Richter | Rentner müdür | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, 232 Seiten

Richter Rentner müdür

Emekli Baba
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-5922-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Emekli Baba

E-Book, Deutsch, 232 Seiten

ISBN: 978-3-7578-5922-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lehrermangel und fehlende Schulleitungen im Land veranlassen die Landesregierung, pensionierte Lehrkräfte und Schuldirektoren mit Hilfe des (realen) Opa-Erlasses zu reaktivieren. So auch Oberstudiendirektor a. D. Herbert Reiter, der nach vier Jahren Pensionärsdasein zur Wiederaufnahme seines Dienstes an einer Problemschule, dem Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg (GKBK) in Duisburg, überredet wird. chon bei der offiziellen Einführung der neuen Schulleitung am GKBK kommt es zum Eklat, weil das Kollegium heftig gegen den Alten protestiert und sich gegen die neue Leitung stellt. Als neuer Schulleiter löst Herbert Reiter, teilweise zusammen mit seinem Bruder, Kriminalkommissar Horst Reiter, mit Humor und Chuzpe zahlreiche inner- und außerschulische Probleme, die übrigens größtenteils auf wahren Begebenheiten beruhen.

Helmut Richter begann mit 16 Jahren während seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser autodidaktisch das Gitarrespiel zu lernen. Ab 1976 Meisterschüler des Gitarristen Siegfried Behrend. 1981 erster Preis beim Regensburger Gitarrenwettbewerb, 1982 Prüfung zum Musikerzieher. Neben den Gitarrenstudien Studium in den Fächern Maschinenbau, Erziehungswissenschaften und Physik, später zusätzliche Studien in Psychologie und Neurobiologie. Promotion zum Dr. phil. (Berufspädagogik). Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen, Buchveröffentlichungen und Veröffentlichun-gen eigener Kompositionen. Bundesgeschäftsführer der European Guitar Teachers Association. Bis 2021 war er Schulleiter eines Berufskollegs im Ruhrgebiet.

