Rexrodt von Fircks | Dem Krebs davonleben | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Rexrodt von Fircks Dem Krebs davonleben

Wir haben die Chance
11001. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8437-0176-1
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wir haben die Chance

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0176-1
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Annette Rexrodt von Fircks hat es geschafft: Sie hat den Krebs besiegt, trotz einer niederschmetternden Diagnose vor zehn Jahren. Eindrucksvoll beschreibt sie, wie sie nach der Therapie ihre frühere Lebenssicherheit wiedergewonnen hat. Die kontinuierliche Stärkung des Immunsystems, Entspannungsübungen und die richtige Dosierung sportlicher Aktivitäten sind nur einige der Maßnahmen, mit denen sie die Krankheit dauerhaft aus ihrem Leben fernhält. Durch viele Beiträge ausgewiesener Experten zu Themen wie Komplementärmedizin, Bewegung und Ernährung ist dieser persönliche Erfahrungsbericht gleichzeitig ein fundierter Ratgeber für alle, die wissen wollen, wie man dem Krebs davonlebt. Ein Buch, das Hoffnung macht!

Annette Rexrodt von Fircks war 35 und Mutter von drei kleinen Kindern, als sie die Diagnose Brustkrebs erhielt. Doch sie kämpfte und eignete sich überlebensnotwendiges Wissen an. Heute geht es ihr gut. Sie hat mehrer Bücher zum Thema Krebs verfasst, die zu Bestsellern wurden. 2005 gründete sie die 'Rexrodt von Fircks Stiftung für krebskranke Mütter und ihre Kinder'.
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Der Patient ist Mensch


Ich brauche Menschlichkeit


Während meiner akuten Krebsbehandlung, also in Chemo- und Strahlentherapie, hatte ich schmerzlich lernen müssen, den für mich völlig fremden und zumeist kalten Klinikbetrieb einer gigantischen universitären Einrichtung auszuhalten, ihn gar »schlucken« zu können – denn ich brauchte ja die Medizin. Was mir während dieser ganzen Zeit am meisten gefehlt hatte, war Menschlichkeit. Der schäbige Bau, die hässlichen, düsteren Gänge und trostlosen Wartezimmer störten mich nicht so sehr. Dagegen konnte ich etwas tun, mich ablenken, Bücher lesen, Musik hören. Wenn ich zum Beispiel auf den langen Fluren saß und wartete, bis ich für eine Untersuchung aufgerufen wurde, konnte ich mit meiner Freundin reden. Das seelenlose Miteinander aber, ob in der Sprache, der Gestik oder in der Haltung vieler Menschen, die in der Klinik arbeiteten und mich betreuten, war für mich in zahlreichen Augenblicken unerträglich. Manchmal wollte ich ausreißen und in die Welt hinausschreien: »Tut etwas dagegen!«

Häufig stellte ich mir die Frage, wie das arbeitende Personal dieses Betriebsklima überhaupt aushalten konnte. Oder gab es etwa ein Bündnis gegen uns, die wir Krebspatienten und so schwer krank waren? Nicht selten empfand ich mich sogar als den größten Störenfried, vor allem dann, wenn ich nach Erklärungen bezüglich meiner Befunde fragte, nach komplementären Behandlungsmethoden oder, viel schlimmer noch, nach hoffnungsvollen Worten der Ärzte suchte, wenn ich förmlich an ihren Lippen klebte, weil mich die Frage quälte, ob ich überleben könnte.

Ziemlich deprimierend und sogar Angst einflößend war die Atmosphäre im Keller der Nuklearmedizin – aber da hatte ich wohl auch unglaubliches Pech gehabt. Über sechs Wochen musste ich ihn jeden Tag aufsuchen, und ich erinnere mich noch sehr genau, wie zerstritten das Personal untereinander war und wie ich bei der Vorbereitung für die Bestrahlung – mit nacktem Oberkörper auf einer Platte für das Einzeichnen liegend – gebetet hatte: »Oh, Gott, lass unter diesen Umständen bitte, bitte keine Fehler passieren.« Wie kann man präzise arbeiten, wenn die Fetzen fliegen? Nicht immer traute ich mich, den Mund aufzumachen, mich zu wehren, auch aus Angst, dann womöglich nicht mehr die angemessene medizinische Behandlung zu erhalten.

Ist der Patient Kunde?


