E-Book, Deutsch, Band 129, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Ritter Lore-Roman 129
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-3135-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die verhängnisvolle Erbschaft
E-Book, Deutsch, Band 129, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7517-3135-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die junge, hübsche Hella Thomsen ist eine herzensgute und beliebte junge Frau. Immer fleißig, bescheiden und freundlich. Deshalb möchten die meisten Kunden des Kosmetiksalons immer nur von ihr bedient werden. Hella ist glücklich, wenn sie am Abend ihren Verlobten, den angehenden Juristen Norbert Winkler, trifft. Die beiden sind sehr verliebt und wollen heiraten, wenn Norbert richtig Geld verdient. Solange müssen sie sich noch gedulden.
Da tritt Johannes Schellenbach in Hellas Leben. Er ist ungeheuer reich,
dabei gütig und weise. Er ist einsam in seinem hohen Alter. Die so bescheidene und herzliche Hella schließt er bei seinen Salonbesuchen schnell ins Herz. Schellenbach lädt Hella und Norbert sogar in seine Villa zum Abendessen ein. Doch Norbert verweigert die Einladung, er ist eifersüchtig und unterstellt dem alternden Industriellen böse Absichten. Als Schellenbach den jungen Liebenden ein Darlehen anbieten will, gibt es den ersten Streit zwischen Hella und Norbert - der zum Bruch führt, als der Industrielle urplötzlich stirbt und Hella als Alleinerbin einsetzt ...
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Die verhängnisvolle Erbschaft Kann Reichtum eine Liebe zerstören? Von Ina Ritter Die hübsche Hella Thomsen ist eine herzensgute und beliebte junge Frau. Immer fleißig, bescheiden und freundlich. Deshalb möchten die meisten Kunden des Kosmetiksalons immer nur von ihr bedient werden. Hella ist glücklich, wenn sie am Abend ihren Verlobten, den angehenden Juristen Norbert Winkler, trifft. Die beiden sind sehr verliebt und wollen heiraten, wenn Norbert richtig Geld verdient. Solange müssen sie sich noch gedulden. Da tritt Johannes Schellenbach in Hellas Leben. Er ist ungeheuer reich, dabei gütig und weise. Er ist einsam in seinem hohen Alter. Die so bescheidene und herzliche Hella schließt er bei seinen Salonbesuchen schnell ins Herz. Schellenbach lädt Hella und Norbert sogar in seine Villa zum Abendessen ein. Doch Norbert verweigert die Einladung, er ist eifersüchtig und unterstellt dem alternden Industriellen böse Absichten. Als Schellenbach den jungen Liebenden ein Darlehen anbieten will, gibt es den ersten Streit zwischen Hella und Norbert – der zum Bruch führt, als der Industrielle urplötzlich stirbt und Hella als Alleinerbin einsetzt ... »Halten Sie sich für fünfzehn Uhr frei, Fräulein Hella. Herr Schellenbach möchte wieder von Ihnen bedient werden.« »Gut.« Hella Thomsen nickte, aber sie konnte nicht verbergen, wie sie sich über diesen Auftrag freute. Sie lächelte. Und das nicht nur, weil Herr Schellenbach ihr stets reichliches Trinkgeld gab. Er war ein ungewöhnlich netter Mann, mit dem Hella gern während der Arbeit plauderte. Er hatte nie versucht, irgendwie zudringlich zu werden – im Gegensatz zu vielen anderen Kunden, die Hella oft bedrängten, doch mal mit ihr auszugehen. Im Salon Rotenau herrschte an diesem Tag Hochbetrieb. Die Mädchen kamen kaum dazu, mittags ihre Butterbrote zu verzehren. Und doch sah man Hella keine Müdigkeit an, als Herr Schellenbach pünktlich um drei Uhr eintraf. Er begrüßte Hella mit Handschlag. »Schön, dass Sie Zeit für mich haben, Fräulein Hella«, sagte er, als er auf dem Frisierstuhl Platz nahm. »Wie geht es Ihnen?