E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Richter Die Islam Verschwörung
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7407-5612-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-7407-5612-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Islamische Staat ist auf dem Höhepunkt seiner Macht. Als ein deutscher Journalist enttarnt wird und ihm die Todesstrafe droht, schickt die deutsche Regierung den Geheimdienstler Paulsen und seinen Begleiter Chris, um den Gefangenen freizukaufen. Auf dem Weg nach Mossul werden Chris und Paulsen Zeuge von einigen Dingen, die der IS gerne verheimlichen würde. Sie stellen sich daher immer wieder die Frage: Können wir dem Kalifen vertrauen? Zeitgleich ereignet sich in Miami ein Anschlag durch einen islamistischen Terroristen. Adriana Borrero ist als Gerichtspsychiaterin damit betraut, ein Gutachten über den Attentäter zu erstellen. Doch mit der Zeit stößt sie auf Ungereimtheiten und geht der Sache mit ihrem Kollegen auf den Grund. Schnell stellt sich heraus, dass der IS eine Erfindung der CIA ist, die unzählige Menschenleben opfert. Adriana läuft die Zeit davon, um die Menschen, die in Gefahr sind, zu retten.
Der Autor ist Jurist im Bereich des internationalen Rechts und Terrorismusexperte. Das Phänomen des sogenannten Islamischen Staates hat er von Anfang an intensiv erforscht. Mithilfe der Mutter eines deutschen Dschihadisten hat er im Jahr 2016 Kontakte knüpfen und das Terrornetzwerk in Syrien und Irak besuchen können. Nach dieser Erfahrung hielt er Vorträge zum Thema Rekrutierung und Methoden des IS. Matthias Richter is a lawyer in the field of international law and expert in the field of terrorism. He was intrigued by the phenomenon and the rise of the Islamic State and did comprehensive research on the topic. He soon got to know a mother of a German Jihadist, who went to Syria. After digging deeper he soon found the opportunity to get a security guarantee and visit the Jihadists in their own territory. After this experience he held lectures about the methods of recruiting of the Islamic State throughout Germany.
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Kapitel 3
Chris saß in der Economy Class von Turkish Airways, blickte in die Wolken und sinnierte über seine Mission. Das Phänomen und der Aufstieg des Islamischen Staates zu einem Global Player hatte die ganze Welt kalt erwischt. Keiner hatte diesen Ableger von al-Quaida, der in den Wirren des Arabischen Frühlings in Irak und Syrien entstanden war, wirklich ernst genommen. DAESH wurde der IS anfangs von seinen Gegnern geschimpft. Doch mittlerweile war der herablassende Ton staunender Fassungslosigkeit gewichen. Was den Gotteskriegern an militärischer Ausbildung fehlte, glichen sie durch ihren unvergleichlichen Todeseifer aus. Sie sehnten sich nach dem Tod im Kampf, denn so glaubten sie als Shaheed ins Paradies zu kommen. Chris erinnerte sich an eine alte Geschichte, die er in seinem Crashkurs gehört hatte. Sie handelte von einem alten islamistischen Krieger, der am ganzen Körper von Narben übersät war und der in jedem Kampf nur ein Ziel hatte: Für Allah sterben. Aber er überlebte. Immer und immer wieder. Als er aus Altersgründen in seinem Totenbett lag, trauerte er um die Tatsache, dass ihm nie die Ehre eines Märtyrers zuteil werden würde. Dieser Fanatismus, dachte sich Chris. Dieser Fanatismus war in den Mudschahedin wieder zum Leben erweckt worden. Er brachte sie in die Lage, jede gegnerische Armee in der Region aufzureiben. Innerhalb weniger Jahre hatte sich die Landkarte im Nahen Osten maßgeblich verändert. Die Stimme einer Stewardess von Turkish Airways brachte ihn in die Realität zurück: »Chili con Carne oder Pasta, Sir?