E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Beck kompakt
Rieger Der Pfennigfuchser in der Eurowelt
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-406-75362-6
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie Sie Geld sparen und Gutes tun können
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Beck kompakt
            ISBN: 978-3-406-75362-6 
            Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Spar-Ratgeber sind im Buchhandel in großer Anzahl erhältlich. Einen vergleichbaren wie den Pfennigfuchser in der Eurowelt werden Sie darunter nicht finden. Er verknüpft den normalen Alltagswahnsinn mit unterhaltsamen Begebenheiten, berücksichtigt bereits die Folgen der Corona-Pandemie und ist regelrecht gespickt mit Sparkniffen. Am Ende der zwölf Kapitel stellt der Pfennigfuchser jeweils ein gemeinnütziges Projekt vor. Zielgruppe sind alle, die nachhaltig wirtschaften und dabei Gutes tun wollen.
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5Das stille Örtchen für umsonst
Früher waren sie spartanisch eingerichtet, heute sind sie häufig topmodern und genügen nicht selten allerhöchsten Ansprüchen. Wo man anno dazumal noch in einem ungeheizten Holzhüttchen auf dem Hof frieren musste, verweilt man heute gerne, um sich aufzuwärmen. Und wo wir vor nicht allzu langer Zeit allein für einen Blick hinein noch eine Entschädigung hätten verlangen können, müssen wir heute häufig einen Obolus entrichten, um über die Türschwelle zu gelangen.
Die Rede ist von der Toilette, deren Innerstes sich in den letzten 200 Jahren enorm gewandelt hat, obschon das Grundbedürfnis als solches stets das gleiche geblieben ist. Damals wie heute gilt auch die exakte Definition des nicht immer ganz stillen Örtchens: eine sanitäre Vorrichtung oder Anlage zur Aufnahme von Körperausscheidungen.
Zugegebenermaßen – es gibt sie noch immer, womöglich sogar mehr denn je: die versifften Sanitäranlagen in Parks oder alten Turnhallen, bisweilen aber auch in vornehmen gewerblichen Häusern. Es scheint, als wären die Kräfte des Marktes auf dem Wasserklosett (WC) zumindest teilweise außer Kraft gesetzt.
Für die meisten Kunden mag nämlich eine saubere Toilette im Kaufhaus oder Restaurant durchaus wichtig sein. Ist das Örtchen jedoch nicht ganz so rein, stellt das in aller Regel auch kein K.?o.-Kriterium mit einhergehendem Nachfrageeinbruch dar – sofern der Lokus nicht wirklich unter ferner Liefen daherkommt, die anderen Leistungen stimmen und das Ambiente an sich über jeden Zweifel erhaben ist.
6Die Universaltoilette gehört wie das Plumpsklo zu einer aussterbenden Spezies. Fast immer wird aus gutem Grund strikt zwischen Fräulein und Männlein getrennt – so wie im Gefängnis. Der Kreativität bei der Kennzeichnung sind dabei keine Grenzen gesetzt. Bei dem einen oder anderen Emblem auf Toilettentüren sollte der Besucher aber trotz aller gebotenen Eile lieber zweimal überlegen, ob er links oder rechts eintritt.
Und nun ist im offiziellen Sprachgebrauch sogar noch ein drittes Geschlecht hinzugekommen, was bislang noch keine breiten Auswirkungen auf das Toilettengeschäft hat. Doch die ersten stillen Örtchen mit dem Emblem „Divers“ wurden bereits gesichtet. Ob übrigens das Männer-WC oder sein von Frauen aufgesuchtes Pendant sauberer ist, daran scheiden sich die Geister. Dies soll hier auch nicht weiter vertieft werden; schließlich widmet sich das Buch weniger den Unterschieden im Verhalten der Geschlechter als vielmehr der wirtschaftlichen Komponente.
