E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Rimmer Falsche Küsse - wahre Liebe?
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-4381-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4381-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Darf Firmenchef Justin Caldwell die bezaubernde Kate wirklich nur bei der jährlichen Theateraufführung küssen? Seine Leidenschaft ist nämlich nicht nur gespielt - was seinen eigentlichen Plan vollkommen durcheinander bringt ...
Christine Rimmers Romances sind für ihre liebenswerten, manchmal recht unkonventionellen Hauptfiguren und die spannungsgeladene Atmosphäre bekannt, die dafür sorgen, dass man ihre Bücher nicht aus der Hand legen kann. Ihr erster Liebesroman wurde 1987 veröffentlicht, und seitdem sind 35 weitere zeitgenössische Romances erschienen, die regelmäßig auf den amerikanischen Bestsellerlisten landen. Diese vielfach ausgezeichnete Autorin stammt ursprünglich aus Kalifornien und wollte unbedingt Schauspielerin werden, weshalb sie nach New York ging. Doch nicht als Schauspielerin, sondern als Autorin machte sie sich einen Namen, als sie wieder zurück nach Südkalifornien kam und Kurzgeschichten, Gedichte und Theaterstücke verfasste. 1984 begann sie, ihre erste Romance zu schreiben, und stellte fest, dass es ihr fast so viel Spaß machte wie einen Liebesroman zu lesen. Sie ist fest entschlossen, die nächsten Jahrzehnte dabei zu bleiben! Christine Rimmer lebt mit ihrem Mann und ihrem jüngsten Sohn im amerikanischen Bundesstaat Oklahoma.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
„Braut auf Bestellung“, murmelte Katie Fenton vor sich hin. „Was ist denen da bloß eingefallen?“
Am ersten Samstag nach Neujahr wurde in Thunder Canyon traditionell ein Fest gefeiert. Im Festsaal des Rathauses waren hübsch geschmückte Stände aufgebaut, die Speisen sowie Kunsthandwerk und Waren verkauften, die hier in der Gegend produziert wurden. Dazu gab’s ein üppiges Kuchenbüfett, einen Wettbewerb um den schönsten Quilt und am Abend Tanz bis in die Nacht hinein.
Auch in diesem Jahr ließ die Gesellschaft für Traditionspflege einige historische Szenen nachstellen. Am Vormittag hatten sie die Legende vom großen Thunder Bird gespielt, dem mythischen Donnervogel, der jeden Frühling Menschengestalt annahm und sich auf geheiligtem Boden mit seiner sterblichen Gefährtin paarte. Die Indianer von Montana glaubten, dass durch diese Vereinigung der Frühlingsregen entstand, der die Natur zum Erblühen brachte.
Um vierzehn Uhr war es um den Goldrausch von 1862 am Grasshopper Creek gegangen. Golden angestrichene Steine in der Größe eines Baseballs hatten die Nuggets dargestellt.
Jetzt war es halb fünf, Zeit für die „Braut auf Bestellung“, dargestellt von Katie. Sie kam mit dem Zug an und sollte einen Mann heiraten, den sie nie zuvor gesehen hatte.
Katie stand gebückt hinter der Kulisse auf der kleinen Bühne. Aufrichten durfte sie sich nicht, sonst hätte man sie über die dünne Sperrholzwand, auf der eine Dampflokomotive und ein roter Wagen aufgemalt waren, gesehen.
Sie fühlte sich elend. Nichts hasste sie so sehr, wie Aufmerksamkeit zu erregen. Sie warf einen Blick durch ein Loch in der Kulissenwand. Auf ein Stichwort hin sollte sie die Zugtür öffnen und ihren Bräutigam kennenlernen.
Draußen heulte der Wind. Laut Wetterbericht sollten zwar nur einige Schneeflocken fallen, doch die meisten Besucher des Festes waren auf Nummer sicher gegangen und hatten das Rathaus während der letzten halben Stunde verlassen, um rechtzeitig vor dem Schnee zu Hause zu sein.
Wie gerne hätte Katie sich ihnen angeschlossen! Doch leider warteten immer noch genug Leute auf die „Braut auf Bestellung“, die meisten davon bereits ordentlich angetrunken, denn an einem der Stände wurde Freibier ausgeschenkt.