« Als er aufblickte verschlug es ihm für einen Moment die Sprache angesichts der hübschen jungen Frau, die ihn mit ihren großen dunklen Augen anlachte. Ein Blick auf ihre Hand verriet, dass sie nicht verheiratet war. »Chili con Carne in einem Flugzeug mit über 200 Passagieren? Welcher Terrorist hat sich denn das Menü ausgedacht?«, raunte er ihr scherzend zu und setzte sein George Clooney Lächeln auf. »Also ich nehme einmal Pasta und einmal Ihr Parfum.« Sie musterte ihn kurz, lachte dann aber und gab ihm eine Box. »Sie sitzen wenigstens am Notausgang. Für den Fall, dass es zu stickig wird...«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. Nach dem Essen schlief Chris wieder ein. Erst durch die Landedurchsage des Piloten wurde er geweckt und sah aus dem Fenster. »Konstantinopel!« Er musste unwillkürlich an die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches denken. Eine riesige Megastadt mit über 12 Millionen Einwohnern. Häuser und Straßen soweit das Auge reicht. Zugleich die Frontlinie des Westens vor dem heranstürmenden Islamischen Staat, der begonnen hatte, seine Kräfte gen Westen zu richten. In der Lobby des Four Seasons von Istanbul traf Chris auf seinen Reisebegleiter Andre Paulsen. Dieser war schon einige Tage zuvor angereist, um noch einige letzte Vorkehrungen zu treffen. Bei einem Glas Jack Daniels begrüßten sich die beiden Männer, die von nun an aufeinander angewiesen waren. »Na wenigstens siehst du nicht mehr aus wie ein Berliner Fashion Victim!«, war der erste Satz, den Paulsen ihm entgegenschleuderte, nachdem er ihn gemustert hatte. Der Bart in Chris Gesicht war dick und lang geworden und verlieh seinem dunklen Teint eine orientalische Note. Ihm war schon vorher mit Wohlwollen aufgefallen, dass der Taxifahrer ihn auf türkisch angesprochen hatte. Paulsen dagegen war im Vergleich eher blass und schmächtig. Aber er hatte ein Gesicht, dem man seine Lebenserfahrung ansah. Außerdem strahlte er eine Souveränität aus, die im ganzen Raum spürbar war. »Da wir kein Aufsehen erregen wollen, nehmen wir die gleiche Route wie alle Personen, die in den Islamischen Staat einreisen wollen. Über Schleuserbanden. Wir fliegen nach Gaziantep und halten uns bereit, bis wir kontaktiert werden«, beendete Paulsen seinen Vortrag. »Dann gibt es kein Zurück mehr.« In bekannter Manier leerte er sein Glas mit einem Zug. Adriana Borrero saß am Frühstückstisch und hatte den Miami Herald vor sich aufgeschlagen. »Darth Vader attacks!«, stand in dicken Lettern auf der Titelseite. Das ganze Wochenende gab es kein anderes Gesprächsthema in der Stadt: In den Medien, in den Wohnzimmern und auf der Straße. Die Leute schüttelten verständnislos den Kopf, bekundeten ihr Mitleid mit den Opfern und ihre Wut gegenüber dem Täter. In der Vergangenheit hatten Amokläufe in den USA bereits eine traurige Tradition erlangt, aber dies war eine neue Entwicklung. Innerhalb von 10 Monaten der siebte religiös motivierte Anschlag. Und das war mit Abstand der Schlimmste. Adriana starrte fassungslos auf die Zahlen, die zu diesem Zeitpunkt jeder in Miami kannte: 17 Tote, 4 Schwerverletzte und 21 Verletzte. Man nannte den Täter daher den Black Jack Killer, oder einfach Black Jack. Ihr kleiner Sohn Santo fing an zu quengeln. Sie nahm ihn vom Kindersitz und setzte ihn auf ihren Schoß. »Mi Hijo, der Brei schmeckt doch soo gut, sabroso.« Sie nahm einen Löffel und aß genüsslich von der Pampe. Adriana war Psychiaterin und erstellte für die Gerichte Gutachten in Strafverfahren. Sie war bereits am Samstag darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass sie ein Gutachten über Black Jack erstellen sollte. Die alleinerziehende Mutter hatte schon etliche Mörder in ihren Praxisräumen beim City Jail begutachtet, aber noch nie einen Massenmörder dieser Kategorie. Sie fühlte daher eine ungewohnte Anspannung. Ihre Mutter kam die Treppe herunter und setzte sich an den Frühstückstisch. »Buenos dias, mi hija y mi hijo.