Sehen unsere Gesundheitspolitiker den Patienten nicht gern als Kunden in einem hochmodernen Gesundheitssystem? Nur – werden wir tatsächlich als solche behandelt? Vielleicht am ehesten, wenn wir noch »gesund« eine Arztpraxis aufsuchen und es um Prävention geht, das heißt, wenn wir Untersuchungen machen lassen oder Behandlungen »einkaufen«, um eine Erkrankung rechtzeitig zu erkennen oder gar zu verhindern. Wenn wir Glück haben, sind wir dann König.

Ist der Kunde jedoch krank, steht er in einem anderen Licht, geschwächt, hilfesuchend, möglicherweise unter Schmerzen und mit großer Angst. Spätestens jetzt ist er als Kunde mit dem Arzt nicht mehr auf gleicher Augenhöhe. Eigentlich kenne ich auch nur bekleidete Kunden in Hosen und Schuhen in würdevoller Umgebung. Kranke aber müssen sich entkleiden, ihre schamhaftesten Körperteile bloßlegen, schmerzhafte Untersuchungen und Behandlungen erdulden, und sie enthüllen selbst ihre verschüchterte Seele, um von Fremden – den Behandlern – Trost und Hoffnung zu erhalten.

Ich habe mich während der Krebstherapie niemals als Kundin gefühlt, sondern wie eine hilfsbedürftige schwerkranke Frau und Mutter, die Rettung sucht – in vielen Momenten ohnmächtig, verängstigt, entsetzt. Fast alle Menschen, die schwer erkrankt sind und Hilfe benötigen, empfinden ähnlich. Umso mehr brauchen wir kompetente Helfer, die geeignete Medizin und vor allem seelische Unterstützung in einer würdevollen Umgebung.

Wie viele Patienten geben resigniert ihre Identität an der Pforte einer Klinik ab, weil sie keine Chance für das eigene Ich »da drinnen« mehr sehen. Auch heute, in unseren zahlreichen hochmodernen, anerkannten Behandlungsburgen wie den Brustkrebs-, Darmkrebsoder Lungenkrebszentren bleibt die Seele des Erkrankten häufig auf der Strecke. Wenn ich in einem zertifizierten Brustzentrum auf den Fluren und in den Aufenthaltsräumen statt Bildern gerahmte Urkunden vorfinde, die vor lauter Re-Re-Re-Zertifizierungen der Klinik nur so glänzen und strotzen, ringsherum aber vor lauter Schäbigkeit das einzige kleine Topfpflänzchen zwischen den Stuhlreihen jämmerlich einzugehen droht, möchte ich direkt wieder kehrtmachen. In dieser Trostlosigkeit werden wir Patienten zusammengepfercht und gefügig gemacht. Wir haben dort zu warten, auf das erste Aufnahmegespräch oder das Bett, das noch gar nicht frei ist, und manchmal sogar auf die erste Blutabnahme für die geplante OP am Folgetag, die inmitten der anderen Gleichbetroffenen durchgeführt werden soll – ohne Schutz und Intimität. Vor allem am Aufnahmetag müssen wir dort nicht selten Stunden ausharren. Besonders extrem ist die Situation, wenn uns der Narkosearzt im Aufwachraum inmitten von frisch Operierten, die mitunter stöhnen, spucken, weinen oder plötzlich nicht mehr atmen und deswegen von Schwestern angeschrien werden, über unsere bald erfolgende Narkose aufzuklären versucht. Und ebenso Vertrauen erweckend geht es weiter, wenn inmitten des Gesprächs dieser Doktor durch das Piepsen seines Funktelefons plötzlich mit den Worten verschwindet: »Ich muss mal eben einen Patienten in Narkose schicken. Sorry, bin gleich wieder da.« Und wir bleiben allein zwischen all den Scheintoten sitzen. Ich habe dies erleben müssen und viele Tausende von Menschen ebenso. In solchen Momenten könnte ich die Urkunden mit den Rezertifizierungen von den Wänden reißen. Welch ein Hohn, welch eine Schande!

Die Behandlung eines Patienten kann meines Erachtens nur dann erfolgreich sein, wenn er in seiner Ganzheit als Mensch und nicht nur die Erkrankung selbst behandelt wird, wenn er seine Würde und Eigenverantwortung behalten kann.