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Krisensitzung im Ministerium
Typisches Aprilwetter – kalt und regnerisch. Missmutig betrat Ministerialdirigent Dr. Rigulski das Gebäude des Schulministeriums, grüßte mit einem knappen Kopfnicken den Portier und betrat den Aufzug. Er drücke den Knopf zur vierten Etage, dort war sein Büro. Die Ministerin hatte für 9.00 Uhr zu einer dringenden Konferenz geladen. Der Assistent der Ministerin hatte bereits um 7 Uhr bei ihm zu Hause angerufen und ihn informiert. Einziger Tagesordnungspunkt: »Lehrermangel«. Rigulski ahnte, dass es wieder einmal schwierig werden würde. Die Ministerin wollte ein Problem möglichst schnell gelöst haben. Ein Problem, für das es aus seiner Sicht keine Lösung gab. Es blieb noch etwas Zeit für einen Kaffee, den seine Sekretärin bereits auf seinen Schreibtisch gestellt hatte. Daneben lagen die aktuellen Ausgaben verschiedener Tageszeitungen, zuoberst eine Boulevardzeitung mit zentimetergroßen Lettern auf der Titelseite. »Geht unsere Bildung baden?« stand dort, und: »15000 Lehrer fehlen.« »Na ja, diesmal stimmt die Schlagzeile ausnahmsweise, wenigstens fast. Es fehlen die *Iinnen«, murmelte er vor sich hin. »Aber abgesehen davon: so neu ist das Problem ja nicht.« Er blätterte die anderen Zeitungen durch – in allen wurde der Lehrermangel ebenfalls thematisiert, oder besser: dramatisiert. »Das wird ja eine schöne Sitzung werden«, dachte er. Insgeheim war er froh, im Ministerium für die berufliche Bildung an Schulen zuständig zu sein. Sein Bereich stand nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit wie die Allgemeinbildenden Schulen, insbesondere die Grundschulen und die Gymnasien, die Schlachtschiffe der höheren Bildung im Land. »Ihr Termin bei der Ministerin«, mahnte seine Sekretärin über die Sprechanlage zwischen ihrem und seinem Schreibtisch. »Sie haben noch fünf Minuten.« Hastig trank Rigulski seinen Kaffee aus, rückte noch einmal seine Krawatte zurecht und verließ sein Büro in Richtung des Konferenzraumes auf der gleichen Etage. Seine Kollegen aus den verschiedenen Bereichen des Schulwesens waren bereits im zeitgeistig kühl eingerichteten Konferenzraum anwesend. Anders als sonst wurde nicht angeregt diskutiert, vielmehr starrten sie alle schweigend vor sich hin. Rigulski grüßte in die Runde und setzte sich möglichst weit weg von dem Stuhl, den die Ministerin gewöhnlich einnahm. Pünktlich um 9 Uhr betrat die Ministerin, gefolgt von ihrem Assistenten, den Raum und setzte sich an das Kopfende des Konferenztisches. »Guten Morgen, meine Damen und Herren«, begann sie. »Ich weiß, eine Konferenz direkt an einem Montagmorgen ist nicht schön, aber es brennt!« Dabei ergriff sie die von ihrem Assistenten bereitgelegte Zeitung mit den Großbuchstaben und hielt die Titelseite für alle sichtbar hoch. »Das haben Sie sicherlich schon gelesen«, setzte sie fort. »Mein Telefon steht seit 8 Uhr nicht mehr still, sogar der Ministerpräsident hat in der Früh bei mir angerufen, ganz zu schweigen von den Eltern- und Lehrerverbänden.« »Kurz vor den Landtagswahlen liegen die Nerven schnell blank«, dachte Rigulski mitleidslos. »Drei Jahre alles schleifen lassen und dann vor der Wahl die Welle machen! Es ist immer das Gleiche.« Er war sich sicher, dass seine Kolleginnen und Kollegen, die alle, so wie er auch, betroffen vor sich hinstarrten, ähnliches dachten. »Hinzu kommt diese elende Folge von Schlappen aus dem Ministerium«, sinnierte er weiter, »angefangen beim Fehlversuch der verkürzten Gymnasialzeit bis hin zu den höchst peinlichen Fehlern beim Zentralabitur. « »Wir müssen kurzfristig eine Lösung anbieten«, fuhr die Ministerin fort, während sie die Zeitung unwillig auf den Tisch warf. »Ich erwarte ihre Vorschläge.« Betretenes Schweigen lag bleischwer im Raum. Der zuständige Ministerialrat für die Grundschulen, Dr. Schreiber, kam als Erster aus der Deckung. »Wie Sie wissen, haben wir schon vor zwei Jahren damit begonnen, den Lehrerberuf für Studierende attraktiver zu machen. Allein es fehlen die Studierwilligen, zumindest diejenigen, die Mangelfächer wie beispielsweise Naturwissenschaften studieren wollen«, eröffnete er die Diskussion. »Wir können die Studierenden ja nicht zwingen.