« »Danke, gut. Und Ihnen?« Hella fand, dass der alte Herr sehr müde und viel hinfälliger aussah als sonst. Johannes Schellenbach lächelte eigentümlich. »In meinem Alter ist man dankbar für jeden Tag, an dem man noch die Sonne aufgehen sieht.« »So alt sind Sie doch noch nicht!«, protestierte Hella, aber nicht ganz überzeugend, denn heute sah man ihm seine Jahre an. Johannes Schellenbach legte seine Rechte in die Seifenschale, um die Haut weichen zu lassen. »Ein ganzes Leben lang habe ich mich abgerackert und geschuftet«, begann er zu erzählen, »und für wen das alles? Im Alter bin ich allein.« »Sie haben doch sicherlich Verwandte, Herr Schellenbach.« »Reiche Leute haben genug Verwandte«, bestätigte der Mann mit grimmigem Lächeln. »Wo etwas zu erben ist, finden sie sich ein. Sie reden mir nach dem Mund, verlieren nie die Geduld, auch wenn ich manchmal hässlich zu ihnen bin ...« »Das glaube ich nicht«, protestierte Hella rasch. »Ich meine, dass Sie hässlich sind«, wurde sie genauer, als der alte Herr sie überrascht anschaute. »Doch, ich bin es. Wenn ich Schmerzen habe ... Aber es widert mich an, wie meine liebe Verwandtschaft alles hinnimmt, was ich ihr biete. Manchmal fordere ich sie direkt heraus. Aber nicht einer von ihnen hat Rückgrat genug, mir seine Meinung zu sagen.« »Ihre Verwandten werden Sie lieben, Herr Schellenbach, und wer liebt, hat auch Nachsicht.« »Sie hassen mich und warten auf meinen Tod. Wenn sie überhaupt beten, dann werden sie darum beten, dass ich möglichst bald sterbe.« Eine ungeheure Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit. Hella senkte betroffen den Kopf. Sie wusste nicht, was sie ihm Tröstliches sagen sollte. »Haben Sie eigene Kinder?«, fragte sie schließlich. »Meine beiden Söhne sind im Krieg gefallen. Meiner Frau hat es das Herz gebrochen. Ich habe damals mein Werk wieder aufgebaut, aber eigentlich nur, um die Leere in meinem Leben zu vergessen. Geschäftlich hatte ich Erfolg. Ich bin reich geworden. Aber sonst ... Sie haben eine Familie?«, wechselte er das Thema. Hella nickte. »Meine Mutter lebt noch, dann habe ich noch eine Schwester und einen Bruder.« Unwillkürlich lächelte sie, als sie von ihnen sprach. »Und Sie verstehen sich mit allen gut?« Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. Johannes Schellenbach war irgendwie überzeugt, dass man sich mit Hella einfach verstehen musste. »Und sonst ...?«, fragte er in seiner väterlichen Art. Hella wurde ein wenig rot. »Wie meinen Sie das?«, fragte sie ausweichend, um Zeit zu gewinnen. »Ein hübsches, sympathisches Mädchen wie Sie hat doch bestimmt einen Freund. Ich will mich nicht in Ihr Vertrauen drängen, Fräulein Hella, aber es interessiert mich einfach, wie Sie leben.« »Ich habe einen Freund. Wir wollen heiraten, sobald wir das Geld zusammen haben. Ein Jahr muss ich wohl noch arbeiten, aber dann ...« »Geld wofür?«, fragte der alte Herr neugierig. »Für den Baukostenzuschuss und die Möbel. Es kostet heutzutage alles so furchtbar viel, Herr Schellenbach. Wir brauchen etwa zehntausend Mark, aber bis man die zusammengespart hat ...« »Wünschen Sie sich Kinder?