Ich hatte es im Laufe der monatelangen Therapie aufgegeben, mir Zuversicht und Hoffnung bei den Ärzten zu erhoffen, um nicht jedes Mal so viel Energie zu verlieren, durch die Enttäuschung und mein darauf folgendes eigenes Echo, nämlich Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Angst. Stattdessen lernte ich ziemlich schnell, heilsame Boten in mir selbst zu suchen. Ich entdeckte meine ganz eigenen, inneren Schätze, die mir niemand wegnehmen konnte, zum Beispiel die Kraft der Selbstheilung durch die Macht meiner Gedanken und Vorstellungsbilder und meines inneren Ratgebers und besten Freundes Tom – über ihn schreibe ich sehr ausführlich in meinem ersten Buch »… und flüstere mir vom Leben«. Jeder hat seine ganz eigenen Kraftquellen, und ich kann jedem Betroffenen nur ans Herz legen, diese zu entdecken und zu nutzen, um seinen Körper, seinen Geist und seine Seele zu stärken. Dann muss man sich auch nicht mehr als Opfer aller Geschehnisse fühlen und hat den Augenblick wieder maßgeblich selbst in der Hand.

Auch der Arzt ist Mensch


Manchmal, wenn es mir in der Krankenhausatmosphäre nicht gutging, half mir der Versuch, die Unnahbarkeit oder Schroffheit vieler Ärzte und Schwestern zu verstehen. Die meisten wirkten völlig überarbeitet, hetzten von Patient zu Patient. Häufig erwartete sie auf den Fluren oder in Patientenzimmern auch noch eine ungeduldige Meute Angehöriger mit endlosen Fragen, Forderungen und Ängsten. Täglich mehr werdende Bürokratie raubte ihnen zusätzlich Unmengen an Zeit und Energie. Wie kann man eine solche Situation tagein, tagaus aushalten? Müssen sich unsere Helfer im Medizinbetrieb nicht selbst schützen oder sogar eine Mauer um sich herum aufbauen, um nicht auszubrennen? Wie könnten sie heilsame Worte finden, eine schlechte Nachricht mit Hoffnung vermitteln, wenn sie in der Ausbildung sehr wenig oder überhaupt nichts über eine »heilsame Sprache«, emotionale und mentale Werte und Empathie in der Arzt-Patient-Beziehung erfahren haben? Und sind Ärzte nicht rechtlich angreifbar, wenn sie einen Patienten nicht deutlich und faktisch eindeutig mit der Wahrheit konfrontieren, so schrecklich diese auch sein mag?

Manchmal wollte ich den überarbeiteten, ausgezehrten und müde aussehenden Ärzten mein eigenes Bett anbieten. Ich fragte mich, ob ich – wäre ich Ärztin – unter solchen Bedingungen meine Patienten noch mit Empathie und Menschlichkeit behandeln könnte. Wie soll das gehen, wenn ich mich vor Erschöpfung fast selbst verliere? Kann ein Mensch einem anderen überhaupt noch fürsorgliche Achtsamkeit schenken, wenn er in der täglichen Hetze zu sich selbst schon nicht mehr fürsorglich ist? Auch der Arzt ist Mensch.

Dieses kritische, reflektierende Hinterfragen verhalf mir zu Zuversicht und Stabilität, und ich wendete es immer dann an, wenn die Sprache oder Haltung der Helfer in der Klinik mein lebensnotwendiges inneres Gleichgewicht zu zerstören drohten. »Sie können nicht...


Rexrodt von Fircks, Annette
Annette Rexrodt von Fircks war 35 und Mutter von drei kleinen Kindern, als sie die Diagnose Brustkrebs erhielt. Doch sie kämpfte und eignete sich überlebensnotwendiges Wissen an. Heute geht es ihr gut. Sie hat mehrer Bücher zum Thema Krebs verfasst, die zu Bestsellern wurden. 2005 gründete sie die "Rexrodt von Fircks Stiftung für krebskranke Mütter und ihre Kinder".

Annette Rexrodt von Fircks war 35 und Mutter von drei kleinen Kindern, als sie die Diagnose Brustkrebs erhielt. Doch sie kämpfte und eignete sich überlebensnotwendiges Wissen an. Heute, zehn Jahre später, geht es ihr gut. Sie hat mehrer Bücher zum Thema Krebs verfasst, die zu Bestsellern wurden. 2005 gründete sie die "Rexrodt von Fircks Stiftung für krebskranke Mütter und ihre Kinder".



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