« Sie gab ihr und Santo einen Kuss auf die Stirn. Nachdem sie etwas zu essen vorbereitet hatte, machten sie und Santo sich fertig und stiegen ins Auto. Es war die tägliche Routine im Hause Borrero: Ihre Mutter fuhr sie morgens zur Arbeit, erledigte dann die Einkäufe mit dem Auto und passte tagsüber auf den Kleinen auf. »Hast du gut geschlafen Mamita?«, fragte sie ihre Mutter, sobald der Wagen die Ausfahrt verließ. »Que terrible es?«, fing ihre Mutter an. »So viele Tote durch diesen Black Jack. Se ha vuelto peligroso. Wir leben in gefährlichen Zeiten, mi hija.« Adriana hatte keine Lust auf eine Tirade, aber sie wusste, was kommen würde. Ihre Mutter fuhr in alarmiertem Tonfall fort. »Diese Islamis sollte man alle ins Gefängnis stecken. Man ist ja nirgends mehr vor ihnen sicher. Im Supermarkt, in der U-Bahn, auf der Straße – puede pasar por doquier!« Adriana hatte damit gerechnet. Auch bei den letzten Attentaten war ihre Mutter zwei Wochen lang verängstigt zu Hause geblieben und hatte sich nur aus dem Haus gewagt, wenn es unumgänglich war. »Denk daran Mamita, dass dein Sohn Luis, mein lieber Bruder, auch ein Muslim geworden ist. Es sind also nicht alle Muslime Terroristen.« Sie bereute im selben Moment, dass sie das Thema angeschnitten hatte. Ihre Mutter entgegnete fluchend. »Was war das wieder für eine wirre Idee von Luis? Er hat so viel mit dem Islam zu tun wie ich mit dem Ku-Klux-Klan. Wenn er wirklich seine Wurzeln entdecken wollte, hätte er die Santeria entdeckt.« Die Santeria - Das Anbeten der Heiligen - war eine religiöse Praxis, die nach der Einführung der Religionsfreiheit in Kuba großen Anhang gefunden hatte. Sie war in den afrikanischen Sklavengemeinden der Zuckerplantagen im Kuba des 18. Jahrhunderts entstanden und eine Mischung aus spanischem Katholizismus und dem Glauben der gekidnappten afrikanischen Ureinwohner. »Aber nein! Luis muss wieder anders sein und seinen dicken Sturkopf durchsetzen«, zeterte sie weiter. Adriana konnte es nicht ertragen, wenn ihre Mutter über ihren Bruder schimpfte. Sie waren immer wie Pech und Schwefel gewesen und hielten auch heute noch stets zusammen. »Du darfst ihn nicht wegen allem kritisieren. Sonst blockiert er nur. Versuch ihn zu verstehen und er wird auch auf dich zugehen. Das solltest du doch mittlerweile wissen.« Bevor über ihren Bruder geschimpft wurde, lenkte sie das Gespräch doch lieber wieder in Richtung Terroranschlag. »Aber was das Attentat betrifft, werde ich schon bald herausfinden, welche Motive der Täter hatte.« Ihre Mutter nahm den Faden auf. »Wie kann es eigentlich sein, dass ein junger Mann so leicht so viele Waffen erwerben kann? Das muss doch verboten werden.« Damit sprach sie aus, was viele Politiker immer vehementer forderten: Ein Waffenverbot in den USA. Und die Argumente ließen sich angesichts der steigenden Anschläge nicht von der Hand weisen. »Armas, para que?«, fragte ihre Mutter theatralisch, »wofür brauchen die Bürger Waffen? In Kuba hat Castro auch ein Waffenverbot eingeführt.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war nicht alles schlecht, was Castro gemacht hat.« Adriana war erleichtert, als sie am Ende der Straße die weiße Fassade des Gebäudekomplexes sah, der ihren Arbeitsplatz beherbergte. Sie verabschiedete sich mit einem Kuss von ihrer Mutter und Santo. Kurz darauf betrat sie das Pre-Trial Detention Center. Es umfasste 1712 Betten für männliche Insassen und gehörte zum Miami Dade County Corrections System. Sie...