« »Selbstverständlich«, erwiderte Hella spontan. »Aber am Anfang werde ich noch mitarbeiten müssen, bis wir die Möbel abbezahlt haben. Vielleicht noch zwei oder drei Jahre.« »Die schönsten Jahre Ihres Lebens.« Der alte Herr schaute Hella Thomsen nachdenklich an. »Wenn Sie das Geld hätten, würden Sie ...« »So schnell wie möglich heiraten. Aber wir haben das Geld nicht, Herr Schellenbach, und wir spielen nicht einmal Lotto. Auch von daher können wir also kein Vermögen erwarten.« »Und trotzdem sind Sie immer so vergnügt und ausgeglichen.« »Das Leben ist nun einmal so, und mir geht es nicht schlechter als anderen. Im Gegenteil, ich bin mit meinem Leben zufrieden. Wenn man Menschen hat, zu denen man gehört ...« Sie brach ab, als ihr zum Bewusstsein kam, dass ihr Geständnis Herrn Schellenbach vielleicht wehtat. Er hatte ja niemanden, den er liebte oder der ihn liebte. Unwillkürlich legte sie ihre Rechte auf die schlaffe Hand des Mannes. »In Ihrer Verwandtschaft ist bestimmt jemand, der Sie liebhat«, meinte sie spontan. »Danke.« Der alte Herr lächelte ihr zu. Er spürte ihre gute Absicht. »Erzählen Sie mir von Ihren Geschwistern. Wer ist der Ältere? Ihre Schwester oder Ihr Bruder?« »Monika. Sie ist Verkäuferin. Mein Bruder will Ingenieur werden, er besucht das hiesige Technikum. Er ist sehr fleißig, jedes Wochenende arbeitet er noch, um sich Geld zu verdienen.« »Und Ihre Frau Mutter?« »Arbeitet bei der Post. Nach Vaters Tod musste sie sich eine Stellung suchen. Die Rente ist viel zu gering, und außerdem ... Mutter ist keine Frau, die den ganzen Tag zu Hause herumsitzen kann.« »Was für eine nette Familie müssen Sie haben«, murmelte Johannes Schellenbach. »Ihre Mutter ist also nicht verbittert?« »Nein, das liegt ihr nicht. Das liegt überhaupt nicht bei uns in der Familie. Natürlich war sie niedergedrückt, als Vater starb. Es war ein Unfall? Aber das Leben geht weiter, und wir Kinder brauchten allerhand. Sie wissen ja selbst, wie das so ist. Da hat sie sich die Stellung bei der Post gesucht. Meistens kommt sie als Erste nach Hause und richtet das Abendessen. Wenn Lothar früher da ist, macht er es. Ob Sie es glauben oder nicht, Herr Schellenbach, mein Bruder kann ganz ausgezeichnet kochen.« »Sie helfen einander.« »Das muss man doch! Wie will man sonst durchkommen? Nur Monika ist ein bisschen faul, aber andererseits kann ich verstehen, dass sie abends keine Lust mehr hat, noch irgendetwas zu tun. Sie ist den ganzen Tag auf den Beinen, und der Umgang mit den Kunden ist nicht immer unbedingt erfreulich. Sie geht gern aus ...« »Dazu ist sie nicht zu müde«, warf Herr Schellenbach ein und schmunzelte. »Sie ist jung, und weshalb sollte sie ihr Leben nicht genießen?« Hella fühlte sich direkt verpflichtet, ihre Schwester in Schutz zu nehmen. »Wenn sie erst einen festen Freund hat, dann wird sie häuslicher werden. Im Augenblick gibt sie noch ihr ganzes Geld aus. Sie denkt nicht ans Sparen.« »Ist Ihre Schwester genauso hübsch wie Sie?« »Wir ähneln uns überhaupt nicht. Monika schlägt mehr nach meinem Vater. Sie hat braunes Haar und braune Augen, beim Lachen Grübchen in den Wangen. Die Jungs sind toll hinter ihr her. Aber sie macht sich nicht viel aus ihnen. Sicher, sie flirtet gern herum, wie es heutzutage bei den jungen Leuten so üblich ist ...« Fast hätte Herr Schellenbach losgelacht, als Hella in diesem Ton von jungen...