Jemand stieß einen schrillen Pfiff aus, einige Männer trampelten ungeduldig mit den Füßen.
„Los, wo bleibt die Braut?“
„Macht weiter! Wir wollen die Braut!“
„Die Braut! Die Braut! Wir wollen die Braut!“
Katie warf einen verzweifelten Blick zu der reizenden Emelda Ross, einem Mitglied der Gesellschaft für Traditionspflege. Die alte Dame stand seitlich der Bühne neben einem alten Tonbandgerät.
„Die Braut, die Braut!“
Katie nickte Emelda zaghaft zu, die daraufhin das Tonband einschaltete. Zwei laute Pfiffe einer Dampflok ertönten – das Stichwort. Katie holte tief Atem, raffte den Wollrock, der im Stil des neunzehnten Jahrhunderts geschneidert war, rückte das Häubchen zurecht und öffnete die Tür der Kulisse.
Die Biertrinker jubelten, johlten und trampelten.
„Die Bibliothekarin!“, schrie einer. „Hey, die Bibliothekarin ist die Braut auf Bestellung!“
Ein anderer pfiff auf zwei Fingern. „Hey, Katie! Willkommen in Thunder Canyon!“
„Wir lieben dich, Katie!“
„Wenn dich dein Bräutigam versetzt, nehme ich dich, Katie!“
Wie schön!
Katie trat hinaus, achtete darauf, die Sperrholzwand nicht umzuwerfen, und strich mit zitternden Händen über den Rock. Warum hatte sie sich bloß darauf eingelassen? Mühsam rang sie sich ein Lächeln ab und winkte den Biertrinkern zu, die prompt noch lauter klatschten, johlten und stampften. Der Anblick der etwa siebzig grinsenden und eindeutig nicht mehr nüchternen Männer verstärkte in ihr den Wunsch, möglichst weit weg zu sein.
Das alles war die Schuld von Ben Saunders. Der Geschichtslehrer der Highschool hatte die Szene mit der Braut auf Bestellung vorgeschlagen, und alle hatten sich dafür begeistert. Alle, bis auf Katie.
Dennoch hatte sie wohl oder übel den Part der Braut übernehmen müssen. Die anderen Mitglieder der Gesellschaft für Traditionspflege waren weit über vierzig Jahre alt, und die beiden anderen jungen Mitglieder mussten Thunder Bird und seine Gefährtin darstellen.
Ben Saunders sollte den Bräutigam geben, doch er war heute Morgen mit schlimmen Bauchschmerzen erwacht und wegen Verdachts auf Blinddarmentzündung ins General Hospital gebracht worden. Erst vor einer halben Stunde hatten sie Ersatz gefunden, einen gewissen Justin Caldwell, der nun den Bräutigam spielte.
Caldwell stammte nicht aus Thunder Canyon. Er war ein Geschäftspartner von Caleb Douglas. Caleb war ein wichtiger Mann in der Gegend, weil ihm in weitem Umkreis etwa die Hälfte aller Immobilien gehörte. Außerdem war er für Katie wie ein zweiter Vater. Es war Calebs Idee gewesen, in letzter Minute noch Justin Caldwell als Bräutigam zu engagieren.
Aber wo blieb der nun? Katie sah sich verstört um. Jeden Moment konnte einer der Angetrunkenen auf die Bühne kommen, um die Braut für sich zu beanspruchen.
Sie atmete auf, als sie Caldwell entdeckte. Er stand seitlich an der Wand in schlecht sitzender altmodischer Kleidung mit albernen roten Hosenträgern und klobigen Stiefeln. Die Sachen sollten dem bierbäuchigen Ben Saunders passen, nicht diesem Mann mit den strahlend blauen Augen.
Katie lief ein leichter Schauer über den Rücken. Sogar in den unmöglichen Sachen sah er absolut sagenhaft aus. Ein dankbares Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wenn sie sich schon zum Narren machte, dann wenigstens mit dem am besten aussehenden Mann im Saal, der noch dazu nüchtern war.
„Bräutigam!“, schrie jemand. „Wo bleibt der verdammte Bräutigam?“
„Hier bin ich“, erwiderte Justin Caldwell mit tiefer fester Stimme, nahm den Schlapphut aus Filz ab und winkte.
