Ringlein | Meuchelmord und Mandelkracher | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Dora Dotterweich

Ringlein Meuchelmord und Mandelkracher

Ein fränkischer Genusskrimi
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96041-633-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein fränkischer Genusskrimi

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Dora Dotterweich

ISBN: 978-3-96041-633-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Köstlich, witzig, tödlich: ein kulinarischer Krimi aus der Fränkischen Schweiz.

Stars und Sternchen im Grafenschloss: Da, wo die Münchner Schickeria die spektakulärste Geburtstagsparty des Jahres feiern wollte, liegt auf einmal eine Tote – zu allem Überfluss handelt es sich dabei auch noch um das Geburtstagskind. Doch wo ist die Tatwaffe? Die neugierige Schlossköchin Dora Dotterweich bietet Kommissar Janzen großzügig ihre Hilfe bei den Ermittlungen an – und stolpert prompt von einem Fettnäpfchen ins nächste.

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1
»Na endlich! Wo bleibst denn allaweil, Dora? Mir warten scho a Ewigkeit auf dich!«, schreit mir unsere Salatschnecke, die Sofie, entgegen. Salatschnecke deswegen, weil sie bei uns in der Küche vom »Eppelein« fürs Gemüs und den Salat zuständig is. »Du wirst es scho noch derwart’n könna«, entgegne ich trocken und streif mir die Kochjacke über. »Sofie-Kind, es is grad amol zehna. Was pressiert’s dir denn heut gar aso? Gibt’s was Besonderes? Hat sich wohl die Kanzlerin zum Essen angemeldet? Vielleicht hat sie ja Appetit auf ein resches Schäufela.« »Kaa Kanzlerin, aber die zwaa neia Kellner fanga doch heit zum Arbeiten an, hosd des vergess’n?« Daran hab ich freilich nimmer gedacht. Aber is des ein Wunder? Gestern hab ich bis spät in die Nacht am Herd gestanden und hundertachtunddreißig Essen gekocht. Erst kurz vor zwölf bin ich ins Bett gefallen. Wer denkt da heut in aller Früh scho an neue Kellner? Also, ich bestimmt ned. »Wo warst ’n du, Dora? Dahaam jedenfalls ned. Ich wor nämlich scho zwaamol drübn bei dir und hob an die Tür gebumbert wie narrisch.« »Vielleicht war ich unter der Dusche und hab des Klopfen ned gehört? Könnt doch sein, oder?« Misstrauisch schaut die Sofie zu mir her. »Aha, unter der Dusch. Wie lang duschst denn du? Wohl a ganze Stund?« »Braucht ihr mich vielleicht zum Grüß-Gott-Sagen, weil ich euer Grüß-August bin? Gönn mir halt die paar Stündla Freizeit. Sind eh ned allzu viel. Wo is ’n eigentlich die Mona? Wie weit seid ihr mit dem Mise en Place? Sind die Brotknöpfla fertig, und was is mit die Serviettenklöß? Is der Salat geputzt? Und des Gemüs geschnippelt? Auf geht’s, Showtime! Ratschen kannst nachher.« Bei uns in der Küche is meistens die Hölle los, weil unser »Eppelein« brummt so dermaßen, des glaubt kein Mensch. Beinahe jeden Tag Full House bis auf den letzten Stuhl. Mittags und abends. Der Wahnsinn. Ach so, Sie kennen mich ja wahrscheinlich noch gar ned. Also, ich bin die Dora Dotterweich, seit acht Monaten Küchenchefin im neuen Szene-Wirtshaus »Eppelein« auf Schloss Lauenfels in der Fränkischen Schweiz. Bis zur Eröffnung war ich im Schloss bei der Grafenfamilie als Haushälterin und Köchin angestellt, jetzt schwing ich im gräflichen Wirtshaus den Fleischklopfer. Seit ich vor fast drei Jahren hergekommen bin, wohn ich im Pförtnerhäusla auf dem Schlossgelände. Außer mir haust vom Personal noch der Schlossverwalter da heroben. Den lernen Sie bestimmt auch noch kennen. Der heißt Biergärtner, hat aber von mir die Spitznamen »Bierdümpfel« und »Kriechviech« gekriegt, weil er ein Säufer is und ein elender Radfahrer noch dazu, der am liebsten seine