' ihr dabei geholfen. Ich bin aufgewacht, hab' aus dem Fenster geschaut, sie im Gemüsegarten gesehen ...« »So früh stehst du freiwillig auf? Du bist wirklich aus der Art geschlagen, Schwesterherz.« »Geraldine ist eine alte Frau.« »Das sag ihr bloß nicht. Sie arbeitet gern. Komisch, dass es Menschen gibt, die gern arbeiten.« »Dir könnte das nicht passieren.« »Dafür bin ich viel zu vernünftig.« Sie hatten inzwischen das Herrenhaus erreicht, in der hallenartigen Diele war es nach der Hitze draußen angenehm kühl. »Wo willst du hin?«, fragte Angelika, die die Treppe hinaufgehen wollte. »Nur Geraldine guten Tag sagen, muss mich zurückmelden. Sie hat ja immer Angst, eine von uns würde sich den hübschen Hals beim Reiten brechen.« Das stimmte, Angelika wunderte sich nur, dass ihre fröhliche Schwester darauf Rücksicht nahm. »Da seid ihr ja«, stellte Dagmar von Sandstetten fest, als die Zwillinge eine Viertelstunde später das Wohnzimmer betreten hatten. Lächelnd schaute sie die beiden an. Sie waren auch eine Augenfreude, diese Mädchen, die sich glichen wie ein Ei dem anderen und im Grunde genommen doch so verschieden waren. Dörthe nahm das Leben leicht, während Angelika im Gegensatz dazu tiefer veranlagt war. Sie wird es im Leben einmal schwerer haben, dachte ihre Mutter. Baron Sandstetten trat eine Minute später ein, ein gebräunter, hochgewachsener Mann mit hellblondem Haar, der einen sehr zufriedenen Eindruck machte. »Da seid ihr ja«, stellte er fest. »Du besitzt eine äußerst gute Beobachtungsgabe«, lobte Dörthe übermütig. »Sei nicht so frech, Angelika.« Dörthe lachte ihren Vater aus. »Natürlich, du bist Dörthe ... Warum müsst ihr euch immer gleich anziehen, verdammt noch mal?« »Ich finde es so nett«, erwiderte seine Gattin lächelnd. »Aber ich möchte es nicht«, meldete sich Angelika. »Vati, darf ich mein Haar nicht kurz tragen?« »Kommt überhaupt nicht infrage«, mischte sich ihre Mutter temperamentvoll ein. »Ihr habt so wunderschönes, langes Haar.« »Ich möchte, dass man uns auseinanderhalten kann. Ich will nicht immer nur Dörthes Schwester sein, Ich bin Angelika, und ...« Sie brach verzweifelt ab, als sie merkte, dass ihre Eltern und Dörthe sie nicht verstanden. »Für alle bin ich nur ein halber Mensch. Ein Zwilling. Vollständig nur mit Dörthe zusammen. Aber ich bin nicht wie Dörthe!« »Leider«, meinte ihre Schwester schmunzelnd. »Was für Ideen du hast. Ich finde es prima, dass die Leute uns nicht unterscheiden können.« »Ich nicht. Bitte, Vati, darf ich mir mein Haar abschneiden lassen?« »Wenn eure Mutti es nicht will ...« »Hast du denn hier nichts zu sagen?«, fragte Angelika temperamentvoll. Das Schmunzeln ihres Vaters wurde breiter. »Als Ehemann nicht. Sonst vielleicht einiges. Das wirst du erst verstehen, wenn du einmal verheiratet bist, Kleines. In einer guten Ehe bestimmt die Frau, wo es langgeht. Und normalerweise fährt der Mann nicht schlecht dabei.« »Danke, Henning«, murmelte Baronin Dagmar gerührt. Ihr Mann nahm ihre Rechte und zog sie an die Lippen. »Ich weiß eben, was ich an dir habe, Dagmar. Dir verdanke ich zum Beispiel die entzückendsten...