„Hol dir deine Braut!“
„Lass sie nicht warten, Mann!“
Justin Caldwell kam die Stufen zur Bühne hoch, ging selbstbewusst auf Katie zu und zog höflich den Hut. Ihr ohnehin rasanter Herzschlag beschleunigte sich, und zu allem Überfluss griff der Bräutigam auch noch nach ihrer Hand und zog sie an die sinnlich vollen Lippen.
Katie stand wie gebannt da, blickte in die schimmernden blauen Augen und erschauerte, als er ihr die Hand küsste.
Die Zuschauer tobten.
„Gut so!“
„Ja, klasse!“
Seine Lippen fühlten sich warm an. Seine Hand war fest und trocken. Ihre Hand dagegen war feucht und bebte. Katie schluckte heftig und zog sich zurück.
Calebs Geschäftspartner setzte gelassen den lächerlichen Hut wieder auf und beugte sich zu ihr. „Was jetzt?“, raunte er.
Der Duft von teurem Aftershave stieg ihr in die Nase. Garantiert war sie dunkelrot angelaufen. „Ich … also … tja …“
„Küss sie!“, schrie jemand. „Gib ihr einen ordentlichen Kuss!“
Alle klatschten, und Katie schwor sich, dass dieses Fest nächstes Jahr mit ihr nur stattfinden würde, wenn es kein Freibier gab.
Zum Glück hörte Justin Caldwell nicht auf das Gejohle der Leute. „Die Eingeborenen werden ungeduldig“, sagte er amüsiert. „Wir sollten irgendwas machen.“
„Also … die Trauung …“
Er lächelte amüsiert. „Natürlich, und dafür brauchen wir noch …?“
Katie musste sich räuspern. „Einen Geistlichen.“
Die Fenster des Rathauses klapperten unter einer besonders heftigen Sturmböe, doch das störte die Zuschauer nicht. Sie lachten und klatschten.
„Und wo ist der Geistliche?“, fragte der Bräutigam.
„Ja … also …“ Katie sah sich hektisch um. Verdammt, wo steckte Andy Rickenbautum? Eigentlich war es nun an dem grauhaarigen Buchhalter, auf der Bühne zu erscheinen, sich als Wanderprediger auszugeben und die Trauung durchzuführen – doch Katie entdeckte ihn nirgendwo. Offenbar war auch er schon heimgegangen.
Vielleicht konnte Caleb einspringen. Aber nein, der war auch fort. Und seine Frau Adele, die sich seit Katies Jugend um sie gekümmert hatte, war nirgendwo zu sehen.
Sie brauchten dringend jemand, der sie traute. Denn danach sollte im historischen Museum ganz in der Nähe die historische Hochzeitsfeier stattfinden. Die Besucher wären Gäste eines Festes, wie es vor hundertfünfzig Jahren stattgefunden hätte. Die Gesellschaft für Traditionspflege hoffte auf zahlreiche Spenden zur Deckung der Unkosten. Doch bevor die Leute auf ein Hochzeitsfest gingen, musste ja wohl erst einmal eine Trauung stattfinden.
„Wo bleibt der Geistliche?“
„Wir brauchen einen Prediger!“
Was für eine Katastrophe! Katie wandte sich an die Leute. „Tut mir leid, aber wir haben keinen Geistlichen, und darum …“
Eine klangvolle Männerstimme unterbrach sie. „Gestattet mir die Ehre!“ Alle drehten sich zu dem streng wirkenden bärtigen Mann um, der unbemerkt eingetreten war. „Ich würde dieses hübsche Paar sehr gerne in den geheiligten Stand der Ehe führen.“
„Wer sind Sie denn?“, fragte jemand lachend.
Der hochgewachsene, ganz in Schwarz gekleidete Mann ging nach vorne und betrat die Bühne. „Reverend Josiah Green, zu Euren Diensten, Miss, Sir.“
Ein Zuschauer lachte. „Von wegen Reverend! Das ist gut!“
Der angebliche Reverend Green verbeugte sich vor dem Publikum, heimste Zurufe und Pfiffe ein und warf einen Blick auf den antiken Tisch neben dem Zug. „Wie ich sehe, ist alles...