Kollegen, also uns, beim Grafen hinhängt. Vor ein paar Tagen is des neue Hausmadla, die Engel Silvie, die wo unsere Sofie beim Staubwedeln ersetzen soll, drüben im Haupthaus eingezogen, oben im zweiten Stock, direkt gegenüber von der Grafenwohnung. Des hat die Gräfin Freya so gewollt. Bei mir in der Küche werkelt außer mir noch die Sofie, die wo früher eben als Haushaltshilfe im Schloss die Wäsch gemacht und mit ihrem Schrubber umeinandergefegt hat. Graf Karl-Gustav, unser Chef, hat sie befördert. Wenn wir so ein richtig vornehmes Restaurant wären, wär sie quasi die Légumière. Weil wir aber eher so ein hochadeliges Bauernwirtshaus sind, is sie bloß des Gemüsmadla und für uns vom Küchenpersonal die Salatschnecke. Des is aber auch ned schlecht. Ihr jedenfalls gefällt’s, und des is ja die Hauptsach. Außerdem geht mir noch die Mona zur Hand. Sie wär die Entremétière, wenn wir … Aber des wissen Sie ja scho. So bleibt’s halt beim Beilagenmadla. Dann haben wir noch eine Spülfrau-Küchenhilfe, die Edith, weil des Geschirr per Hand vorgespült werden muss. Die hört schlecht und redet kaum, aber ich kenn keine, die so schnell so gründlich so viel Geschirr spülen kann wie sie. Drum is sie unser Goldstück; auf sie lass ich nix kommen. Während ich die Soßen vorbereit, trabt die Mona herein. »Die neuen Kellner sind da«, verkündet sie beim Kochjackenanziehen. »Der Chef weist sie grad ein. Ich hab ja gar nicht gewusst, dass der Boris Nagler bei uns anfängt.« Soso, der Nagler Boris. Meine erste Wahl wär der sicher ned gewesen. Der hat nämlich einen Ruf wie Donnerhall als Dorfstecher. »Nagler, der Name bürgt für Qualität«, is sein beliebtester Anmachspruch. Unverschämt und dauergeil, des Watschngesicht, obwohl er grad amol dreiundzwanzig Jahr alt und noch grasgrün hinter den Ohren is. Hoffentlich baggert er ned als Erstes unsere Madla an. Da kriegt der Chef nämlich gleich einen Anfall, wenn er da was merkt, weil er des auf den Tod ned haben kann. Ich übrigens auch ned. Da hätte es sich dann ruckzuck ausgenagelt für den Boris. »Und der Gabler Alex? Der is doch aa do?«, will die Sofie wissen. Der Alex is ein Schulkamerad von ihr und der Gabler Hanni ihr jüngerer Bruder. Den mag ich sehr. Die Hanni arbeitet bloß ab und zu für uns, vor allem, wenn wir Küchla, geschnittene Hasen, Spritzkuchen, Krapfen oder Schneeballen für eine Hochzeitsfeier oder einen Leichenschmaus brauchen. Des sind nämlich die häufigsten Feiern im »Eppelein«, und bei beiden geht es nach etlichen Gläsern Bier und Obstbrand ungefähr gleich lustig zu. Manchmal wird nach dem Leichenschmaus sogar getanzt, weil Tanzen – laut den Dorfweibern – auch eine Art von Trauerbewältigung is. So, jetzt hab ich aber keine Zeit mehr zum Ratschen, jetzt muss ich loslegen, und zwar flottikarotti. Bei unserer Arbeit kann man nebenbei ned auch noch dummes Gwaaf raushauen, da müssen sich alle konzentrieren, damit es rundläuft. Geratscht wird bloß in den Pausen, wenn die Sofie eine dampft und die Mona und ich unsere Spinat-Orangen-Kiwi-Smoothies oder einen ordentlich starken Kaffee gurgeln. Dann erzählt uns die Sofie zum Beispiel davon, wie sie ihren Justus im Bayreuther Knast besucht hat, wo es ihm gar nimmer gefällt, seit sein Kumpel Hainzel in die Straubinger JVA verlegt worden is. Des is natürlich saublöd für ihn, weil die zwei Halunken jetzt gar keine neuen Ein- und Ehebrüche oder andere Sauereien mehr miteinander aushecken können. Der Justus muss noch ein Jahr für diverse Einbruchdiebstähle im Lauenburger Umland absitzen, bevor er der Sofie und seinen Eltern wieder auf die Nerven und den Geldbeutel fallen kann. Eigentlich wollt sie sich ja scheiden lassen von