Gehen wir also ans Eingemachte: Diejenigen Nutzer, die keinen Gäste-, Kunden- oder Kultstatus innehaben, müssen oder sollen häufig für den Toilettengang bezahlen. Hierzulande meist 50 Cent – Tendenz steigend wie bei der Kugel Eis. Gleiches gilt in der Regel für öffentliche Toiletten an Bahnhöfen, in der Innenstadt oder am Flughafen. Einen Mengenrabatt gibt es nicht. Oder wurde Ihnen schon einmal ein Stempel-Treuepass mit dem entsprechenden WC-Logo ausgehändigt?
Dabei kann der Klosettnutzer häufig vor dem Geschäft den Zustand des Örtchens nicht einschätzen. Schlauer sind wir erst nachher – also dann, wenn wir den Obolus bereits entrichtet oder das Drehkreuz passiert haben. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Qualität der Toiletten je nach Tagesform ihrer Vorbenutzer und Servicekräfte ständig ändern 7kann. Eine typische Marktsituation mit aufgeklärtem Nachfrager vor einer Geschäftsanbahnung besteht also nicht. Mit anderen Worten: Sie wissen nicht, was Sie erwartet! Selbst Verhandlungen über die Höhe der Gebühr können wir getrost vergessen: Der Drehkreuzautomat im Silberlook schweigt beharrlich – und der Anlagenbetreiber hat besseres zu tun.
Ein weiteres „Geschäftsmodell“, das in größeren Biergärten, Schnellrestaurants oder vor mobilen Toilettenwägen schon längere Zeit gang und gäbe ist, besteht darin, dass der Besucher erst nach dem Lokusgang einen Betrag seiner Wahl auf den dafür vorgesehenen Teller legen soll. Gefühlt hat sich dieses Modell in den letzten Jahren auf viele weitere WC-Anlagen ausgebreitet wie Gänseblümchen auf dem Rasen.
Sogar in Restaurants mit vergleichsweise stolzen Menüpreisen (siehe Kapitel „Die Speisekarte richtig lesen“) wird man auch nach dem Verlassen der Toilette immer häufiger noch dezent zur Kasse gebeten – meist ohne, manchmal sogar mit menschlicher Kontrolle an Ort und Stelle.
Wenigstens bleibt dem Nutzer hier häufig unbenommen, die Zahlungsbereitschaft allein dem Zustand der Toiletten anzupassen. Doch ab und zu geben auch die Freundlichkeit und/oder Attraktivität der WC-Dame, die natürlich auch ein Herr sein kann, den Ausschlag. Als besonderen Zusatzservice reichen die Servicekräfte bisweilen ein Papier zum Trocknen der Hände oder weisen den Männern diskret den Weg zum Pissoir. Ob diese Hilfestellung tatsächlich notwendig ist, darüber lässt sich trefflich streiten.
Bei aller Servicebereitschaft: Geldscheine landen eher selten auf dem Teller, die eine oder andere Zwei-Euro-Münze hingegen schon – zumeist dann, wenn die Reinigungskraft ein Auge darauf geworfen hat. Denn die Aussicht auf ein freundliches 8Dankeschön und bisweilen auch ein beherztes Lächeln der Toilettendame haben schon so manchen WC-Besucher tiefer in die Tasche greifen lassen als ursprünglich vorgesehen.
Andererseits erröten oft diejenigen vor Scham, die ihrem Unmut über die WC-Abgabe durch Missachtung des häufig spartanischen Tischchens nebst schmuckloser Tischdecke und vergilbtem Tellerchen Ausdruck verleihen wollen; erst recht dann, wenn sich neben der Servicekraft noch weitere Toilettennutzer oder sogar nähere Bekannte in Blickweite aufhalten.
Und das hat seinen Grund: Der rational denkende Verbraucher – im Fachjargon gerne als Homo oeconomicus bezeichnet – ist in der Realität nämlich eine absolute Rarität. Vor allem wenn es ums liebe Geld geht, spielt das psychologisch getriebene Verhalten die wichtigere Rolle. So ist auch beim Gang zum stillen Örtchen – neben rein körperlicher Dringlichkeit – der soziale Druck nicht zu unterschätzen, weshalb viele Toilettennutzer bereits vor dem eigentlichen Geschäft, allerspätestens aber nach dem Händewaschen demonstrativ im Geldbeutel kramen.