« Die anderen Konferenzteilnehmer nickten zustimmend. »Wir können uns den Lehrernachwuchs nicht backen, leider«, ergänzte Dr. Schreiber mit wichtiger Miene. Erneutes zustimmendes Kopfnicken allerseits. »Zudem sind die meisten Kollegien an den Schulen total überaltert«, setzte der für die Realschulen zuständige Beamte fort. »Das Problem wird sich also durch auf uns zukommende Pensionierungen weiter verschärfen, denke ich. Besonders an den Grundschulen, an den Realschulen und an den Berufskollegs ist die Situation aber jetzt schon grenzwertig.« »Nicht zu vergessen seien die Gymnasien«, warf Dr. Prestorius, der für die Gymnasien zuständige Ministerialbeamte, ein. »Wir können an vielen unserer Schulen jetzt schon den Lehrplan nicht mehr erfüllen.« »Dann kommen Sie doch bitte einmal an die Realschulen«, protestierte sein Kollege. »Dagegen ist der Mängel an Ihren Schulen ein Witz.« »Das Lamentieren bringt uns nicht weiter«, fuhr die Ministerin unwillig dazwischen. »Wir benötigen Lösungen, und zwar schnellstens. So etwas wie den OPA-Erlass, den wir vor einigen Jahren herausgebracht haben, damit Lehrerinnen und Lehrer auch nach dem Erreichen der Altersgrenze weiter unterrichten dürfen.« »Wenn ich mich recht erinnere, dann war das noch unter der Leitung ihrer Vorgängerin«, dachte Rigulski, fest entschlossen, erst einmal weiter in der Deckung zu verbleiben. »Der wird aber bedauerlicherweise nicht im notwendigen Umfang wahrgenommen«, warf Dr. Schreiber ein. »Die meisten Lehrkräfte sind froh, wenn sie den Dienst verlassen können. Außerdem ist der finanzielle Anreiz, insbesondere an den Grundschulen, nicht so groß.« »Vielleicht könnten wir die Akquise optimieren«, meldete sich Dr. Prestorius erneut zu Wort. »Bislang werden die Lehrkräfte in ihren Entlassungsschreiben aus dem Dienst darauf hingewiesen, dass diese Option besteht. Das ist alles. Aus meiner Sicht wäre es erfolgversprechender, Pensionäre direkt zu kontaktieren. Die relevanten Daten könnten wir vom Landesamt für Besoldung erhalten.« Die anderen Teilnehmer der Runde freuten sich über den konstruktiven Vorschlag und nickten zustimmend. »Das ist eine gute Idee!«, sprang ihm der Beamte aus der Rechtsabteilung zur Seite. »Wir könnten auf diesem Weg auch Pensionäre reaktivieren, die schon seit Längerem aus dem Schuldienst heraus sind und sich jetzt langweilen, nachdem sie sich „selbst verwirklicht“ haben.« Dabei hob er beide Arme und malte mit seinen Fingern Gänsefüßchen in die Luft. Ein zustimmendes Raunen ging durch die Runde. »Außerdem könnten wir pensionierte Schulleitungen ansprechen, damit sie für eine gewisse Zeit offene Schulleitungsstellen besetzen«, setzte er fort, wohl wissend, dass die zahlreichen vakanten Leitungsstellen an Schulen ein weiteres Problem der Ministerin waren. »Da punktet gerade jemand gewaltig«, dachte Rigulski. »So, wie der buckelt, hat er sicher noch eine Karriere vor sich.« »Was schätzen Sie – wie viele Lehrkräfte würde uns das bringen?«, fragte die Ministerin in die Runde. »Das ist schwer zu sagen«, antwortete Dr. Schreiber. »Ich vermute aber, dass wir auf diesem Weg um die 1000 Lehrerstellen abdecken könnten. Inklusive des bereits vorhandenen Opa-Erlasses.« Zustimmendes Nicken der Teilnehmenden. Die Laune der Ministerin hellte sich etwas auf. »Gut. Das ist besser als nichts! Zudem müssen wir der Öffentlichkeit das Signal geben, dass wir der Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Bitte bereiten Sie alles Notwendige vor und instruieren Sie Ihre Dezernate.« Im Konferenzraum machte sich eine gewisse Erleichterung breit. Die von allen Teilnehmern insgeheim befürchtete Beschimpfung durch die Ministerin blieb aus. Dr. Rigulski war trotzdem froh, dass er die Besprechung zumindest verbal außerhalb der Gefahrenzone verbracht hatte. »Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen«, schloss die Ministerin die Runde in versöhnlichem Tonfall. »Ich denke, wir sind heute ein gutes Stück weitergekommen. Also: An die Arbeit, meine Damen und Herren!« »Was soll das nur werden?«, fragte sich Rigulski auf dem Rückweg zu seinem Büro. »1000 Stellen! Solch ein Nonsens! Wer lässt sich denn für ein paar Euro mehr im Monat aus der Pension reaktivieren, um sich dann auch noch mit Schülern, Eltern und Kollegen herumzuärgern? Bestenfalls ein paar Profilneurotiker, die glauben, auch nach ihrer Pensionierung noch...



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