dem kriminellen Frauenschläger, aber irgendwie packt sie es ned. Echt schad, weil sie ohne ihn viel besser dran wär. Aber sie is halt eine Gute, unsere Salatschnecke, die keiner Seele wehtun kann. Obwohl ich ja glaub, dass ihr der Gabler Alex ganz gut gefällt. Der wär der Richtige für unsere Sofie, weil er genauso ein Guter is wie sie. »Guten Morgen«, dröhnt es von der Tür her. Des is jetzt unser Chef, Graf Karl-Gustav von Lauenfels, mit dem Alex und dem Nagler im Schlepptau. »Vorstellen muss ich die beiden Herren ja wohl nicht, Sie kennen sich sicher.« Wo er recht hat, hat er recht. In unseren Käffern, also drunten in Lauenburg und Schnalzlreuth, wo wir alle herkommen, kennt fast jeder jeden, und des ungefähr seit der Steinzeit. Ich, die Mona und die Sofie schauen kurz auf, nur die Edith poliert seelenruhig weiter des Besteck, weil sie nix gehört hat. Und interessieren tut es sie eh ned. »Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen!«, schleimt der Nagler gleich zu uns herüber. Der Alex nickt bloß, weil er ein ganz Schüchterner is. Des macht aber nix, weil der Nagler reißt sein Maul auf für zwei. »Freilich, ein jeder kennt doch des Damentrio vom Schlosswirtshaus, gell.« Er zwinkert uns zu, aber keine von uns reagiert auf seine Anmache. Betont gelangweilt rührt die Mona den Teig für die Brotknöpfla an, und die Sofie hackt so konzentriert auf die Zwiebeln ein, als wollt sie eine Doktorarbeit übers Zwiebelschneiden schreiben. Eine peinliche Pause entsteht. »Ja, dann wollen wir unsere Küchenfeen mal nicht länger von ihrer Arbeit abhalten. Außerdem haben wir noch einiges zu besprechen.« Der Chef scheucht die Burschen vor sich her aus der Küche. »So ein Deppenarsch, der Nagler!« Alle wissen, dass die Sofie den Nagler Boris ned riechen kann. Wie sie grad frisch verheiratet war, hat er sie auf der Kerwa ziemlich dreist angebaggert. Kaum vom Leib halten konnte sie sich den Kerl. Für die Frechheit hat ihr Mann, der Justus, ihm so dermaßen ein paar Watschn eingeschenkt, dass er zwei Schneidezähne verschluckt hat. Also der Nagler, ned der Justus. Und er hat ihm gedroht, ihn an seinem Gemächt an die Tür zu nageln. Außen am Justus seinem Heustadel. Für jeden Dorfbewohner gut sichtbar. Da is dem Nagler schlagartig die Lust vergangen, die Sofie zu nageln. »Puuuh.« Die Sofie stößt einen genervten Seufzer aus. »Hoffentlich lässt mir der Kerl mei Ruh. Ned, dass jetzt widda aaner anfängt, an mir rumzugrapschen. Des tät ich fei ned aushalt’n.« »Sagst es mir, wenn er dich ned in Frieden lässt«, schnaub ich. »Dann hau ich ihm mit dem Fleischklopfer so aane auf die Pratzen, dass er dich kein zweites Mal anlangt, des darfst mir glauben. Ein oder zwei gebrochene Finger ham auf die Libido eine enorm entspannende Wirkung.« Auf keinen Fall soll es der Sofie mit dem Nagler so gehen wie mit unserem alten Chef, dem Grafen Lauenfels senior. Ständig hat der ihr in irgendwelchen finsteren Ecken aufgelauert und sie mit seinen schmierigen Gichtgriffeln befingert. So was darf kein zweites Mal passieren. Wenigstens vor dem Alten hat sie jetzt ihre Ruh, und zwar für immer. Aber des is eine ganz andere Gschicht. Des Mittagsgeschäft ist heut a bisserla mau. Am Wochenanfang is es manchmal ruhiger, erst ab Mittwoch steppt der...


Birgit Ringlein absolvierte sowohl eine Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte als auch zur Fremdsprachenkorrespondentin und arbeitete mehrere Jahre in Nordafrika als Geschäftsführerin. Im Jahr 2000 kehrte sie nach Bayreuth zurück und ist seitdem als Autorin tätig. Sie hat zahlreiche regionale Kochbücher veröffentlicht.



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