Akzeptieren oder ignorieren – egal für welche Variante Sie sich entscheiden: Die kupferfarbenen Geldstücke sollten allein schon aus Anstand nicht im Teller landen!
Wenn die Toilettenbenutzung von Vornherein kostenfrei ist, bedarf der Gang hinein häufig einer Hürde. Denken wir nur an die vielen grundsätzlich abgeschlossenen WCs an Tankstellen. Wer hat noch nicht in voller Hoffnung, doch letztlich vergeblich diesen stinknormalen, eisernen Türgriff nach unten ins Leere gedrückt? Hier führt kein Weg an der Kassiererin oder dem Tankstellenpächter vorbei.
9Erschwerend kommt häufig noch eine mehr oder weniger große Kundenschlange hinzu. Stellen Sie sich lieber leise ganz hinten an? Oder gehen Sie direkt nach vorne und lassen alle Welt wissen, dass Sie ein dringendes Bedürfnis haben?
Eigentlich können wir unsere missliche Lage auch gleich nach dem Eintreten in den Tankstellen-Shop laut hinausbrüllen. Denn so oder so drückt uns der Kassier meist alles andere als freundlich und unauffällig einen dicken Knüppel mit einem Schlüssel in die Hand, den wir nach getaner Arbeit wieder zurückbringen müssen. Inkognito ist da schwierig bis unmöglich.
Die bisher geschilderten Aktionen, um seine Notdurft verrichten zu dürfen, bringen mehr oder weniger große Unannehmlichkeiten mit sich. Entweder müssen Sie etwas bezahlen, sich vor wildfremden Menschen bloßstellen oder ein konsumierender Gast sein.
Es gibt jedoch auch Varianten, die Ihnen rein gar nichts kosten, also weder ein Nutzungsentgelt noch Überwindung. Haben Sie eine Idee? Wildpinkeln? Dafür braucht es nicht nur Mut und eine versteckte Stelle. Es kann auch eine Ordnungswidrigkeit nach sich ziehen, und in puncto Hygiene gibt es logischerweise ebenfalls deutliche Abstriche; erst recht, wenn kein Desinfektionsmittel oder Taschentuch griffbereit ist.
Nein, das stille Örtchen mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis für Passanten spürt der Pfennigfuchser regelmäßig in öffentlichen Gebäuden auf. Ob Bibliotheken, Rathäuser oder Universitäten. Ob Krankenhäuser, Mensen oder Parkgaragen. Hier gibt es sie so gut wie immer: mehr oder weniger saubere Toiletten ohne Türsteher.
Auch müssen Sie sich meist nicht vor offiziellen Stellen rechtfertigen. Schließlich sind die steuerfinanzierten öffentlichen 10Gebäude, wie es die Bezeichnung schon ausdrückt, für jeden Bürger und jede Bürgerin begehbar. Und einer Empfangsdame hinter einer Infotheke ist im Vorbeigehen auch schnell ein „Guter Tag“ zugerufen.
Erleichternde Aussichten, für umsonst ein sauberes Klosett vorzufinden, gibt es häufig auch in Kaufhäusern, größeren (Bekleidungs-)Geschäften und Drogerien. Hier kann man klammheimlich zunächst für ein paar Augenblicke zwischen den Ständern diverse Klamotten oder Waschmittel begutachten, ehe man sich unauffällig zum stillen Örtchen begibt.
Diese Mühe müssen wir uns in Baumärkten, Möbelhäusern oder Elektronikläden nicht machen, wo es in der Regel ordentliche Kundentoiletten gibt – und einen kostenlosen Parkplatz vor dem Eingang (siehe Kapitel „Wir drehen uns im Kreis: die kostengünstigste Parkplatzsuche“). Für die Sauberkeit auf solchen Toiletten bürgt häufig ein Aushang neben den Waschbecken, in der eine Reinigungskraft stündlich ihr Kürzel zum Besten gibt – ob mit oder ohne erfolgreicher Putzvisite sei mal dahingestellt.
Nun sind – gerade auf dem flachen Land – in den seltensten Fällen eine universitäre...




